willkommen in Schrödingers Berlin – der Stadt, in der scheinbare Widersprüche problemlos nebeneinander existieren. Oder ignoriert werden, bis alle wieder mit etwas anderem beschäftigt sind. „Ein Weiter-so kann es nicht geben“, sagte SPD-Bürgermeisterin-in-spe Franziska Giffey (SPD), als sie am Donnerstagmorgen ein Weiter-so ankündigte. Die Rede ist von den Farben der Parteien, die hin zu einer Regierungskoalition sondieren sollen: Noch einmal Rot-Rot-Grün soll es sein, nein, pardon, jetzt wäre ja alles neu: Rot-Grün-Rot, kurz RGR. „GRRRRR“, mögen da einige gedacht haben. Womöglich auch Giffey – sie hätte ein Bündnis mit der FDP bevorzugt.
Begeistert versandten die Grünen ihre Pressemitteilung direkt – vor der vereinbarten Zeit. Ein Fehler, hieß es dann in einer rasch hinterhergejagten Mail, Sperrfrist vergessen. In Erwin Schrödingers Gedankenexperiment kann eine Katze gleichzeitig tot und lebendig sein, so lange niemand hinguckt. In Berlin eine Sache entschieden und nicht (öffentlich) entschieden. Auch Giffey muss jetzt einen Widerspruch aushalten: wollen, was sie nie wollte, analysiert Tagesspiegel-Herausgeber Stephan-Andreas Casdorff. Bleibt also – aus Giffeys Sicht – zu hoffen, dass bald niemand mehr so genau hinguckt.
Abzuwarten bleibt: Wäre das Weiter-so ein Weiter-so (FDP und CDU schlagen Alarm) oder nicht (SPD, Grüne, Linke sind zuversichtlich)? Fraglich auch, ob der „Aufbruch“, der laut FDP-Vorsitzendem Sebastian Czaja verpasst wurde (Twitter), nicht eine neue Blockade eingeleitet hätte.