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Sollte die Polizei anders über Unfälle berichten?CDU und Grüne gehen auf TuchfühlungInterview mit den Gründern der „Moka Efti Bar“

die Unfallmeldungen der Polizei klingen oft wie aus der Perspektive des verständnisvollen Beifahrers geschrieben: Der Autofahrer „konnte einen Zusammenstoß nicht mehr verhindern“, „nicht mehr rechtzeitig bremsen“, „nicht mehr ausweichen“. Die Radfahrerin oder der Fußgänger dagegen „wurde touchiert“, „erfasst“, „stürzte“ oder „kam unter den Wagen“. Warum das so ist, ob das so bleiben muss und weshalb es nicht einfach heißt „Autofahrer rammte Radfahrer“ oder „Raser fuhr Fußgänger über den Haufen“, darüber sprach Checkpoint-Autor Stefan Jacobs mit der Polizei. Sein Text im Tagesspiegel ist einer der meistgelesenen dieser Woche.

Auch den Abgeordneten Benedikt Lux beschäftigt das Thema autofreundlich formulierter Meldungen, eine Initiative von Bürgerinnen und Bürgern hatte sich an ihn gewandt. Nach Lektüre des Artikels von Stefan Jacobs entschloss sich der innen- und rechtspolitische Sprecher der Grünen, einen Brief an Polizeipräsidentin Barbara Slowik zu schreiben – hier exklusiv Auszüge:

Sehr geehrte Frau Dr. Slowik, ich habe lange überlegt, ob ich diese Eingabe unterstütze, da ich die Öffentlichkeitsarbeit Ihrer Behörde in aller Regel schätze und strenge Vorgaben für den Sprachgebrauch aus der Politik ebenfalls für nicht angemessen halte. Dennoch bitte ich um Verständnis für meinen Brief, da die gestrige Berichterstattung im Tagesspiegel unter der Überschrift „Wie Polizeimeldungen Autounfälle verharmlosen“ mit vielen Beispielen meinen Entschluss bestärkte, Sie um Abhilfe zu ersuchen. (…) Selbst der Schein, die Polizei berichte „aus der Perspektive des verständnisvollen Beifahrers“ (Tsp von gestern), sollte vermieden werden. Ich ersuche Sie deshalb, dass auch in sprachlichen Feinheiten eine neutrale und den tatsächlichen Gefahren angepasste Sprache genutzt wird.“

Wenn das, neben anderen Maßnahmen, zu einer den tatsächlichen Gefahren angepassten Fahrweise führt, wäre das wirklich begrüßenswert.

Echt harte TV-Konkurrenz gestern Abend auf Sky: Babylon Berlin gegen den 1. FC Köln – aber gewonnen hat Borussia Dortmund (5:1). Apropos Babylon: Unter den vielen Versuchen, die wilden Zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu rekultivieren, gehört die Eröffnung der „Moka Efti Bar“ am Monbijoupark (gestern Abend mit einer „Decadentia-Party“ gestartet) sicher zu den interessantesten. Stefanie Golla hat die beiden Gründer Minh Chung und Sascha Kramer gefragt, wen sie reinlassen – das Interview finden Sie weiter unten (Abo-Ausgabe). Und im Tagespiegel berichtet heute Kultursenator Klaus Lederer über Clubs unter Verdrängungsdruck, Proteste der freien Szene und die Drogen der CDU.

Außerdem heute u.a. im Checkpoint für Abonnenten:

+ Ideologisch“, „naiv“, „hat den Zenit überschritten“: Wie SPD-Fraktionschef Raed Saleh das Koalitionsklima aufheizt.

+ Adresse unbekannt: Wie die CDU versucht, ein unerwünschtes Mitglied loszuwerden. 

+ Mit Aussicht auf den Görli: Welchen Christdemokraten die Fraktionschefin der Grünen in ihr Wohnzimmer eingeladen hat.

+ Rechts randständig: Wer nach der Kapitulation von Oberst Pazderski den „Notvorstand“ der Berliner AfD anführt.

+ „Ham wa uns verstanden?“: Warum ein S-Bahnführer damit drohte, seinen Zug zu räumen.

+ „Hier wird nich jeraucht!“: Wie die BVG es schafft, dass immer weniger Fahrgäste Dampf ablassen.

+ Das Geld fließt, die Informationen tröpfeln: Die Stadtentwicklungsverwaltung hält Akten über das Projekt „Flussbad“ zurück.

+ „Das gilt ab sofort!“ Warum ein Bezirksbürgermeister keine schriftlichen Bürgerfragen mehr beantworten will.

+ 50-30-50-30: Wo die Verkehrspolitik Schlangenlinien fährt.

+ Jede ein Einzelfall: Wann endlich die neuen Litfaßsäulen stehen.

+ Wochniks Wochenende: Die besten Tipps für die nächsten 24 Stunden Berlin.

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