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Wie Flughafenchef Lütke Daldrup auf den 31.10.20 kommtBerliner sollen an Silvester knutschen statt knallenInterview mit Hermann Wolter, der 33 Jahre auf der Straße lebte

2736 Tage nach Nichteröffnung des BER verkündete Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup einen neuen Eröffnungstermin – seinen Plan stellte er gestern dem Aufsichtsrat vor: Am 31. Oktober 2020 landet die erste Maschine, acht Tage später macht Tegel dicht. Nebenan in Schönefeld herrschte da gerade Bombenstimmung: Ein explosives Fundstück aus WK II (Entdeckung 75 Jahre verspätet) legte am Freitagmittag den Airport SXF für eine Stunde lahm.

In den angeschlossenen Funkhäusern schwebten zur gleichen Zeit die Finger der Nachrichtenchefs zitternd über der Enter-Taste – wer würde als Erster die frohe Botschaft verkünden? 13 Jahre nach dem Spatenstich ging es plötzlich um Sekunden. Es war dann die Flughafengesellschaft selbst, mit einem Tweet um 14.21 Uhr.

Drei Minuten später meldete sich dann hektisch der RBB, ganz so, als könnte die Eröffnungsverspätung noch aufgeholt werden: „+++EIL+++ Der BER soll am 31. Oktober 2020 öffnen.“ Jaja ok… (Es ist übrigens der allerletzte mögliche Tag im vor drei Jahren versprochenen Monat Oktober 2020).

Die Bahn hatte da längst ihren Teil am Kommunikationskuchen klargemacht – ihre Infomail, versendet um Punkt 12, trug den Betreff: „+++Achtung!!! Sperrfrist bis zur offiziellen Bekanntgabe des Eröffnungstermins durch den Flughafen Berlin-Brandenburg +++Bahnhof am neuen Berliner Flughafen startklar“. Was nicht verraten werden durfte: „Wir hatten unsere Gleise und Bahnsteiganlagen bereits zum ursprünglich vorgesehenen Termin rechtzeitig fertiggestellt.“  Na dann: Herzlichen Glückwunsch nachträglich.

Die verehrten Kolleginnen und Kollegen anderer Medien warteten anschließend auf die Pressekonferenz nach der Aufsichtsratssitzung, Team Checkpoint machte sich unterdessen auf die Suche nach der geheimnisvollen BER-Formel, die das Rätsel des Tages erklären sollte: Wie kommt der Flughafenchef auf den 31.10.20? Zugegeben, es war harte Arbeit, doch gestählt durch das Seminar „Mathe mit dem Checkpoint“ haben wir sie gefunden, die Formel – und gelöst! We proudly present:

6 + 40 - (64 x 3037 + 2737 - 503000 - 10 x 2031 + 7 x 8 x 42 + 12529 + 350) = 311020

311020! Also der 31.10.20. So, und jetzt die Frage für BER-Kenner: Was zum Teufel (Halloween!) haben die Zahlen zu bedeuten? Na klar, als aufmerksame Checkpoint-Leserinnen und -Leser wissen Sie das. Der Reihe nach

6: Zahl der geplatzten Eröffnungstermine.
40: Breite von Terminal 2, dessen Rohbau pünktlich fertig war.
64: Alter von Flughafenchef Lütke Daldrup am Tag der angekündigten Eröffnung.
3037: Stand des BER-Counters „Tage seit Nichteröffnung“ am Tag der angekündigten Eröffnung.
2736: Stand des BER-Counters „Tage seit Nichteröffnung“ am Tag der Verkündung des neuen Eröffnungstermins).
503000: Jahresgehalt von Flughafenchef Lütke Daldrup.
10: Zahl der Wildpferde, die Flughafenchef Lütke Daldrup der Gemeinde Schönefeld geschenkt hat.
2031: Zahl der verbliebenen Mängel am Tag der Verkündung des neuen Eröffnungstermins.
7: Zahl der gescheiterten Flughafenchefs seit 2012, inkl. Technikchefs, exkl. Flughafenchef Lütke Daldrup.
8: Zahl der Gepäckbänder im BER-Terminal 1.
42: Lt. Douglas Adams die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest.
12529: Die Postleitzahl der Flughafengesellschaft.
350: Länge von Pier Süd.

Eigentlich ganz einfach, oder? Wäre das also geklärt. Und für Mathe-Muffel (pssst, nicht verraten): Es gibt einen verkürzten Lösungsweg – der Flughafenchef hat genau am 31.10.20 Geburtstag.Zwei Anlässe, eine Feier: Das ist Effizienz.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke veröffentlichte übrigens gestern um 14.49 eine schriftliche Erklärung zum neuen Eröffnungstermin: „Ich habe großes Vertrauen in die Geschäftsführung.“ Von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller gab es gestern vier Pressemitteilungen zu allerlei Themen der Weltgeschichte. Eine zum BER war nicht dabei. In der Senatskanzlei wird offenbar noch gerechnet. Wir schließen dieses Kapitel für heute mit einem Zitat von Flughafenchef Lütke Daldrup, dem Mann des Tages: „Ein Flughafen ist nie fertig.“ Aber am 31.10.20 wechselt der BER seinen Aggregatszustand – die Tage seit Nichteröffnung zählt der Checkpoint mit seinem BER-Counter bis dahin aber vorsichtshalber weiter.

Zu einem anderen wichtigen Thema:

Am Wochenende fallen die Temperaturen unter den Gefrierpunkt – tausende Menschen, die in Berlin auf der Straße leben, sind dann in Lebensgefahr. Für sie ist der Kältebus der Stadtmission oft die letzte Rettung. Seit 25 Jahren fahren die Helfer durch die Berliner Winternächte, ausgerüstet mit warmen Getränken, Schlafsäcken und Kleidung – und bringen akut von der Kälte gefährdete Obdachlose in Notunterkünfte. Wenn Sie also Menschen in Not sehen, rufen Sie bitte die Nummer 01785235838 an, bevor es zu spät ist – auch wenn Sie im Zweifel sind.

Gemeinsam mit Ihnen wollen wir vom Team Checkpoint diese überlebenswichtige Arbeit unterstützen. Bis zum 8. Dezember spenden wir deshalb für jedes neu abgeschlossene Checkpoint-Jahresabonnement 30 Euro an die Kältehilfe der Stadtmission. Ihre Hilfe kommt direkt dem Einsatz der Kältebusse und dem Betrieb von vier Notübernachtungen, einem Nachtcafé und einer mobilen Straßenambulanz zugute. Den Link zur Anmeldung für die Abo-Aktion finden Sie hier.

Wie wichtig rechtzeitige Hilfe in eisigen Nächten ist, hat Ann-Kathrin Hipp gestern von Hermann Wolter erfahren – der gelernte Kaufmann lebte 33 Jahre unter freiem Himmel, mal auf den Berliner Straßen, mal im Grunewald. In einer eiskalten Dezembernacht lag er auf einer Parkbank am Halensee, als ihn eine ältere Dame ansprach. Wolter sagte ihr, er spüre seine Füße nicht mehr – sie holte sofort Hilfe. Im Krankenhaus stellten die Ärzte dann Erfrierungen zweiten Grades fest. Mehr über die Geschichte des 63-Jährigen und wie er heute lebt, erfahren Sie weiter unten in der Rubrik „Durchgecheckt“ (Abo-Version).

Wie viele Obdachlose tatsächlich mitten unter uns in Berlin leben, will
Sozialsenatorin Elke Breitenbach im Januar zählen lassen – falls Sie mitmachen wollen: Infos zur „Nacht der Solidarität“ gibt es hier. Und wenn Sie mehr über die Arbeit der Stadtmission und den Einsatz der Kältebusse lesen wollen, empfehle ich Ihnen diesen Artikel hier.

Außerdem heute im Checkpoint für Abonnenten (u.a.):

+ Abgesagt: Warum die Predigt zur Wiederöffnung der Friedrichwerderschen Kirche ausfällt.
 
+ Cooler Job: Die BVG sucht Cabriofahrer – mitten im Winter.

+ Sehnsucht nach damals: Wie die Petition zum Wiederaufbau des Anhalter Bahnhofs läuft.

+ Herzensangelegenheiten: Wie Sie heute den Live-Stream der Herz-OP in Bernau verfolgen können.

+ 48 Stunden Berlin: Wochniks Wochenende – Berlins beste Kulturtipps.

+ Checkpott zu gewinnen: Rätselhaftes Berlin… das Quiz für Berlin-Kenner (kleiner Tipp: Regelmäßiges Checkpoint-Lesen hilft!)

Nochmal der Hinweis: Von jedem neuen Jahresabo, das bis zum 8. Dezember abgeschlossen wird, spenden wir 30 Euro zur Unterstützung der Kältehilfe. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie dabei sind! Zur Anmeldung für das Aktionsabonnement geht’s hier.

Haben Sie ein schönes Novemberende und kommen Sie gut in die Zukunft.

Ihr Lorenz Maroldt

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