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Die Taliban erobern KabulDemoverbot zum Zapfenstreich für Afghanistan-HeimkehrerAls Gerd Müller einmal in einem Berliner Trikot spielte

Was gerade in Afghanistan passiert, ist politisch ein Desaster und menschlich eine Schande:

22.500 Liter Bier, Wein und Sekt schleppten die deutschen Soldaten unter dem Kommando von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer bei ihrem Abzug nach Hause – aber ihren afghanischen Helfern hinterließ die Bundesregierung einen Pflichtkurs in Berliner Bürokratie: Antragsberechtigt für die Einreise nach Deutschland war nur, wer

+ eine „individuelle Gefährdung“ nachweisen konnte (wie wäre es mit einem von den Taliban beglaubigten Eintrag in eine Todesliste?)  

+ in den vergangenen zwei Jahren für die Bundeswehr tätig war (von insgesamt zwanzig)

+ nicht über ein Subunternehmen den deutschen Soldaten zu Diensten war (Outsourcing in seiner perfidesten Form)

+ nicht für die deutsche Entwicklungshilfe oder andere Organisationen tätig war (gilt der Bundesregierung offenbar als „Gedöns“).

Aber auch wer das alles belegten konnte, hatte es noch längst nicht geschafft: Die Flugtickets für sich und ihre Familien sollten die Helfer gefälligst selbst bezahlen – doch dafür reichte es bei vielen nicht.

Noch bis vor kurzem galt die Devise: Dann sollen sie eben ins sichere Kabul gehen – da kommen die radikalen Islamisten schon nicht hin. Außenminister Heiko Maas sagte am 9. Juni im Bundestag: „Dass in wenigen Wochen die Taliban in Afghanistan das Zepter in der Hand haben, das ist nicht die Grundlage meiner Annahmen.“ Gestern marschierten die Krieger in Kabul ein und posierten im leeren Regierungspalast – Präsident Aschraf Ghani war da schon geflohen.

Innenminister Horst Seehofer hatte noch bis vor wenigen Tagen an Abschiebungen nach Afghanistan festgehalten, die Begründung: Andernfalls würden noch mehr Menschen zur Flucht „motiviert“ – als hätte die Todesangst vor den schnell anrückenden Taliban nicht schon gereicht.