für das „Wall Street Journal“ ist Berlin die „Nachtclub-Hauptstadt der Welt“ – und weil die Clubs in einer „existenzielle Krise“ stecken, widmet das Hauptblatt der Weltwirtschaft der Stadt einen dramatischen Text: „Paris has the Louvre, London its royal palaces and Berlin its nightclubs“ – oder besser gesagt: Berlin hatte seine Clubs, denn seit Corona wummert hier nichts mehr (außer beim Corona-Rave im Urbanhafen).
Um die Clubs zu retten, will die Koalition sie jetzt als Kulturstätten anerkennen. Die Voraussetzung für den Status: ein „regelmäßiger Spielbetrieb und ein anerkanntes künstlerisches Profil“ mit „kuratiertem Programm, musikästhetischem Anspruch und raumgestalterischem Konzept“. Klingt ein bisschen nach Staatsoper auf der Museumsinsel und Senatsrock mit Stützstrumpf.
DJ Dieters rollende Disko hätte da jedenfalls ebenso wenig eine Chance auf Anerkennung wie ein avantgardistischer Aufstand gegen das Club-Establishment. Angie Pohlers schreibt im Tagesspiegel: „Die Clublandschaft lebt von ihren tektonischen Verschiebungen, von Schließungen, die eben auch Raum und Möglichkeiten für Neues bieten, vielleicht auch für eine neue Clubbetreiber-Generation und neue Konzepte. Hedonismus hat schließlich viele Gesichter.“
Und doch ist es jede Anstrengung wert, die Clubs zu erhalten – denn wenn sie gehen, tanzen dort, wo sie waren, nachts nur noch die Mäuse auf Bürotischen herum. Es kommentiert Lars Eidinger: „Erst wenn die letzte Party geräumt und der letzte Club geschlossen ist, werdet ihr merken, dass Berlin zu dem Kaff geworden ist, aus dem ihr gekommen seid.“ Und im Ohrensessel lässt es sich eben nicht so gut tanzen.
Übrigens: Falls Sie es noch nie geschafft haben, an Sven Marquardt vorbei zu kommen – das Wall Street Journal verrät da ein kleines Geheimnis: Burkhard Kieker, Chef von Visit Berlin, „occasionally helps famous visitors get into Berghain“.