Heiligabend wird in diesem Jahr für die Parteien alles andere als eine stille Nacht – und schuld daran ist das Verfassungsgericht. Denn aus dem symbolhaften Verkündungstermin des Wahlwiederholungs-Urteils am 16.11.22 (Buß- und Bettag) ergibt sich ein Wahltermin am 12.2.23 („Die Wiederholungswahl muss spätestens 90 Tage nach der Entscheidung im Wahlprüfungsverfahren stattfinden“, § 21 (2) WahlG BE) – und Landeswahlleiter Stephan Bröchler hat bereits angekündigt, die Frist ausschöpfen zu wollen. Quizfrage: Was gehört zu einer Wahl wie Kerzen auf den Weihnachtsbaum? Richtig, Plakate. So, und dazu schauen wir jetzt mal ins Berliner Straßengesetz, § 11 (2a):
„Werbeanlagen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit Wahlen (…) stehen, sind ausschließlich für einen Zeitraum von sieben Wochen vor (…) dem Wahl- oder Abstimmungstag zu erlauben.“
Ok, und jetzt drehen wir die Uhr wieder zurück, und zwar um exakt sieben Wochen vom 12.2.23 an berechnet – und wo landen wir da? Sie ahnen es sicher schon: In der Heiligen Nacht. Uns in Berlin ist eben nichts so richtig heilig.
Wer Wahlkämpfe kennt, weiß, wie wichtig die ersten Stunden sind, denn wer zuerst hängt, steht oder klebt, hängt, steht oder klebt am besten. Spätstarter finden allenfalls einen Platz in der zweiten Reihe oder am Ende der Laternenstange. Das nenne ich mal eine schöne Bescherung: Anstatt zur Mitternachtsmesse in die Kirche zu pilgern oder sich selig dem Völlegefühl zu ergeben, ziehen die Kandidierenden mit Kleistereimer und Klappleiter rastlos durch die Stadt wie einst Maria und Josef, stets auf der Suche nach einer freien Stelle (bzw. einem freien Stall).
Geht das nicht doch noch anders? Mal sehen…
+ Auf eine unverbindliche Vereinbarung, erst zwei Tage später zu beginnen, wird sich keine Partei verlassen wollen – das hat noch nie funktioniert.
+ Die 90-Tage-Frist exakt bis zum 14.2.23 auszureizen, würde eine Wahl am Dienstag bedeuten – aber wer will schon am Tag des heiligen Valentin wählen?
+ Vielleicht hilft eine Feiertagsauslegung des Straßengesetzes… aber das hat der Spandauer Stadtrat Thorsten Schatz schon prüfen lassen – die Juristen sagen: keine Chance.
+ Das Plakatieren genehmigen müssen die Verkehrsstadträte. Könnten die nicht vielleicht ein bisschen… na ja, die Bearbeitung ein bisschen berlintypisch verzögern? Ach, besser nicht.
+ So bleibt noch die Möglichkeit einer Gesetzesänderung. Aber da müsste sich das Abgeordnetenhaus ziemlich beeilen – und weitgehend einig werden. Zudem kommt das nach dem bisherigen Pannenfestival sicher nicht gut an, wenn sich die Politik zur nächsten Wahl das Gesetz passend schnitzt.
+ Was noch? CDU-Stadtrat Schatz setzt auf einen „Weihnachtsfrieden“ – und wann, wenn nicht in dieser Zeit, darf man mal auf ein Wunder hoffen?
Das größte Wunder wäre allerdings, würden die Parteien auf die übliche Materialschlacht verzichten und das Ersparte an jene weiterreichen, die es nötiger haben. Das Wort „Wahlkampfspende“ bekäme eine ganz neue Bedeutung, die Parteien könnten an Ansehen gewinnen – und Berlin wäre mal wieder vorbildlich.
Ob das Gericht tatsächlich komplett neu wählen lässt, steht noch nicht fest. Selbst in den Parteien, die Widerspruch eingelegt hatten, ist Verwunderung über die weitreichende Vorfestlegung zu hören. Und auch in der Linkspartei rumort es – aus politischen Gründen (miese Umfragewerte), aber auch aus rechtlichen. In einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel (hier zu lesen) argumentieren Antonio Leonhardt und Moheb Shafaqyar, beide Juristen und Bezirkspolitiker, warum sie eine vollständige Wahlwiederholung für unbegründet halten:
„Dabei missachtet das Gericht eine Vielzahl an Wahlprüfungsgrundsätzen. Sollte es an dieser Einschätzung festhalten, würde es die chaotischen Verhältnisse in Berlin fortsetzen und selbst zum Teil des staatsorganisatorischen Problems werden.“
Tja, wenn es das nicht wegen der nachweislich falschen Dienstlichen Erklärung von Präsidentin Ludgera Selting im Zusammenhang mit einem Befangenheitsantrag (CP v. 28.9., hier im Detail und zum wörtlichen Vergleich nachzulesen) längst schon ist.
Übrigens: Mit welchen Slogans das Rathaus-Trio Betti, Klausi und Franzi die Berlinerinnen und Berliner von der Briefwahl überzeugen will, um ein neues Präsenzchaos zu vermeiden, hat Naomi Fearn für die „Berliner Schnuppen“aufgezeichnet – das Ergebnis können Sie mit einem Abo weiter unten ja mal auf sich wirken lassen.
Das „South by Southwest“-Festival in Texas ist eine der weltweit größten Veranstaltungen für Musik, Filme und Technologie – na klar, sowas brauchen wir hier auch! Und tatsächlich: Eher unscheinbar findet sich in den Haushaltsausschuss-Dokumenten in Kapitel 1320, Titel 68317, Punkt 6 unter der Bezeichnung „Leuchtturmveranstaltungen und Netzwerke der Kreativwirtschaft“ die geplante Ausgabe von 3,5 Millionen Euro an den Springer-Verlag und die Penske Media Group, „um ein mehrtägiges Kreativfestival in Berlin aufzubauen“. Und was macht die Penske Media Group sonst so? Mal schauen… na sowas: Sie ist Mehrheitseigentümer von „South by Southwest“.
Vom nächsten Sommer an soll das Festival jährlich in Berlin stattfinden – mit zunächst 170 Konzerten und Clubevents, vier Kongressen zu den Themen Musik, Medien, Technologie und Start-ups plus 30 temporären Kunstinstallationen im öffentlichen Raum geben. „Die Events sind in einem Radius von rund fünf Kilometern geplant, um kurze Wege zu den einzelnen Veranstaltungsorten zu gewährleisten“, heißt es in der Vorlage der Wirtschaftsverwaltung, aber: „Der endgültige Name des Festivals steht noch nicht fest.“ South by Southwest wird es wohl nicht heißen – mit den Namensrechten würde es für den Senat noch teurer (zusätzlich eine zweistellige Millionensumme).
„Internationale Strahlkraft“ soll das Festival entfalten, ok – aber gibt’s in Berlin nicht genug Power und Knowhow, um so ein Festival auch allein aufziehen? Tja… Immerhin ist von einer „Zusammenarbeit mit den Netzwerken und Vereinen der Berliner Kreativwirtschaft“ die Rede (Vorgespräche mit der „Club Commission“ soll es schon gegeben haben) – die Förderung geht jedoch erstmal an Springer und Penske, vier Jahre lang, ohne Ausschreibung: Die 3,5 Millionen sind nur der Anfang für 2023.
Die Uckermark ist schon weitgehend von Hauptstädtern besetzt – aber jetzt will CDU-Chef Kai Wegner auch gleich noch einen 13. Berliner Bezirk auf Brandenburger Grund und Boden errichten: „Vielleicht im Norden zwischen Pankow, Buch, Bernau und Oranienburg. Vielleicht im Westen zwischen Spandau, Zehlendorf, Potsdam und Falkensee oder im Süden zwischen Lichtenrade, Rudow und Rangsdorf“, heißt es in einem Fraktionsbeschluss, mit dem der Bau von 60.000 Wohnungen am Stadtrand und darüber hinaus vorangetrieben werden soll. Kurzer Blick auf den Kalender: Nein, es nicht der 1. April…
… und die Brandenburger scheinen sich auch nicht so leicht ergeben zu wollen: „Es schütze uns des Kaisers Hand vor Groß-Berlin und Zweckverband“, trotzte der Bernauer Landtagsabgeordnete Péter Vida dem Vorstoß, und Manja Schüle, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur, reagierte sogar mit einem Gegenangriff:
„Wovon spricht dieser Mann? Also wenn Herr Wegner von der CDU unbedingt will, können wir aus seinem Berliner Wahl- einen neuen brandenburgischen Landkreis machen. Und den nennen wir dann Zukunftsburg in Brandenburg.
Also, bei aller Liebe: Spandau bei Berlin geben wir nicht her! Und Brandenburg brauchen wir auch nicht. Ruft lieber Mallorca zum 17. deutschen Bundesland aus. Und ansonsten haben wir auch schon genug damit zu tun, unsere 12 Bezirke halbwegs am Laufen zu halten. In Reinickendorf schaffen wir es ja nicht mal mehr, regelmäßige BVV-Sitzungen zu organisieren (ist in Spandau übrigens auch schon passiert). Und in Mitte… ach herrje, Mitte – hier eine Mail des Bezirksamts Mitte mit dem Betreff „Automatische Antwort“:
„Sehr geehrte Damen und Herren, leider kommt es aufgrund der Arbeits- und Personalsituation derzeit zu erheblichen Einschränkungen im Leistungsangebot der Personalstelle für Tarifbeschäftigte. Vorrangig können daher aktuell nur zahlungsrelevante Arbeitsvorgänge sowie Neueinstellungen und Weiterbeschäftigungen bearbeitet werden. In diesem Zusammenhang ist auch die Erreichbarkeit stark vermindert; es können leider keine Anrufe entgegengenommen werden. Bei der Beantwortung von E-Mails wird es zu teils erheblichen Verzögerungen kommen, gleiches gilt für schriftlich eingereichte Anfragen und Anträge aller Art. Wir bedauern diese Maßnahmen und bitten um Ihr Verständnis! Mit freundlichen Grüßen, Ihr Personalservice.“
Nochmal kurz zurück nach Reinickendorf: Der Checkpoint hatte um ein Interview mit Bürgermeister Uwe Brockhausen gebeten, um zu klären, warum niemand etwas gegen den „Personalmangel im BVV-Büro“ unternimmt, der zum Ausfall der gewählten Vertretung von 270.000 Menschen führt (zwei Mitarbeiterinnen hatten fristgerecht gekündigt, die Büroleiterin befindet sich in Kur, die angelernte Vertreterin ist krank, und außer einem Azubi und einer Teilzeitkraft ist niemand mehr da). In der Antwort heißt es, „dass Herr Brockhausen Ihnen gern ab 07.11.22 zur Verfügung steht. Aus terminlichen Gründen ist es leider nicht früher möglich“.
Es kommentiert Jelisaweta Kamm, Vorsitzende des Rats der Vorsteherinnen und Vorsteher: „Eine Sitzung der BVV absagen zu müssen, ist sehr bitter und gefährdet letztendlich unsere Demokratie. Wir haben ein systematisches Problem in der Berliner Verwaltung.“
Es sagt jedenfalls viel aus über die politische Kultur in Berlin, dass die Regierenden nach der Absage einer Bezirksversammlung achselzuckend zur Tagesordnung übergehen, anstatt sofort alles daran zu setzen, dass wenigstens die demokratischen Mindeststandards in dieser Stadt aufrecht erhalten bleiben – zumal nach einer so fahrlässig verschlampten Wahl wie der von 2021. Die fatalistische Haltung offenbart vor allem eines: Respektlosigkeit vor dem Beteiligungswillen der Bürgerinnen und Bürger Berlins.
Wird’s nun im Advent zwei verkaufsoffene Sonntage geben oder nicht? Die Rechtslage für eine Genehmigung ist schwieriger geworden – die Lage der Berliner Einzelhändler aber auch. Nach Checkpoint-Informationen sollen die Staatssekretäre der beteiligten Verwaltungen heute Vormittag eine Lösung vereinbaren.
Und was meinen Sie?

Berliner Schnuppen

Telegramm
Zum Krieg Russlands gegen die Ukraine:
+++ China ruft seine Staatsbürger dazu auf, Kiew und die Ukraine sofort zu verlassen – die Begründung: eine „düstere Sicherheitslage“.
+++ Mehrere geflohene russische Beamte und Agenten sind nach Angaben des Dissidenten Wladimir Osechkin dazu bereit, über „brisante Details“ auszusagen.
+++ Der ehemalige US-General Ben Hodges hält eine Befreiung der von Russland besetzten Halbinsel Krim bis zum Sommer für möglich.
+++ Russische Soldaten haben den ukrainischen Dirigenten Jurij Kerpatenko erschossen – er hatte seine Teilnahme an einem Propagandakonzert in Cherson verweigert.
Den neuesten Nachrichtenstand können Sie rund um die Uhr hier in unserem Newsblog verfolgen
Zu den weiteren Meldungen aus Berlin:
Nachricht aus einem Berliner Krankenhaus: „Im Nachtdienst drei Stunden telefoniert, um einen Covid-Patienten irgendwo in Berlin an eine Klinik zu verkaufen. Ergebnis: Nicht eine Klinik hatte eine freies ITS-Bett.“
Um „vor die Welle“ zu kommen,nehmen die Wasserbetriebe künftig dreimal pro Woche wegen Corona Abwasserproben – die Daten werden in Echtzeit in eine App übertragen und sollen zuverlässigere Ergebnisse liefern als die bisherigen Testverfahren (also quasi „Appwasser“).
Dazu passt folgende Ausschreibung: Gesucht wird eine „Leitung Abwasserleitung“. Klingt doppelt gemoppelt, aber die Vergütung erfolgt außertariflich, und „gegebenenfalls kann auch die Gewährung einer Fachkräftezulage erfolgen“. Da fließt also auch das Geld – und das könnte die eine oder den anderen… nun ja: zur Bewerbung verleiten. (Q: Amtsblatt, S. 2807).
Hier ein Beispiel dafür, was wir in Berlin unter Kreislaufwirtschaft verstehen: Weil die Sanierung vieler Schulen verschoben wurde, laufen dort viele alte Gasheizungen weiter – und die verursachen neue, hohe Kosten, die gegen die Einsparungen laufen und damit eine weitere Verschiebung der Sanierung… (usw.).
Aber Geld scheint‘s ja noch im Überfluss zu geben – die SPD will jedenfalls die Fernwärme und die Gasag verstaatlichen (Fraktionsbeschluss). Künftig wird dann also das Wahlergebnis auf die Energierechnung umgelegt (oder war’s genau andersherum?).
Die Berliner AfD setzt dagegen auf Kernkraft (Parteitagsbeschluss) und die Berliner CDU auf „extraterritoriale Lehrkräfte“ (Fraktionsbeschluss), während die Grünen auf den Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft bauen (mit 14.625 Euro größter Delegiertenkonferenz-Spender – der Bundesverband Deutscher Baumschulen war nur mit 4000 Euro dabei; Bildung ist eben gerade nichts so hoch im Kurs).
Apropos Bildung: Die Lichtenberger George-Orwell-Schule heißt von heute an „Schule am Tierpark“ – zur Feier des Tages kommentiert der Meister selbst die Sache so: „Ein guter Lehrer ist derjenige, welcher sich mit der Zeit überflüssig macht.“ (Mehr dazu gibt’s heute im Lichtenberg-Newsletter von Robert Klages – zur kostenlosen Bestellung geht’s hier).
Immer mehr Drogentote werden registriert – im vergangenen Jahr waren es 223, das ist die höchste Zahl seit 20 Jahren (Q: Gesundheitsstaatssekretär Thomas Götze auf Anfrage des FDP-MdA Florian Kluckert).
Die U-Bahn-Linie 2 fährt wegen der Risse im Bahnhof Alexanderplatz zwischen Senefelderplatz und Klosterstraße weiter nur eingleisig – der Investor des Hochhauses, dessen Bau die Schäden verursacht, bleibt dagegen schmallippig. Sein Kommentar: kein Kommentar.
Der Rapper Ali Bumaye schimpft in einem neuen Video über die Löschung eines alten Videos auf Anweisung der Neuköllner Gesundheitsstadträtin Mirjam Blumenthal (ihre Begründung: „Ali Bumaye ist der Cousin von Abou-Chaker“). Die Vorgeschichte einer politischen Lüge gibt’s hier zu lesen, die Äußerungen von Ali Bumaye dazu können wir aus Jugendschutzgründen leider nur so wiedergeben: „Ich f**** Dich!“ Was er außerdem sagt:
„Ich bin Neuköllner, Bruder, ich bin da geboren und großgeworden, was macht ich da für einen Scheiß, Mann!“ (hier ab Min. 41:30 zu sehen und zu hören)
In dieser Woche entscheidet die BVV Neukölln übrigens über einen Abwahlantrag gegen Blumenthal.
Zahl des Tages (auch zu gebrauchen für die Rubrik „Unnützes Berlinwissen“): Es fahren nur noch 54 alte BVG-Doppeldecker durch Berlin – Nummer 55 wurde von seinem ortsunkundigen Fahrer unter der niedrigen S-Bahnbrücke in der Steglitzer Bergstraße glatt halbiert.
„Hund beißt Mann ist keine Nachricht“, lautet das Standardbeispiel für Langeweile an deutschen Journalistenschulen (habe ich jedenfalls so gehört, ich selbst war nie auf einer). „Mann beißt Hund“ dagegen wäre eine, heißt es, aber haha, wo gibt’s den sowas! Na ja, also hier: „Mann beißt Hund“ lautet eine Polizeimeldung aus Hessen, die den Traum aller Medienausbilder wahr werden lässt. Das Äquivalent dazu lautet in Berlin übrigens „Bürgeramt hat freie Termine“, aber haha, auf diese Meldung müssen wir weiter warten.
Wir kommen zur Aufgabe für Berlinkenner – bitte ordnen Sie folgende Gerichte den Politikern Klaus Lederer, Sebastian Czaja und Kai Wegner zu:
a) „Mein Lieblingsgericht ist so ein richtig schöner Pott Milchreis mit Zucker und Zimt, erinnert mich auch immer wieder an meine Kindheit, das ist einfach nur lecker und extrem gut.“
b) „Also sehr gerne mag ich ein Pfeffersteak, das esse ich wirklich sehr, sehr gern. Aber häufig esse ich auch die Currywurst, oder einfach mal einen Döner bei mir ums Eck. Aber am allerliebsten esse ich wirklich den selbstgebackenen Schokokuchen meiner Frau.“
c) „Ich hätte da die gute alte Ketwurst dem Vergessen zu entreißen. Ein längliches Brötchen, es muss aber ein ganz spezielles Ketwurstbrötchen sein, wird auf einen Dorn aufgespießt, dieser Dorn ist hoch erhitzt und knuspert das Brötchen innen richtig schön aus. Dann wird eine Bratwurst, es muss aber eine richtige Ketwurstbratwurst sein, gebraten und mit der entsprechenden Currysauce, die aber auch eine entsprechende Ketwurstcurrysauce sein muss, in dieses Brötchen reingepfropft. Gibt’s nicht mehr oft, hie und da, am S-Bahnhof Schönhauser Allee zum Beispiel. Guten Appetit!“
Na, bekommen Sie das heraus? Die Auflösung gibt’s in unserem Checkpoint-Podcast „Berliner & Pfannkuchen“, in dem wir uns mit der Frage „Isst Berlin anders“ beschäftigen – und auf überraschende sowie leckere Erkenntnisse gestoßen sind. Hier können Sie sich die Folge anhören.
Gewonnen! Sonnabend fragten wir, welcher Tiere rechtssichere Einordnung der Stadtverwaltung nicht ohne Weiteres möglich wäre. Die korrekte Antwort lautet a) …Stadttauben. Hier lesen Sie es nach.
Zitat
„Bist du geisteskrank, größenwahnsinnig oder einfach nur mutig?“
Berlins „Chief Digital Officer“ Ralf Kleindieck, beim Senat zuständig für die Verwaltungsmodernisierung, berichtet im VBKI-Podcast auf die Frage von Geschäftsführerin Claudia Große-Leege, warum er sich den Job angetan hat, über die Reaktion von zwei guten Freunden, „die sich mit Digitalisierung und Berlin auskennen“. Kleindiecks Antwort:
„Das Dritte, und ein bisschen was von den Ersten beiden.“
Tweet des Tages
Das ist nicht meine Aufgabe, aber ich werde den Informationskrieg dafür nicht aufgeben, dass man einfach nur morgens bei Berlins Bürgerämtern (zentrale Nummer: 115) anrufen muss, um einen Termin am gleichen oder nächsten Tag zu bekommen & das mehr bringt als wütende Tweets.
Antwort d. Red.: Dieser Service-Tweet unseres Kollegen Julius Betschka war offenbar zu gut – hier die Antwort des Bürgeramts unter der Nummer 115:
„Aktuell kann es wegen der hohen Zahl von Anrufen zu längeren Wartezeiten kommen.“
Stadtleben
Essen & Trinken – Im Tokyohaus in Charlottenburg werden Fisch- und Fleischgerichte wie Seezunge, Rinder- oder Straußenfilet an sogenannten Teppan Yaki Tischen direkt vor den Augen der Gäste gegart. Das Live-Kochen ermöglicht nicht nur ein Gespräch mit dem Koch selbst, sondern auch das Erlernen des einen oder anderen Kniffs. Neben den typisch japanischen Gerichten, bietet das Lokal auch Sushi an. Die Speisekarte finden Sie hier. Mo-Do 16-23, Fr-So 12-23 Uhr. Brandenburgische Straße 30, Charlottenburg, U-Bhf Adenauerplatz
Geschenk – Der US-Shop „American Lifestyle” in Tempelhof ist seit über 22 Jahren die Anlaufstelle für Zugezogene und Fans von Übersee. Der Laden besticht mit Mac’n Cheese, Louisiana Hot Sauce oder Pop-Tarts und Twizzlers. Aber auch gebrauchte Nummernschilder aus unterschiedlichen Staaten oder Armstulpen im „Stars & Stripes“-Muster fallen der Kundschaft in die Hände. Mo-Fr 11-17, Mi 11-16 Uhr. Attilastraße 177, Tempelhof, U-Bhf Ullsteinstraße
Berlinbesuch – Das Konglomerat aus Architektur und Kunst ist eine Passion des Architekten Mies van der Rohe. In seinem letzten Berliner Wohnhaus entfesselt die neue Ausstellung „Baubilder und Erinnerungsmuster“ eine neue moderne Erinnerungskultur: Die drei Impressionen alias Bismarckdenkmal-Projekt, Revolutionsdenkmal und der Entwurf für ein Ehrenmal in der Neuen Wache stehen im Fokus. Bis 26. März 2023. Der Eintritt ist frei. Di-So 11-17 Uhr. Oberseestraße 60, Alt-Hohenschönhausen, Tramstation: Oberseestraße
Karten sichern – Zu Beginn des Monats eröffnete eine neue Einzelausstellung im Bröhan-Museum. Unter dem Titel „Lucia Moholy – Das Bild der Moderne“ sind Fotografien der Bauhaus-Künstlerin und Frau von László Moholy-Nagyzu sehen. In Sach-, Porträt- sowie Architekturaufnahmen drückt sie ihre Begeisterung für das Handwerk aus. An jedem Samstag um 15 Uhr können Besucher:innen an einer Führung durch die Ausstellung teilnehmen. Karten kosten 8/erm. 5 Euro. Wir verlosen 2x2 Tickets, die flexibel bis zum Ende des Jahres eingelöst werden können! Bis 22. Januar 2023. Di-So 10-18 Uhr. Schloßstraße 1A, Charlottenburg, S-Bhf Westend
Grübelstoff – Lunchables, „Yes“-Törtchen oder Cherry Coke: Welche Lebensmittel, die es in Deutschland nicht mehr gibt, vermissen Sie?
Berlin heute
Verkehr – A100/A113: Sperrung von 21 bis 5 Uhr in beiden Richtungen zwischen den AS Oberlandstraße und Späthstraße (Beginn der Absperrmaßnahmen: 20 Uhr).
A100, Kreuz Schöneberg (Stadtring): In Fahrtrichtung Wedding steht von 21 bis 5 Uhr nur ein Fahrstreifen zur Verfügung (bis 19. Oktober). In den folgenden Nächten ist Richtung Neukölln nur ein Fahrstreifen frei (bis 21. Oktober).
A111 (Reinickendorf-Zubringer): Sperrung stadtauswärts von 22 bis 5 Uhr zwischen den AS Holzhauser Straße und Waidmannsluster Damm (bis 23. Oktober).
Grünberger Straße (Friedrichshain): Sperrung Richtung Gubener Straße ab Warschauer Straße (bis Mitte Februar 2022).
Nahverkehr – S-Bahn: Die Linie S2 ist von 22 bis 1.30 Uhr zwischen Blankenburg und Karow unterbrochen. Bis 21. Oktober ist die Linie S1 von 21.45 bis 1.30 Uhr zwischen Zehlendorf und Schöneberg unterbrochen.
U-Bahn: Die Linie U9 ist zwischen S/U-Bhf Zoologischer Garten und U-Bhf Berliner Straße unterbrochen (bis 7. November). Zusätzlich gibt es einen Pendelverkehr auf beiden Gleisen zwischen U-Bhf Berliner Straße und S/U-Bhf Rathaus Steglitz
Regionalverkehr – Bis 19. Oktober sowie vom 22. bis 24. Oktober fallen zahlreiche Züge der Linie RE5 zwischen Berlin Südkreuz und Blankenfelde (Teltow-Fläming) aus.
Demonstration – „Tarifvertrag, Gesundheit Jetzt! Wir fordern den Senat auf, Tarifverhandlungen aufzunehmen“: 150 Teilnehmende, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Friedrichshain-Kreuzberg, Karl-Marx-Allee (8-15.30 Uhr)
„Solidarität ist Widerstand“: 30 Protestierende, Turmstraße 91 (9.30-11.30 Uhr)
„Internationale Solidarität mit unterdrückten Student:innen und Schüler:innen in Afghanistan und Iran“: 1000 Demonstrierende, Bebelplatz (16-19 Uhr)
„Kundgebung zur Schulplatzkrise in Pankow“: 100 Personen, Schule muss anders, Florastraße – S-Bhf Pankow – Florastraße 94 (16.30-18 Uhr)
„Die Leute gehen auf die Straße – Wo bleibt der DGB?“: 50 Teilnehmende, Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften (VKG), Henriette-Herz-Platz 2 (17-18 Uhr)
Gericht – Weil er als Geschäftsführer einer Handelsfirma mehr als 1300 Kunden betrogen haben soll, muss sich ein 40-Jähriger verantworten. Er soll über das Internet Bestellungen für Waren angenommen und trotz Vorabzahlung nicht geliefert haben. Ein Schaden von rund 1,5 Millionen Euro sei entstanden (15 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Saal 704).
Universität – Das Mineralogische Museum der Technischen Universität stellt Schmuckstücke aus Silber und Gold zur Schau. Die Bijouterie „Crystal Metal“ der Berliner Goldschmiedin Susanne Sous steht allen Interessierten von 12 bis 18 Uhr zur Besichtigung offen. Ernst-Reuter-Platz 1, Charlottenburg, U-Bhf Ernst-Reuter-Platz
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Christian Brückner (79), Schauspieler und Synchronsprecher / Derya Çağlar (40), für die SPD im AGH / Sophie Dal (41), Schauspielerin / Christian Jost (59), Komponist und Dirigent / Amelie Kiefer (35), Schauspielerin / Karin Krieger (64), Übersetzerin / Uwe Kolbe (65), Schriftsteller / „Thomas Mampel, Geschäftsführer Stadtteilzentrum Steglitz e.V., Meinem Lieblings-Ex-Chef ein dreifach „Hoch“ auf den 60. von Franziska aus HH“ / Matthias Matschke (54), Schauspieler / Agustín Rogel (25), Fußballspieler bei Hertha / Alexander Spies (67), Politiker der Piratenpartei / Roger de Weck (69), Publizist und ehem. Generaldirektor der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Birgit Froelich, * 26. September 1964 / Manfred Kalusa, * 30. Dezember 1953 / Dr. Hans-Joachim Koubenec, * 22. Januar 1943 / Josef Widerski, verstorben am 3. Oktober 2022
Stolperstein – Max Neustätter kam am 24. Februar 1876 in München zur Welt. Als Oberingenieur arbeitete er in den Elektrowerken in Berlin-Steglitz. Obwohl er bei der Volkszählung vom 17. Mai 1939 als „Volljude“ identifiziert wurde, durfte er bis 1939 dort weiterarbeiten. Mit seiner Frau und seinen zwei Kindern lebte er in der Vionvillestraße 15 in Lankwitz. Später zog die Familie in eine „Judenwohnung“ am Werderschen Markt 4a. Heute vor 82 Jahren verstarb Max Neustätter aus noch unbekannten Gründen. Seine Familie wurde 1942 in Auschwitz ermordet.
Encore
Zum Schluss heute eine Premiere: Wir starten mit der neuen Rubrik „Berliner Schnauze“ – Berliner Promis verraten uns ihren Lieblingsspruch. Heute: Franziska Giffey.
„Nich jemeckert is jenuch gelobt.“
Ihre Begründung:
„Eigentlich sind die Berlinerinnen und Berliner ja stolz auf ihre Stadt, nur manchmal können sie es nicht so richtig zeigen. Der Spruch macht das deutlich und fordert vielleicht auch mit einem Augenzwinkern dazu auf, das eine oder andere Mal auch die positiven Seiten unserer Stadt hervorzuheben.“
Auf dieser positiven Seite stehen heute in jedem Fall André Görke (Recherche), Sophie Rosenfeld (Stadtleben) und Lionel Kreglinger (Produktion). Morgen meckert hier Stefan Jacobs nich rum. Bis dahin,
Ihr