Guten Morgen, gleich gut integriert zeigten sich Meng Meng und Jiao Qing - unsere Leihpandas (Vertrag mit China läuft über 15 Jahre) landeten ortstypisch mit Verspätung. Am Tag danach erkundigte sich dpa beim Zoo, ob die Bärchen eine angenehme Nachtruhe gehabt hätten - die Antwort: „Jawohl,Sie h aben gut geschlafen, von 23 Uhr bis 6 Uhr früh.“ So so, und was bedeutet das? „Auch Pandas haben einen Jetlag“, enthüllt heute die „Berliner Zeitung“ - die Rechercheure der „B.Z.“stellen dagegen fest: „Von Jetlag keine Spur“. Auch beim Futter gehen die Erkenntnisse auseinander, es gab entweder „Kuchen aus Haferflocken und Erdnussmehl“ („Berliner Zeitung“) oder „Panda-Muffins aus Reis-, Soja-, Weizen- und Maismehl“ („B.Z.“).
Die SPD hat ihr 1. Wahlziel erreicht: Das Antragsbuch zum außerordentlichen Parteitag hatte mit 976 Seiten genau 21 mehr als „Das Kapital“ von Karl Marx - allerdings nur bezogen auf Band I (Ausschuss und Redundanzen: Gleichstand). In guter Tradition der Ära Schulz stimmte der Parteitag dem Wahlprogramm mit 100 % zu (mindestens - die wichtigsten Beschlüsse finden Sie hier). Der SPD-Chef erfreute die Genossen mit einer angriffslustigen links-links-links-Kombination auf die Kanzlerin, der er eine Verweigerung der inhaltlichen Auseinandersetzung vorwarf: „Ich nenne das einen Anschlag auf die Demokratie.“ Dazu der Kommentar von Ausweichweltmeister Muhammad Ali (Spezialität: Anschlag auf den Sport): „Ich habe meinen Gegner beim Schattenboxen beobachtet. Der Schatten hat gewonnen.“
PS: Erinnern Sie sich an Ihre erste Wahl? Wenn Sie uns Ihre Geschichte erzählen wollen, schicken Sie bitte eine Mail an wahl@tagesspiegel.de.
Nein, die Nachricht „Bosch drohte am BER mit Arbeitsniederlegung“ stammt nicht aus dem Satiremagazin Postillon, sondern aus der „BamS“ - demnach sieht die deutsche Vorzeigefirma, die fünf Jahre nach der geplatzten Flughafeneröffnung immer noch nicht fertig ist mit ihrer Arbeit, „wegen Planungschaos keine Grundlage für Inbetriebsetzung“. Es dauert also noch ein bisschen, da haben wir kurz Zeit, uns die Website des Elite-Unternehmens anzuschauen - und was lesen wir da? „Slow ist the healthy way I juice“, „Ohne Kabel, ohne Limits“, „Wir haben das Rad nicht neu erfunden, aber wir haben ihmbeigebracht, wie man backt“… Es lässt sich also nicht sagen, dass Bosch zu viel versprochen hat - die Dauerarbeiter müssen versorgt werden, es geht alles nach Plan, das Ziel stets im Sinn: „So entstehen langfristige Beziehungen“. Wie es aussieht, über das Jahr 2020 hinaus.
PS: Bosch teilt dazu offiziell mit: „Wir arbeiten professionell und konstruktiv mit der Flughafengesellschaft und der Bauleitung zusammen“ (quod erat demonstrandum).
Die CDU hetzt wie ein Hase in der Furche zwischen Tegel und Schönefeld dem Flughafenigel hinterher - aber wo sie auch ankommt, ruft er schon: „Ick bin all dor!“ Das zeigt auch unserer heutiger Beitrag aus der Rubrik „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“ (Original von K. Adenauer), präsentiert von CDU-Generalsekretär Stefan Evers:
2013: „Tegel offen halten zu wollen, ist rechtlicher Blödsinn.“
2015: „Weder das Parlament, noch der Senat, noch nicht einmal ein Volksentscheid könnte die Offenhaltung erzwingen.“
2017: „Tegel muss offen gehalten werden.“
Wir bleiben noch kurz in Tegel - CDU-Bundestagskandidat Thomas Heilmann will jetzt raus aus dem Dilemma und setzt deshalb auf einen Doppelbeschluss: Dem Volksbegehren zustimmen, weil sich „die Bürger zu recht vom Senat betrogen fühlen“, TXL dann aber (nach einer Übergangszeit) trotzdem schließen, weil „die vom Fluglärm betroffenen Anwohner klagen und gewinnen werden“. Das BER-Kapazitätsproblem möchte Heilmann mit einer dritten Startbahn lösen - weitab in Sperenberg. Dort könnte, angebunden mit Expresszügen, der Interkontinentalverkehr abgewickelt werden, und zwar rund um die Uhr. Ganz neu ist die Idee allerdings nicht: Auch Brandenburgs Ex-Ministerpräsident Manfred Stolpe hatte vor ein paar Jahren (2014) von Sperenberg als „Ergänzungsstandort“ gesprochen.
Das Rätsel um die Air-Berlin-Krise ist gelöst: Die Kunden bekommen eine deutlich höhere Entschädigung für verspätete und ausgefallene Flüge als gesetzlich vorgeschrieben (Kurzstrecke: 350 statt 250 Euro, Langstrecke: 750 statt 600) - klar, das schlägt natürlich zu Buche. Allerdings wird die Summe nicht bar ausgezahlt, sondern als Fluggutscheinausgereicht. Da sollte bald für jeden eine kostenlose Weltreise drin sein.
Dazu auch folgende Mitteilung von Air Berlin: „Wir versprechen - airberlin und Nikki sind zurück auf Flughöhe. Sowohl die Pünktlichkeit als auch die Zuverlässigkeit des airberlin Flugbetriebs hat sich inzwischen deutlich verbessert und entspricht wieder dem Niveau, das wir Ihnen seit 38 Jahren verlässlich anbieten.“ Ihre Bestätigungsmail schicken Sie bitte an checkpoint@tagesspiegel.de.
Allerdings arbeitet Air Berlin weiter mit dem Dienstminderleister „Aeroground“ zusammen (Eigentümer: Berlins Konkurrenzflughafen München) - und der bringt auch die Passagiere anderer Fluglinien in Tegel auf die Palme. Checkpoint-Leser Erik Spiekermann über seinen SAS-Flug nach Skandinavien und zurück: Donnerstag ging der Flieger 20 Minuten später los, weil kein Bus für die Passagiere aufzutreiben war, gestern stand nach dem Ausladen 30 Minuten lang das Gepäck auf dem Flugfeld. Zustand des Koffers (Rimova Alu) nach der Aerogrund-Behandlung: „Nieten ab, große Beulen, ein Rad wacklig.“
Telegramm
Aus für „Ost“ - während der Castorf-Aufführung der „Brüder Karamasow“ wurde der berühmte Schriftzug mit einem Kran vom Dach der Volksbühne geholt. CP-Prognose: Das Theater geht weiter.
Frage der „Morgenpost“ heute an IHK-Chefin Beatrice Kramm (seit 14.3.16 im Amt): „Sind Sie im ersten Jahr ernst genommen worden?“ Antwort: „Natürlich nicht.“
Und hier eine dringende Warnung: „Berlin lässt unser Gehirn schrumpfen“, meldet die „B.Z.“ - ist allerdings auch eine prima Entschuldigung (Meldung bitte ausschneiden und im Fall des Falles vorzeigen).
„Katar zeigt Nacktbild“ ist ja auch mal eine schöne Nachricht - die Botschaft erklärt: Bei der Verhüllung des Busens im Giebel der Villa in der Schützallee habe es sich bloß um ein Missverständnis gehandelt. Aha. Lesen Sie morgen: „Katar verteidigt Menschenrechte“ - die Misshandlung von Arbeitssklaven beim Bau der WM-Stadien ist auch bloß ein Missverständnis.
Bei der Flüchtlingsunterbringung hat der Senat offenbar den Überblick verloren - Bildungsstaatssekretär Mark Rackles teilte dem CDU-Abgeordneten Claudio Jupe zur Lage am ehemaligen Kleist-Gymnasium (Moabit) jetzt mit, die Zwischennutzung als Flüchtlingsunterkunft sei „mittlerweile beendet“. Das sehen die 200 Menschen, die dort immer noch leben, sicher anders.
Aushang im Zettelkasten des Kleingartenvereins Saatwinkler Damm: „Achtung, Veranstaltungs-Info: Multi-Kulti-Fest fällt leider aus wegen Mangel an Beteiligung der verschiedenen Kulturen!!!“
Mitten auf der Autobahnzufahrt Kaiserdamm weckte die Polizei einen Autofahrer, der in seinem Wagen eingeschlafen war - der Alkoholtest ergab einen Wert von 4 Promille. Den Führerschein konnten die Beamten dem Mann allerdings nicht abnehmen - den hatte er schon am Tag zuvor verloren: mit 3,1 Promille.
Ein großer Dank geht heute an Frank Kagel - er hat eine eigene Fassung des Checkpoint-Betriebsstörungsbingos als Exel-Datei aufgesetzt: „Ausdrucken, mitnehmen und fleißig ankreuzen. Wer ein Bingo hat, ruft laut ‚BINGO!‘ und wünscht sich etwas von einem Fahrgast seiner Wahl (keine Garantie der Wunscherfüllung!).“
Die Nadel des Tages auf unserer Checkpoint-Weltkarte kommt heute aus Lima (Peru) - gesteckt hat sie bei einer Tagung der deutsch-peruanischen Handelskammer Klaus Müschen: „Vielleicht hilft gelegentlich der ‚peruanische Blick‘ in Berlin: Die positiven, weiterführenden Dinge direkt vor uns werden bewundert, das Chaos und der Verfall rechts und links werden (erst einmal) ignoriert.“
BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:
Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.
Zitat
„Fast das Einzige, was hartnäckig funktioniert, ist der olle, alte Flughafen Tegel. Die Schließung von Tegel ist also vor allem deshalb notwendig, damit ein einheitliches Stadtbild entsteht.“
Harald Martenstein im Tagesspiegel über seine Lieblingsstadt.
Tweet des Tages
„Wenn man die Meldungen von @PolizeiBerlin_E so liest, fragt man sich, ob in Berlin auch ganz normale Menschen leben.“
Antwort d. Red.: (Ein paar dieser Meldungen - es waren am Wochenende innerhalb von 24 Stunden mehr als 1200 - finden Sie weiter unten bei „Encore“)
Stadtleben
Neu im Wedding ist Berlins erstes Anti Café, das am Freitag in die Räume eines ehemaligen Casinos in der Exerzierstraße 14 (U-Bhf Osloer Straße) gezogen ist. Im Be’kech ist alles kostenlos - außer der Zeit, die man dort verbringt. Für 5 Cent pro Minute kann man sich amvegetarisch-veganen Buffet bedienen, Cappuccino trinken und im Netz surfen. Gut möglich, dass man länger bleibt als gedacht: DDR-Möbel und eine orientalische Sitzlandschaft mit Bücherecke laden zum Verweilen ein (geöffnet tgl. ab 9 Uhr).
Essen Wer lieber schnell etwas Auf die Hand möchte, sollte einen Abstecher in die Luisenstraße 45 machen (S+U Friedrichstraße). In dem hellen Imbiss mit pastellfarbenen Tischen und großer Fensterfront reicht Stephanie Arnan gesundes Fast-Food über den Tresen - zum Beispiel Rote-Beete-Salat mit Dill oder Kohlrabisuppe an Crème fraîche. Zum Nachtisch winken locker-fruchtiger Mohn-Himbeerkuchen und saftige Karottentorte(Mo-Fr 8-18 Uhr, Sa 10-16 Uhr).