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Dahlem meldet Oktober-Wärmerekord von 24,9 Grad für Berlin Post schafft wegen vieler Corona-Krankmeldungen ihre Zustelltouren nicht Vier Kinder bei Unfällen mit Autos schwer verletzt

schon heute Nachmittag soll der Oktober wieder golden werden. Gestern wäre er platinen gewesen, wenn es das Wort gäbe: „Wir hatten 24,9 Grad an der Messstation Dahlem“, meldete Jörg Riemann, Chefmeteorologe der „Wettermanufaktur“, abends am CP-Telefon und lieferte gleich eine Einordnung dazu: „Du liebe Güte!“ Denn der alte Berliner Rekord für die zweite Oktoberhälfte von glatt 23 Grad (erreicht am 16.10.2007 und am 26.10.2006; Daten gibt’s seit 1908) wurde weit übertroffen. „Im Juli wäre bei genau der gleichen Wetterlage die Frage gewesen, ob wir die 40 Grad knacken werden“, sagt Riemann. Schönes Wetter ist kein gutes in der Klimakrise.

Was klingt wie eine Meldung aus dem Archiv, ist aktueller denn je: Berliner Schüler/innen sitzen im bundesweiten Vergleich ganz weit hinten – bei weiter gesunkenem Niveau und nochmals gewachsener Kluft zwischen privilegierten und schwierigen häuslichen Verhältnissen. Laut dem am Montag vorgestellten IQB-Bildungstrend erreichten in Deutsch bei Lesen und Zuhören 27 Prozent der Berliner Viertklässler nicht den Mindeststandard (Bundesdurchschnitt: 19%). Bei Rechtschreibung lag die Ausfallkwohte bei 46 Prozent (Bund: 30%) und damit noch über der in Bremen, das in den meisten Kategorien Letzter wurde. In Mathe verfehlten in Berlin 35 Prozent der Viertklässler den Mindeststandard (Bund: 22%). IHK-Vizepräsident Stefan Spieker bezeichnet die Qualität der hiesigen Bildung als „ernstzunehmende Bedrohung für den Wirtschaftsstandort“. Unser Tagesspiegel-Interaktiv-Team hat weitere Studienergebnisse detailliert und übersichtlich aufbereitet.

„Hier in Moabit wird seit rund 10 Tagen keine Post mehr ausgeliefert“, schreibt CP-Leser Dietmar S. mit Verweis auf ähnliche Erfahrungsberichte von Nachbarn. Das Problem ist nicht neu, dieses Ausmaß wäre es allerdings. Ein Sprecher der Post teilt auf CP-Anfrage zunächst als „zentrales Anliegen“ mit, dass die Post Zusteller/innen suche. Man biete „sehr gute Arbeitsbedingungen, feste Arbeitszeiten, Tariflöhne und Sozialversicherung. Das Gehalt ist pünktlich am 15. eines jeden Monats auf dem Konto und der Arbeitsplatz ist krisensicher.“ Okay Post, und was ist in Moabit los? Coronabedingt sei der Krankenstand so hoch, das Zustelltouren umverteilt und „vereinzelt“ abgebrochen werden müssten. Die betroffenen Haushalte würden „erst verspätet an den Folgetagen“ beliefert. Es gebe punktuelle Probleme, aber keine langfristigen Brennpunkte. Man bitte um Entschuldigung. Aber lieber nicht per Post.

Oder sind die Zusteller zur PIN AG übergelaufen, die im Auftrag des Landes die Wahlunterlagen zustellt, was ja ebenfalls krisensicher ist und obendrein gerade boomt? Wie laufen die Vorbereitungen auf das Großereignis dort überhaupt? „Wir bereiten uns derzeit lediglich dahingehend auf eine mögliche Neuwahl in Berlin vor, indem wir den Entscheidungstermin (des Landesverfassungsgerichts, Anm. d. Red.) am 16. November abwarten“, teilt ein Sprecher mit.

Vier Polizeimeldungen aus den vergangenen Tagen: Elfjähriger schwer an Kopf und Beinen verletzt, als er beim Überqueren der Wendenschlossstraße von einem BMW angefahren wurde. Fünfjähriger schwer am Kopf verletzt, als er an der Hand seiner Mutter die Prinzenallee überquerte und von einer Autofahrerin gerammt wurde, die auf der Radfahrspur am Stau vorbeizog. Elfjähriger schwer verletzt, als er zwischen haltenden Autos die Scharnweberstraße überquerte und von einem Autofahrer auf der Busspur gerammt wurde. Zweijährige schwer am Kopf verletzt, weil ein Rechtsabbieger in der Straße der Pariser Kommune seiner radelnden Mutter die Vorfahrt nahm, so dass sie mit dem Rad samt Kindersitz stürzte. Berlin ist das Gegenteil von Bullerbü. Es ist furchtbar.

Getagt? Vertan. Gestern wäre der Unterausschuss Verwaltung des parlamentarischen Hauptausschusses dran gewesen. War er aber nicht: Weil „nur vier offene Vorgänge“ zu bearbeiten wären, empfahl die Vorsitzende, die Sitzung ausfallen zu lassen und erst in 14 Tagen wieder zu beraten. „Ich hätte auch für vier Vorgänge getagt“, sagt Ausschussmitglied Roman-Francesco Rogat (FDP), der nach den anderen Fraktionen ebenfalls sein Okay gab, aber nach eigenem Bekunden findet, man könne nicht oft genug über die Modernisierung der Berliner Verwaltung reden. Vertagt wurde u.a. der „Statistische Bericht Fluktuation im unmittelbaren Landesdienst Berlin 2021“. In dem steht u.a., dass mehr als die Hälfte der 55- bis 59-Jährigen, die die Verwaltung verlassen, krankheitsbedingt ausscheiden.

Telegramm

Wir schauen auf den Krieg in der Ukraine:

+++ Russland hat seinen Terrorkrieg mit Luftangriffen auf ukrainische Wohngebäude und Kraftwerke fortgesetzt. In Kiew wurde Montagabend zum vierten Mal seit dem Morgen Luftalarm ausgelöst. Viele Ziele sollen mit iranischen Drohnen attackiert worden sein.

+++ Die Ukraine und Russland haben jeweils mehr als 100 Kriegsgefangene ausgetauscht.

+++ Ein russisches Kampfflugzeug ist über der Stadt Jejsk nahe der ukrainischen Grenze abgestürzt. Ein achtstöckiges Wohnhaus geriet dadurch in Brand; mehrere Menschen sollen getötet und mehrere verletzt worden sein.

Über alle Entwicklungen in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine informieren wir Sie jederzeit in unserem Liveblog.

Kurzer Ausblick auf den Dienstag in Berlin: Die Gewerkschaft GEW ruft Lehrkräfte und Schulpsycholog/innen erneut zum Warnstreik für kleinere Klassen auf, der Senat berät (vsl. ohne Beschluss) über die Ausweitung der Maskenpflicht, am BER fallen streikbedingt viele Eurowings-Flüge aus, die „Letzte Generation“ wird wohl wieder den Autoverkehr stören. Die Behörden wollen die Aktivisten für die Folgen ihrer Proteste – z.B. Feuerwehreinsätze nach mutwilligen Fehlalarmen – verstärkt in Regress nehmen.

Heute ein König. Und eine Königin. Und Franziska Giffey: Die Regiermeisterin empfängt am Mittag Felipe und Letizia von Spanien, mit denen sie u.a. durchs Brandenburger Tor gehen will. Wie muss man sich das vorstellen? Laut Hinweis der Senatskanzlei für Pressefotografen so: „Bildmotiv ist der Gang der Regierenden Bürgermeisterin mit den Staatsgästen von der Westseite kommend auf den Pariser Platz, wo es eine Fotosituation geben wird. Auf der Medienposition wird ein Podest zur Verfügung stehen. Die Medienvertretenden sind gebeten, die Position erst zu verlassen, wenn die Limousine der Staatsgäste den Pariser Platz verlässt.“

Nachschub fürs Betriebsstörungsbingo: Wegen negativer Verspätung seines ICE hat CP-Leser Bernhard L., Pfarrer im Ruhestand und Neuberliner, den Gottesdienst zur Beerdigung seines verstorbenen Vorgängers in Rheine verpasst. Seine Reise, die um 4.01 in Schmargendorf mit dem Nachtbus begann, endete in Spandau, wo der Zug statt um 4.41 Uhr bereits um 4.14 Uhr abgefahren war. „-27 Minuten Verspätung“ steht auf der entsprechenden Bescheinigung, die dem CP rechtzeitig nach Redaktionsbeginn vorlag.

Wie gestern berichtet soll das „South-by-Southwest“-Festival (SXSW ®) von Texas nach Berlin rüberschwappen, aber hier aus Kostengründen wohl anders heißen. CP-Kollege Julius Betschka hat bei Twitter um Namensvorschläge gebeten – und folgende Rückmeldungen bekommen: Berlin Music Week (ähm…), BxBB („Berlin, nicht BrandenBurg“), NxNE, Sausxbraus, East bei East Rest, JWJD („Janz weit, Janz draußen“), HFSP („Heute feiern wir schön Party“), SteglitzXSteglitzZehlendorf. Anm. d. Red.: „Kleinmachnow bei Berlin“ käme dem Original inhaltlich am nächsten. Also sinngemäß.

Korrektur und Nachtrag zur Meldung „Rapper beleidigt Gesundheitsstadträtin“ (CP von gestern): Die CDU-Fraktion in der BVV Neukölln hat einen Antrag auf Missbilligung des Handelns der SPD-Stadträtin Mirjam Blumenthal gestellt und nicht auf Abwahl. Anlass ist eine Anweisung von Blumenthal, ein Video mit dem Rapper Ali Bumaye vom Instagram-Account des Bezirks zu löschen. Blumenthal hatte in dem Zusammenhang auf die Verwandtschaft von Bumaye mit der bekannten Familie Abou Chaker hingewiesen. Darüber empörte sich Bumaye: Das Verhalten der Stadträtin, die nicht einmal aus Neukölln komme, widerspreche allen Werten, die ihm seine Lehrer beigebracht hätten.

Falls Sie sich je gefragt haben, wie robust Geldtransporter sind: In Wedding ist gestern einer, der wie ein normaler VW-Bus aussieht, mit einem Rettungswagen der Feuerwehr zusammenkracht. Der Rettungswagen wurde schwer beschädigt, während die Spuren am Geldtransporter mit Taschentuch und Spucke zu beseitigen sein dürften. Glücklicherweise wurde niemand verletzt.

Die bisher namenlose Marktfläche an der Treskowallee nördlich des S-Bahnhofs Karlshorst in Lichtenberg soll laut „B.Z.“ künftig „Odesaplatz“ heißen – mit nur einem S gemäß der ukrainischen Schreibweise der Millionenstadt am Schwarzen Meer.

Teufel auch, das Engelbecken droht umzukippen! Um die Wasserqualität zu verbessern, lässt das Bezirksamt Mitte einen Teil der Fische aus dem kaum einen Meter tiefen Gewässer an der Grenze zu Kreuzberg herausholen.

Während ich leidlich stramm auf die 50 zugehe, hat meine in Berlin ansässige Bank angefangen, mich in Briefen zu duzen. Da wir uns nicht im Bällebad bei Ikea kennengelernt haben oder im Kokstaxi, empfinde ich das als übergriffig – und zücke hiermit den Publikumsjoker, um zu erfahren, ob es anderen ähnlich geht. Bitte sehr, you can say you to me.

Umfrage: Geduzt werden von Unternehmen?

Sofern hier gestern der Eindruck entstand, dass die Berliner Wasserbetriebe ihre Abwasserleitung personell neu aufstellen: Jein. Gesucht wird ein/e Leiter/in der Abteilung Abwasser-ab-leitung. Es geht demnach um die Nachfolge von Andreas Irmer, zuvor in der Energiebranche bekannt als Gründungschef der Berliner Stadtwerke – einer 2014 gestarteten Drei-Mann-Tochter der BWB, die jetzt mit 35.000 Kunden, knapp 100 Mitarbeitern, 16 eigenen Windrädern und mehr als 250 PV-Anlagen das hellste Licht am Berliner Ökostromhimmel ist.

Irmers Nachfolgerin bei den Stadtwerken, Kerstin Busch, zählt zu den bekannteren unter den erfolgreichen Frauen in der Berliner Wirtschaft. 20 andere mit interessanten Geschichten Karrieren hat meine Kollegin Tanja Buntrock für unsere tägliche Berliner-Wirtschaft-Seite im Tagesspiegel teils sehr persönlich porträtiert. Jetzt ist die Reihe als Buch erschienen: „Big in Berlin“, ergänzt um persönliche Erfolgstipps der Protagonistinnen und praktische Hinweise. Auch für Männer.

Zitat

Entschuldigung, wenn ich jetzt ein bisschen emotional werde. Aber ich kann es mir nicht mehr anhören! Deshalb bin ich jetzt reingegrätscht.

Innensenatorin Iris Spranger (SPD) platzte im Innenausschuss der Kragen, als Ferat Kocak (Linke) das Machtgefälle zwischen Bürgern und Polizisten beklagte. Ihre Rückendeckung für die Polizei brachte Spranger zu ihrem großen Ärger deutlich mehr Beifall aus der Opposition als von der rot-grün-roten Koalition.

 

Tweet des Tages

Würde gern nach einem normalen Arbeitstag ein Interview geben wie ein Fußballer nach einem Spiel, „wir haben heute in den Mails gut dagegengehalten, müssen uns aber vorwerfen lassen, dass es am Ende nicht gereicht hat. Wir konzentrieren uns jetzt auf nächstes Wochenende, danke!“

@elhotzo

Stadtleben

Essen & Trinken – Für all diejenigen, für die türkisches Essen mehr als nur Döner ist: Das Brunchcafé Peri auf der Potsdamer Straße 203 serviert u.a. pikante Ofenkartoffeln, Menem-Eierspeise und Börek. Für jeden Gaumen ist etwas dabei, fast wie auf den großen Basaren in Istanbul. Mo-So 9-22 Uhr. Schöneberg, U-Bhf Kleistpark

Berliner Gesellschaft

Geburtstag – „Meine Liebste Schwiegertochter Elisa, beste Mama meiner Enkelkinder, liebevolle Ehefrau, engagierte Lehrerin in Berlin – Mögen dich Liebe und Freude im Herzen weiterhin unterstützen, deine positive Energie und Ausstrahlung zu erhalten! Danke, dass du unser aller Leben bereicherst! Von Herzen Gaby“ / Iris Hanika (60), Schriftstellerin / Robert Harting (38), ehem. Diskuswerfer / Erik Niedling (49), Künstler / Michael Pan (70), Schauspieler, Synchron- und Hörspielsprecher / Pola Roy (47), Musiker / Frank Schaff (57), Schauspieler und Synchronsprecher / „Liebe Suse, ich gratuliere Dir ganz herzlich und denke an Dich! Du inspirierst mich bei jedem Treffen. Alles Liebe, Sina“ / Jennifer Ulrich (38), Schauspielerin 

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben – Dr. Eva Börsch-Supan, geb. Höllinger, * 20. Januar 1932 in Dresden / Nicole Brusselaers, * 22. Juli 1950 in Hoogstraten (Belgien) / Dr. Karl Schleinzer, verstorben am 1. Oktober 2022, Rechtsanwalt / Brigitte Ryba, * 30. Juli 1928

Stolperstein – Clara Sabbath (geb. Adam, 1863) lebte mit ihrer Tochter erst im Bürohaus ihres Bruders am Tempelhofer Ufer. 1939 zogen sie in eine Sechs-Zimmer-Wohnung in der Stierstraße 21 in Friedenau. Am 19. Juni 1942 wurde Clara Sabbath mit dem „Transport I/9“ nach Theresienstadt deportiert, wo sie heute vor 80 Jahren ermordet wurde.

Encore

In unserer neuen Rubrik „Berliner Schnauze“ erklärt uns heute Gregor Gysi, Ex-Senator, Wahlkreisgewinner, Urgestein und immerwährender Hoffnungsträger der Linken, seinen Favoriten: „Nu aba ran an de Buletten!“, sei seine liebste Berliner Redensart. „Das strahlt Tatkraft und Optimismus aus. Man soll was machen und nicht nur quatschen. Und das heißt auch, dass dann wirklich etwas passiert.“

Tatkräftig recherchiert für diesen CP hat Thomas Lippold. Buletten & Beilagen im Stadtleben hat Sophie Rosenfeld serviert, in der Frühproduktion hat Lionel Kreglinger gemacht (zum Quatschen ist so früh eh niemand da). Morgen serviert Robert Ide hier wieder Tatkraftbrühe mit Buchstabengenudel von A bis Z.

Machen Sie’s gut!

Ihr Stefan Jacobs

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