ein Philosoph leitet bald das Stadtentwicklungsressort: Sebastian Scheel soll nach dem Willen der Linken der zurückgetretenen Senatorin Katrin Lompscher nachfolgen. Der in Brandenburg geborene und zeitweise dem sächsischen Landtag angehörende 44-Jährige war seit Andrej Holms geräuschvollem Abgang Anfang 2017 bereits Lompschers Staatssekretär. Als solcher trotzte er den landeseigenen Wohnungsgesellschaften massive Zugeständnisse zum Wohle der Mieter ab. Am Donnerstag soll er im Parlament vereidigt werden. Eine Nachfolgerin für ihn wird bei den Linken noch gesucht. Was offenbar nicht ganz einfach ist, da sich zumindest für den Chefposten keine geeignete Frau bereitgefunden hatte.
Die grünen Koalitionspartner begrüßten Scheel via Presseinfo mit einem herzlichen Weiter so mit noch mehr Wumms, während die SPD mahnte, beim Neubau „noch eine Schippe draufzulegen“. Bei FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja klingt derselbe Wunsch so: „Es wird sich schnell zeigen, ob Frau Lompschers Nachbesetzung dieses Amt weiter als Basiscamp ideologischer Träumereien mit gezielter Eskalation versteht oder endlich den Weg findet hin zu einer Wohnungsbaupolitik, die sich an die Erfordernisse der Berlinerinnen und Berliner richtet.“ Eine To-Do-Liste für die ersten 100 Tage schickt Czaja als Anhang gleich mit. Dazu Franz Müntefering: „Opposition ist Mist“.
Vier Forscher von zwei Charité-Instituten empfehlen, Konzertsäle wieder voll zu besetzen – sofern alle eine Maske tragen und weder geredet noch getanzt werde, etwa bei Klassikkonzerten. Was mit dem obligatorischen Gehuste zwischen den Sätzen ist, bleibt offen. Und die Konzertsäle bleiben wohl weiter zu: Der Vorstand der Charité war von der Empfehlung seiner Fachleute nach eigenem Bekunden ebenso überrascht wie Kultursenator Klaus Lederer (Linke). Der setzte in einem Kommentar auf Twitter „Studie“ in Anführungszeichen und merkte an: „Keine*r der Expert*innen, die uns beim Hygienekonzept beraten, hielt das für verantwortbar.“
An zwei der drei Corona-Ampeln naht das Ende der Grünphase. Und von Schulen und Flughäfen häufen sich die schlechten Nachrichten. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) will künftig jeden Freitag über die bisher unübersichtliche Corona-Situation an den Schulen informieren, kündigte sie nach der ersten Sitzung des Hygienebeirats an. Dass die Fallzahlen weiter steigen werden, legen Schilderungen von Reiserückkehrern nahe. Einer berichtet dem CP, dass er in TXL nicht mehr drankam und daraufhin – vielleicht als Einziger aus seiner Maschine, wer weiß – zum Zentralen Omnibusbahnhof fuhr. Ein anderer, der nach 22 Uhr aus einem Risikogebiet kommend unbehelligt in SXF gelandet und nachts zum (laut Gesundheitsverwaltung) „durchgängig geöffneten“ Testcenter am ZOB gefahren war, wurde dort von der Security nach Hause geschickt, weil 23 Uhr Feierabend war. Ein RBB-Reporter zeigte in der Abendschau eine ähnliche Geschichte. Sie alle illustrieren, dass die Tests bisher von Verantwortung und Ehrgeiz des Einzelnen abhängen. Gesund ist das nicht.
Michael Müllers Staatssekretärin Sawsan Chebli will ihren Chef über eine Mitgliederbefragung bei der lokalen Basis in Charlottenburg-Wilmersdorf herausfordern: „So habe auch ich eine Chance“, schreibt sie in ihrem Bewerbungsbrief für das SPD-Direktmandat bei der Bundestagswahl 2021. „Ich werde einladen zu Gesprächen und komme gern zu Euch.“ Die Kandidatur von Michael Müller, der zu Gunsten von Juso-Chef Kevin Kühnert aus seinem Tempelhof-Schöneberger Heimatkreis ins wahltechnische Exil geht, habe sie „trotz der ganzen Berichterstattung dazu doch überrascht“. Demnächst steht also der Showdown Chebli vs. Müller an – und am Wahltag die Frage, ob es überhaupt reichen wird gegen CDU-Mann Klaus-Dieter Gröhler, der den Wahlkreis Charl-Wilm seit 2013 verteidigt.
Verkehrssenatorin Regine Günther und ihre ebenso grünen RessortkollegInnen aus vier weiteren Bundesländern fordern in einem Brief an die Verkehrsministerkonferenz, den Formfehler in der Bußgeldkatalogverordnung schnellstens zu korrigieren – und zwar ohne die vom Bundesauspuffminister gewünschte Rücknahme der Fahrverbote. Die Korrektur des (durch Schlamperei oder Vorsatz eingebauten) Fehlers sei bereits in der Bundesratssitzung am 18. September möglich. Damit werde wieder Rechtssicherheit geschaffen; inhaltliche Änderungen könnten auch später verhandelt werden. „Niemand ist gezwungen, zu rasen und Verkehrsregeln zu missachten“, sagt Günther. „Es geht um Menschenleben.“
Ein interessantes Detail zum Thema Verkehrssicherheit ergibt sich aus der Senatsantwort auf eine Anfrage von Sven Kohlmeier (SPD), der seit Wochen für Vollbeschäftigung in der Verkehrsverwaltung sorgt und sich mit regelmäßigem Gemecker via Twitter als aktivster Oppositionspolitiker in der Koalition profiliert. Kohlmeier ließ sich das Berliner Straßennetz nach Art, Lage, Radwegen und Tempolimits aufdröseln – und siehe da: An gerade mal 5,7 von 6635 Straßenkilometern gilt Tempo 40. Dabei dürfte das ein weithin akzeptabler Kompromiss zwischen zügigem Vorankommen und mehr Verkehrssicherheit auf Hauptstraßen sein.
Diese Erfahrung habe ich gerade selbst gemacht während des Urlaubs im Nicht-mehr-Risikogebiet Schweden. Nach der Rückkehr von dort fühlt man sich im Berliner Straßenverkehr um mehrere Zivilisationsstufen zurückgeworfen: Die Selbstverständlichkeit, mit der hier selbst durch kleinste Wohnstraßen gerast wird und Autofahrer (vielleicht sogar ohne böse Absicht) radelnde Grundschulkinder vor sich her und durch Vorbeidrängeln in die Parkspur schieben, ist in Schweden unvorstellbar. Und in Ystad tun sich Abgründe nicht nur bei Mankells Wallander auf: Wer auf der Hauptdurchgangsstraße unbedingt schneller als die erlaubten 50 fahren möchte, bekommt dort durch eine mit Tempomessung verbundene versenkbare Platte im Belag einen Schlag verpasst, den er und das Auto so schnell nicht vergessen.
Wie unerträglich die Normalität auf Berlins Straßen ist, hat der gestrige Tag mit maximaler Brutalität gezeigt: Zwei Menschen, die mit Fahrrädern unterwegs waren, sind von Autos gerammt und tödlich verletzt worden, beide in Spandau: am Vormittag wurde eine Frau in der Brüderstraße – einer Tempo-30-Zone – von einem Transporter totgefahren. Am frühen Nachmittag starb eine weitere Person (zu der die Polizei am Abend noch keine näheren Angaben machen konnte) nach dem Zusammenstoß mit einem großen SUV auf dem Altstädter Ring. Damit sind seit Jahresbeginn 38 Menschen auf Berlins Straßen getötet worden. Im gesamten Jahr 2019 waren es 40.
Berliner Schnuppen
Telegramm
Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung haben eine Art Generationenvertrag vorgeschlagen: Die Jüngeren halten sich an die Corona-Regeln und schützen dadurch die Älteren, die wiederum mehr für den Klimaschutz tun sollen, damit die Jüngeren auch später noch hier wohnen können. Klingt nach einer Win-Win-Situation. Und zu vernünftig, um wahr zu werden.
Kai Wegner von der CDU („Berlin braucht bessere Schulen. Kann ja nicht jeder Politiker werden.“) ist gestern mit einem Tieflader mit Bagger drauf bei der Stadtentwicklungsverwaltung vorgefahren, um in einem symbolischen Akt (mit Bolzenschneider) gemeinsam mit Generalsekretär Stefan Evers die Ketten des Baggers zu sprengen. Wegners Vizevorsitzende Manja Schreiner durfte zuschauen – und mein Kollege Robert Kiesel fragte angesichts des Fotos: „Klaut die CDU jetzt Bagger?“
Dabei lässt die Bauverwaltung durchaus bauen, wie zwei frisch eingetroffene Einladungen zeigen: Donnerstag ist Richtfest für eine MUF am Osteweg in Lichterfelde und Freitag wird in Spandau am Grützmacherweg ein MEB eingeweiht. Immerhin; aber was Richtiges, das nicht auf M anfängt und entsprechend aussieht, wäre auch mal wieder schön.
Was Ansehnliches gewünscht? Voilà: Die Checkpoint-Kinogruppe ist zurück! Am 31. August wollen wir den Sommer gemeinsam ausklingen lassen – mit Abstand, im Freien. Zusammen mit der Yorck-Kinogruppe laden wir zu einem Gesprächs- und Filmabend im Sommerkino Kulturforum am Potsdamer Platz. Gezeigt wird „Kokon“, ein Film über Jungsein und Selbstfindung und einen Sommer in Berlin. Mit dabei und mit Ann-Kathrin Hipp im Gespräch: Regisseurin Leonie Krippendorff und Darstellerin Lena Urzendowsky. Und was zu feiern gibt es auch: Der Tagesspiegel wird im Herbst 75! Wir haben Kultursenator Klaus Lederer eingeladen, mit Berlinale-Profi Robert Ide über Kino in Krisenzeiten und Landespolitik im Pandemiemodus zu plaudern. Los geht’s um 20 Uhr (Einlass 19.30 Uhr), Tickets für 11 Euro bekommen Sie hier.
Das Unternehmen Zeitfracht zieht um und will seinen Logistikbereich im Herbst von Berlin-Plötzensee nach Erfurt verlegen – mitsamt 400 Arbeitsplätzen, zu denen in Thüringen 150 weitere kommen sollen. Der Vorstand begründet den Umzug mit der günstigen Lage des bereits existierenden Standortes in Erfurt sowie mit schnellen Verwaltungsentscheidungen und dem guten Investitionsklima dort.
Die Anwälte der mutmaßlichen Eigentümer des teils von linksradikalen Kiezterroristen besetzten Hauses Rigaer Straße 94 haben erneut eine Räumungsklage gegen die Szenekneipe „Kadterschmiede“ eingereicht und wollen vom Landgericht einen Beschluss, dass ihnen Zutritt zum Gebäude gewährt werden muss. Womöglich fallen bei der Polizei demnächst wieder mehr Überstunden an. Zumal sich die Indizien mehren, dass die Anwälte nun rechtmäßige Vertreter der Eigentümer sind.
Andreas Kalbitz, Spezialist für rechte Haken, soll seinem kommissarischen Nachfolger als Potsdamer AfD-Fraktionschef durch einen herzlichen Boxschlag ins Krankenhaus befördert haben. Dennis Hohloch liegt laut B.Z. mit einem Milzriss im Klinikum Westend. Die Sache soll bei einer „freundschaftlichen Begrüßung“ passiert sein, wie das unter echten Patrioten offenbar passieren kann. Dazu Otto Waalkes: „Milz an Auge: Ich sehe was, was du nicht siehst!“
CP-Leser Werner Schön, Mitinitiator des Schulprojekts „Eine Million Pfandflaschen“ (CP vom 30.7.), schickt eine Schlussbetrachtung des Kinderfestes Pohl-/Kluckstraße: „In den zehn Tagen der Vorbereitung und Durchführung haben knapp 100 Polizisten und 14 Ordnungsamtsmitarbeiter*innen an den Aktivitäten teilgenommen. In dieser Zeit wurde die ‚Bauhütte‘ drei Mal aufgebrochen und Werkzeug etc. gestohlen.“ Bei Kindern seien vor allem Spritzpistolen und Wasserbomben beliebt gewesen, aber „dieses als Kunstprojekt organisierte Happening konnte bisher nicht abgeschlossen werden, weil die Beamten vier Smartphones beschlagnahmt haben“ (sie waren wohl auf den Fotos drauf). Beweisen kann Herr Schön das nicht, weil die Handys ja…
Warum sind eigentlich die Picknickmöbel am Wuhlewanderweg verschwunden? „Die Sitzmöglichkeiten und Tische (Tisch-Bank-Kombinationen) waren nicht mehr verkehrssicher und stellten eine Unfallgefahr dar“, teilt das BA Ma-He auf Anfrage des Bezirksverordneten Steffen Osther (Linke) mit. Dazu spricht Konfuzius: „Der Weg ist das Ziel.“
Das Projekt @wasihrnichtseht macht Rassismuserfahrungen von Schwarzen sichtbar. Wir machen das durch eine Kooperation an dieser Stelle auch.
Auf der Spandauer Insel Gartenfeld wurden in letzter Zeit mehrfach laute Konzerte veranstaltet. „Wie beurteilt das Bezirksamt die Lärmbelästigungen für die Anwohner in Haselhorst, insbesondere der Reichsforschungssiedlung?“, wollte der Bezirksverordnete Thorsten Schatz (CDU) vom Bezirksamt wissen. Das antwortet: „Die Veranstaltungen gelten als störend im Sinne von § 5 Abs. 3 VeranstaltungslärmVerordnung.“ Dann wäre das ja auch geklärt.
Während in TXL und SXF die Spanienrückkehrer sich in alle Winde zerstreuten, saß am BER gestern Abend Engelbert Lütke Daldrup beim Wirtschaftstalk. In der Diskussionsrunde ging es um die Verkehrsanbindung des Flughafens, die auch nach der um gut acht Jahre verschobenen Eröffnung eine Baustelle bleibt. Nebenbei berichtete ELD, dass die Coronaflaute genutzt wurde, um beispielsweise 5G-Hardware im Terminal nachzurüsten. Ob Huawei dabei war, erwähnte der Flughafenchef nicht.
BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:
Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.
Zitat
„Wir werden demnächst Berlin-Spandau als eigene Stadt eröffnen und vom Rest Berlins abspalten. Dafür suchen wir zuverlässige Fahrer, die nur in diesem Gebiet arbeiten wollen.“
Aus einem Bewerbungsaufruf des Essensbringdienstes Lieferando an seine „Driver“.
Tweet des Tages
Wenn ich gewollt hätte, dass alle widerspruchslos über meine Witze lachen, wäre ich nicht Satirikerin geworden, sondern Vorgesetzter.
Stadtleben
Essen – Taco Tuesday mit Cindy Crawford und Yoda? So und so ähnlich heißen die handgemachten Maistortillas von Taco Love. Direkt am U-Bahnhof Eberswalderstraße (Prenzlauer Berg) gibt es die mexikanische Küche direkt auf die Hand. Gefüllt mit Avocado, Ananas, Saitan, Rührei oder schwarzen Bohnen: Vegetarier und Veganer kommen hier auf ihre Kosten. Getoppt wird der Wrap mit ganz viel Salsa, z.B: der (veganen) Sri Racha Mayo. Mo-Sa von 12-20.30 Uhr.
Trinken – Tagsüber zu heiß und Sie sind tierisch am Transpirieren? Das Tier in Neukölln hat die Lösung: Hier bekommen Sie kalte Drinks, die Stimmung ist ausgelassen und die Sitzmöglichkeiten zahlreich. Über der Bar wacht eine Katze in Dauerschleife auf einem alten Schwarz-Weiß-Fernseher. Die Geschichte dahinter ist geheim, kann aber täglich ab 18 Uhr ergründet werden. Masketragen lohnt sich doppelt: Jeder Toilettengang mit Mund-Nase-Schutz wird mit einem Stempel belohnt. Ist die Stempelkarte voll, gibt es eine Runde Shots aufs Haus. Weserstraße 42, U-Bahnstation Neukölln.
Urlaub ganz nah – Italienflair mitten in der Großstadt: In Köpenick gabelt sich die Müggelspree in fünf Kanäle. Na gut, in Italien sind es mehr, aber auch hier helfen Brücken, die Wasserstraßen zu überqueren. Für Erholung ist definitiv gesorgt: Die Idylle am Wasser mit Seerosen und Schwänen kann zu Fuß, mit dem Fahrrad oder einem Boot erkundet werden. Das Naherholungsgebiet hat auch einen Namen: Neu-Venedig. Ciao Berlin!
Berlinbesuch – Dort, wo einst Mielke und Honecker Paraden abgenommen haben, wo die Repressionen in der DDR gesteuert wurden, findet bis zum 3. September das Campus-Kino statt. Dienstags werden Dokumentationen mit DDR-Bezug gezeigt. Um der Realität die Fiktion gegenüber zu stellen, folgt donnerstags ein Spielfilm. Heute geht es mit „Lugau Citylights" in einen Musikclub mitten im Spreewald (nominiert für den Dokumentafilmpreis 2020), am Donnerstag zeigt „Zwischen den Zeiten" (2014) in eine Liebesgeschichte zwischen Aktenrekonstruktion. Der frühe Vogel bekommt die besten Plätze (Filmstart: 19.30 Uhr), der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht nötig. Auf dem Hof der „Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie“, Ruschestraße 103, Lichtenberg, U-Bahnhof Magdalenenstraße. P.S.: Bis der Vorhang aufgeht, sind die kostenlosen Ausstellungen Einblick ins Geheime und Revolution und Mauerfall geöffnet. Das Stasimuseum öffnet täglich bis 18 Uhr (Eintritt 8 Euro). Foto: BstU, Witzel
Noch hingehen – Unweit vom Kunsthaus Dahlem zeigt das Brücke-Museum noch bis zum 30. August Werke des Berliner Künstlers Max Kaus (1891-1977). Die Ausstellung trägt den Titel „Unter Freunden“und stellt seine Bilder in Beziehung zu den Brücke-Künstlern Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Otto Mueller und Max Pechstein (Bussardstreig 9, Mi-So 11-17 Uhr). Im Kunsthaus selbst wird anlässlich des 90. Geburtstags des Bildhauers noch bis zum 18. Oktober die Ausstellung „Wieland Förster. Skulpturen aus 50 Jahren.“ präsentiert. Anschließend unbedingt auf Kaffee und Kuchen im dazugehörige Museumscafé vorbeischauen.
Geschenk – Im Lit Lab in den Heckmann-Höfen in Mitte werden personalisierte Soja-Wachs-Kerzen hergestellt. Nicht nur der Duft, sondern auch das Behältnis sind selbstgemacht. Aus den 100 verschiedenen Düften lassen sich bis zu drei in einer Kerze vereinen. Ist diese einmal abgebrannt, kann der Behälter vor Ort neu befüllt werden. Die Umwelt dankt! Normalerweise finden Workshops statt, coronabedingt beschränkt sich das Erlebnis auf zwei Personen. Preis: 40-90€.
Last-Minute-Tipp – (ein Tipp von Ticket-Kollege Ingolf Patz) – Wer flankiert von güldenen Greifen den Schlosspark Glienicke betritt, befindet sich unversehens in der klassizistischen Italienfantasie von Prinz Carl von Preußen. Damals waren Jagd und Naturerleben noch eins, das kann man beim Konzert des Haydnquartetts um 18 Uhr in der Orangerie nachhören. Neben Jagdquartetten von Mozart und Haydn steht auch ein Werk von Joseph Martin Kraus auf dem Programm, dem genialen Vertreter des musikalischen Sturm und Drang. Vor den Toren Glienickes stürmt und drängt derweil Klau-Sau Elsa durch den Grunewald. Eine musikalische Übertragung ihrer Abenteuer wäre sicherlich furios.
Karten sichern – Kabarett, Komödie und Kleinkunst: Morgen legt das Mehringhof-Theater wieder los. Die Auftaktlesung von Marc-Uwe Kling ist leider schon ausverkauft. Karten gibt es aber noch für Sarah Bosetti, die am Freitag und Samstag Hass in Liebe verwandelt: Während sich die ganze Welt fragt, was gegen die Wut und Feindseligkeit in unserer Gesellschaft machbar ist, sammelt Bosetti die „schönsten“ Hasskommentare, um daraus Liebeslyrik über Misogynie, Sexismus und das Patriarchat zu machen. Tickets kosten 20 Euro. Fr-So: 15/20 Euro.
Verlosung – Endlich wieder Konzerte in der Philharmonie Berlin! Chefdirigent Kirill Petrenko eröffnet am 28. August mit einem Programm im Zeichen der Romantik: Er verbindet die Vierte Symphonie von Johannes Brahms mit der Streichorchesterfassung von Arnold Schönbergs „Verklärter Nacht“. Die Karten für das Auftaktkonzert waren gestern nach kürzester Zeit ausverkauft, Checkpoint-LeserInnen haben allerdings die einmalige Chance an der Generalprobe um 10 Uhr am Vorstellungstag teilzunehmen. Haben Sie Lust auf einen musikalischen Morgen? Dann schicken Sie uns eine Mail mit vollständigem Namen, Anschrift, Handynummer und E-Mailadresse an checkpoint@tagesspiegel.de. Wir haben 50x2 Plätze für Sie reserviert!
Insel-Check
Team Checkpoint hat die Segel gehisst und alle Berliner Inseln besucht – es sind mehr als 50. An dieser Stelle und auf Instagram stellen wir Ihnen täglich eine davon vor. Und oben drauf gibt’s unser Inselquartett – zum Ausschneiden für lange Autofahrten in den Ferien und Sommer-Sehnsucht im Winter.
Achtung, Fähre! Wer an der Nordwestspitze der Insel Scharfenberg vorbeischippert, muss immer die Autofähre im Blick behalten, die die Schüler vom wenige Meter entfernten Festland in die Schule bringt. Schule? Genau. Seit 1921 werden auf der größten Insel im Tegeler See Schüler unterrichtet, heute ist die „Schulfarm Insel Scharfenberg“ staatliches Gymnasium und Internat. Wassersport bildet einen festen Bestandteil des Unterrichts, das Motto: „Gute Segler sind meist auch gute Schüler“. Übrigens: Fällt die Wagenfähre (wie so oft) aus, rudern die Jugendlichen morgens auf die Insel. Während im Norden des Eilands also Kinder toben, ziehen sich im wildbewucherten Süden Waschbär und Wildschwein zurück. Letztere können Freizeitkapitäne mit etwas Glück beim Inselhopping beobachten. Gestresste Großstädter finden am kleinen Sandstrand direkt neben dem Fähranleger am Tegeler Forst bestes Kurzurlaubsflair. Selbst an heißen Sommertagen gibt’s hier immer noch ein schattiges Plätzchen. Wer braucht schon das Prinzenbad?
Text: Julius Betschka
Berlin heute
Verkehr – Grunerstraße (Mitte): Ab ca. 12 Uhr bis Anfang September ist auf Höhe Klosterstraße in beiden Richtungen nur ein Fahrstreifen verfügbar.
Niederschönhausen (Reinickendorf): Wegen Leitungsarbeiten ist die Fahrbahn zwischen Winterstraße und Herbststraße bis Anfang Januar 2021 gesperrt.
Groß-Ziethener Chaussee (Rudow): Aufgrund von Bauarbeiten am U-Bahnhof Rudow sind beide Richtungen zwischen Neuköllner Straße und Waßmannsdorfer Chaussee gesperrt. Der Fuß- und Radverkehr ist frei.
Osloer Straße (Wedding): Von 8-16 Uhr steht zwischen Ravenestraße und Gerichtstraße nur ein Fahrstreifen zur Verfügung.
S-Bahn: In den beiden folgenden Nächten von 22 bis ca. 1.30 Uhr ist die Linie S3 zwischen Olympiastadion und Spandau unterbrochen. Fahrgäste steigen bitte auf die Linie S9 um.
Demonstrationen – Im Park am Gleisdreieck, zwischen Eingang Hornstraße und Restaurant Tor Eins hat ver.di einen Warnstreik beim Uni-Dienstleister uni-assist e. V. mit ca. 50 Teilnehmenden angemeldet (9-14 Uhr). Die MieterWerkStadt Charlottenburg ruft zur Milieuschutz-Demo auf. Ca. 100 Demonstranten laufen von der Schlossstraße bis zur Leonardstraße, um für den „Erlass einer Erhaltungssatzung (Milieuschutz) für die Planungsräume Schlossstraße und Amtsgerichtsplatz/Stutti“ zu kämpfen (18-20 Uhr). Die Linke protestiert auf dem Karl-Marx-Platz in Neukölln unter dem Motto „Nein zum Deal mit Signa – Karstadt-Abriss stoppen“ (19-21 Uhr, ca. 40 Teilnehmer).
Gericht – Gegen einen Polizeibeamten beginnt ein Prozess wegen Körperverletzung im Amt. Der 28-Jährige soll in drei Fällen Festgenommene während des Transportes zur Gefangenensammelstelle im jeweiligen Polizeifahrzeug geschlagen haben (9 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal C 106).
Universität – Um ihre vielfältigen Sammlungen zur Kunst der Moderne besser zugänglich zu machen, hat die Akademie der Künste unter digital.adk.de ein digitales Schaufenster eingerichtet. Es gibt Einblick in die umfangreichen Bestände ihres Archivs, das alle Kunstformen umfasst und Archive von herausragenden KünstlerInnen im deutschen Sprachraum sammelt. Das Spektrum reicht von den avantgardistischen Fotos von Ellen Auerbach und den utopischen Architekturentwürfen Bruno Tauts über bis zur Neuen Musik von Bernd Alois Zimmermann. Die Website dient zugleich als Portal für weitere digitale Projekte, wie virtuelle Ausstellungen, digitale Editionen oder auch Kataloge und Werkverzeichnisse, darunter u. a. die Präsentation „Kosmos Heartfield“, die das Leben und Werk des politischen Fotomonteurs vorstellt.
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Carolin Emcke (53), Publizistin / Prof. Dr. med. Peter Berlien, Fachbereich Lasermedizin, „Alles Gute wünscht Udo Lauer“ / Stephanie Kopka (50), „Happy Birthday Engelchen! Ich wünsche mir noch viele, viele Geburtstage an deiner Seite meine Prinzessin. Ich liebe dich so sehr, Dein Traumprinz“ / Rainer-Michael Lehmann (60), ehem. für die SPD im AGH / Klaus Mertes (66), Theologe, Pädagoge und Autor / Bodo Uebber (61), ehem. Daimler-CFO, jetzt Aufsichtsratschef der US-Investmentbank Evercore in Deutschland / Ulrich Woelk (60), Schriftsteller und Astrophysiker
Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.
Gestorben – Waltraud Brock, * 1. Juni 1938 / Dr. Hans Raimund Brzoska, * 6. November 1950 / Carola Greger, verstorben am 27. Juli, Berliner Stadtreinigung / Frank Bernhard Heiduk, * 4. März 1943 / Beatrice Morgenthaler, * 14. Juni 1949, Mitgründerin des Bündnisses für Demokratie und Toleranz am Ort der Vielfalt Marzahn-Hellersdorf
Stolperstein – Vor 78 Jahren wurde Beila Chanciner (geb. Holman, *14. Oktober 1882) nach Theresienstadt deportiert und dort ein paar Monate vor ihrem 62. Geburtstag – am 7. April 1944 – ermordet. Ein Stolperstein in der Gormannstraße 5 in Mitte erinnert an sie.
Encore
Eichhörnchen gehen immer. Aber woher eigentlich und wohin? Das und mehr ergründet das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) zurzeit in einem Bürgerwissenschaftsprojekt, in dem sachdienliche Hinweise in möglichst großer Zahl gesammelt werden sollen, idealerweise mit Beweisfoto. Interessant ist laut IZW praktisch alles von der Fellfarbe bis zum bevorzugten Aufenthaltsort. Ich leiste schon mal eine Anzahlung bzw. mäßig hilfreiche Zeugenaussage: Die fünf neuen Walnussbäume in meinem Köpenicker Kleingarten habe definitiv nicht ich gepflanzt. Wenn Sie Weiteres beizutragen haben: Das Forschungsprojekt läuft noch bis Mitte Oktober.
So, nun aber flink und flauschig in den Tag! Für diesen Checkpoint hat auch Vivien Krüger recherchiert. Das Stadtleben haben Stefanie Golla und Sophie Rosenfeld belebt, Florenz Gilly hat alles hübsch verpackt und in Ihr Mailfach geschickt. Wir lesen uns morgen wieder. Lassen Sie sich von diesem Tag erfrischen,
Ihr Stefan Jacobs