Willkommen an diesem historisch schwer beladenen Tag: Heute nach dem Mittagessen ist es exakt 103 Jahre her, dass Philipp Scheidemann die Republik ausrief; Karl Liebknecht folgte zur Kaffeezeit. Am Abend vor 83 Jahren uferte der Hass der Nazis und ihrer Claqueure gegen Jüdinnen und Juden zu Pogromen aus – der Beginn der systematischen Vernichtung von Mitmenschen, befeuert übrigens von Verschwörungsgeschwurbel. Und zur selben späten Abendstunde ist es 32 Jahre her, dass die Mauer fiel, deren Existenz mit zunehmendem Abstand immer absurder scheint.
Da seine wöchentliche Sitzung heute wegen anderer Termine ausfällt, hat sich der Senat gestern Abend zusammentelefoniert, um über die Coronalage zu beraten – und das Absehbare vereinbart, nämlich die Ausweitung von 2G, also geimpft und/oder genesen, als Zutrittsregel für Restaurants und Kultureinrichtungen. Ein formaler Beschluss dürfte in den nächsten Tagen folgen, die Umsetzung nächste Woche. In Sachsen (Inzidenz ca. 500 bei bundesweit niedrigster Impfquote), wo die Regel seit Wochenbeginn gilt, standen die Leute gestern Schlange fürs Impfen. 2G scheint also in mehrfacher Hinsicht effektiv zu sein. Weitere Ausführungen über Sachsen verbieten sich an dieser Stelle, da einst nach einem – m.E. solide begründeten – Plädoyer für die bauliche Trennung des Bundeslandes vom Rest der Republik ein CP-Leser aus Dresden sein Abo gekündigt hat.
Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hat am Montag mit ihrem Hygienebeirat die Wiedereinführung der Maskenpflicht auch in Grundschulklassen im Laufe dieser Woche beschlossen.