Angela Merkel hat’s getan: Zum ersten Mal in 13 Jahren entschuldigt sie sich nach den turbulenten Tagen der Koalition im Fall Maaßen für ihr eigenes Verhalten – sie sagt „ich“, nicht „wir“, und: „Das bedaure ich sehr.“ Aber was genau bedauert sie? Hören wir nochmal hin:
„Wenn ich mich persönlich frage, dann habe ich mich im Zusammenhang mit der Entscheidung vom Dienstag zu sehr mit der Funktionalität und den Abläufen im Bundesinnenministerium beschäftigt, aber zu wenig an das gedacht, was die Menschen zu Recht bewegt, wenn sie von einer Beförderung hören.“
Übersetzt ins Verständliche heißt das wohl: „Ich könnte mich schwarzärgern, dass ich Horst Seehofer nicht schon längst ins politische Jenseits befördert habe.“ Jetzt hat sie ihn noch ein bisschen am Hals, jedenfalls bis zur Bayernwahl. Zu ihren besten Zeiten hätte sie dem Minister kurz ihr vollstes Vertrauen ausgesprochen – und weg wär‘ er gewesen.
Dass Merkel schwächelt, ist auch an ihrer Videokolumne zur Lage der Nation erkennbar. Jahrelang begann jeder Beitrag wie ein Ritual: mit der Raute. Danach kurze, einladende Öffnung der Hände – und zurück zur Raute. Am 15.9. aber fieselte sie plötzlich an ihren geschlossenen Fingerspitzen herum, am Tag zuvor hieß es in den Schlagzeilen: „Schwarz-Rot verlängert die Krise“.