Sonne-Wolken-Mix, 15 bis 26°C

Halbseidene Wochen in der Hauptstadtregion Verkehrssenatorin Manja Schreiner tritt zurück Wohnbetrüger in Mitte und Prenzlauer Berg

Anzeige

wir bitten die heutige Berlin-Verzögerung beim Versand des Newsletters zu entschuldigen. Auch wir sind nicht gänzlich vor Betriebsstörungen (in dem Fall technische Probleme) gefeit. Umso schöner, dass es jetzt noch geklappt hat. Wir wünschen einen sonnigen und guten Start in den Tag! Und kommen zu den aktuellen Meldungen...

Friede, Freude, Eierkuchen ist die erste Bilanz vom 1. Mai und der vorherigen Walpurgisnacht – die Berliner Polizei ist sehr zufrieden mit uns allen! Zehntausende Menschen haben überwiegend friedlich demonstriert, die anderen haben bei herrlichem Sommerwetter im Park gefeiert. All das laut Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Dienstagabend ohne größere Zwischenfälle – die Zahl der Festnahmen bei den Demos blieb ihr zufolge „im unteren zweistelligen Bereich“. Hier finden Sie eine erste Zusammenfassung (und ein Video zu der Satire-Demi „My Gruni“!) – mehr Details gibt es heute im Laufe des Tages.

Dabei waren vorher noch alle janz uffjerecht! Vor allem wegen der Revolutionären 1. Mai-Demonstration in Kreuzberg und Neukölln am Mittwochabend, an der allein mindestens 12.000 Menschen teilnahmen. Die perfekte Metapher für diesen Tag: Zunächst teilte die Berliner Polizei mit, sie habe auf Neuköllner Dächern entlang der Route einzelne „Depots“ von Pflastersteinen und Dachziegeln gefunden. Kleinlaut hieß es später: „Wir klären, ob es sich dabei auch um Baustellen handelt, die uns vorher nicht bekannt waren.“

Da waren’s nur noch neun: Die Senator:innenrunde hat sich verkleinert, seit CDU-Verkehrssenatorin Manja Schreiner am Dienstag „sehr schweren Herzens“ ihren Rücktritt verkündete. „Bauernopfer“ ist das Stichwort: Damit ist nicht Schreiner gemeint, die aus der Landespolitik mit überwiegend warmen Worten und von den Koalitionär:innen auch mit Bedauern verabschiedet wird. „Bauernopfer“ nennt ein Rechtsprofessor Schreiners Art der unsauberen Zitierweise, die am Montag zur Aberkennung ihres Doktortitels durch die Uni Rostock führte – unglücklicherweise auch noch Schreiners Geburtstag.

„Ich habe an keiner Stelle meiner Dissertationsarbeit vorsätzlich getäuscht oder betrogen“, verteidigte sich die CDU-Frau am Dienstag, und kündigte an, als Privatperson gegen die Entscheidung vorgehen zu wollen. Um ihre Entlassung als Senatorin bitte sie, „um Schaden vom Berliner Senat abzuwenden“. Als Senatorin habe sie stets große Verantwortung für die Stadt und ihre Menschen empfunden, sagte Schreiner. „Diese Verantwortung gibt mir nun diesen Weg aus dem Amt vor.“

Zum Weiterlesen:

+++ Wer findet nun den Weg in dieses vakante Amt? CDU-Regiermeister und Senatorinnen-Ernenner Kai Wegner hielt sich zunächst bedeckt. Deshalb hat Christian Latz mal für Sie das Ohr ans Pflaster gehalten – und stellt mögliche Kandidat:innen für Schreiners Nachfolge vor.

+++ Wie schlimm ist Manja Schreiners Plagiatsfall wirklich? Ann-Kathrin Hipp hat dazu drei Plagiatsjäger befragt.

+++ Auch unsere Leser:innen-Community hat intensiv diskutiert – und fragt unter anderem, wo die Kritik an den deutschen Universitäten bleibt.

Es sind halbseidene Wochen in der Hauptstadtregion:

+++ In den Häusern von SPD-Bundesinnenministerin Nancy Faeser und FDP-Bundesverkehrsminister Volker Wissing wird jeweils ein möglicher Fall von Günstlingswirtschaft untersucht.

+++ Potsdams SPD-Oberbürgermeister Mike Schubert hat eine „Sportplatzaffäre“ um Volleyball-VIP-Tickets am Hals, deretwegen erste Rücktrittsforderungen laut werden.

+++ Einmal mit Profis … Schleierhaft ist uns hier im Team Checkpoint, warum Jana Bertels, die gemeinsam mit Kian Niroomand SPD-Berlin-Chefin werden möchte, ihre CDU-Vergangenheit nicht offengelegt hat. Bertels, heute 35 Jahre alt, war in ihrer Jugendzeit Mitglied und in ihrer Heimatstadt Krefeld auch mehrere Jahre Vorstandsmitglied im Ortsverband der Jungen Union. „Mir erschien es nicht relevant“, sagt Bertels nun, doch was passiert in einem Wahlkampf natürlich? Korrekt: Jemand steckt es einem Reporter. „Unforced error“ nennen wir anglophilen Tennisfans so eine Dackelei!

„Dass Jana Bertels den Weg zur SPD gefunden hat, freut uns natürlich“, teilte prompt das konkurrierende Duo Nicola Böcker-Giannini und Martin Hikel mit – das süffisante Grinsen dürfen Sie sich mitdenken. „Ob sie an der einen und anderen Stelle ihrer Selbstdarstellung aus Gründen der politischen Glaubwürdigkeit auf ihre frühere Mitgliedschaft in der CDU und Jungen Union hätte hinweisen sollen, das muss sie selbst und das müssen die SPD-Mitglieder beurteilen.“

Lust auf mehr Checkpoint? Hier kommt unser Frühlings-Angebot: Ein Jahr die Vollversion, alle Plus-Artikel auf Tagesspiegel.de und alle Bezirks-Newsletter für nur 8,25 EUR pro Monat. Sie sparen mehr als 45 Prozent und unterstützen Journalismus für Berlinund damit die Demokratie! Ist echt so.
Es soll nicht zu Ihrem Schaden sein. Heute bekämen Sie zusätzlich:
+++ Attenzione, Wohnbetrüger! In Mitte und Prenzlauer Berg werden verzweifelte Wohnungssuche besonders oft und aufwendig reingelegt.
+++ Kai Wegner und sein Gespür für die SPD: Warum der Regierende Bürgermeister vielleicht auch irgendwann noch einen auf Jana Bertels macht.
+++ Bei diesem Wetter kommt Urlaubsstimmung auf. In unserer täglichen Verlosung gibt es heute zehnmal die neue Ausgabe unseres Reisemagazins Tagesspiegel Unterwegs Ostsee zu gewinnen. Auf 148 Seiten kann’s – zumindest gedanklich – sofort losgehen! (Ladenpreis: 10,80 Euro)
In meinem heutigen Checkpoint-Lesetipp über Reichsbürger ist für jeden was dabei – Sie verzeihen mir den schwarzen Humor? Besemmelte Adelsnamen, eine Astrologin, die den richtigen Tag für einen Staatssturz weissagen sollte, und Ex-Elite-Soldaten, so wirr und gefährlich, dass einem ganz anders wird beim Lesen. Der Prinz-Reuss-Gruppe wird seit Freitag wegen Hochverrats und Terrorismus der Prozess gemacht – die Kolleg:innen stellen Ihnen die wichtigsten Köpfe vor.
Klingt gut? Hier geht’s zu unserem Angebot.

Telegramm

Am Sonnabendvormittag wurde eine 50-jährige Fußgängerin am Breitscheidplatz angefahren und an Kopf, Arm und Hüfte verletzt. Die Insassen des Autos fuhren danach einfach weiter. Und eine 88-jährige Fußgängerin starb, nachdem sie am Dienstag in Lichtenberg von einer Rechtsabbiegerin angefahren wurde. Muss dieses „Miteinander im Straßenverkehr“ sein, das auf keinen Fall zu Ungunsten der Autofahrer:innen ausgehen darf…

Wissen Sie schon, wen Sie am 9. Juni wählen? Eine Entscheidungshilfe zur Europawahl geben heute Tagesspiegel und Potsdamer Neueste Nachrichten gemeinsam mit dem Evangelischen Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf. Um 18 Uhr in der Emmaus-Kirche stellen sich Kandidat:innen aller demokratischen Parteien der Diskussion, es moderiert unser Herausgeber Stephan-Andreas Casdorff. Warum die AfD dieses Mal nicht dabei sein wird, erklären wir hier. Und hier können Sie sich noch schnell anmelden. Der Eintritt ist frei.

EU – bringt mir eh nix? Weit gefehlt! Wie sehr die einzelnen Bezirke von Fördergeldern aus unserem Lieblingsmonster profitieren, hat eine Anfrage der Linken ergeben. Demnach sind Berlins Bezirke eifrig bei der Akquise. Rechnet man die Zahlen für die beiden Fördertöpfe ESF und EFRE in der Förderperiode 2019-2023 zusammen, kommt man auf stattliche 40.385.067,50 Euro. Die Top 3:

+++ Treptow-Köpenick, 7.178.379,16 Euro

+++ Marzahn-Hellersdorf, 5.559.082,81 Euro

+++ Charlottenburg-Wilmersdorf, 5.271.501,87 Euro

Am wenigsten Fördermittel erhielten Steglitz-Zehlendorf (376.459,81 Euro), Pankow (882.496,67 Euro) und Lichtenberg (960.400,56 Euro). Insgesamt stehen dem Land Berlin in der Periode 2021-2027 rund 828 Millionen Euro aus EU-Strukturfondsmittel zur Verfügung. Und jetzt alle: Danke, liebe EU!

„Die Wärme kommt nach Hause“, freut sich SPD-Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey in einem Gastbeitrag im heutigen Tagesspiegel. Morgen kauft das Land Berlin sein Fernwärmenetz von Vattenfall zurück – für 1,4 Milliarden Euro. Das Land lädt sich mit der Rekommunalisierung aber auch eine Riesenlast auf: „Derzeit verursachen die Kraftwerke von Vattenfall rund 18 Prozent der CO₂-Emissionen des Landes, weil die Fernwärme ganz überwiegend mit Erdgas und Steinkohle erzeugt wird“, schreibt Giffey. „Das müssen wir ändern.“

Sie träumen vom Häuschen im Speckgürtel? Nicht die schlechteste Zeit, das anzugehen: In Potsdam-Mittelmark ist 2023 überraschend der Wohnungsmarkt eingebrochen. Im Berliner Umland kostete ein frei stehendes Einfamilienhaus, Baujahr 2011 bis 2020, im Durchschnitt rund 730.000 Euro – 54.000 weniger als im Vorjahr. Im weiteren Metropolenraum kostete es durchschnittlich 443.000 Euro – knapp 70.000 Euro weniger als 2022.

Bald ist Muttertag! Wenn Sie noch was suchen, kann vielleicht der Zoll helfen. Wie wär’s mit einer Uhr? Oder einem grässlichen Armband? Eine Handtasche gäbe es auch zu ersteigern – nur noch heute!

Zitat

„Jetzt biegt die Demo langsam ab, ich hab leider noch keinen einzigen schlauen Spruch gehört. Irgendwie Antikapitalisten-Kram, irgendwelches (!) Radikalen-Kram. Man sollte eher sagen ,Make love no (!) war‘, da wär ich ja dabei, aber das haben die leider alle nicht drauf. Polizisten sind sehr entspannt, sehr ruhig, vielen Dank dafür. Hoffen wir mal, dass das mit den ganzen Chaoten auf der Straße irgendwie trotzdem ruhig bleibt. Alles Gute Ihnen!“


Dirk Stettner, Fraktionsvorsitzender der CDU, war auf der Revolutionären 1. Mai-Demo. Es hat ihm dort nicht gefallen. (Q: X/DirkStettner) An weiteren Spekulationen beteiligen wir uns ausdrücklich nicht.

 

Kiekste

Na, wo is Ihr Kiez, wo is Ihr Kiez? Diese Luftaufnahme haben wir Leserin (und Passagierin) Melanie zu verdanken. Weitere Bilder aus dem Einzugsgebiet Berlin erreichen uns per checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.

>

Berliner Gesellschaft

Geburtstag – Thomas Billhardt (87), Fotograf und Publizist / Prinzessin Charlotte (9), britische Adlige aus dem Haus Windsor, zweites Kind von Kronprinz William und dessen Frau Catherine / Joachim „Jochen“ Esser (73), Politiker (Bündnis 90/Die Grünen) und Journalist / Manfred Maurenbrecher (74), Liedermacher und Autor / Florian Dörstelmann (57), Politiker (SPD), Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin / Alec Empire (52), Musikproduzent, Komponist und DJ, Frontmann von Atari Teenage Riot / Michael Gspurning (43), ehem. Fußballspieler und aktueller Towarttrainer bei Union Berlin / Paula Hartmann (23), Schauspielerin und Sängerin („Nie verliebt“) / Florian Henckel von Donnersmarck (51), Regisseur („Das Leben der Anderen“) / „Robert v. Lucius, Weltenbummler und Lachyoga-Lehrer (25), sieht aber älter aus“ / Tilman Rammstedt (49), Schriftsteller („Der Kaiser von China“) / Marie-Luise Schramm (40), Schauspielerin und Synchronsprecherin (u.a. Max-Ophüls-Preis für „Mein Bruder der Vampir“)
Nachträglich: „Liebe SABINE, die ❤️-lichsten Grüße zu Deinem Geburtstag, bleib gesund, genieße den ‚Ruhestand‘ mit Reisen und unterschiedlichen kulturellen Ereignissen, alles Gute für das neue Lebensjahr, ❤️-lichen Glückwunsch, Manka & Edwin“

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben – Percy Adlon, * 1. Juni 1935 / Karl Oskar Jürgens, * 22. April 1933 / Gerald Kaden / Hans Pötter, * 6. Oktober 1931 in Berlin, Ministerialrat a.D. / Marion Liselotte Schmidt, * 17. Juni 1948

Stolperstein – Gerhard Rincke (Jg. 1935) war das älteste Kind des Ehepaares Wilhelm und Gertrud Rincke. Aufgrund seiner Trisomie 21-Diagnose wurde er auf Anraten von Ärzten in die Einrichtung der Diakonie „Hephata“ in Hessen gebracht. Heute vor 83 Jahren starb er im Alter von fünf Jahren, angeblich an einer Lungenentzündung. Möglicherweise wurde er jedoch von „Hephata“ aus in eine der Tötungsanstalten der „Aktion T4“ gebracht und dort ermordet. Auf der Griebenowstraße 16 in Mitte erinnert ein Stolperstein an Gerhard Rincke.

Encore

Wissen Sie noch, als die Einsatzkräfte zu Silvester verschimmelte Brötchen kredenzt bekamen? Damals berichteten wir: „Jetzt prüft die Polizei Schritte gegen den Unternehmer (…). Aus dem im Oktober für vier Jahre geschlossenen, aber jährlich kündbaren Vertrag ergäben sich Schadenersatzansprüche, auch eine Vertragsstrafe sei möglich. Dies und eine Kündigung des Vertrags prüft die Polizei jetzt.“
Wenn Sie Berlin kennen, dann wissen Sie’s schon: Der Caterer hat auch den Einsatz zum 1. Mai bewirtet. Wie der Checkpoint erfuhr, konnte die Polizei den Vertrag nicht aufkündigen – weil sie nicht nachweisen konnte, dass nicht ihre eigene Kühlkette verantwortlich war für die vergammelten Speisen. Man einigte sich also auf eine Preisminderung: statt 34.000 Euro kostet das Gammelbrot den Steuerzahler nur noch 32.300 Euro. Ein Schnäppchen!
Immerhin: Der Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei, Benjamin Jendro, lobte die Verpflegung gestern ausdrücklich. In der Walpurgisnacht gab es: „Zarte Schweinemedaillons in feiner Rahmsoße mit Apfelrotkohl und Spätzle sowie Rigatoni mit Blattspinat, Cherrytomaten und Gorgonzola, außerdem ordentliche Kaltverpflegungsbeutel“. Und am 1. Mai: „Penne Pomodori mit getrockneten Tomaten und Basilikum, Mariniertes Schweinefleisch (Süß-sauer) mit Gemüse und Thai-Reis, Bio Rinderfrikadellen in Paprika-Rahmsoße und Spätzle oder Chicken Korma“. Wohl bekomm’s!

Frische Fakten recherchiert haben heute Alexander Fröhlich und Florian Schwabe, ein gesundes Stadtleben hat Antje Scherer zusammengestellt, Jasmine Dellé hat in der Frühproduktion rechtzeitig rausgenommen. Und morgen stellt Anke Myrrhe hier das Berlin-Menü zusammen!

Es grüßt Sie herzlich

Ihre Margarethe Gallersdörfer

Berlin braucht guten Journalismus!

Finden Sie auch? Unterstützen Sie uns!
JETZT GRATISMONAT STARTEN

Seit 2014 berichten wir exklusiv aus Berlins Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Wir stellten Berlins marode Schulen vor, bis die Politik reagierte. Wir standen vor dem Bürgeramt, bis es wieder Termine gab. Wir recherchieren hartnäckig und gründlich.

Das finden Sie gut? Dann unterstützen Sie uns mit dem neuen Tagesspiegel Plus-Abo! Für 14,99 € im Monat erhalten Sie den ungekürzten Checkpoint-Newsletter, den Checkpoint am Wochenende und das Beste vom Tagesspiegel im Web und in der App. Und Sie ermöglichen uns, auch weiterhin vor Ort zu sein, genau hinzuschauen und unabhängig zu bleiben. Die Anmeldung dauert nur eine Minute. Wir würden uns freuen!