Im Roten Rathaus raunt es seit Wochen hinter jeder Säule: Puh, der Regierende hat ja mal wieder schlechte Laune… Hm, aber warum denn bloß? Na, da fragen wir heute früh doch gleich mal den amtlichen Senats-Chatbot, genannt „Virtueller Bürger Service Assistent“, und los: „Hey, VBSA, warum hat der Regierende Bürgermeister denn bloß so schlechte Laune?“ Die Antwort: „Zu Ihrer Anfrage liegen mir leider keine näheren Informationen vor.“ Respekt – ziemlich loyal programmiert, das Ding.
Vielleicht hilft ja ein Blick auf die letzten Umfragen weiter, die trotz einiger Erfolge und Akzente (Siemens, Naturkundemuseum, Bundesratspräsidentschaft, solidarisches Grundeinkommen) keine spaßige Lektüre für Michael Müller sind. Da kann man schon mal verzweifeln. Und dazu dann noch der Ärger um den Checkpoint Charlie: Alle machen sich einen schlanken Fuß, und der Regierende steckt mit den Stiefeln im SPD-Parteitagfest, wo er sich unvorsichtiger Weise für den bisherigen Plan mit Investor Trockland aussprach. Kurz darauf enthüllte der Tagesspiegel familiäre Bande der Investorengruppe zum 2006 verstorbenen turkmenischen Despoten Nijasow – das bitterarme Land ist weltweit eines der korruptesten, der Präsidentenfonds war milliardenschwer (zum Großteil angelegt bei der Deutschen Bank). Kein schönes Bild.
Als in der Parlamentssitzung am Donnerstag nicht nur die Grünen opponierten (zwei Tage zuvor hatten sie noch geschwiegen, als der Regierende sie danach fragte), sondern auch Bausenatorin Lompscher auf Distanz ging (sie zeichnete den Letter of Intent mit Trockland ebenso wie Kultursenator Lederer und Finanzsenator Kollatz), war Müller klar: So nicht weiter, nicht mit ihm.