Wenn wir heute früh aus dem Fenster schauen, sollten wir uns nicht täuschen: Wir meinen die Sonne zu sehen, doch wir blicken in einen Abgrund. Was wie ein sanfter Wind in den Bäumen klingt, ist in Wahrheit ein näherkommendes Toben. Wir spüren nicht die Wärme des Frühlings, sondern das steigende Fieber der Kranken. Es ist wie vor einem Tsunami: Das Wasser zieht sich zurück, die Menschen kommen und staunen. Sie glauben, nur Beobachter eines seltenen Spektakels zu sein. Zu spät merken sie, dass sie selbst ein Teil davon sind – und das Spektakel plötzlich zur Katastrophe mutiert.
„Wie groß ist Ihre Sorge, sich mit dem Coronavirus zu infizieren?“, wollten wir wissen. Fast eine halbe Million Leserinnen und Leser haben sich bis heute früh an unserer Opinary-Umfrage beteiligt, 34 Prozent sagten: „Niedrig, ich fühle mich davon nicht bedroht“ - nur 48 Prozent sind in ernster Sorge. Auch wenn manche ihre Haltung jetzt ändern: Zu viele haben die Gefahr viel zu spät erkannt– und sind so selbst zur Gefahr geworden.
Die Dimension ist gewaltig: Das Wasser kommt rasend schnell und verheerend zurück - überall und ganz nah. Freunde rufen an, sie teilen mit: getestet,positiv. Ein Kollege von uns liegt auf der Intensivstation. Politiker und Prominente erkranken. Italien meldet 1000 Tote an nur einem Tag, die USA melden 100.000 Infizierte. New York baut provisorische Leichenhallen auf, Bürgermeister de Blasio erklärt: „Die Welt, wie wir sie kennen, ist verloren.“
Corona ist eine Prüfung, ein Überfall auf die Welt.