nach dem Kapitel „Vampir-Alarm bei der SPD“ (Checkpoint von gestern) setzen wir die Nosferatu-Diaries heute mit dem Ergebnis unserer Umfrage zum besten Hauptdarsteller-Duo beim Casting für die Soap „Ach Du liebes Bisschen!“ fort. Demnach liegen Martin Hikel und Nicola Böcker-Giannini (Motto: „Wir sind nicht Nosferatu“) knapp mit 35% vor Kian Niroomand und Jana Bertels (32%). Ein heißes Rennen um Platz 3 liefern sich Raed Saleh und Luise Lehmann (20%) mit „Kenne ich fast alle nicht“ (12%).
Um für ihre Favoriten ein besseres Ergebnis bei der Checkpoint-Umfrage zu erzielen, wurde allerdings gestern früh in einigen aufgeregten SPD-Zirkeln ordentlich getrommelt – und auf fiese Tricks zur heimlichen Mehrfachabstimmung hingewiesen. Genießen Sie also den Stand der Dinge, aber genießen Sie ihn mit Vorsitz, pardon: mit Vorsicht – hier wird mit harten Bandagen gekämpft, und das wegen eines Aufrufs zur Wiederwahl des Landesvorsitzenden Saleh über den exklusiven Zugriff auf einen Mailverteiler vielleicht sogar demnächst auch noch vor Gericht (CP von gestern).
Apropos Raed Saleh: Zufällig genau heute vor einem Jahr, also am 9.4.2023, jubelte der (Noch-)SPD-Chef anlässlich der Mitgliederbefragung zur Koalition mit der CDU in einem Twitter-Post (für die Jüngeren: Twitter war mal ein soziales Netzwerk, das inzwischen unter dem Namen „X“ rechtextremistischem und antisemitischem Furor freien Lauf lässt): „Bin sehr stolz auf die gute und faire Debatte innerhalb meiner Partei.“ Es kommentieren seine innerparteilichen Widersacher: „Höhöhö“. Lesen Sie hier morgen in den Nosferatu-Diaries das nächste Kapitel: „Lieber Blutspende als Parteispende“.
Bei der Abstimmung vor einem Jahr stimmte eine Mehrheit der SPD-Mitglieder, angefeuert unter anderem von Raed Saleh, für eine Koalition mit der CDU. Aber war das die richtige Entscheidung aus heutiger sozialdemokratischer Sicht? Was meinen Sie?
Was glauben Sie, denkt sich jemand, der sich das Kfz-Kennzeichen B - HH 8888 aussucht und damit herumfährt (und ja, das gibt es wirklich)? Fährt vor einem da vielleicht ein Berliner Hamburg-Fan, der am 8.8.88 auf die Welt gekommen ist? Oder ein Berliner namens Hans-Herbert, der seinen Hochzeitstag nicht vergessen will? Ein frommer Mensch, der sich im irdischen Verkehr vorne und hinten mit einem „Himmel hilf“ und der christlichen Zahlensymbolik für eine glückliche Wiedergeburt vierfach abzusichern gedenkt? Oder doch bloß ein stinknormaler Rechtsextremist, der sich den Führergruß in allen Formen der heutigen Nazisymbolik mit offizieller Genehmigung aufs Auto geschraubt hat?
Wir haben die Verkehrsverwaltung gefragt, wie so etwas möglich ist – hier die Antwort (in Auszügen zusammengefasst):
+ Über die bundesweit seit Jahren gesperrten Kennzeichenkombinationen HJ, KZ, NS, SA, SS hinaus sind in Berlin weitere Kennzeichenkombinationen für eine erneute Vergabe gesperrt, und zwar HH 18, HH 28, HH 8818, HH 1888, HH 1828, HH 1933, SH 18, SH 8818, SH 1888, SH 28 und AH 88.
+ Allerdings sind nicht alle Buchstabenkombination gesperrt, die AH und HH enthalten. Erstens sind sie weit verbreitet. Zweitens haben sie oft keinen NS-Bezug. Drittens ist HH für Hamburg und AH für Ahaus gesetzt. Viertens sind diese beiden Buchstabenkombinationen keine vom NS-Regime verwendeten Abkürzungen. Fünftens könnte eine sehr große Anzahl denkbarer Kombinationen als Bezugnahmen auf das NS-Regime interpretiert werden, so dass es bei einer Sperrung zu Engpässen bei der Zuteilung käme. Sechstens wünschen sich Autoeigentümer für ihr Kennzeichen die Anfangsbuchstaben ihres Namens oder ein für sie privat wichtiges Datum. Siebtens gilt die 8 bzw. die 88 in einigen Kulturkreisen als Glückzahl.
+ Das Kennzeichen B - HH 8888 ist übrigens seit 2020 vergeben.
Leise, still und heimlich verließ im vergangenen Jahr ein langjähriger Vertrauter von Kai Wegner seinen hoch dotierten Job in der Senatskanzlei – und das unter seltsamen Umständen: Ohne ein Wort des Abschieds oder des Dankes verschwand Thorben Gottschalk, einer der beiden damaligen Leiter des gerade erst eingerichteten Leitungsstabs beim neuen Regierenden Bürgermeister, erst aus seinem Büro und dann auch aus dem Organigramm.
Seit mehr als zehn Jahren hatte Gottschalk für Wegner gearbeitet, zunächst als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundestag, dann dort als Büroleiter und später in gleicher Funktion im Abgeordnetenhaus. Im Mai 2023 wurde dann zum Leiter des Leitungsstabs in der Senatskanzlei mit Zuständigkeit wiederum für Wegners Büro ernannt („LLS RegB“), gemeinsam und stellentechnisch auf Augenhöhe mit Johannes Dickhut, zuständig für Strategie, Planung, Gremium und Grundsatz („LLS SPGG“).
Die Doppelleitung war neu, unter Franziska Giffey als Regierende reichte eine Stelle für die Spitzenposition „LLS“, besetzt mit Marc-Niklas Förster. Aber am 9. Mai 2023 beschloss der Senat, das zu ändern und eine zusätzliche Leitungsstelle einzurichten. Senatssprecherin Christine Richter begründet das so:
„Die Ausstattung des Leitungsbereiches der Senatskanzlei weicht wegen der besonderen Aufgaben, wegen der Sonderfunktion der Geschäftsstelle des Senats (im Vergleich zu den Verbindungsstellen) und wegen der erforderlichen Ausstattung der Büros der in Artikel 56 Abs. 2 der Verfassung von Berlin vorgesehenen zwei Bürgermeister/innen als Vertretung des Regierenden Bürgermeisters von den übrigen Senatsverwaltungen ab.“
Gemeint sind Wirtschaftssenatorin Giffey und Finanzsenator Stefan Evers. Allerdings gab es vorher, als Giffey noch Senatschefin war, auch zwei Bürgermeister/innen als Vertretung: Bettina Jarasch und Klaus Lederer – und da reichte offenbar eine Stelle „Leitung des Leitungsstabs“.
Und es gibt weitere Seltsamkeiten in dieser Angelegenheit. Denn seit Gottschalk verschwunden ist, füllt Dickhut beide weiterhin ausgewiesenen Einzelstellen in Personalunion aus – und führt damit die Begründung für eine zusätzliche finanzierte Stelle ad absurdum. Denn da, wo vorher Gottschalks Name im Organigramm zu finden war, steht jetzt „Siehe LLS SPGG“ – also eigentlich „siehe Dickhut“.
Schillernd ist auch die Auskunft, die Senatskanzleichef Florian Graf dem Hauptausschuss in dieser Sache am 6. September 2023 gab: „Das Organigramm entspricht der aktuellen Organisationsstruktur nach der Senatsumbildung 2023.“ Tatsächlich wurde das Organigramm an der Stelle „LLS“ seit Anfang Mai dreimal verändert – zuletzt kurz vor Grafs schriftlicher Stellungnahme ans Abgeordnetenhaus (Drs. 19/0400). Angehängt ist das Organigramm von August 2023 – bereits ohne Gottschalk, der allerdings nach eigenen Angaben auf der Berufsplattform „LinkedIn“ bis September 2023 dort als Leiter des Leitungsstabs tätig war.
Warum der Wegner-Getreue Gottschalk die Senatskanzlei bereits wenige Wochen nach seinem Amtsantritt Hals über Kopf wieder verließ und nur eine Abwesenheitsnotiz in der Mailbox hinterließ, ist Gegenstand verschiedener Mutmaßungen – in der Senatskanzlei ebenso wie in der CDU. Die einen sagen, er habe wohl mehr Zeit für die Familie haben wollen. Andere sprechen von falschen Erwartungen, einem unnötig aufgeblasenen Führungsapparat sowie kuriosen und widersprüchlichen Auftritten der Doppelspitze. Gottschalk selbst, der seit November eine neue Anstellung bei der IHK als Bereichsleiter Wirtschaft und Politik gefunden hat, mag sich zu dem Vorgang nicht äußern.
„Räuber verkleideten sich als falsche Polizisten“ lautet ein legendärer Satz aus dem Tagesspiegel, der sich als echte Schlagzeile verkleidete und tatsächlich so gedruckt wurde (ist lange her, da haben wir noch mit dem Messer in der Mettage redigiert). Inzwischen haben alle dazugelernt – auch die Räuber, die sich als echte Polizisten verkleiden (da sind die Erfolgsaussichten größer). Erfasst werden sie seit Anfang des Jahres unter dem Sammelbegriff „falsche Amtsträger“ (auch falsche Richter und Staatsanwälte tauchen da auf), aber festzustellen ist: Die Verkleidungen werden offenbar schlechter – in Berlin wurden im vergangenen Jahr nur noch 241 solcher Delikte erfasst (zum Vergleich: Im Jahr 2018 waren es noch 1708). Aber Achtung: Auch richtige Polizisten können mal falsch abbiegen.
In die andere Richtung geht die Zahl echter Waffen, die an den Gerichten kassiert werden (20.000 im vergangenen Jahr) – vor allem Messerträger wollen offenbar darauf vorbereitet sein, eine Verhandlung auf ihre Weise fortzuführen. Als gefährlich eingestuft und deshalb an der Pforte eingezogen wurden aber auch viele Alltagsgegenstände – hier eine kleine Liste konfiszierter Dinge, die Sie beim nächsten Mal besser gleich zuhause lassen (abgesehen von Pfefferspray, Schlagstöcken, und Revolvern):
Einbehalten wurden u.a. Nagelfeilen, Maniküresets, Luftpumpen, Taschenlampen, Eddings, Dartpfeile, Fahrradsättel, Motorradhelme, Silvesterknaller, Skateboards, Spraydosen, Strickzeug, Nähzeug, Kabelbinder, Stockregenschirme, Spazierstöcke mit Stillet, Rasierklingen, Korkenzieher, Scheren, Gabeln, Glasschneider, Fahrradketten, Skalpelle, Schraubenzieher, Spachtel, Zangen, Sägen, Harken… was man halt so mit sich führt in Berlin, wenn man mal eben ins Gericht will (oder muss).
Berliner Schnuppen
Telegramm
Kleiner Schlagabtausch im Kulturausschuss zur Nachfolge des verstorbenen Volksbühnen-Intendanten René Pollesch zwischen Senator Joe Chialo und Daniel Wesener von den Grünen:
W.: „Meine Fraktion würde gerne wissen, wie sich das Verfahren zur Findung und Benennung darstellt.“
CH.: „Die Totenruhe gebietet es nicht, jetzt schon über einen Prozess öffentlich zu reden. Ich hoffe, dass es eurerseits dafür Verständnis gibt.“
W.: „Da das letzte eine Frage war, lautet die Antwort Nein. Denn Ihre Antwort, Herr Senator, die haben Sie ja schon in der letzten Sitzung vor zwei Wochen gegeben. Und ich weiß auch nicht, was die Totenruhe mit der kulturpolitischen Verantwortung zu tun hat, die insbesondere Sie, aber wir alle für dieses Haus tragen.“
Ch.: „Natürlich gibt es eine interimistische Intendanz dahingehend, dass das Haus aus sich heraus fortgeführt wird, mit starker Unterstützung der Senatsverwaltung. Sie haben es richtigerweise angemerkt, dass wir vor zwei Wochen dazu gesprochen haben und dazwischen war auch noch Ostern. Ich kann verstehen, dass man natürlich schnelle Antworten haben will, aber das müssen nicht unbedingt die besseren sein.“
Die S-Bahn bereichert unser beliebtes Betriebsstörungsbingo jetzt auch weltstädtisch auf Englisch: „Train service is currently irregular“ war gestern die einzige Info für ungefähr eine Million gestrandete Fahrgäste auf gleich sechs unterbrochenen Linien in Schöneweide. Die Aufforderung,
Richtung BER den Fernbahnsteig zu nutzen, scheiterte an dessen Überfüllung - dass der Regio auch nicht fährt, wurde außerdem geheim gehalten. Wir sagen danke schön – der nächste Spieleabend ist gerettet.
Auch am BER gibt’s eine Zugabe: Unsere Meldung gestern über Wartezeiten am Gepäckband von anderthalb Stunden nach einem Flug aus Fuerteventura wird deutlich getoppt – unser Leser Michael Dzimkowski wartete zwei Stunden auf seinen Koffer, und Oliver Falk-Becher berichtete nach einem Flug aus Neapel sogar von drei Stunden,die Begründung: „Personalmangel“. Dzimkowski schrieb deswegen der Flughafengesellschaft, die Antwort ist reif für den Checkpoint: Schuld ist demnach der von der Fluggesellschaft (nicht vom Flughafen) beauftragte Bodenverkehrsdienstleister, den das „Qualitäts- und Beschwerdemanagement“ des BER in der Mail „dieser sogenannte Abfertiger“ nennt. Wir stellen fest: Schöner ist ein Abfertiger hier noch nicht abgefertigt worden.
Hier der neueste Stand unseres „Fahrradklau-Counters“ (Q: Checkpoint-Auswertung von Polizeidaten): Vergangene Woche wurden in Berlin 184 Fahrräder im Wert von 246.551 Euro als gestohlen gemeldet. Das sind mehr als in der Woche davor (150). Die meisten Diebstähle gab es an folgenden Orten: Askanischer Platz, Oranienburger Straße und Karlshorst Süd. Besonders oft wurden Fahrräder um 14 Uhr sowie am Dienstag gestohlen. Höchster Diebstahlwert: 6900 Euro (das Rad stand am Askanischer Platz, also gleich beim Tagesspiegel – wir haben damit allerdings nichts zu tun). Insgesamt wurden in diesem Jahr bisher 4117 Räder im Wert von 5.335.995 Euro gestohlen. Der nächste Klau-Counter erscheint hier wieder am kommenden Dienstag. Und bis dahin: Passen Sie gut auf, dass Ihr Rad hier nicht auch noch auftaucht!
Apropos Radverkehr: Falls Sie aus der Meckerecke rauswollen, drei Leitungserfahrungen sowie einschlägige juristische Kenntnisse und vertiefte Kenntnisse von Planungsprozessen im Bereich Rad- und Fußverkehr haben, dann können Sie es ja mal mit der ausgeschriebenen Stelle „Leitung des Referates IV F – Förderung des Rad- und Fußverkehrs“ versuchen. Angeboten wird u.a. „Gleitzeit“ (gilt nicht im Stau). Achtung: Die Vorgängerin hat die Verwaltung gerade fluchtartig verlassen - Sie brauchen also eine Haut so dick wie ein Mountainbikemantel und Nerven stark wie Crossrad-Speichen. Dafür dürfen Sie sich dann aber auch „Fahrradchefchen von Berlin“ nennen.
Wir bleiben noch einen Moment im Sattel – unser Leser Volker Holzke schreibt:
Adäquat zum ‚Betriebsstörungsbingo‘ und zum „Fahrradklau-Counter“ möchte ich ein „Ausreden-Puzzle“ von Radlern und Radlerinnen auf Berliner Gehwegen anregen. Hier gleich mal zwei Beispiele, protokolliert auf dem Gehweg in der Gélieustraße zwischen Hindenburgdamm und Birkbuschstraße in Steglitz (gut von Familien mit Kindern frequentiert, eine Kita gibt’s hier auch). Von mir freundlich auf ihr Fehlverhalten angesprochen, bekam ich folgende Antworten:
+ „Das Kopfsteinpflaster auf der Straße ist mir zu holprig.“ (Radfahrerin, die den Hinweis, dass man ein Fahrrad auf einem Gehweg auch schieben kann, mit einem ungläubigen Blick quittierte.)
+ „Ich fahre doch schon Schritttempo!“ (Radfahrer, der sich zwischen mehreren Personen auf dem Gehweg hindurchlavierte.)
Ok, soweit das. Und ich möchte wetten: Da kommt noch mehr – mitmachen können Sie per Mail an checkpoint@tagesspiegel.de. Ausreden von falsch parkenden Autofahrern nehmen wir dann gleich auch noch entgegen. Mal sehen, welches Bild sich schneller füllt.
Gestern hatten wir Sie hier gefragt: Wäre Tempo 40 wie in anderen europäischen Städten auch auf Hauptstraßen üblich nicht ein guter Kompromiss? Ein Blick in Mailbox zeigt: Die Idee stößt offenbar auf Gefallen – aber nicht auf den guten Glauben, dass daraus was wird.
Die Wege des Herrn sind unergründlich (Röm 11,33.34.) – auch diejenigen dieses Herrn: Christian Schuchert, stv. Fraktionsvorsitzender der FDP ChaWi, Sprecher für Wirtschaft, Mitglied im Integrationsausschuss und im VBKI, wechselt zum Bündnis Sahra Wagenknecht. Seinen Sitz in der BVV behält Schuchert bzw. nimmt ihn mit rüber. Wir schauen mal kurz ins BSW-Programm: „Es braucht verlässliche Politiker.“ Ok, gehen Sie weiter, hier gibt’s nichts zu sehen.
Zitat
„Schlaflos in Berlin kann nicht die Lösung sein.“
Franziska Giffey hält nichts vom Vorschlag der Grünen-Abgeordneten Antje Kapek, zur Entlastung der Straßen den Lieferverkehr in die Nachtstunden zu verlegen. Tja, hat vielleicht schon mal jemand darüber nachgedacht, die Bürgersteige hochzuklappen? Wäre vielleicht ein Kompromiss. Sonst heißt es demnächst womöglich noch: Berlin ist Tag und Nacht dicht (ok, sowieso, aber dann auch gleich richtig).
Stadtleben
Verlosung für Kurzentschlossene – Scheint die Welt am Ende zu sein und eine Katastrophe jagt die andere? Heute um 20 Uhr liest Autor und Regisseur Thorsten Glotzmann aus seinem Sachbuch „Herr G. hat Angst. Und macht sich auf eine Reise durch Philosophie, Wissenschaft und Spiritualität“. Im Gespräch mit Schriftstellerin und Moderatorin Ronja von Rönne geht er der Angst vor der Apokalypse auf den Grund. Am Ende findet Herr G. einen Weg, mit all dem Bammel umzugehen – auf eine gute Art und Weise. Wer mehr über den Lösungsansatz erfahren möchte, sichert sich Karten ab 12 Euro (+ Gebühr) für das Pfefferberg-Theater. Wir haben für Sie zusätzlich 2x2 Tickets im Lostopf. Schönhauser Allee 176, U-Bhf Senefelderplatz
Essen & Trinken – Die Schwestern Forough und Sahar Sodoudi möchten in ihrem „Middle Eastern Culture & Food Lab“ mehr als Essen servieren. Neben dem Wickeln von Teigfäden um Labneh-Kugeln, dem Marinieren von Oliven in Walnuss-Granatapfel-Sauce oder dem Würzen des Tomatensuds, erläutern die gelernten Wissenschaftlerinnen auch die chemischen Prozesse beim Kochen, also bspw. warum Käsekräuterfrittata nicht in einer Auflaufform aus Glas gebacken werden sollte. Im Großen und Ganzen möchten die Zwei anhand von Dinnerclubs, Kochkursen und Büchern ihren Gästen die Kulturen des Irans nahebringen. Genuss-Redakteurin Susanne Kippenberger schreibt hier ausführlicher über den Hochgenuss im Kreuzberger „Dr & Dr“. Di-So 12-15 Uhr, Reichenberger Straße 116, U-Bhf Schlesisches Tor
Berlinbesuch – Die Platitude, dass Kunst nur für besserverdienende Menschen zum Greifen nah sei, wird spätestens ab kommendem Donnerstag revidiert. Mit der Kunstmesse „Affordable Art Fair“ zeigen etwa fünfzig lokale, nationale und internationale Galerien erstmals in Berlin zeitgenössische Kunstwerke, die ab 100 Euro ergattert werden können. Die Exposition findet bis zum 14. April in der Arena Berlin statt. Der reguläre Eintritt kostet 16/ 13 Euro, Eichenstraße 4, U-Bhf Schlesisches Tor
Noch Hingehen – Klänge dringen hinter die Oberfläche der Dinge. Wo das Auge nur Farbe sieht, hört das Ohr Metall, Glas, Stein oder Holz. Und weil Klänge so auch unter die Haut gehen, ist Musik bekanntlich in der Lage, Pflanzen zu stimulieren. Das weiß auch die New Yorker Musikerin, Klangkünstlerin und Professorin Miya Masaoka, deren homovegetabilistischem Schaffen Savvy Contemporary und Maerzmusik eine lang verdiente Retrospektive widmen: „REFUGE IN THE VEGETAL WORLD“. Anders als viele naturbezogene Kunst, ist die Flora bei Masaoka nicht bloß zu reflektierender Gegenstand. Pflanzen werden hier zu Co-Performern, die die Musik, die sie hören, selbst mit erschaffen. Daran dürfen sich anthropozentrische Kunstbegriffe nun gerne abarbeiten. Der Eintritt ist frei, eine Spende gern gesehen. Bis 14. April. Do-So 14-19 Uhr, Reinickendorfer Straße 17, S/U-Bhf Wedding
Grübelstoff – Es muss gar nicht immer die große Kunst sein. Bei allerlei Besprechungen im Alltag reicht meist schon die kleinste Zeichnung zum Ablenken. Ob geometrische Figuren oder Gesichter: Welche Kritzelei schafft es bei Ihnen bspw. während einem Telefonat unbewusst auf ein Stück Papier?
Kiekste
Gesehen am BSR-Hof Hagauer Weg in Zehlendorf von Leser Uwe Soukup. Sauber! Weitere „schrottreife“ Bilder aus Berlin gern an: checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
>Berlin heute
Verkehr – A10 (Östlicher Berliner Ring): Sperrung der Ausfahrt AS Marzahn ab 8 Uhr (bis vsl. Ende Juni 2024).
A100 (Stadtring): Sperrung von 21 bis 5 Uhr in beiden Fahrtrichtungen zwischen den AS Jakob-Kaiser-Platz bzw. AS Heckerdamm und AS Hohenzollerndamm.
Tunnel Tiergarten Spreebogen (Tiergarten): Sperrung von 21 bis 5 Uhr in beiden Fahrtrichtungen.
Alt-Blankenburg (Blankenburg): Es kann ganztägig zu Verkehrseinschränkungen kommen (siehe Demos).
Regionalverkehr – FEX: Von 21.45 bis 4 Uhr beginnen/enden einzelne Züge abweichend in Schönefeld (bei Berlin) (zusätzlicher Halt). Der Halt in Flughafen BER entfällt.
Demonstration – Für heute sind 17 Demonstrationen (Stand 8.4., 14 Uhr) angemeldet, u.a. „Für den Frieden in der Welt und das Ende aller Kriege – Frieden schaffen ohne Waffen“: Zehn Protestierende, Omas gegen Rechts, Alexanderplatz (11.30-13 Uhr)
„Mahnwache für die Abschaffung aller Atomwaffen weltweit“: 20 Demonstrierende, Pariser Platz (14-15 Uhr)
„Keine Diskussion mit der AfD“: 100 Personen, S-Bahnhof Blankenburg, Alt-Blankenburg 12A, S-Bahnhof Blankenburg (17-19.30 Uhr)
„Verteidigung der Demokratie! Keine Stimme für die Rechtsextremen!“: 250 Teilnehmende, Alt-Blankenburg 12A (17-23.59Uhr)
„You can't evict a movement – gemeinsam gegen GEAS, Lager und Abschiebungen“: 200 Menschen, Oranienplatz (17.30-21 Uhr)
Gericht – Weil er als Bankmitarbeiter unberechtigte Auszahlungen mit einem Schaden in Höhe von 427.000 Euro ermöglicht haben soll, muss sich ein 29-Jähriger wegen Betrugs verantworten. Er soll mit zwei bislang unbekannten Mittätern seinen dienstlichen Zugriff auf Kundendaten genutzt haben (9.15 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 105).
Universität – Die Akademie der Künste hat heute Aris Fioretos zu Gast. Der schwedische Schriftsteller stellt um 19 Uhr sein Buch „Die dünnen Götter“ vor. Darin geht es um den Rockmusiker Ache Middler, der in seinen Sechzigern auf sein Leben zurückblickt, das vor allem von drei Frauen geprägt war. Wer lauschen möchte, der zahlt 6/ 4 Euro. Pariser Platz 4, S/U-Bhf Brandenburger Tor
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Tim Bendzko (39), deutscher Singer-Songwriter / René Bielke (62), ehem. Eishockeytrainer / Clueso, bürgerlich: Thomas Hübner (40), deutscher Sänger, Rapper, Songwriter, Produzent und Autor / Thomas Doll (58), Fußballtrainer und ehem. Nationalspieler / „90 Jahre, so fit wie Du bist, werden Dir (hoffentlich) noch viele Geburtstage ins Haus stehen. Es grüßt Dich auf diesem Weg Dein Vetter Jörg.“ / „Hoch soll sie leben, unsere Emily, die Herrscherin über ihre RKI Viren. Grüße von Opa“ / Danny Freymark (41), für die CDU im AGH / „Lieber Helmutfreund, wir wünschen Glück, Zufriedenheit mit Gesundheit und Freuden über Freuden! MJ“ / Oliver Igel (46), Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick (SPD) / Irene Köhne (72), Politikerin (SPD) / Landry Nnoko (30), ehem. Basketballspieler bei Alba Berlin / Wolfgang Schomburg (76), ehem. deutscher UN-Strafrichter für das frühere Jugoslawien und Ruanda, Bundesrichter (BGH) sowie Staatssekretär (Justiz) in Berlin / Hanna Steinmüller (31), MdB für Bündnis 90/Die Grünen / „Trudi, 70 Jahre kaum zu glauben, (fast) immer lustig, hilfsbereit, an allem und vielen interessiert, das wirst Du heute. Noch viele schöne Jahre wünschen Dir Gitti und Norbert“
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Dieter Fitterling, * 16. Juli 1936 / Ilse Gause,* 20. April 1940 / Barbara Held, * 18. August 1969 / Eva-Margarete Jurgeit,geb. Stoltenburg, verstorben am 21. März 2024, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande/ Dipl. Ing. Jürgen Nottmeyer, * 5. Dezember 1927
Stolperstein – Alfred Zitrin wurde am 26. September 1905 in Berlin geboren. Er war bis 1939 als Kaufmann tätig. Danach wurde er als Gleisarbeiter bei der Reichsbahn zwangsverpflichtet. Im Rahmen der sogenannten „Fabrikaktion“ wurde er 1943 nach Auschwitz deportiert und musste dort für die I.G. Farben Zwangsarbeit leisten. Auf Befehl „höchster Stellen“ wurde er kurze Zeit später nach Berlin zurückgeschickt und ins „Arbeitserziehungslager“ Großbeeren verschleppt. Dort ermordeten ihn die Nazis heute vor 81 Jahren. Auf der Kopernikusstraße 5 in Friedrichshain erinnert ein Stolperstein an Alfred Zitrin.
Encore
Zum Schluss sagen wir nochmal herzlich Willkommen – und zwar zu unserer neuen Rubrik „Crimepoint“ – in loser Folge stellen wir hier Berlinkrimis vor. Zum Auftakt ein Blick in „Nur der Tod ist schneller“ von einem gewissen Achilles, hinter dem natürlich der Kollege Hajo Schumacher steckt (unter dem Pseudonym Achim Achilles schrieb er jahrelang eine legendäre Laufkolumne). Co-Schreiber ist der „Lindenstraßen“-Drehbuchautor Michael Meisheit. Aufmerksame Checkpoint-Leser haben von dem Buch schon gehört, wir hatten für die Premierenlesung in der vergangenen Woche Tickets verlost. Hajo hatte mir quasi eine Einladung zum Verriss im Checkpoint geschickt, die ich eigentlich nicht ablehnen konnte: „Wenn Du nichts drüber machst, wird in Band 2 ein Chefredakteur auf dem Rennrad übel zugerichtet.“ Na, das will ich doch unbedingt lesen! Leider ist das Buch zu gut (gut geschrieben sowieso, lustig auch, und Berlin ist mehr als nur Klischeekulisse für exakt 100 Erwähnungen von „Mord“ in allen möglichen Kombinationen), um es hier zu verreißen oder gar zu ignorieren. Wem bei diesen „laufenden Ermittlungen“ nicht vor Freude das Herz zu hüpfen beginnt, sollte dringend einen Kardiologen aufsuchen (Verlag: Droemer).
Zwei Exemplare können wir hier noch verlosen – und zwar unter denjenigen von Ihnen, die uns per Mail an checkpoint@tagesspiegel.de einen weiteren Berlinkrimi empfehlen. In der nächsten Woche hier an dieser Stelle: „Geheimnisse, Lügen und andere Währungen“ von Wolfgang Ainetter, der früher als Journalist und zuletzt als Sprecher im Bundesverkehrsministerium all die Geheimnisse, Lügen und andere Währungen kennengelernt hat, die er hier in seinem „Ministeriumskrimi“ seziert.
Spannend zu sehen war heute, wie Florian Schwabe, Alexander Fröhlich, Anna Thewalt, Teresa Roelcke und Stefan Jacobs geholfen haben, die Geheimnisse Berlins zu lüften. Ums Stadtleben hat sich Sophie Rosenfeld gekümmert, und Neele Schumacher war ganz früh hellwach für die Produktion. Morgen weckt Sie hier dann wieder Anke Myrrhe – bis dahin,
Ihr Lorenz Maroldt