anderswo wäre es nicht der Rede wert, in Berlin aber zitieren wir gerne nochmal Landeswahlleiter Stephan Bröchler: „Zu 99 Prozent hat diese Wahl funktioniert.“Aller Achtung! Das eine, fehlende Prozent (Verzögerungen im Wahlablauf wegen fehlendem Schlüssel, Autounfall und Streit im Wahlvorstand) verbuchen wir unter Berlin-Folklore. Aber zurücklehnen ist nicht. Die Europawahl findet schon am 9. Juni statt und die Reform der Berliner Wahlorganisation ist noch in vollem Gange. Im März soll das neue Landeswahlamt starten. Was noch fehlt, ist genügend Personal, sagt Bröchler. Das gilt auch in den Bezirken, wo je drei neue Stellen in den Bezirkswahlämtern geschaffen wurden – und die „möglichst mit Blick auf die Europawahl“, schon bald besetzt sein müssten. Zumindest raubt das dem Landeswahlleiter nicht mehr den Optimismus: Die erfolgreiche Wahl vom Sonntag soll „das neue Normal“ sein.
In der Berliner SPD wiederum hoffen sie inständig, dass das Ergebnis der Wahlwiederholung nicht das neue Normal für die stolze Hauptstadtsozialdemokratie ist. Allerdings bilden sich die ersten, düsteren Muster schon heraus: In keinem der 455 Stimmbezirke konnte die SPD am Sonntag gewinnen. Das erinnert fatal an die wiederholte Berlinwahl. Auch dort leuchtete am Ende kein einziger Wahlkreis mehr rot (Stichwort schwarz-grüner Donut). Die SPD ist in Berlin aktuell meist maximal noch zweite Wahl. Und wer ist schuld? „Der Bundestrend hat sich auch in Berlin abgebildet“, sagte Parteichef Raed Saleh.