Wie dringend Berlin neue U-Bahnen braucht, weiß jeder, der seinen Mitfahrenden in den gelben Wagen regelmäßig unfreiwillig nah kommt, oder am Bahnsteig verzweifelt auf den nächsten Zug wartet. Abhilfe ist lange versprochen, doch Verzögerungen im Betriebsablauf legen das Vergabeverfahren lahm: Der unterlegene Mitbieter Alstom hat Einspruch erhoben, weil der Drei-Milliarden-Euro-Auftrag für 1500 U-Bahn-Wagen an Stadler ging. In vier bis sechs Wochen dürfte die Vergabekammer darüber entschieden haben. Es gibt drei Optionen: 1.: Die Ausschreibung muss nachgebessert werden. 2.: Der Einspruch wird zurückgewiesen. 3.: Sie kippt die Ausschreibung. Nummer 3 würde für Berlin vor allem eins bedeuten: Zurückbleiben, bitte! (Hier kommst du nicht rein).
Na dann sollen sie halt fliegen! Wenn es denn so einfach wäre. In Tegel ging gestern Morgen so gut wie gar nichts mehr, die Stimmung war entsprechend am Boden – wo auch einige Passagiere blieben, weil sie ihre Maschinen verpassten. Dutzende Krankmeldungen des Bodenpersonals resultierten früh in „Chaos im Security-Bereich“ (O-Ton einer Fliegercrew). Die Schlangen reichten quer durch die Hallen, Toiletten waren verstopft, bereits verladenes Gepäck musste wieder ausgeladen werden, weil die Besitzer den Flieger nicht erreichten. Am Abend legte das Gewitter dann kurzzeitig gleich beide Flughäfen lahm. Es kommentiert ein leiderprobter Fluggast: „So etwas habe ich an einem Montag noch nie erlebt.“ Wenn das nicht Laune auf den Beginn der Sommerferien macht.
Apropos fliegen oder nicht fliegen. Kleiner Nachtrag zur FBB-Aufsichtsratssitzung am Freitag: In den ersten vier Monaten dieses Jahres sind 11,5 Millionen Passagiere von und nach Berlin geflogen. Das sind satte 1,5 Millionen Leute mehr als im Vorjahreszeitraum. Setzt sich dieser Trend fort, sprengt das jede Ausbauplanung – auch wenn Flughafenchef Lütke Daldrup nichts davon wissen will, die bisher geplanten Erweiterungen anzupassen. Vielleicht hofft er ja auf den Greta-Effekt. Ich jedenfalls bin mit Flugscham infiziert: In den Sommerurlaub nach Portugal geht’s mit dem Zug.
Aber auch hierbleiben lohnt sich – denn die Friedrichstraße wird im Sommer zur Flaniermeile (CP v. 10.5.). Wie das genau aussehen könnte, dafür hat der Verein Changing Cities, der die Debatte um eine autofreie Friedrichstraße angestoßen hatte, ein Konzept mit vielen tollen Ideen entwickelt. Vorgestellt wird es am Mittwoch, wir schauen schon mal rein. Die Friedrichstraße soll sich zur „Straße der Zukunft“ wandeln: Eine „Safety-Lane“ in der Mitte schafft einen Zwei-Richtungs-Radweg, der im Notfall für Polizei oder Feuerwehr zu räumen ist. Logistik-und Taxi-Zonen werden streng und vorzugsweise automatisiert überwacht. Und zur Verbesserung des Stadtklimas, auch in Hitzesommern, soll „blau-grüne Infrastruktur“ beitragen. Das bedeutet, dass Regen mit Hilfe von begrünten Flächen an der Oberfläche gehalten und direkt im Quartier gespeichert wird. Weitere Gimmicks: „smart benches“ zum Handyladen, als WLAN-Hotspots und für die Erfassung von Umweltdaten. Und „smart bins“ für ein intelligentes Abfall-Management. Klingt utopisch? Stimmt, und das ist auch gut so. Große Herausforderungen brauchen große Lösungen.
Den großen Wurf in der Mietenpolitik sucht SPD-Spitzenkandidatin für die EU-Wahl Katarina Barley, im Nebenjob Noch-Justizministerin. Sie will Vermietern verbieten, für überteuerte Wohnungen zu werben (Q: „Berliner Zeitung“). Tun sie es doch, dürften auch Mietervereine in Zukunft dagegen klagen und nicht wie bisher nur die Mieter selbst. Dafür soll der sogenannte Wucherparagraf ins Zivilrecht überführt werden. Und was bedeutet überteuert? Mieten, die das ortsübliche Entgelt (Miete und Nebenleistungen) um mehr als 20 Prozent überschreiten. Auch die Mietpreisbremse, die in Berlin im Mai 2020 auslaufen würde, will Barley verschärfen und bis 2025 verlängern. Künftig sollen zu viel kassierte Beträge vom Mietbeginn an zurückerstattet werden. Und in die Berechnung des Mietspiegels sollen alle neu abgeschlossenen Mieten der vergangenen sechs und nicht nur vier Jahre fließen. Solange der Mietspiegel allerdings juristisch angreifbar ist, hilft das wenig. Die Deutsche Wohnen hat nach ihrer Schlappe im Kampf gegen die Gültigkeit des Berliner Mietspiegels eine Rüge beim Landgericht eingereicht. Es kommentiert ihr Chef Michael Zahn im taz-Interview vom 4. April: „Das wird immer falsch interpretiert: Wir klagen nicht gegen den Mietspiegel, wir wollen einen rechtssicheren Mietspiegel.“
Der Konflikt um die Kreuzberger Markthalle Neun spitzt sich zu: Das Bezirksamt geht inzwischen davon aus, dass die Betreiber mit als Büros genutzten Wohnungen gegen das Zweckentfremdungsverbot verstoßen. Der Vorwurf war im Zuge der Proteste gegen die Aldi-Kündigung aufgekommen. Eindeutig belegt sei noch nichts, „es erhärtet sich jedoch der Verdacht der Zweckentfremdung“, erklärte Stadtrat Knut Mildner-Spindler (Linke) jetzt auf Anfrage der SPD-Verordneten Sevim Aydin. Für den Fall, dass er sich bestätigt, kündigt Mildner-Spindler „Rückführungsmaßnahmen unter Androhung von Zwangsmitteln und sofortiger Vollziehung“ an. Die Betreiber der Markthalle weisen den Vorwurf von sich: „In der Baugenehmigung für die Markthalle ist eine rein gewerbliche Nutzung vorgesehen“, heißt es auf ihrer Webseite. Eine Umwandlung von Gewerbe- in Wohnraum sei ihnen nicht bekannt.
Weitere Enthüllungen zum gestohlenen Goldnest (Wert: ca. 80.000 Euro) in der Biesdorfer Fuchsberg-Grundschule: Wie mein Kollege Ingo Salmen erfuhr, war die Schule zu Unterrichtszeiten für jeden zugänglich, statt wie üblich nach Unterrichtsbeginn verschlossen und nur auf ein Klingeln aus dem Sekretariat geöffnet zu werden. Deshalb konnten zwei junge Intensivtäter und ein Kind das Gebäude vor dem Diebstahl auskundschaften. Außerdem soll nach einem ersten Einbruchsversuch Ende November die Scheibe einer Eingangstür nur notdürftig durch eine Holzplatte ersetzt und erst in den Winterferien Anfang Februar vollständig repariert worden sein. Mehr dazu und welche Mängel es an der erst im vergangenen Jahr eröffneten Schule sonst so gibt, lesen Sie heute Nachmittag im Leute-Newsletter aus Marzahn-Hellersdorf, kostenlose Bestellung hier.
In einem Monat beginnen die Sommerferien, doch rund 100 Sechstklässler und ihre Familien wissen noch immer nicht, wie es für sie danach weitergeht. Sie haben trotz Schulbauoffensive noch keinen Platz an einer Oberschule – eine „Bankrotterklärung“, sagt Cornelia Flader, CDU-Bildungsstadträtin aus Treptow-Köpenick, woher allein 75 der Betroffenen kommen. Eine Krisensitzung am Montag mit drei Bezirken und der neuen Bildungs-Staatssekretärin Beate Stoffers brachte noch keine Lösung. Für Bildungssenatorin Sandra Scheeres nur eine von vielen Baustellen: Denn das kostenlose Mittagessen verschärft auch die Raumnot an den Grundschulen: Jede fünfte Schule weiß nicht, wie sie die Verköstigung von viel mehr Kindern stemmen soll. Scheeres hat sich jetzt in einem Infobrief an Eltern und Schulen gewandt. „Für dennoch auftretende Umstellungsprobleme bitte ich Sie schon heute um Verständnis“, schreibt sie. Doch das bleibt aus. Als „lächerlich“ bezeichneten Betroffene das Schreiben. „Es wird ein Desaster, wir erwarten Qualitätseinbußen im Essen und in der Betreuung“, sagt Anke Erler, Elternvertreterin der Anna-Lindh-Schule in Wedding, mit 800 Kindern Berlins größte Grundschule. Schade, dass eine gute Idee wie das kostenlose Schulessen durch ihre überstürzte Umsetzung zu scheitern droht.
Berliner Schnuppen

Telegramm
Niki Lauda ist tot. Das gab die Familie des großen Formel-1-Rennfahrers in der Nacht bekannt. „Unser geliebter Niki ist am Montag, den 20.05.2019, im Kreise seiner Familie friedlich entschlafen ist. Seine einzigartigen Erfolge als Sportler und Unternehmer sind und bleiben unvergesslich. Sein unermüdlicher Tatendrang, seine Geradlinigkeit und sein Mut bleiben Vorbild und Maßstab für uns alle. Abseits der Öffentlichkeit war er ein liebevoller und fürsorgender Ehemann, Vater und Großvater. Er wird uns sehr fehlen”, heißt es in einer Mail der Familie Lauda.
Knolle statt Knöllchen: Ein breites Bündnis fordert höhere Strafen fürs Falschparken. Mindestens 100 Euro soll das Stehen auf der Radspur oder in zweiter Reihe kosten. Doch auch die härtesten Strafen nützen nichts, wenn ein Verbot nicht kontrolliert wird. Bisher scheitert Berlin daran – noch.
30 Jahre danach. Mit einem Festival an acht Orten will Berlin das Jubiläum des Mauerfalls feiern. Jetzt steht das Konzept des Senats. Es soll durch Videoprojektionen und Soundinstallationen nicht nur den Mauerfall vermitteln, sondern auch den Weg zur friedlichen Revolution aufzeigen.
Michael Müller weilt derweil weiter in Tokio. Gestern stand Händeschütteln mit Mitsubishi-Spitzenmanagern auf dem Programm. Die Elektro-Abteilung des Autokonzerns will sich demnächst auf der Berliner Innotrans präsentieren. Heute und morgen nimmt Müller am BürgermeisterInnen-Gipfel „Urban 20“ teil, der die Interessen von 27 Metropolen für die Beratungen der G20 bündelt.
Für etwas Aufregung auf Twitter sorgte am Montag ein Foto von Müllers Delegation aus Unternehmern und Institutionsvertretern, das in Sachen Frauenquote nur von Seehofers Führungsriege im Innenministerium unterboten wird: Es zeigt BVG-Chefin Sigrid Nikutta als einzige Frau unter mehr als 20 Männern. Wen so etwas ärgert, für den könnte diese Ausschreibung interessant sein: Die Berliner Wasserbetriebe suchen eine/n Diversity-Beauftragte/n.
Kaum gewählt, will der neue CDU-Landeschef es gleich besser machen als seine Vorgängerin. Kai Wegner besucht heute die Fraktionssitzung seiner Partei im Abgeordnetenhaus. Der von ihm gestürzten Monika Grütters war vorgeworfen worden, zu wenig in der Fraktion und an der Basis präsent zu sein.
Juso-Chef Kevin Kühnert ist sauer, diesmal aber in seiner Funktion als Verordneter in Tempelhof-Schöneberg. Er wirft Renate Künast vor, sich über seine Bekanntheit profilieren zu wollen (Q: „Morgenpost“). Künast hatte Kühnert in einem offenen Brief aufgefordert, sich für den Erhalt der Bäume an der Urania einzusetzen. Hintergrund ist ein Streit um ein französisches Kunstwerk, für dessen Sichtbarkeit bis zu acht Bäume weichen sollen.
Weichen muss auch der Wahl-o-Mat für die Europawahl – zumindest vorerst. Das hat das Verwaltungsgericht Köln am Montag auf Antrag von Volt Deutschland entschieden, die sich als kleine Partei durch den Anzeigemechanismus des Online-Tools benachteiligt sah.
Räumpanzer, Wasserwerfer, mehr als 1000 Polizisten und sogar Soldaten – wer die internen Papiere von Mecklenburg-Vorpommerns Polizei zum Fusion-Festival liest, könnte meinen, die Beamten bereiten sich auf einen Bürgerkrieg und kein seit Jahren friedlich stattfindendes Kunstfestival vor. Die ganze Recherche von „Zeit Online“ gibt’s hier.
Weil er die Hakenkreuz-Form der Kleiderständer bei Kik kritisierte, bekam ein 15-Jähriger am Wochenende Hausverbot in der Filiale im Berliner Ring-Center. Die Unternehmenskommunikation will von dem Vorfall nichts wissen und preist die Kreuzwinkel als platzsparend und unpolitisch an.
Mit nur drei Jahren Verspätung: Im Juni soll eine zweite Brücke für Radfahrer über die Yorckstraße eröffnet werden.
Und gleich noch eine gute Nachricht für Radfahrer: In Berlin werden weniger Räder geklaut. Eine neue Studie zählt 837 Fahrraddiebstähle pro 100.000 Einwohner. Damit ist Berlin nicht mehr Spitzenreiter.
BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:
Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.
Zitat
„Ich glaube, das ist mit Abstand der dünnste und schlechteste Kaffee, den es in ganz Deutschland gibt.“
CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer bei einem Wahlkampfauftritt im niedersächsischen Neustadt am Rübenberge (Q: ntv). Für den Fall, dass sie Kanzlerin wird, hat AKK große Pläne: „Das wäre ja schon mal ein Ziel, was man ändern könnte für die Zukunft.“
Wenn sie im Kanzleramt fertig ist, kann sie gerne im Tagesspiegel-Haus weitermachen.
Tweet des Tages
Junge Touristin im Bus: „Hallo, kann man hier auch mit Karte zahlen?“ Busfahrer: „Wat?“
Stadtleben
Essen & Trinken – Perfekt zu Steak und Wild passende Weine gibt es, glaubt man den Etiketten, zuhauf. Aber bedenkt man die Entwicklung von Essgewohnheiten (von der bloßen gustatorischen Ästhetik über die Ethik, zur ethischen Ästhetik oder auch „Essthetik“), müssten diese Weine auch zuhauf aus der Zeit fallen. Und aus den Regalen verschwinden. „Tiefrot, animierend frisch“ und trotzdem auch zu vegetarischen Gerichten Geeignetes kann man bei einer Auswahl an Degustations-Menüs bei Wein & Vinos auf dem EUREF-Campus 25, Torgauerstraße 12-15, S-Bhf Schöneberg kennenlernen. Ab 19.30 Uhr, zur Anmeldung gegen 89 Euro bitte hier entlang.
Berlinbesuch – Einen Einblick in, sagen wir, den akademischen Materialismus, gibt heute die Freie Universität. Das Chemiestudium am Standort Berlin soll auf ein neues Level gehoben werden – und zwar durch einen Neubau des gesamten Institutsgeländes aus Glas, Stein und Stahl – hier ausführlich. Heute feiern FU-Präsident Günter M. Ziegler, die Institutsleitung, Senatsbaudirektorin Regula Lüscher und der Senatssekräter für Wissenschaft und Forschung Steffen Krach die Inbetriebnahme des ersten Bauabschnitts – und geben einen Einblick in die Perspektiven, die sich für Studium und Forschung aus der Neukonstruktion ergeben. Ab 14 Uhr in der Arminallee 22, Großer Hörsaal, U-Bhf Dahlem-Dorf
Geschenk – Mit politischem Weltgeschehen aufgeladene Fotos verweisen nicht immer nur durch entsprechende Motive auf ihre Querbezüge. Fotografien beispielsweise, mit ausgeprägtem Farbstich und eigenartigen Belichtungswerten, einem deutlichen, zum Rande immer stärker ausgeprägten Schatten (Vignette) und insgesamt hoher Unschärfe in Schnappschussästhetik – Bilder voller technischer Fehler also – können auf eine lomografische Praxis verweisen. Der Begriff geht auf einen einfachen, ursprünglich sowjetischen Fotoapparat zurück, den zahlreiche Fotografen nach dem Kollaps der Sowjetunion den immer automatischer und perfekter arbeitenden High-Tech-Kameras der 90er vorzogen. Wer in der offensichtlichen Absage an den technischen Fortschrittswahn noch keine politische Dimension erkennt, nehme diese: Eine Gruppe visionärer Wiener Studenten soll die Rechte an der Lomo LC-A dem damaligen Sankt Petersburger Vizebürgermeister – einem gewissen Vladimir Putin – abgekauft und damit den Trend erfunden haben. Hier entlang zum Online Shop, einer Liste mit Bezugspunkten, einem Magazin mit Hinweisen zu Workshops, Ausstellungen und Bildern zur Inspiration etc. – alles zentral organisiert unter lomography.de.
Last-Minute-Tickets – Eigentlich ist das about blank auf von tieffrequenten elektronischen Beats getriebene lange Tanznächte spezialisiert. An einem Dienstagabend kann man es aber auch mal etwas ruhiger und nachdenklicher angehen lassen. So findet hier heute eine Veranstaltung zum 40. Jubiläum von Pierre Bourdieus opus magnum „Die feinen Unterschiede“ statt. Zu Gast ist Barbara Rothmüller von der Uni Wien, die mit dem Anspruch angekündigt ist, dem Publikum die Sache mit dem Kulturellen Kapital und den Zusammenhang von (Klassen-) Abstammung und Geschmack verständlich zu erklären. Insbesondere wer gar nicht weiß, wovon hier die Rede ist, aber zugleich findet, dass in einem Techno-Club unmöglich eine ernstzunehmende Bildungsveranstaltung stattfinden könne, sollte unbedingt hingehen. Eintritt 2/ 1 Euro, ab 20 Uhr am Markgrafendamm 24c, S-Bhf Ostkreuz
Noch hingehen – Hochnäsig ist eigentlich die einzig adäquate Art, sich durch die Ausstellung in der Galerie Wedding zu bewegen. Wie schade es nämlich ist, dass das aus dem Tierreich bekannte Heben der Nase in den Wind unter uns Zweibeinern derart schlechtes Ansehen genießt, führt die Geruchsforscherin und Künstlerin Sissel Tolaas in der aktuellen Ausstellung „22" in der Galerie Wedding vor. Die titelgebende Zahl 22 nimmt Bezug auf die einstigen 22 Windmühlen, die wiederum der Weddinger Müllerstraße zu ihrem Namen verhalfen. Ebenfalls 22 Ventilatoren sind nun für die Distribution von 22 der Müllerstraße abgewonnenen Gerüchen im Ausstellungsraum zuständig. Heute ab 18 Uhr kann man naserümpfend an einem kuratorischen Rundgang teilnehmen sowie ab 19 Uhr einem Gespräch mit der Künstlerin und der Autorin Solvej Helweg Ovesen beiwohnen. Bis 1. Juni in der Müllerstraße 146/147, U-Bhf Leopoldplatz
Verlosung – Was Elektromobilität alles kann, ist eindrucksvoll in Formel E-Rennen zu sehen: Die Leistung der Fahrzeuge ist genormt – die aus anderen Formaten bekannten Materialschlachten (heißt: Wettkampf der Hersteller und ihrer Fahrzeuge bei zugleich immer unwichtiger werdenden Sportlern) werden so weitgehend ausgeschlossen. Stattdessen werden hier vermehrt dem Computerspiel ähnliche Elemente eingebaut, wie „Attack-Mode“, Fanboost und Rasen im abgesperrten Stadtbereich. Allzu sportlich müssen Sie nicht sein, allzu gemütlich allerdings auch nicht, wenn Sie an Tickets für das Rennen interessiert sind. 4x2 Tribünentickets (zur Abholung im Tagesspiegel Shop) verlosen wir nämlich unter allen, die bis 12 Uhr eine Email an checkpoint@tagesspiegel.de schreiben.
Mit diesem Stadtleben wünscht Ihnen Thomas Wochnik einen guten Tag.
Prominent verraten
Auf dem Grünstreifen vor der Urania, im Wahlkreis der Berlinerin der Woche, sollen diese Bäume für die bessere Sichtbarkeit des Kunstwerks „Arc de 124,5°“ gefällt werden. Ihre Position dazu: „Ich setze mich für den Erhalt dieses Stadtgrüns ein".

Bekannte Berliner fotografieren für uns eine Woche lang täglich Ausschnitte aus ihrem Leben. Die Auflösung kommt immer freitags - mit einem Selfie.
Erraten Sie, wer sich diesmal hinter den Bildern versteckt?
Gewinnen Sie eine „Checkpott“-Kaffeetasse.
Jetzt mitmachen
Berlin heute
Verkehr – Die Straße des 17.Juni (Tiergarten), die Eberstraße zwischen Behrenstraße und Scheidemannstraße sowie die Yitzhak-Rabin-Straße zwischen Großer Stern und Brandenburger Tor sind ab 12 Uhr bis Donnerstag um 7 Uhr voll gesperrt. Die Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße (Schöneberg) ist zwischen Maienstraße und Kurfürstenstraße in Fahrtrichtung Lützowplatz gesperrt. Die Otto-Braun-Straße (Mitte) ist in der Nacht auf Mittwoch in Richtung Alexanderplatz zwischen Mollstraße und Wadzeckstraße gesperrt. Die Mühlenstraße (Friedrichshain) ist zwischen Marianne-von-Rantzau-Straße und Mildred-Harnack-Straße in beiden Richtungen verschwenkt und auf jeweils einen Fahrstreifen verengt. Auf der Oranienburger Straße (Wittenau) steht zwischen Techowpromenade und Görschenplatz in beiden Richtungen jeweils nur ein Fahrstreifen zur Verfügung.
Demonstration – Etwa 15 Teilnehmer werden zur Kundgebung unter dem Motto „Anti-Chevron-Day“ zwischen 9.30-12 Uhr in der Joachimsthaler Straße nahe der Ecuadorianischen Botschaft von Attac Deutschland erwartet. Ebenfalls anlässlich des „Anti-Chevron-Day 2019“ erwartet der Verein Global Connect Berlin zwischen 17 und 20 Uhr etwa 30 Teilnehmer am Pariser Platz. Zur Kundgebung für „Solidarität mit der Zivilbervölkerung in Idlib, Syrien“ werden von 17 bis 20 Uhr 30 Teilnehmer am Breitscheidtplatz erwartet. Die Internationalistische Liste NLPD erwartet zwischen 13.30 und 15 Uhr 50 Teilnehmer am Hindenburgdamm am Eingang des Campus Benjamin Franklin zur Kundgebung „Europawahl“. Zur „Mahnwache für den Frieden“ erwartet die Evangelische Kirchengemeinde Hohenschönhausen Nord von 17.30 bis 18.30 15 Teilnehmer am S-Bhf Wartenberg. Von 18.30 bis 19.30 Uhr findet am Pariser Platz die „Klimawache Berlin – Mehr Klimaschutz, schneller Kohleausstieg" mit etwa 90 Teilnehmern statt.
Gericht – Weil er sich als Polizist ausgegeben und Senioren vorgegaukelt haben soll, er und seine Mittäter müssten zur Sicherung vor Einbrüchen die Wertsachen an sich nehmen, kommt ein 33-Jähriger auf die Anklagebank. 15 Versuche scheiterten, weil sich die Geschädigten nicht täuschen ließen (13.30 Uhr, Amtsgericht Tiergarten, Turmstraße 91, Saal 572).
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Walter Homolka (55), Direktor des Abraham Geiger Kollegs Potsdam / Hans Jagnow (31), „Präsident des eSport-Bundes Deutschland“ / „Für mein Liebsten Jürgi. Bussi XXL H.“ / Sibylle Meister (56), für FDP im AGH / Gunda Schumann (65), „Juristin, Soziologin, Feministin, alles Liebe von Deiner Christiane“ / Julia Thurnau (45), Schauspielerin / Katharina Friederike Wagner (41), Honorarprofessorin für Regie an der „Hanns Eisler“ / Bodo Wartke (42), Kabarettist, Liedermacher und Schauspieler / Krystyna Wochnik (65)
Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.
Gestorben – Silvester Berger, * 2. August 1936 / Rolf Eckrodt, Mitglied des Freundeskreises „Die Apostel“ / Dr. Michael Schlößer, * 26. Mai 1946. Wirtschaftsprüfer und Steuerberater / Friedrich Steinhauer, * 6. Juni 1933, ein Nachruf auf die „Nachtigall von Ramersdorf“ von Gregor Eisenhauer
Stolperstein – Die Laufbahn des Baritons Johannes Lorie „Juan Luria“ (Jhg. 1862) hatte ihn, nach Studien in Berlin und Wien, vom Posten des Königlich-Württembergischen Hofsängers in Stuttgart über die New Yorker Metropolitan Opera und Mailänder Scala zurück in die Berliner Bleibtreustraße 44 in Charlottenburg geführt. Hier widmete er sich ab 1908 vorwiegend seiner pädagogischen Tätigkeit. 1937 floh er vor den Nazis nach Holland. In Den Haag , wo er wieder unterrichtete, wurde er nach der Besetzung Hollands verhaftet, zunächst in das Internierungslager Westerbrook verschleppt und anschließend im Vernichtungslager Sobibor am 21. Mai 1943 ermordet – heute vor 76 Jahren.
Im Tagesspiegel
Attraktive Zugverbindungen, mehr Pünktlichkeit und Tausende neuer Jobs: Das sind die Ziele von Richard Lutz. „Wir sind die Guten“, sagt der Vorsstandsvorsitzende des größten deutschen Staatskonzerns. Lesen Sie das Interview mit dem Bahn-Chef heute auf Seite 17 im Tagesspiegel und im E-Paper.
Encore
Parklets können in dieser Stadt ja so einiges anrichten. Fast einen Baustadtrat stürzen zum Beispiel. Gegen die Kündigung für den Betreiber von Kamil Mode auf dem Kottbusser Damm war nun aber auch das bundesweit (weltweit?) erste Parklet gegen Mietenwahnsinn machtlos. Der Laden ist geräumt, im Kampf gegen Investoren muss Kreuzberg diesmal passen. Um die Parklets aber wird weiter gestritten: Zum Beispiel heute Abend, beim „Austausch zur Zukunft der Bergmannstraße“ im Columbia-Theater, 18 bis 21 Uhr.
Morgen früh sortiert hier Lorenz Maroldt wieder das Geschehen für Sie. Ich wünsche Ihnen einen schönen Dienstag,
Ihre