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Franziska Giffey hat ein Image-DilemmaBeim Zensus 2022 häufen sich die PannenDas Abgeordnetenhaus unternimmt keine Stasi-Überprüfung mehr

wir blicken wie an jeden Tag zunächst auf die Ereignisse der vergangenen Stunden beim Krieg in der Ukraine:

+++ Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bereitet die Bevölkerung seines von Russland angegriffenen Landes auf einen längeren Krieg vor.

+++ Russische Truppen haben nach Kiewer Angaben von russischem Staatsgebiet aus die nordostukrainischen Gebiete Sumy und Tschernihiw beschossen.

+++ Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben einen weiteren Gebietsgewinn bei der ostukrainischen Metropole Charkiw gemacht.

In unserem Tagesspiegel-Newsblog informieren wir Sie rund um die Uhr über die Entwicklungen in dem Krieg.

Zu den Themen aus Berlin:

Genau heute vor einem Jahr trat Franziska Giffey als Familienministerin zurück – noch bevor die FU ihr nach einer zweiten Prüfung der Arbeit den Doktortitel wieder entzog. Für unseren Podcast „Berliner & Pfannkuchen“ haben wir die Medienberaterin und Perfomance Coach Julia Binsack gefragt, wie Giffey es geschafft hat, sich erfolgreich aus der Affäre zu ziehen – und ihre politische Karriere mit der Kandidatur zum Amt der Regierenden Bürgermeisterin fortzusetzen, im Gegensatz etwa zu Guttenberg, Schavan und Spiegel. Die entscheidenden Punkte der gelungene Krisenkommunikation aus ihrer Sicht:

+ Giffey stellte sich als handelnde Akteurin dar.

+ Sie hat nichts vertuscht.

+ Sie nutzte in der Krise ihren Ruf als Macherin.

+ Und sie beherzigte die wichtigste Affären-Erkenntnis: „Wer schweigt, täuscht, sich wegduckt, Verantwortung nicht übernimmt oder gar auf Mitleid setzt und sich als Opfer zeigt, muss die politische Bühne ganz verlassen.“

Giffey hatte lange um den Titel gekämpft, aber im letzten Moment losgelassen und die Flucht nach vorne angetreten: „Wer ich bin und was ich kann, ist nicht abhängig von diesem Titel. Was mich als Mensch ausmacht, liegt nicht in diesem akademischen Grad begründet.“ Ihr Motto: Hinfall, aufstehen, Krönchen richten, weitergehen. Mundwinkel hoch, Lächeln. Geweint wird woanders.

Und welches Bild vermittelt Giffey heute? Bei näherer Betrachtung: ein zwiespältiges. 

Einerseits duckt sie sich weiter nicht weg – sie tritt auch dann auf, wenn es wehtut: z.B. bei der DGB-Demo zum 1. Mai, wo sie mit Eiern beworfen wurde; oder bei Forschungs- und Hochschulveranstaltungen, wo Akademiker sie schon mal mit vornehmer Herablassung missachten. Die FU teilte uns jedenfalls mit, der „Fall Giffey“ habe nicht nur am Otto-Suhr-Institut, sondern an der ganzen Uni zu einer „zusätzlichen Aufmerksamkeit und Sensibilisierung für das Thema Plagiate und Gute Wissenschaftliche Praxis geführt“.

Wir haben die Senatskanzlei nach solchen Wissenschaftsterminen gefragt, hier eine Auswahl: Festakt 150 Jahre ASH, Gründung eines Zentrums für Gen- und Zelltherapie mit der Charité, zwei, drei Grußworte bei ähnlichen Gelegenheiten in den kommenden Wochen und Monaten.

Andererseits gehen solche Termine im sonstigen Gute-Laune-Blitzlichtgewitter weitgehend unter: Seit dem Amtsantritt gab es 360 Posts auf ihrem Instagram-Account, darunter viele fröhliche Bilder. Eine Lasagne wurde von ihren Followern besonders wohlwollend kommentiert. Lediglich 2 Beiträge hatten einen Hochschulbezug – obwohl die Koalition Berlin in ihrem Vertrag doch als Wissenschaftshauptstadt mit Strahlkraft und weltweiter Bedeutung feiert.

Dazwischen immer wieder: Viel Wollen und Wünschen, viele Ankündigungen und Behauptungen, viel Stolz und Repräsentanz, und das auf so vielen Bühnen wie möglich. Aber dagegen stehen eben auch nur mäßige Umfragewerte: Lediglich 40 Prozent sind mit Giffeys Arbeit zufrieden oder sehr zufrieden, 47 Prozent sind es weniger oder gar nicht. Und so ist der Eindruck der Medienberaterin Julia Binsack nur im ersten Moment verblüffend – sie sagt:

Ihr Image als jemand, der sich kümmert, als Macherin, die volksnah ist, die die Sorgen und Ängste der Menschen versteht, das fällt ihr gerade etwas auf die Füße. Sie ist da im Moment nicht sonderlich präsent. Sie kann ihr Image als Macherin nicht ausspielen.“

Wie dringend notwendig der „Zensus 2022“ (unter Kaiser Augustus „Volkszählung“, unter Kanzler Kohl „Volksbefragung“) für die Statistiker ist, zeigen die Fehler in ihren Fragebögen – offenbar wissen die gar nichts. Da das Amt telefonisch kaum zu erreichen ist (dauerbesetzt), wenden sich viele Betroffene an den Checkpoint. Hier vier Beispiele:

Leserin A wurde gefragt, ob Sie Eigentümerin eines Hauses sei, das sich zwei Kilometer entfernt von ihr befindet – mit dem sie aber noch nie etwas zu tun hatte („nicht im Entferntesten“). Sie sagt: „Bei den Fragen war nahezu nichts korrekt.“

Bei Leser B führte die Online-Anmeldung mit Zugangsnummer und Aktivierungscode zu einer komplett falschen Adresse.

Leserin C beklagt sich über „völlig missverständliche Formulierungen“ – da beim Amt niemand antwortete, schrieb sie einfach irgendwas rein.

Bei Leser D kam auch Post an für den Vater (2020 verstorben) und für den Großvater (1969 verstorben) – jetzt fragt er sich, welchen Wert die Befragung bei so einer Basis überhaupt hat.

Wir haben das Statistische Bundesamt gefragt, wie das alles sein kann, hier die Antwort (Auszug):

Die Angaben zu den angeschriebenen Personen der Gebäude- und Wohnungszählung stammen generell aus verschiedenen Quellen der öffentlichen Verwaltung. Dazu gehören zum Beispiel Grundsteuerstellen oder Vermessungsämter. Da diese Stellen vielfältige Aufgaben erfüllen, kann es unter Umständen einige Zeit in Anspruch nehmen, bis Änderungen oder Aktualisierungen vorgenommen werden können.”

Und das Gleiche haben wir dann auch noch mal das bei uns zuständige Amt für Statistik Berlin-Brandenburg gefragt – die Antwort hier:

Die Daten der Angeschriebenen stammen „aus den Ver- und Entsorgungsunternehmen sowie aus dem Amtlichen Liegenschaftskatasterinformationssystem.“ Für einen Abgleich von Daten mit dem Sterberegister „existiert keine gesetzliche Grundlage“ und „die persönlichen Angaben der Befragten müssen streng geheim gehalten werden“. So dürften zwar Daten von den Einwohnermeldeämtern übermittelt werden, aber „nicht zurückfließen“. Das klingt jedenfalls alles sehr nach Überschwemmung.

Umfrage Zensus

Vergangene Woche war ich im Delphi bei der Vorpremiere von „Leander Haußmanns Stasikomödie“. Am Ausgang traf ich einen ziemlich aufgebrachten Philipp Lengsfeld – der Ex-CDU-MdB schimpfte los: „Ich koche vor Wut!“ Für ihn ist der Film, der heute offiziell startet, keine Komödie, sondern eine „reine Denunziation“ der Künstler-Szene in Prenzlauer Berg und „der letztlich hilflose Versuch einer Umdeutung der Geschichte“. Andere amüsierten sich prächtig, und wieder andere sind erkennbar durch mit dem Thema.

Das gilt auch für das Abgeordnetenhaus – jahrzehntelang wurden die neuen Parlamentarier auf mögliche Stasi-Verstrickungen gecheckt, doch in dieser Legislaturperiode hat sich das offenbar erledigt, man könnte auch sagen: vergessen. Hier die offizielle Bestätigung auf unsere Anfrage: „Das Parlament hat in dieser Legislaturperiode keinen Ehrenrat eingerichtet. Folglich hat es auch keine Regelabfrage gegeben. In der Vergangenheit waren immer alle gewählten Abgeordneten überprüft worden.“

Tempi passati. Schauen wir uns kurz die Statistik an: 25 von 147 Abgeordneten sind älter als 54, waren also zur Wende mindestens 22 Jahre alt. Von denen wiederum sind 5 neu im Amt. Mathematisch ist das eine kleine Größe, aber menschlich: unberechenbar.

Telegramm

Wir blättern zur Entspannung ein wenig im Koalitionsvertrag … hier, Seite 53, das klingt doch gut: „Die Koalition setzt sich dafür ein, dass öffentliche Kantinen Speisen für verschiedene Ernährungsarten anbieten und ausweiten, unter anderem tierfreie Speisen.“ Das ist gut für die Gesundheit, das ist gut für die Umwelt, das passt zur „Berliner Ernährungsstrategie“ – für die Koalition „ein wichtiger Baustein beim Klimaschutz in unserer Stadt.“

Ok, und jetzt schauen wir noch kurz auf die Speisetafel im Casino vom Abgeordnetenhaus – es gibt Sauerbraten, Currywurst, Wiener Würstchen, Knacker, Boulette, Bockwurst … und wer dann noch nicht satt ist, kann ja den Kartoffelsalat, das mit Raclettekäse überbackene Holzfällerbrot oder die Cremeschnitte essen. Wir wünschen guten Appetit!

So, jetzt auch noch ein Blick in die „B.Z.“… tja, und was lesen wir da? „Heute werden Hamburger gegrillt“, lautet die Schlagzeile auf Seite 1. Die armen Schweine. Zum selben Thema schreibt die „Morgenpost“ nüchtern „Magath sieht Hertha als Favorit“, die „Berliner Zeitung“ orakelt vor dem heutigen Relegationsspiel gegen den HSV im Olympiastadion (20.30 Uhr) über „Magaths finale Mission“, der Tagessiegel sieht Hertha bei der Vorbereitung um Abstiegsabwehrkampf „In bester Gesellschaft“ – aber nur für die „taz“ ist die Sache so oder so schon gegessen: „Die Hoffnung heißt Tennis Borussia“.

Apropos Tennis: Wir verlosen heute 5x2 Tickets „für das Endspiel eines der größten wiederkehrenden Sportereignisse in Deutschland“ (Tagesspiegel-Sportredakteur Jörg Leopold) – und richtig: Es geht um die bett1open auf der Anlage des LTTC Rot-Weiß Berlin, dem Damentennisturnier im Steffi-Graf-Stadion (7000 Plätze, Rasen, Wimbledon-Atmosphäre). Das Turnier mit Weltklassebesetzung beginnt am 11. Juni, das Finale ist am 19. Juni (Sonntag). Wenn Sie Ihr Glück versuchen wollen, können Sie bis heute Abend um 23.59 hier unter tagesspiegel.de/gewinnen an der Verlosung teilnehmen. Die Gewinner werden anschließend schriftlich benachrichtigt.

Der Preis „Entgleisung des Tages“ bei unserem Betriebsstörungsbingo geht an die Dame, die gestern im überfüllten ICE von Berlin nach München (einige Fahrgäste hockten schon auf dem Boden) den freien Platz neben sich hartnäckig mit dem Argument verteidigte, sie habe ihn „mitgekauft“ – also per zusätzlichem (zweiten) Bahnticket plus Reservierung. Unsere Notarin, verkleidet als Zugbegleiterin, klärte die störrische Teilnehmerin dann über die Spielregeln der Bahn AG auf: Ein nicht besetzter Platz darf nicht freigehalten werden, Ticket hin oder her.

Muss sich Berlin auf eine Rückkehr der Pandemie vorbereiten? Gesundheitssenatorin Ulrike Gote sagt im Checkpoint-Podcast „Berliner & Pfannkuchen“: Ja, aber um Tests und Impfungen sollen sich dann Ärzte und Apotheker kümmern – der Senat will „nur noch das auffangen, was das Regelsystem nicht schafft“.  

Und noch etwas soll anders werden – dazu noch mal Ulrike Gote: „Wichtig ist, dass wir als Politker:innen klar kommunizieren, dass wir bei einer Linie bleiben, dass wir uns nicht wiedersprechen, und dass wir uns gut miteinander abstimmen. Das müssen wir sicher in Zukunft besser machen. Man kann auch Unsicherheit klar kommunizieren.“ Aber bitte immer schön die Hände waschen.

Karl Lauterbach setzt übrigens auf Corona-Spürhunde – nicht der einzige Hinweis darauf, dass ihm selbst das Gespür etwas abhandengekommen ist. Dass es auch um seine wissenschaftliche Expertise nicht so gut steht wie gedacht, hat unser „Background“-Kollege Thomas Trappe akribisch recherchiert – seinen Bericht können Sie heute im Tagesspiegel lesen.


 

Die BVG hat neue Töne – es gibt einen Standard-Gong, einen Info-Gong, einen Bahnhofs-Gong, einen Ansagen-Gong und einen Klingelton. Demnächst sollen noch ein Aufzugs-Gong und eine Telefon-Warteschleife dazukommen. Damit, so die BVG, sei Berlin „in seiner ganzen Diversität repräsentiert”. Tätä.

Vor lauter Kling-Gong ist der BVG aber leider durchgerutscht, dass die Pläne aus den 1920er Jahren für die Bauarbeiten am U-Bahnhof Hermannplatz leider Misstöne aufweisen – die Fertigstellung verzögert sich um zwei Jahre.

Aus der Spambox – beworben werden „nachhaltige Hochzeiten“ für Paare, „die den Klimaschutz im Blick haben“. Die angepriesenen Ziele für die ganze Gesellschaft: Thailand, Seychellen, Malediven und Bali. Checkpoint-Tipp: Von Berlin aus nehmen Sie mit dem Rad die Route über die Frankfurter Allee Richtung Osten – als Kolonne haben Sie durchgehend Vorfahrt und müssten in wenigen Wochen da sein.

Selten war ein Doppelhaushalt für die Bildung schwieriger und wichtiger auszuhandeln. Und jetzt raten Sie mal, welcher der beiden Staatssekretäre am Freitag, wenn die letzte und entscheidende Lesung im Ausschuss ist, Urlaub hat? Auflösung heute im Tagesspiegel-Text von Susanne Vieth-Entus.

Gerne empfehlen wir hier an dieser Stelle die Lesung unserer Kolumnistin Sabine Rennefanz heute in Köpenick – sie stellt ihr Buch „Frauen und Kinder zuletzt“ vor (19 Uhr, Alter Markt 2, Eintritt frei, bitte Anmeldung unter 030/90297-3419).

Eine der ukrainischen Journalistinnen, die an unserem Hilfsprojekt teilnehmen, hat nach einem Aufruf hier im Checkpoint eine neue Bleibe in Berlin gefunden – vielen Dank an die Vermieterin! Jetzt suchen wir noch für zwei weitere Personen aus der Ukraine dringend eine Wohnung, möglichst für die Dauer von sechs Monaten. In ihrer jetzigen Unterkunft können sie nur noch wenige Tage bleiben. Angebote und Hinweise bitte an hilfsprojekt@tagesspiegel.de.

Zitat

Man kann nicht nach fünf Monaten Koalition sagen: So war das nicht gemeint gewesen.“

Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel beharrt darauf, dass in Berlin der Neubau Vorrang hat. Gestern Abend diskutierte Geisel in der Urania mit Theresa Keilhacker, der Chefin der Architektenkammer – sie hält die Neubauziele des Senats (20.000 Wohnungen pro Jahr) für „völlig unrealistisch“. Wie beide sich die bauliche Zukunft der Stadt vorstellen, steht hier im Bericht unseres Kollegen Ralf Schönball über die von Checkpointer Robert Ide moderierte Veranstaltung.

 

Tweet des Tages

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@Eintracht

Antwort d. Red.: Übersetzung (ungefähr, ohne Gewähr): „Tor, das war’s, wir sind Europa-League-Sieger“ – abgesetzt vom offiziellen Account von Eintracht Frankfurt Sekunden nach dem entscheidenden 5:4 von Borré im Elfmeterschießen (1:1 nach Verlängerung).

Stadtleben

Essen – Inhaber und Sommelier Serhat Aktas organisiert in seinem Schöneberger Weinlokal „der Weinlobbyist – Bistro & Weinbar“ regelmäßig Winzerabende. Immer am ersten Sonnabend des Monats wird ein Winzer (oder eine Winzerin) vorgestellt. Kürzlich erhielt das Bistro den Preis des Verbandes der Deutschen Prädikatsweingüter für die „Beste Sektkarte Deutschlands“, also ist es nur schlüssig, dass zum nächsten Abend am 4. Juni der Sektproduzent Mark Barth vom Wein- & Sektgut Barth aus dem Rheingau in die Hauptstadt reist. Ausgeschenkt werden acht verschiedene Sorten Sekt, außerdem gibt es ein Vier-Gänge-Menü, frisch gebackenes Brot und Wasser. Die Veranstaltung wird im idyllischen Innenhof stattfinden, wo man sich bei gutem Wetter fast in Italien und nicht an der Julius-Leber-Brücke wähnt. Pro Person 129€, Einlass ab 18.30 Uhr, Start um 19 Uhr. Reservierungen per Mail hier oder  über die Kontaktdaten auf der Homepage des Bistros (wo Sie auch den Newsletter abonnieren können, um über künftige Winzerabende informiert zu werden). Apropos Abo: Das lohnt sich auch bei uns, mit der Checkpoint-Vollversion können sie 1x2 Plätze für den Sektlaune-Abend gewinnen.

Das ganze Stadtleben gibt’s mit dem Tagesspiegel-Plus-Abo.

Berliner Gesellschaft

Geburtstag – Kornelia Boje (80), Schauspielerin, Autorin, Synchron- und Hörspielsprecherin / Hamze Bytyci (40), Schauspieler, Vorstandsvorsitzender des Vereins RomaTrial e.V. / Rodrigo „Rod“ Andrés González Espindola (54), Musiker, Bassist, Komponist und Sänger bei „Die Ärzte“ / Wolfram Heicking (95), Komponist, Musikwissenschaftler und Hochschullehrer / „Dr. Wolf Heyer ist mir in der Wendezeit in Kleinmachnow zu einem Freund geworden. Seine Frau und er leben seit vielen Jahren in Würzburg. Herzlichen Glückwunsch, Hans-Joachim Melchior“ / „Alles Gute zum Geburtstag geliebte Jani-Maus“ / Maja Lasić (43), ehem. für die SPD im AGH / Barbara Schöne (75), Schauspielerin / Günter M. Ziegler (59), Mathematiker und Präsident der FU Berlin

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben – Magdalena Marita Aust, * 17. Oktober 1957 / Sigrid Gladrow, * 11. August 1940, Diplom-Juristin / Alexandra Rehm, * 6. Dezember 1961 / Christa Schwarz, * 2. April 1940

Stolperstein –  Julius Schlome wurde am 2. August 1891 in Janowitz (heute Janowiec/Polen) geboren. Er studierte Jura in Breslau, promovierte zum Dr. iur. Bei Beginn des Ersten Weltkriegs meldete er sich freiwillig zum Fronteinsatz und wurde im März 1918 entlassen. Im Mai 1920 machte er sein zweites Staatsexamen, arbeitete ab November 1927 als Landgerichtsrat beim Landgericht Berlin und war als Amtsgerichtsrat beim Amtsgericht Berlin-Mitte tätig. Er unterstützte die junge Weimarer Republik und war seit 1922 Mitglied im Republikanischen Richterbund. Ab April 1933 wurde er zunächst zwangsweise beurlaubt. Da er Frontkämpfer gewesen war, konnte er zwar im Dienst bleiben, wurde aber als Amtsgerichtsrat nach Stettin zwangsversetzt. Nach dem Erlass des „Reichsbürgergesetzes“ im September 1935 erhielt er zum Ende des Jahres endgültig Berufsverbot und kehrte mit seiner Frau Käthe nach Berlin zurück. Im selben Jahr kam der Sohn Oscar zur Welt. Ende April 1939 zog Julius Schlome mit seiner Frau Käthe und dem Sohn Oscar zu seinem Bruder Paul in die Luitpoldstraße 21. Der vierjährige Oscar konnte mit einem Kindertransport nach England gerettet werden. Käthe Schlome drängte ihren Mann zur gemeinsamen Emigration. Nach großen Auseinandersetzungen floh Käthe Schlome schließlich kurz vor Kriegsbeginn im letzten Moment nach England zu ihrem Sohn Oscar, Mutter und Sohn wanderten nach dem Krieg in die USA aus.

Julius Schlome arbeitete als unbesoldeter Helfer bei der Reichsvereinigung der Deutschen Juden in Deutschland, er musste erleben, wie seine Eltern Hermann und Auguste Schlome und dann sein Bruder Paul mit seiner Frau die Aufforderung zur Deportation bekamen. Er selbst wurde mit dem „89. Alterstransport“ heute vor 79 Jahren, am 19. Mai 1943, zunächst nach Theresienstadt deportiert. Am 28. September 1944 wurde Julius Schlome von dort nach Auschwitz verschleppt und vermutlich am selben Tag ermordet. An der Luitpoldstraße 21 in Schöneberg erinnert seit 2009 ein Stolperstein an Julius Schlome.

Encore

Wir kommen noch mal zurück nach Köpenick – da soll ja jetzt „die Sau los“ sein, sagt jedenfalls der SPD-Abgeordnete Tom Schreiber (Drucksache 19/11 653). Der Senat empfiehlt deshalb „zur Verhinderung des Unterwühlens (…) das tiefe Eingraben eines in Richtung des Wildschweineinstandes umgeklappten unteren Zaunteils, sodass die Wildschweine an der Vornahme von Wühlhandlungen gehindert wären.“ Na dann viel Spaß.

Nichts und niemand konnte die Wühlhandlungen von Thomas Lippold (Text und Recherche) sowie Sarah Borufka (Stadtleben) aufhalten. Cristina Marina hat alles fein verpackt und verschickt, und morgen schaut Julius Betschka nach, was unterm roten Teppich im Abgeordnetenhaus alles so los ist. Bis dahin,

Ihr Lorenz Maroldt

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