Der türkische Präsident Erdogan ist wie ein alter Diesel: Er tuckert immer weiter, stößt dabei jede Menge Schadstoffe aus - und hält den Grenzwert (min. 50 %) nur mit Manipulationen, Einschüchterungen und Gewalt so gerade noch ein: Er reklamierte gestern Nacht eine Mehrheit der Stimmen (wie auch immer sie zustande kamen) für sich und will weiterregieren. Seine Partei, die AKP, verlor dagegen im Parlament ihre Mehrheit. Aber anders als Audi-Chef Stadler hat Erdogan seine eigenen Staatsanwälte – und die werden den Autokraten sicher nicht verhaften. Apropos Auto: Der beflaggte Karossenkorso gestern Abend in Berlin galt nicht der türkischen Nationalmannschaft (fehlt in Russland), sondern der Freude über eingeschränkte Menschrechte (mehr zu Fußball und Fahrzeugen weiter unten).
Vor zwei Jahren rettete Erdogan mit einem Flüchtlingsabkommen Bundeskanzlerin Merkel noch die Macht – gestern beim EU-„Mini-Gipfel“ kämpfte sie weitgehend alleine: Noch hat sie außer „viel guten Willen“ nichts in der Hand, was sie ihrem heimatlichen Innenminister Seehofer als Opfergabe darbringen kann. Dessen Ultimatum mit Handlungsankündigung an der Grenze läuft weiter – und für diesen Fall hat Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble im Interview mit dem Tagespiegel Merkels Spielraum mit Null angegeben: „Sie hat keine Bedenkzeit und keine Wahl“ – Merkel müsste Seehofer entlassen, noch vor dem Endspiel der WM (15.7.).
An dem könnte, Stand heute, auch Deutschland teilnehmen: Irgendein Fußballgott hat das Stoßgebet der FAZ erhört („Lass diesen Elch an uns vorübergehen“) und zwirbelte einen Last-Minute-Freistoß ins schwedische Tor.