Berlin hat jetzt die atmende Ampel. Bei Grün geht’s locker weiter, bei Gelb wird übers Bremsen nachgedacht, bei Rot tatsächlich gebremst. Das Modell soll genauer sein als die bundesweite 35/50-Faustformel für die vertretbare Grenze der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Und strenger, damit reagiert wird, bevor es zu spät ist. Indikatoren sind die Reproduktionszahl R, die Zahl der Neuinfektionen und der Belegungsgrad der Intensivstationen. Im Moment ist Berlin in allen Punkten im grünen Bereich – bei R (0,79 versus 1,1 an drei aufeinanderfolgenden Tagen für Gelb und 1,3 für Rot) ebenso wie bei den Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (5 versus 20 für Gelb und 30 für Rot) und der Belegung der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten (9% versus 15% für Gelb und 25% für Rot). Der Senat will wöchentlich berichten und die Limits bei Bedarf justieren.
Eine andere Frage ist, wer in ein paar Jahren überhaupt die Indikatoren berechnen kann: Viele Berliner Schüler verpassen so viel Stoff, dass das Schuljahr gleich bis Januar 2021 verlängert werden sollte. Der Landeselternausschuss griff jetzt diese Idee von Gymnasiallehrern auf, die beim Weiterdenken vor allem zeigt, wie ernst die Lage sein muss. Für viele Grundschulkinder hat das reguläre Schuljahr absehbar nur noch vier bis fünf Präsenztage; während der restlichen Zeit wird zu Hause gewurstelt oder auf die versprochenen Tablets für Benachteiligte gewartet oder auf den angekündigten Leitfaden der Bildungsverwaltung.