auch am fünften Tage nach der Wahl kommt Berlin aus dem Staunen nicht raus – die Liste der Pannen und Peinlichkeiten wird immer länger.
In Charlottenburg-Wilmersdorf zum Beispiel, wo schon früh die Stimmzettel ausgegangen waren, hatten alle 22 Wahlbezirke exakt dasselbe vorläufige amtliche Endergebnis gemeldet – gestern dann veröffentlichte das Bezirkswahlamt dazu eine Erklärung, die noch verrückter klingt als der Umstand an sich: Der Ausgang der Wahl wurde geschätzt (nein, kein Witz) – die Verteilung der Prozente auf die Parteien war eine reine Fiktion. Und als wäre das jetzt nicht schon gaga genug, setzte Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann, der es mit Regeln auch sonst nicht ganz so genau nimmt (CP v. 22.6.), noch einen drauf: Er findet das alles „normal“ – und nennt die Kritik „bodenlos“.
Doch immer mehr Menschen wollen sich nicht mehr damit abfinden, was Berliner Politiker für „normal“ halten. Dass bei Wahlen auch mal etwas schief gehen kann – geschenkt. Und dass ein einzelner Wahlbezirk wegen unerwarteter Umstände in der Wahlnacht auch mal ein unfertiges Ergebnis durchreicht – kommt vor. Aber gleich alle 22? Und das zunächst ohne nachvollziehbaren Hinweis? Bodenlos ist hier nur die organisierte Verantwortungslosigkeit.
„Vielleicht erklärt diese Überraschung des Tages ein wenig das Wahl-Chaos in Berlin“, schreibt die erfahrene Vorsteherin eines Wahllokals im Norden der Stadt dem Checkpoint – sie bekam drei Tage nach der Wahl per Post folgende Informationen zugeschickt: eine aktualisierte Übersicht ihres Wahlvorstands, eine Checkliste zur Wahlhandlung, Hinweise der Landeswahlleiterin zur Vorbereitung auf die Wahl, Musterbeispiele zur Gültigkeit und Ungültigkeit von Stimmen, Hinweise der Landesabstimmungsleiterin zum Volksentscheid.