aus gegebenem Anlass beginnen wir mit einer dringenden Warnung vor Fuselstoffen – damit in Kontakt geraten können Sie von heute an u.a. auf den Weihnachtsmärkten am Breitscheidplatz, am Bebelplatz und am Schloss Charlottenburg. Laut Astrid Donalis von der Gesellschaft für Ernährung treten die Fuselstoffe dort gemeinsam mit einer Überdosis Zucker vor allem in überteuerten heißen, rotweinartigen Getränken auf und verursachen einen „Brummschädel“.
Achtung: Lassen Sie sich nicht einreden, die am nächsten Morgen auftretenden Nebenwirkungen könnten durch den vorsorglichen Grundlagenverzehr von Bratwurst und Pommes gemindert werden. Die Gesellschaft für Ernährung empfiehlt stattdessen „Gemüse und Rohkost mit Kartoffeln, Getreide, Reis oder Nudeln“. Weihnachtsmarktstimmung 2024: Ein Glas Wasser (am besten ohne Kohlensäure) und dazu ein Möhrchen? Och nö… Dann lieber einmal Brummschädel mit Schuss.
„Dauert noch ein bisschen - aber wird mega!“ ist ein super Slogan, der besonders in Berlin quasi unendlich wiederverwendbar ist, ob nun für die Sanierung der Komischen Oper, für die Digitalisierung der Verwaltung oder auch für den nächsten Flughafen. Dort, wo er gerade tatsächlich hängt, rot und riesengroß, setzt er aber schönste Fantasien und Hoffnungen frei: Es geht ums ICC, eines der markantesten Bauwerke Berlins. Leider steht es seit zehn Jahren leer.
Das soll sich ändern – nicht bald, aber mit Wucht: Heute startet Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey ein internationales Konzeptverfahren, um die weltweit besten Ideen zu sammeln. Bis zum Sommer 2026 wird eine Jury die eingereichten Projekte der ICC-Visionäre begutachten, dann fällt die Entscheidung. Falls Sie mitmachen wollen: Aus dem ICC soll ein offener Ort für Kultur, Kreativität und Innovation werden, ausgeschlossen hat der Senat ein Rechenzentrum, eine Mall, ein Casino oder ein Bordell (nicht allerdings ein Kongresscentrum – das wäre ja mal eine Idee). Vergeben wird das Ganze im Erbbaurecht auf 99 Jahre, die Kosten für Sanierung, Entwicklung und Betrieb müssen Sie selbst tragen (Schadstoffkataster und Machbarkeitsstudie liegen vor).
Giffey selbst schwebt eine Art „Berliner Centre Pompidou“ vor – das muss man sich allerdings leisten können: Das Pariser Vorbild gehört dem Staat und wurde im vergangenen Jahr mit 94 Millionen Euro subventioniert. Dennoch könnte hier, in der einzigartigen Architektur hinter der Aluminiumfassade, der sensationelle Anziehungspunkt entstehen, den Berlin so dringend braucht.
Wenn diese Meldung hier mit den Worten „Kai Wegners Nachfolger widerspricht Wegner“ beginnt, müssen Sie sich nicht erschrecken – Sie haben nichts verpasst, er ist immer noch Regierender Bürgermeister. Es geht hier um Wegners Nachfolger als baupolitischer Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Jan-Marco Luczak, der außerdem Schatzmeister der Berliner CDU und Kreisvorsitzender in Tempelhof Schöneberg ist. Und der es gar nicht gut fand, dass sein Parteifreund und Vorgänger im Interview mit dem Tagesspiegel (hier zu lesen) eine härtere Mietpreisbremse forderte - und für die „schwarzen Schafe“ unter den Vermietern „Strafen, die ihnen wehtun“. Luczak hält dagegen: „Gegen steigende Mieten brauchen wir nicht mehr Regulierung, sondern mehr Wohnungsbau.“ Der Wahlkampf wird interessant, auch der innerparteiliche.
Finanzsenator Stefan Evers ist überrascht über die Überraschung einiger Senatskollegen über die Kürzungsbeschlüsse – im Tagesspiegel-Interview mit Daniel Böldt und Robert Kiesel (hier unter diesem Link in ganzer Länge) sagt er zwar: „Als Berliner schmerzen mich viele der notwendigen Schritte.“ Aber aus seiner Sicht ist die Sache so gelaufen:
+ „Ich habe von Anfang an klar gesagt, dass insbesondere das Haushaltsjahr 2025 unter einem großen Vorbehalt steht.“
+ Ich gehe davon aus, dass auch die zuständigen Senatsverwaltungen mit ihren Zuwendungsempfängern entsprechend kommuniziert haben.“
+ „Mit dem Kultursenator beispielsweise habe ich gemeinsam, auf großer Bühne mit Vertretern der Kultur, darüber diskutiert.“
+ „Wer auf diese Entscheidungen nicht vorbereitet war, der hat sich bewusst entschieden, meine Botschaft in den letzten Monaten nicht hören zu wollen.“
+ „An der Klarheit hat es sicher nicht gefehlt. Vielleicht sollte ich an meiner Lautstärke arbeiten.“
+ „Ja, der unendliche Strom an Subventionen in den Kulturbereich wird sich künftig etwas verringern. Dass damit das Abendland untergeht, das muss man wirklich nicht glauben.“
Merz-Fan Dieter Bohlen möchte gerne den nächsten Kanzler beraten, seine Begründung: „Elon Musk hilft Trump ja auch.“ Fair enough. Könnte also gut sein, dass aspirierende Koalitionspartner oder Minister demnächst bei ihm vorsingen müssen (ein Bohlen-Klassiker: „Sonst sagt man den Kandidaten immer: 'Gebt nicht auf!', aber bei dir würde ich da 'ne Ausnahme machen“) – und Friedrich Merz bei Ü-60-Partys „Cheri Cheri Lady“ knödelt („Oh, I cannot explain, every time, it's the same“). Es kommentieren John Lennon und Paul McCartney: „Help!“
Und damit kommen wir zur heutigen Frage für Berlinkenner (und alle, die es werden wollen) – diesmal geht es um die berühmteste Band der Welt. Also dann:
Wie oft traten die Beatles in Berlin auf?
Tja, da sind die Älteren unter uns eindeutig im Vorteil, denn die erinnern sich… an nichts (sowieso und hier ganz besonders) - denn es gab kein einziges Beatles-Konzert in Berlin. Als Orte für eine Deutschland-Tour festgelegt wurden, standen die drei in Frage kommenden Berliner Schauplätze nicht zur Verfügung:
Die Waldbühne war ein paar Wochen zuvor von Rolling-Stones-Fans zertrümmert worden, der Sportpalast zog eine Eisgala mit Marika Kilius und Hans Jürgen Bäumler vor und die Deutschlandhalle ein Burschenschaftstreffen sowie eine Winnetou-Show mit Bruce Low als Old Shatterhand (den „Abendschau“-Bericht von der Generalprobe finden Sie hier – der Reporter empfiehlt einen Besuch: „Diese blutvolle Wildwest-Romantik muss an Ort und Stelle erlebt werden. Es gibt eben noch Darbietungen, die nicht von der gefräßigen Fernsehkamera verschlungen werden können.“).
„Beatles für Berlin gestorben“, trauerte damals die „B.Z.“, und so spielten John, Paul, George und Ringo also nur in Hamburg, München und in der Berlin-Ersatzstadt Essen. Ok, aber wie kamen wir da jetzt gleich nochmal drauf… ach ja:
Am Donnerstag dieser Woche (28.11., 20 Uhr) gibt es in unserem neuen „Insel-Salon“ im Historischen Hafen einen ganz besonderen Beatles-Abend mit zwei absoluten Experten: Jörg Stempel, Ex „Amiga“-Chef, und Hubert Morgenbrodt, Spurensucher, Sammler und „Member of the Worldwide Beatles Fan Community“, holen die Magie der „Fab Four“ an Bord der „Helene“ – und Sie können dabei sein: Für die Leserinnen und Leser des Checkpoints haben wir zehn Plätze reserviert. Schreiben sie uns eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de mit einer Frage zu den Beatles, die sie gerne beantwortet hätten – und mit etwas Glück sind Sie dabei.
Herzlich bedanken möchten wir uns an dieser Stelle für die vielen Glückwünsche und Gratulationen zum 10. Checkpoint-Geburtstag. Von „politisch-gesellschaftlicher Wetterbericht Berlins“ über „Blumenstrauß an die Stadt und ihre Menschen“ bis zu „kunstvolles und wortgewandtes Feuerwerk“ war so ziemlich alles dabei, was einem rote Ohren verschafft (und die konstruktive Kritik hier und dort nehmen wir ernst, versprochen!). Falls Sie unseren Jubiläumsrückblick verpasst haben sollten: Hier können Sie ihn noch mal in aller Ruhe nachlesen.
Nach dem Abschluss der Haushaltsberatungen hat auch Finanzsenator Stefan Evers noch Zeit gefunden, auf unsere Jubiläums-Promi-Fragen zu antworten:
Das Beste für ihn in den vergangenen zehn Berlin-Jahren: „Der BER hat tatsächlich eröffnet.“ Ein Wunsch für die nächsten zehn Jahre: „Eine Stadt, die immer besser funktioniert.“ Und was bedeutet ihm der Checkpoint? „Täglich gut für eine Schnuppe“.
Na, und da haben wir hier doch zufällig gleich die von heute!
Berliner Schnuppen
Telegramm
Die Frage des Tages kommt vom fraktionslosen BSW-
Abgeordneten Alexander King: „Warum kann der Senat auf einfache Fragen immer noch keine einfachen Antworten geben?“
Na, was meinen Sie? Kreuzen Sie die richtige Antwort an: Der Senat hat
a) „keine Erkenntnisse“
b) „keine Einflussmöglichkeiten“
c) „keine Befugnis“
Für Berlinkenner dürfte das kein Problem sein - alle anderen finden die Lösung weiter unten im „Encore“. (Q: Drs.19/20728)
Fast 700 Lehrkräfte fehlen in Berlin – das bedeutet aber noch lange nicht, dass wir hier jeden nehmen! Ein Neuberliner Lehrer aus einem anderen Bundesland berichtete jetzt dem Checkpoint, dass er vor der Einstellung (Leute wie er werden hier dringend gebraucht) der Amtsärztin beweisen musste, dass er auf einem Bein hüpfen kann. Er fühlte sich prompt etwas auf den Fuß getreten.
Und was macht heute die Bildungssenatorin? Katharina Günther-Wünsch besucht die Bergius-Schule, deren Kollegium wegen andauernder Gewalt- und Mobbingvorfälle Alarm geschlagen hat (betroffen sind hier Schüler und Lehrer). Meine Kollegin Susanne Vieth-Entus kommentiert hier unter diesem Link einigermaßen fassungslos, dass sich die gleiche Geschichte in Berlin immer weiter wiederholt – ohne dass daraus etwas gelernt wird.
Der rätselhafte Dienstsiegelschwund geht weiter – diesmal ist im Bezirksamt Lichtenberg ein Farbdruckstempel mit 35 Millimeter Durchmesser und der Kennzahl 402 „in Verlust geraten“, wie es so schön auf Amtsdeutsch heißt. Insgesamt dürften die allein in diesem Jahr abhanden gekommenen offiziellen Bürokratenwerkzeuge zum Aufbau einer funktionierenden Alternativgemeinde für Exilberliner in der Uckermark reichen.
Aus dem „Bußgeldkatalog zum Konsumcannabisgesetz“, veröffentlicht mit dreiwöchiger Verspätung im aktuellen Amtsblatt: Mit bis zu 30.000 Euro wird bestraft, „wer für Cannabis wirbt“ – tja, da wäre der Senat unter den üblichen Verdächtigen wohl selbst ganz vorne mit dabei, denn nach dem Motto „Any promotion is good promotion“ hat wohl kaum etwas anderes mehr dauerhafte Aufmerksamkeit für den Rausch aus der Tüte erregt als die von Berlin wie benebelt verschleppte amtliche Umsetzung des überbewerteten Gesetzes des Jahres.
Falls Sie starke Nerven haben und einen Job suchen: die Polizei sucht einen Dienstleister für die „beweissichere Erstüberführungen beschlagnahmter Leichen“. Aber Vorsicht: „Jede Veränderung an dem Leichnam hat zu unterbleiben. Er ist sachgerecht und kühl zu lagern. Ein Tiefgefrieren ist nicht statthaft.“ Übrigens: Die geschätzte Auftragsmenge von 1400 Erstüberführungen „begründet keinen Anspruch“ – es macht also keinen Sinn, bei Unterbeschäftigung von wem auch immer mehr Morde zu fordern.
Kleiner Frage-Antwort-Abtausch in Friedrichshain-Kreuzberg zwischen dem FDP-Verordneten Michael Heihsel und Stadträtin Annika Gerold (Grüne) über ein Phantom:
H: „Welche Spielgeräte bietet der Spielplatz am Wassertorplatz?“
G: „Aktuell gibt es keine Spielgeräte an diesem Standort.“
H: „Erwägt das Bezirksamt, das Spielplatzschild wieder zu entfernen?
G: „Nein…“
Oje…. Laut Amtsblatt hat sich der Verein „Forward Thinking Berlin” aufgelöst. Tja, rückblickend war das vielleicht doch keine so gute Idee, ausgerechnet hier…
Die Sozialverwaltung hisst heute die „Anti-Gewalt-Flagge“ – Anlass ist der „Internationale Tag für die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“. Als Lektüre empfehle ich Ihnen dazu die Texte „Woher kommen die blauen Flecken“ von Julia Tappeiner (hier zu lesen) und „Ohne Täterarbeit wird es mehr Opfer geben“ von Anna Thewalt (hier).
Flaggen können jetzt auch wieder auf dem Rathaus Spandau gehisst werden: Trotz aller Sparzwänge hatte das BA noch 290.000 Euro für einen neuen Mast übrig (immerhin einschließlich Kugel). Warum das Ding so teuer ist, hat unser Spandau-Reporter André Görke recherchiert – seine Erkenntnisse teilt er Ihnen hier unter diesem Link mit.
Berlins Wissenschaftslandschaft ist ein Schatz der Stadt, der zuweilen nur im Verborgenen glänzt. Die Tagesspiegel-Redaktion hat deshalb auch in diesem Jahr 100 herausragende Köpfe der hiesigen Wissenschaft ausgewählt und vorgestellt (Sie finden sie kompakt hier unter diesem Link) - heute treffen sie sich bei uns am Askanischen Platz. Unsere Gäste werden begrüßt von Günter Ziegler, FU-Präsident und seit Juli auch Sprecher der „Berlin University Alliance“ (BUA), dem Exzellenzverbund von FU, HU, TU und Charité. Die BUA hat uns bei der Serie und der Veranstaltung sehr unterstützt, dafür auch vom Checkpoint einen herzlichen Dank.
Heute früh dabei ist auch Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra, mit der ich u.a. über die Exzellenzstrategie und die Hochschulverträge sprechen werde – es ist ihr erster öffentlicher Auftritt nach den Haushaltskürzungen. Wie sie in die Zukunft blickt, erfahren Sie danach im Tagesspiegel und selbstverständlich auch morgen früh hier im Checkpoint.
Falls Sie heute oder morgen Abend zu Daniel Barenboim in die Staatsoper wollten: Der Maestro ist krankheitsbedingt verhindert und wird vertreten von Philippe Jordan.
„Wie ein Zombie“ sehe sie aus, sagt Ex-Kulturstaatministerin Monika Grütters – sie rutschte beim Fahrradfahren auf nassem Laub aus, fiel aufs Gesicht und brach sich die Nase. Als gläubige Katholikin ist sie sich dennoch sicher: „Mein Schutzengel war auf Zack“ – zur Wiedereröffnung der Hedwigs-Kathedrale am Sonntag hat sie es noch geschafft.
Nachtrag zur Meldung „Keine barrierefreien Notunterkünfte“ (Checkpoint v. 21.11. – der Kältebus konnte deshalb drei Rollstuhlfahrer nicht mitnehmen). Dazu schreibt uns das Unionhilfswerk: „Aufgrund unserer Initiative und unseres Netzwerks wird sich die Situation zeitnah zumindest etwas verbessern. Das Unionhilfswerk bietet vom 2. Dezember 2024 bis zum 30. April 2025 wie im Vorjahr in einem ehemaligen Bürogebäude am Goslarer Platz 8 in Charlottenburg rund 150 Schlafplätze für obdachlose Personen an. Zehn Plätze sind für Rollstuhlfahrer*innen geeignet.“
Zitat
„Dass zwei meiner Senatoren offenbar schon für die Bundesregierung gehandelt werden, zeigt, dass ich meinen Senat nicht ganz schlecht zusammengestellt habe.“
Kai Wegner kommentiert im Gespräch mit Checkpoint-Kollegin Anke Myrrhe Spekulationen darüber, dass Joe Chialo und Felor Badenberg nach der Bundestagswahl in eine CDU-geführte Regierung wechseln könnten.
Stadtleben
Verlosung – Hellwach Richtung Heiligabend: Wir verlosen zwei Adventskalender von 19grams mit je 24 verschiedenen Kaffees aus 24 verschiedenen Ländern. Die gibt es zum Filtern oder als Espresso, regulär kosten sie 94,90 Euro und kommen ziemlich sicher noch vor dem Tag des ersten Türchens an – die Rösterei sitzt in Berlin und versendet pronto. Wer ganz sicher gehen will, kann die Kalender aber auch in einem der vier Cafés abholen, etwa in der Boxhagener Straße 74. Kaffeefreund:innen (oder deren Anhang) mailen bitte an unser Checkpoint-Postfach.
Essen & Trinken – Eine Mischung aus San Francisco und Berlin will der ehemalige Patissier Joe Parenti in seinem neuen Sandwich-Bistro „Smooches“ in Kreuzberg etablieren. Zwischen selbstgebackene Sauerteig- und English-Muffin-Scheiben kommt hier Regionales, Saisonales und Hausfermentiertes wie gerösteter Kürbis mit karamellisierten Zwiebeln und Sauerkraut oder gebratene Schweineschulter mit Brokkoli und Apfelrelish. Wem das zu experimentell ist, für den steht aber auch ein klassisches Grilled Cheese Sandwich auf dem Menü. Sündhaft leckere Desserts gibt es außerdem. Weitere lohnenswerte Neueröffnungen hier. Mo/Do/Fr 9-15, Sa/So 9-16 Uhr, Reichenberger Straße 61a, U-Bhf Görlitzer Bahnhof
Noch hingehen – Zwei Brüder beim Rudern. Das vermeintlich banale Alltagsbild aus den 1930er-Jahren zeigt Erich und Hugo-Kurt Chotzen, die – wie der Großteil ihrer Familie – im Holocaust ermordet wurden. Es stammt aus einem Fotoalbum, das in der Ausstellung „Das Leben festhalten“ zu sehen ist (bis 22.12.). Das Schöneberg Museum zeigt private Alben von sechs jüdischen Berliner Familien, die es geschafft haben, die Dokumente zu retten: berührende Momente von Intimität, sportliche Aktivitäten, Ausflüge; Zeugnisse einer Selbstbehauptung vor dem Hintergrund der zunehmend drohenden Vernichtung. Mo bis Do 14–18 Uhr, Fr 9–14 Uhr, Sa/So 14–18 Uhr, Eintritt frei, Hauptstraße 40/42, U7 Eisenacher Straße
Karten sichern – Er scheine ihm lebendiger als viele Menschen, die noch über die Erde spazieren, sagt Jürgen Kuttner über den Dichter, Dramatiker und Regisseur Thomas Brasch. Der starb 2001, nicht einmal 60 Jahre alt. Der widerständige Autor von „Vor den Vätern sterben die Söhne“ eckte in Ost wie West an. Mit „Halts Maul, Kassandra!“ widmet ihm das DT einen Abend mit viel Musik und natürlich Brasch-Texten (Regie: Kuttner und Tom Kühnel). Die Vorstellung heute (20 Uhr) ist fast ausverkauft, das Stück wird auch am Donnerstag gespielt (und dann wieder 3./7./8.12, Karten: 12-52 Euro). Am 8. Dezember gibt es außerdem ein Gespräch über Brasch. Schumannstraße 13 a, S-/U-Bhf Friedrichstraße
Grübelstoff – Konzert, Kino, Fußballstadion – statt der Eintrittskarte aus dünnem Karton gibt es oft nur noch einen QR-Code fürs Handy oder ein schmuckloses E-Ticket zum Selbstausdrucken. Sammeln Sie alte Eintrittskarten irgendwo und macht es sie melancholisch, dass es damit wohl zu Ende geht?
Kiekste
Das Wort zum Montag: Der Weg zur guten Laune führt nicht selten über die Tanzfläche. Vielen Dank für dieses Berlin-Foto an Checkpoint-Leserin Ulrike Hempel! Schicken Sie Ihre Schnappschüsse gern an checkpoint@tagesspiegel.de. Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
>Berlin heute
Verkehr – A10 (Östlicher Berliner Ring): Die A10 wird in beiden Richtungen zwischen Freienbrink und Erkner auf jeweils zwei Fahrstreifen verengt (bis 5.12.) Zusätzlich ist von 9 bis 13 Uhr die Abfahrt Freienbrink Richtung Hamburg gesperrt.
Charlottenburg: Von 9 bis 15 Uhr ist der Tunnel Am Adenauerplatz Richtung Brandenburgische Straße gesperrt.
Storkower Straße (Fennpfuhl): Bis 29.11. ist die Fahrbahn Richtung Prenzlauer Berg zwischen Thearbrücke und Landsberger Allee auf einen Fahrstreifen verengt.
Gülzower Straße (Kaulsdorf): Bis Ende Dezember ist die Fahrbahn Richtung Heinrich-Grüber-Straße auf einen Fahrstreifen verengt.
Mahlsdorfer Straße (Köpenick): Bis Ende Dezember ist die Fahrbahn Richtung Hultschiner Damm zwischen Kaulsdorfer Straße und Hoernlestraße auf einen Fahrstreifen verengt.
Hultschiner Damm (Mahlsdorf): Bis 29.11. steht zwischen Werbellinstraße und Rüsternallee für beide Richtungen nur ein gemeinsamer Fahrstreifen zur Verfügung.
Heidestraße (Moabit): Bis 29.11. ist die Fahrbahn in beiden Richtungen zwischen Lisa-Fittko-Straße und Döberitzer Straße auf einen Fahrstreifen verengt.
Prenzlauer Allee (Prenzlauer Berg): Bis Mitte Dezember ist die Fahrbahn stadtauswärts zwischen Chodewieckistraße und Danziger Straße auf einen Fahrstreifen verengt.
Brunsbütteler Damm (Staaken): Bis Mitte Dezember ist die Fahrbahn stadteinwärts Höhe Staakener Feldstraße auf einen Fahrstreifen verengt.
Triftstraße (Wittenau): Bis Anfang Dezember ist die Fahrbahn Richtung Holzhauser Straße zwischen Am Nordgraben und Holzhauser Straße auf einen Fahrstreifen verengt.
Nahverkehr – M13: Bis 9.12. fährt ein Ersatzverkehr zwischen Gustav-Adolf-Straße/Langhansstraße und Virchow-Klinikum.
Tram 27 und 67 und 50: Bis 9.12. fährt ein Ersatzverkehr zwischen Krankenhaus Köpenick und Bahnhofstraße/Lindenstraße sowie zwischen Virchow-Klinikum und Guyotstraße.
Tram 27, 61, 62, 63, 67 und 68: Bis 9.12. fahren die Linien eingeschränkt oder mit veränderter Linienführung.
S-Bahn – S5: In den beiden folgenden Nächten, jeweils ca. 19.45-1.30 Uhr, fahren keine Züge zwischen Strausberg und Fredersdorf.
Regionalverkehr – RE2: Von 20.30-1.30 Uhr fallen Züge zwischen Nauen bzw. Berlin-Lichtenberg/Berlin Ostbahnhof und Königs Wusterhausen aus.
RE3 und RE4: Von 20.45-23.45 Uhr fallen Züge zwischen Berlin Hbf und Ludwigsfelde aus.
RE7: In der Zeit von 20.30-5 Uhr fallen Züge zwischen Ostbahnhof und Königs Wusterhausen aus.
RB23: Von 20-24 Uhr fallen Züge zwischen Berlin-Charlottenburg und Flughafen BER aus.
Demonstration – Für heute sind 29 Demos angemeldet (Stand 22.11., 13.45 Uhr), u.a. „Petitionsübergabe zu Ölförderstop im Yasuní, Ecuador, auf Basis eines Volksentscheids im vergangenen Jahr“: sechs Menschen, Gesellschaft für bedrohte Völker, Joachimsthaler Straße 12 (11-12.30 Uhr)
„Feminizide/Istanbul Konvention – Ari erhalten als Symbol gegen Gewalt an Frauen“: 100 Demonstrierende, Omas gegen Rechts Berlin, Bremerstraße/Ecke Birkenstraße, Mathilde-Jakob-Platz (13-16.30 Uhr)
„Lasst uns (gewaltfrei) leben! – Istanbul Konvention umsetzen JETZT!“: 2.000 Teilnehmende, Bündnis 25.11., Niederkirchstraße 5, Axel-Springer-Straße, Am Lustgarten (16-19 Uhr)
„Aufgrund des Tags gegen Gewalt an Frauen wollen wir als Sisters e.V. auf die ermordeten Frauen in der Prostitution aufmerksam machen“: 30 Menschen, John-Foster-Dulles-Allee 10, Reichstagufer, Pariser Platz (17-18.30 Uhr)
„International day against gender based violence“: 150 Protestierende, Oranienplatz, Kottbusser Damm, S+U Sonnenallee (18-23 Uhr)
Gericht – Weil er eine Frau, die eine Liebesbeziehung mit ihm abgelehnt hatte, verfolgt und mehrmals massiv angegriffen haben soll, muss sich ein 26-Jähriger verantworten. In einem Fall habe er die Frau nach ihrem Dienstschluss abgepasst und in einem Auto vergewaltigt, in einem anderen habe er sich durch einen Trick Zutritt zu ihrer Wohnung verschafft (9.30 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 621).
Universität – An der Alice Salomon Hochschule kann man im Master Soziale Arbeit mit einem Schwerpunkt auf „Kritische Diversity und Community Studies“ studieren. Was man dabei lernt und für welche Berufsfelder dieser Studiengang qualifiziert, das beleuchtet eine Infoveranstaltung am Mittwoch (17 Uhr, erneut am 5.12.). Die Veranstaltung findet online statt (Anmeldung nicht nötig).
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – „Hoch sollst du leben, Großer! Möge deine Reise durchs Leben auch weiterhin mit Erfolg, Glück und unendlicher Liebe gefüllt sein. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Florian! In großer Liebe deine Eltern“ / Frank Hill (67), Komponist und Gitarrist, leitete u.a. die internationalen Festivals für Kammermusik und Gitarre im Konzerthaus Berlin / Connie Palmen (69), niederländische Schriftstellerin („Du sagst es“); am Renaissance-Theater läuft im Dezember „Marlene“, für das Stück hat sie zwei Monologe geschrieben / Rosa von Praunheim (82), Filmregisseur und Autor, er war mit seinem Dokumentarfilm „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ (1971) ein Wegbereiter der politischen Schwulen- und Lesbenbewegung in der BRD, Grimme-Preis für „Die Jungs vom Bahnhof Zoo“ der 2011 bei der Berlinale uraufgeführt wurde; am 4.12. hat am DT „Die Insel der Perversen“ Premiere / „Liebe Ramona, das ganze Team, die vielen Ehrenamtlichen und natürlich der GKR wünschen Dir Gottes Segen für Dein neuen Lebensjahr! Liebe Grüße aus dem Epizentrum!“ /„Liebe Ulrike, herzliche Glückwünsche zu Deinem runden Geburtstag senden Sabine und Dieter“
Nachträglich: „Felix B. : Alles Gute zum 20. Geburtstag und weiterhin viel Erfolg mit dem Studium und Eurem Podcast ‚Furore on air‘ wünschen Familie und Freunde!“ / Manfred G. Valtu (78), „Autor der Roman-Trilogie ‚L.O.G.I.K.‘, ‚P.A.N.I.K.‘, ‚E.T.H.I.K.‘ und des Krimis ‚POLARLICHTER‘; herzliche Glückwünsche und gutes Gelingen für deinen fünften Roman.“
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Dr. med. Elke Hohnholt, * 4. Oktober 1956 / Hartmut Voigt, * 9. August 1940 / Bernd Warnemünde, * 1. Juli 1940 / Rainer Welz, * 28. Oktober 1943
Stolperstein – Emmy Marschner wurde am 29. September 1940 als jüngste Tochter der Eltern Hermann und Selma Marschner in Berlin geboren. Sie hatte drei Geschwister, das älteste Kind der Familie starb im November 1940 an Masern und Diphtherie. Zusammen mit ihren Eltern und Geschwistern wurde Emmy am 17. November 1941 von den Nazis in das KZ Kauen deportiert und dort am 25. November 1941 ermordet. Sie wurde nur ein Jahr alt. An Emmy Marschner erinnert ein Stolperstein in der Choriner Straße 16 in Prenzlauer Berg.
Encore
Zum Schluss heute noch ein Tipp für die Fans unseres beliebten Betriebsstörungsbingos: Die besten Gewinnchancen haben sie zurzeit auf der S-Bahnlinie S25 (Hennigsdorf – Teltow). Bereits im vergangenen Jahr wurden hier 2933 Störungen gemeldet, und wenn es so weitergeht, wird in diesem Jahr die 3000er-Marke geknackt. Erfasst werden die Störungen in 37 Oberkategorien, da gibt’s im Detail also noch viel zu entdecken.
Auffällig: Die hohe Zahl der Meldungen „Personen im Gleis“. Durchschnittlich mehr als 20:13 Minuten dauert es dann, bis wieder freie Bahn ist – das macht eine Steigung von mehr als 15 Prozent zum Vorjahr. Scheint also ein Trend zu sein… Ich vermute mal, der Tagesspiegel-Text „Wer geht, erhöht seine Lebenserwartung“ (hier zu lesen) ist daran schuld - wir hatten allerdings vergessen, darauf hinzuweisen, dass für das Gehen auf S-Bahngleisen das Gegenteil gilt. (Q: Drs. 19/20737, MdA Seibeld).
So, das war’s für heute, jedenfalls fast - es fehlt ja noch die Auflösung vom Rätsel des Tages (erste Telegramm-Meldung oben): Natürlich sind alle drei Antwortmöglichkeiten richtig! Wir hätten auch noch eine Universal-Zusatzerklärung, die ebenfalls in diesem Fall gezogen wurde, um zu erklären, warum der Senat auf einfache Fragen keine einfachen Antworten hat – sie lautet: „Das ist nicht im Verantwortungsbereich des Senats“.
Voll im Verantwortungsbereich dieses Checkpoints recherchierten heute Christoph Papenhausen und Isabella Klose, und verantwortlich für die Produktion war Lea-Marie Henn. Morgen früh sucht hier verantwortungsbewusst wie immer Robert Ide nach den richtigen Antworten, um unsere wunderbare Stadt zu verstehen. Bis dahin,
Ihr Lorenz Maroldt