gut geschlafen? Jetzt bitte nicht erschrecken. Ein neues Gesicht. Julius Betschka, Redakteur in der Berlin-Redaktion des Tagesspiegel und Neu-Checkpointer. Ich geleite Sie von heute an öfter in den Tag. Auf geht’s!
Es wirkte nach außen fast ungewöhnlich ruhig in der Berliner SPD. Die Vorwürfe gegen den Mann von Familienministerin Franziska Giffey sind schon einige Tage alt, kaum jemand wollte sich dazu äußern. Seine Entlassung aus dem Beamtenverhältnis sei eine Privatangelegenheit, hieß es. Es schien, als stehe die Berliner SPD in dieser – ja doch politischen – Privatsache hinter ihrer Hoffnungsträgerin. Reihen geschlossen? Nicht ganz. Einer tanzt ein wenig aus der Reihe: Michael Müller, Regierender Bürgermeister, Sozi-Landesvorsitzender. Er ließ sich, von der BZ zu Giffey befragt, zu folgendem Satz verleiten: „Die Sache hilft ihr nicht.“
Von vielen in der Partei wurden diese fünf knappen Worte als Angriff auf Giffey empfunden. Immerhin ist sie, tritt sie an, wohl Müllers ärgste Konkurrentin um die Bürgermeisterkandidatur. Auf dem Neujahrsempfang der SPD-Fraktion am Samstagabend (Journalisten mussten draußen bleiben) war Müllers Satz deshalb DAS Thema, heißt es. „Das ist illoyal”, sagte eine einflussreiche Berliner SPD-Frau dem Checkpoint. Ein Mitglied der Fraktion fragte: „Wie kann man das als Landesvorsitzender öffentlich sagen?” Auch in der Parteilinken, wo man die pragmatische Giffey skeptisch sieht, erntete der Regierende Unverständnis: „Sowas tut man einfach nicht”, hieß es dort.
In der SPD tanzt Michael Müller mit seinem Statement – zumindest öffentlich – einen einsamen Tanz.