Innensenator entlässt Polizeichef: Die Hintergründe, der Abschiedsbrief, die Kommentare

Im Herbst war Innensenator Andreas Geisel offiziell noch sehr angetan von seinem obersten Polizisten – die „Morgenpost“ hatte ihn gefragt: „Wie lange wird Klaus Kandt noch Polizeipräsident sein?“ Geisel: „Solange er gute Arbeit leistet und wir gut, loyal und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Und das alles ist der Fall.“ Mopo: „Sie hätten genug Gründe, ihn abzusetzen.“ Geisel: Solche Gründe kann ich nicht erkennen.“ Mopo: „Die Versäumnisse in der Führung sind aber doch offensichtlich.“ Geisel: „Das sehe ich anders. Ich arbeite vertrauensvoll mit Herrn Kandt zusammen. Ich vertraue weiterhin der Polizei und ihrer Führung.“ Gestern früh war damit Schluss: Geisel versetzte den 57 Jahre alten Beamten Kandt Knall auf Fall in den sofortigen Ruhestand.

Es gilt Lenins Wort in der Fassung von Geisel: Vertrauen ist gut, Rausschmiss ist besser – wenn er denn der eigenen Beförderung von der Innenverwaltung quer über den Molkenmarkt zum Roten Rathaus dient. Kein Zauderer, nein: ein Entscheider! Und als solcher sagt er nach Vollstreckung der Kandtschen Abschiebung zur Nachfolgefrage in der „Abendschau“: „Ich bitte da einfach um Vertrauen, ich habe da einen konkreten Plan.“ Das glauben wir ihm gerne.

Dass Geisel sich von Kandt irgendwann trennt, hatte sich angebahnt – aber so drastisch? Und so plötzlich? Ohne gleichzeitige Neubesetzung?