tja, was macht man nun mit diesem 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, an dem so viel über Trennendes gesprochen wird wie an keinem anderen Tag im Jahr? Das ritualisierte, pflichtbewusste Gedenken taugte zwar auch in diesem Jahr noch als Hauptnachricht in der Tagesschau, dürfte aber nur bei den wenigsten Interesse, geschweige denn Begeisterung, geweckt haben.
Das subtile Unbehagen mit diesem Feiertag liegt auch an der Diskrepanz zwischen der historischen Bedeutung der Einheit und dem, was sie bei den Menschen auslöste – im Westen oft nicht viel, im Osten bei Vielen Unsicherheit. Wie schwer es ist, unter diesen Umständen die Freude über das Ende einer Diktatur mit Leben zu füllen, ist jedes Jahr am 3. Oktober spürbar. Ein Ausweg könnte sein, den Feiertag (nicht das Ereignis!) ein wenig von seinem Gewicht, seiner Schwere zu befreien und einzusehen: Die Einheit ist zu groß für einen Tag im Jahr.
Unbeschwerter als auf der offiziellen Gedenkfeier zum Tag der Deutschen Einheit (dieses Jahr in Erfurt) ging es gestern auf dem Hoffest des Tagesspiegels zu. Rund 3.000 Gäste tauschten sich über die Zukunft des Journalismus aus, verzweifelten zusammen an Berlins maroden Schulen oder konnten gemeinsam mit unserem Wissenschaftsjournalisten Sascha Karberg ein Blick auf ihr Erbgut werfen.
Auch Andrij Melnyk, noch für wenige Tage ukrainischer Botschafter in Deutschland, war zu Gast und reflektierte sein durchaus kontroverses Auftreten in der Vergangenheit (wenig später am Abend twitterte er dem Unternehmer Elon Musk noch ein beherztes „Fuck off“ entgegen, nachdem dieser einen grotesken „Friedensplan“ für die Ukraine vorgeschlagen hatte).