gestern gab es – ganz floskelfrei – Sonntagsreden im Abgeordnetenhaus. Einen Tag vor dem Lockdown Light durften die Parlamentarier in einer Sondersitzung doch noch über die bereits beschlossenen Corona-Maßnahmen debattieren – erstmals, bevor diese in Kraft treten. Herbstferienbedingt hatte das Plenum einen Monat nicht getagt. Dass es reichlich Rede- und Schreibedarf gab, wurde schon nach 90 Sekunden Regierungserklärung klar. AGH-Präsident Ralf Wieland musste Michael Müller unterbrechen, weil seine Rede konsequent von der AfD niedergebrüllt worden war. „Benehmen Sie sich nicht wie Ihre Freunde im Bundestag“, warnte Wieland. Ansonsten zeigte sich, dass über das Krisenmanagement zu sprechen fast genauso wichtig ist, wie das Krisenmanagement selbst.
Gestern gab es – ganz floskelfrei – Sonntagsreden im Abgeordnetenhaus. Einen Tag vor dem Lockdown Light durften die Parlamentarier in einer Sondersitzung doch noch über die bereits beschlossenen Corona-Maßnahmen debattieren – erstmals, bevor diese in Kraft treten. Herbstferienbedingt hatte das Plenum einen Monat nicht getagt. Dass es reichlich Rede- und Schreibedarf gab, wurde schon nach 90 Sekunden Regierungserklärung klar. AGH-Präsident Ralf Wieland musste Michael Müller unterbrechen, weil seine Rede konsequent von der AfD niedergebrüllt worden war. „Benehmen Sie sich nicht wie Ihre Freunde im Bundestag“, warnte Wieland. Ansonsten zeigte sich, dass über das Krisenmanagement zu sprechen fast genauso wichtig ist wie das Krisenmanagement selbst.
Die Debatte in der Reihenfolge der Auftritte in Zitaten:
Michael Müller (SPD): „Ich will kein Brüssel in Berlin. Ich will kein Bergamo. Ich möchte keine Bilder wie im Frühjahr, von Kühllastern mit Verstorbenen, die durch New York fahren. Ich möchte so etwas nicht für Berlin. […] Es geht darum, zu Hause zu bleiben. […] Der Monat November ist der Monat der Eigenverantwortung. Wir können und wollen eine Stadt mit fast vier Millionen Einwohnern nicht lückenlos überwachen. Wir können und wollen nicht vor jedes Wohnzimmer einen Polizisten stellen. […] Wir müssen über den sensiblen Umgang und den Schutz unserer Grundrechte reden. Aber für die ernsthafte Auseinandersetzung mit dieser Krise ist es nicht nötig, Veganköchen oder Reichsflaggenträgern hinterherzulaufen.“
Burkard Dregger (CDU): „Wir tragen die Maßnahmen bis zum 30. November mit. Aber einen Blankoscheck bekommen Sie nicht. […] Wir brauchen eine vernünftige, vorausschauende Politik, die die Regeln durchsetzt, die die Ehrlichen nicht bestraft, sondern unterstützt, und die nicht ideologische Irrationalitäten über den Gesundheitsschutz setzt, wie dies in Friedrichshain-Kreuzberg der Fall ist.“
Georg Pazderski (AfD): „Diese Sitzung ist eine Farce, eine reine Alibi-Veranstaltung. […] Hier wird eine Stadt sinnlos mit dem Holzhammer K.O. geschlagen.“
Carsten Schatz (Linke): „Ein Lockdown lässt sich leichter in einer Villa mit Garten oder einem Loft mit Dachterrasse aushalten, als zu viert in einer Dreizimmerwohnung. Und erst recht besser, als wenn man sich in einer Gemeinschaftsunterkunft das Zimmer teilen oder gar auf der Straße leben muss. […] Es zeigt sich, was in einer kapitalistischen Gesellschaft Priorität hat: arbeiten und konsumieren. […] Unsere Perspektive darf nicht sein, dass wir vier Wochen in den Lockdown gehen, um das Weihnachtsfest und Geschäft zu retten und wir im Januar wieder vor dem gleichen Dilemma stehen.“
Sebastian Czaja (FDP): „Ab sofort darf die Pandemie-Bekämpfung nur noch einem Grundsatz folgen: Freiheit und Verantwortung. […] Verstehen Sie [der Regierende, Anm. d. Red.] diese Sitzung heute als das Ende der Verordnungspolitik.“
Bettina Jarasch (Grüne): „Weder Moralpredigten noch die Suche nach Sündenböcken helfen uns weiter, und erst recht nicht der öffentliche Aufruf aus Bayern, dass Nachbarn sich gegenseitig ausspähen sollen. […] Die 2. Welle ist kein Tsunami, der uns ohne Vorwarnung überrollt. Wir können ihren Verlauf bremsen und sie wieder unter Kontrolle bringen. Und wir können die Krise überwinden.“
An den Corona-Maßnahmen hat die Debatte nichts geändert und so gilt in der Stadt der Freiheit ab heute die zehnte Verordnung zur Änderung der SARS-CoV-2-Infektionsschutzverordnung. Wer keine Lust auf Paragrafen und Schachtelsätze hat, hier gibt’s die neuen Regeln in verständlich. Ausgenommen bei den Grundrechts-Einschränkung bleibt die Religionsfreiheit. Während Gastronomie, Sportvereine und Kultureinrichtungen schließen, dürfen Gotteshäuser offenbleiben – obwohl dort vermehrt Risikogruppen verkehren und sich aus religiösen Zusammenkünften in der Vergangenheit schon mehrfach Corona-Hotspots entwickelt haben. Die Kirchen sollten vernünftige Vorbilder sein und auf Präsenz-Gottesdienste verzichten, fordert Kollege Christoph Stollowsky, selbst überzeugter Protestant. Beten allein hilft in der Pandemie nicht.
Die Gebete von Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup wurden dagegen erhört. „Endlich, endlich können wir unseren Flughafen in Betrieb nehmen“, sagte er und wirkte selbst fast ungläubig. Aber es stimmt: Der BER hat am Samstag pannenfrei eröffnet! Das mit der Doppellandung klappte wegen tiefhängender Wolken zwar nicht, aber um 14:01 Uhr setzte EJU 3110 aus Tegel (!) auf und machte aus dem Fluchhafen endlich einen Flughafen. Ein historischer Tag, auch, weil unser BER-Counter nun Geschichte ist. „Die Zeit der Jokes über den BER muss jetzt zu Ende sein“, befahl Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und ordnete in Richtung Medienvertreter an, den Flughafen von nun an „positiv zu begleiten“. Die „SZ“ kam dem pflichtschuldig nach und titelte in der Nacht auf Montag auf ihrer Homepage: „Mit dem Lachen ist’s jetzt erst mal vorbei.“
Aber wir sind hier ja nicht in Bayern! Deshalb ein unerschrockener Bericht über erste Pannen: Der BER ist noch gar nicht fertig. Den Beweis liefert PNN-Fotograf Sebastian Gabsch, in Terminal 1 fand er ein Klo ohne Wand. Nur was für Exihibitionisten. (Beweisfoto) Gar keine Toilette hat dagegen das S-Bahn-Personal. Das stille Örtchen am unterirdischen Bahnsteig ist nicht mehr zu benutzen, da das elektronische Zahlenschloss ausgefallen ist. Nach CP-Infos informierte die S-Bahn Fahrerinnen und Fahrer am Sonntagmorgen. Sie seien aufgefordert worden, bei Bedarf eine der Toiletten im Terminal 1 aufzusuchen (also die ohne Wände…). „Wenn mir nur zehn Minuten bis zur Rückfahrt bleiben, habe ich weder Zeit noch Lust, durch den unbekannten Flughafen zu irren auf der Suche nach einem Klo“, sagte ein Fahrer. Die historische Eröffnung – für manche ein Griff ins Klo!
Beschissen lief auch der erste Besuch am BER von Jens Twiehaus. Nachdem er bereits zweimal als Tester (2012 und 2020) auf der Baustelle war, wollte er am Sonntag mit seiner Freundin erstmals den Flughafen besuchen – und befand sich auf einmal in Blankenfelde! Der RE7 hatte nicht am Terminal 1 gehalten und so strandeten mit Twiehaus „sieben oder acht“ weitere Personen. Für sie ging es mit der S-Bahn nach Mahlow, dann mit dem Bus 600 nach Waßmannsdorf und von dort mit der S-Bahn zum BER. „Eine Stunde extra“, sagt Twiehaus. Immerhin: „Ich kann bestätigen, dass der BER offen ist.“ Laut einem Bahn-Sprecher lag die Umleitung an einem Einsatz der Bundespolizei, es habe einen Ersatzhalt am Terminal 5 gegeben. „Wäre gut gewesen, wenn man uns das an Bord erklärt hätte“, sagt Twiehaus, der es nach CP-Infos wieder nach Hause geschafft hat.
Noch mehr Drama um den BER gibt's in den Schnuppen, erst aber ein wichtiger Sicherheitshinweis: Wer auf E-Scootern unterwegs ist, sollte bei all dem nassen Laub derzeit lieber etwas Energie rausnehmen. Schnuppen-Erfinderin Naomi Fearn spricht da aus aktuelller und eigener Erfahrung (Hüft- und Oberarmfraktur – an dieser Stelle umfassende und schnelle Genesungs-Wünsche vom ganzen Team!). Damit wir unsere Berliner Schnuppen nicht in den Lockdown schicken müssen (und für ein paar Schmunzler im Krankenhaus sorgen können), sind Sie gefragt: Wer schon immer mal exklusiv aus der R2G-WG berichten oder mit Sau Kevin durchs Unterholz trampeln wollte, hat jetzt die Chance, uns einen selbstgemalten Comic zu schicken. Wie verzweifelt unsere Situation ist, sehen Sie mit Abo in der Vollversion – mehr Talent als ich haben Sie bestimmt. Egal ob Bunt-, Blei- oder Wachsmalstift – wir freuen uns über Einsendungen an checkpoint@tagesspiegel.de.

Das war die erste Folge der Berliner Ersatz-Schnuppen. Morgen könnte hier Ihr Comic stehen: checkpoint@tagesspiegel.de.
Telegramm
Unerträgliche Meldung: Unbekannte haben einen 13-Jährigen in der Nacht zu Sonntag im Monbijou-Park erstochen. Wie ein Augenzeuge dem Tagesspiegel berichtete, stach der Täter dem syrischen Jungen zweimal mit einem Messer in den Bauch. Ein 22-Jähriger versuchte, den Täter zu stellen, wurde dabei aber selbst verletzt. Die Polizei bittet um Hinweise unter 030/4664911777.
Und noch eine unerträgliche Meldung aus Westend: Ein 72-jähriger Fußgänger hat am Samstagabend den Spandauer Damm überquert, als er vom Fahrer eines Motorrollers angefahren wurde. Der Mann stürzte und wurde von einem Auto überrollt. Er starb wenig später. Berlins Straßen bleiben für alle ohne Blechschutz ein gefährliches Pflaster.
Verstörende Szene auf der Sonnenallee am Samstag: Ein als Emmanuel Macron verkleideter Mann wird gefesselt über die Straße gezerrt und von einem arabisch sprechenden Mann im traditionellen Gewand mit einem Gürtel ausgepeitscht. Der Mann mit Maske wird als „Hund“ und „Ungeziefer“ beschimpft. Die Polizei wird von keinem der vielen Passanten informiert. Wenig später wird der Mann im Gewand, der ein syrischstämmiger Youtuber ist, zumindest kurzzeitig festgenommen. Ernst? Satire? Provokation? Jedenfalls schlechter Geschmack.
Jetzt wird aufgerüstet in Friedrichshain-Kreuzberg. Nach langer Ablehnung und viel Kritik daran ersucht das Bezirksamt Hilfe bei der Bundeswehr. „Wir brauchen Unterstützung bei den Testungen, da alle zivilen Stellen in Berlin komplett überfordert sind“, sagte Bezirksbürgermeister Monika Herrmann (Grüne) dem CP. Wann die Soldaten anrücken, ist noch unklar. Heute telefoniert der Krisenstab, dann beginnt der ideologische Rückzug.

Das Projekt @wasihrnichtseht macht Rassismuserfahrungen von Schwarzen sichtbar. Wir machen das durch eine Kooperation an dieser Stelle auch.
Feuer in der Wagenburg am Kreuzberger Bethaniendamm. Wie die Feuerwehr in der Nacht bestätigte, brannten am späten Abend 2 Bauwagen und ein Baum auf insgesamt 100 Quadratmetern. Mehrere Druckgas-Behälter seien in Sicherheit gebracht worden, Verletzte gebe es keine. Die Feuerwehr war mit 20 Einsatzkräften vor Ort.
Weil sie uns lieben – und damit wir Abstand halten können: Die 10-Uhr-Karten (Monats- und Jahresticket) gelten im November bereits ab 9 Uhr. Zeitumstellung, aber in sinnvoll.
In Berlin gibt es 2020 trotz Corona so viele Demonstrationen wie noch nie. Man nähere sich der Marke von 7000, sagte Innensenator Andreas Geisel (SPD) im Mopo-Interview. Was er außerdem zu den Corona-Protesten sagte: „Die Polizei ist erfahren im Umgang mit Leuten, die mit Sturmhaube losmarschieren, Nebeltöpfe zünden und Steine werfen. Wenn aber eine Familie mit Kindern im Bollerwagen auf einen Polizisten zukommt und diesen plötzlich attackiert, ist das auch für die Polizisten eine Herausforderung.“
Aufregung im sonst unaufgeregten Südosten: Der Vize-Amtsarzt von Treptow-Köpenick, Denis Hedeler, wirft dem AfD-Gesundheitsstadtrat Bernd Geschanowski Rassismus vor. Hedeler – dunkle Hautfarbe, homosexuell, aus Kuba stammend – bewarb sich im Sommer auf die Stelle des Amtsarztes, wurde aber abgelehnt. Dabei hat er schon in Sierra Leone gegen Ebola gekämpft und war zuletzt der einzige Kandidat. In einem Gespräch, so erinnert sich Hedeler, habe Geschanowski ihn aufgefordert, seine „Außendarstellung zu ändern“ und dabei auf seine Haut gezeigt. Die ganze Geschichte lesen Sie heute im Leute-Newsletter von Thomas Loy, zum kostenlosen Abo geht's hier entlang.
Das Berliner Madame Tussauds hat den Wachs-Donald-Trump in eine Mülltonne gestellt. „Wir machen schonmal Platz für den nächsten Präsidenten“, kommentierte das Museum auf Instagram. Ob der echte Trump auf dem Müllhaufen der Geschichte landet, entscheiden die Amerikaner am morgigen Dienstag.
Kein Kölsch und kein Eisbein mehr für Kanzlerin Angela Merkel, Finanzminister Olaf Scholz, den Regierenden Michael Müller und Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder – zumindest nicht in der rheinischen Kult-Kneipe StäV (kurz für „Ständige Vertretung“). Dort haben die Politiker wegen ihrer Corona-Politik jetzt Hausverbot. „Wir fordern keine Hilfen, die der Steuerzahler finanziert, sondern das Recht, unserem Beruf nachgehen zu dürfen“, sagen die Geschäftsführer. Sie seien aber weiter für einen Dialog offen. Bei Karneval-Absagen (11.11.) hört der Spaß für die Rheinländer eben auf.
Bislang war die Chancenverwertung bei der SPD katastrophal. Doch jetzt wollen die Genossen zurück in die Erfolgsspur. Die Sport-Agentur „Raphael Brinkert“ (betreut u. a. den früheren Fußballspieler Arne Friedrich und den aktiven Profi Leon Goretzka) soll im Bundestagswahlkampf das Spiel zu Gunsten der Sozialdemokraten drehen. CP-Phrase dazu: Geld schießt keine Tore.
Am Geld fehlt es auch bei der Hertha nicht, dafür aber an den Toren. Nach vier Niederlagen in Folge gab es gegen Wolfsburg immerhin ein Unentschieden und ein Pünktchen Hoffnung. Der Big City Club rangiert damit auf Platz 14 der Fußball-Bundesliga. Es kommentiert Lothar Matthäus: „Wir dürfen jetzt nur nicht den Sand in den Kopf stecken.“
Ein alter Schwede war er eigentlich noch nicht, doch seine Schulterverletzung zwingt Füchse-Fanliebling Mattias Zachrisson zum Karriereende. Der 30-jährige Rechtsaußen spielte sieben Jahre für die Füchse und traf in 162 Handball-Spielen 463 Tore. Hej då, Zacke!
Zitat
„Obama war der fotogenste Präsident aller Zeiten, Trump der ikonischste. Er sticht aus jedem Bild heraus: Seine Haare, seine Silhouette, seine Anzüge, er ist immer eindeutig zu identifizieren, auch wenn er nur im Hintergrund steht.“
Seit fast 40 Jahren fotografiert Doug Mills US-Präsidenten und ist ihnen dabei oft ganz nah gekommen. Lars Spannagel hat ein ausführliches Interview mit ihm geführt. Hier gibt’s außerdem zahlreiche intime und aussagekräftige Bilder (Abo).
Tweet des Tages
Anruf des Schwagers vom Filmset in Babelsberg: ‚Ich komme früher, wir machen Feierabend. Hitler hat Corona.‘ #Netflix
Stadtleben
Rezeptidee – Im November kann es an einigen Tagen schon so richtig kalt werden. Gut, dass heiße Suppen und gehaltvolle Eintöpfe der Kälte Dampf machen können: Grünkohl hat z.B. von November bis Februar Saison. Passenderweise ist Uromas Grünkohleintopf mit Kartoffeln, Zwiebeln, Speck und Würstchen schnell zubereitet. Tipp: Frisch gemahlenes Piment rundet den Geschack des Kohls erst richtig ab.
Das ganze Stadtleben gibt's – von TXL bis BER – mit Tagesspiegel-Plus-Abo.
Reinhören – Bei einem Rundgang am BER berichtet Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup in einem Gespräch mit Ann-Kathrin Hipp und Lorenz Maroldt über nachzuholenden Urlaub, warum er nicht Nein sagen konnte, detailverliebte Kontrollen, eine BER-Mini-Eröffnungsfeier und warum der Flughafen schon bald populär sein wird. Die ganze Folge „Eine Runde Berlin“ hören Sie überall, wo es Podcasts gibt oder auf Tagesspiegel.de.
Lesen – Mit Hirn, Horn und Humor: Am kommenden Donnerstag erscheint Klaus Wallendorfs zweites Buch „Zwischen Mikrofon und Mundstück. Aus den Papieren eines philharmonischen Hornisten“(20 Euro). Der „Hofpoet auf Lebenszeit“ erzählt über die Musikwelt und was sie über Jahrzehnte erheiterte: Berichte aus dem Orchestergraben, Gedichte, Palindrome und Beobachtungen aus dem Musikeralltag. Leseratten aufgepasst: Wir verlosen das Buch (bis 12 Uhr) zweimal und wünschen viel Glück!
Basteln – In den dunklen Monaten sorgt warmes Kerzenlicht für Gemütlichkeit. Zum Zeitvertreib können Kerzen ganz einfach aus alten Resten neu gegossen und auch der Kerzendocht schnell selber gezwirbelt werden: Kerzenreste im Wasserbad erhitzen und übrige Dochtreste aus dem flüssigen Wachs fischen. Baumwollgarn zu einer Kordel flechten bzw. fest verzwirbeln (es eignen sich auch Kapuzenpulli-Kordeln oder dicke Schnürsenkel). Die Kordel in heißes Wachs tauchen und abkühlen lassen. Anschließend diese mit Hilfe eines quer aufliegenden Zahnstochers mittig in eine Papprolle (bei der Wahl des Gefäßes können Sie ganz kreativ werden) einspannen. Danach das flüssige Wachs vorsichtig eingießen. Sobald die Kerze fest ist, vorsichtig lösen und voilà!
Grübelstoff – Tschüs TXL! Nach 72 Jahren schließt der Flughafen Berlin-Tegel „Otto Lilienthal“ am 8. November. 1948 wurde der Flugplatz in einer Rekordzeit von 90 Tagen gebaut und war fortan das Tor West-Berlins zur Welt. An 16 Gates trudelten entmachtete Staatschefs, Fußballstars oder Filmdiven ein: Ob prominent oder nicht, jede*r verbindet mit dem Flughafen Tegel seine ganz eigene Geschichte. Welche ist Ihre?
Berlin heute
Verkehr – S-Bahn: Ab 4 Uhr bis Freitag 22 Uhr fahren keine Züge zwischen Baumschulenweg, Köllnische Heide und Neukölln (S45, S46, S47) sowie Hermannstraße und Tempelhof (S41/S42, S45, S46).
Warschauer Straße (Friedrichshain): Ab ca. 7 Uhr bis voraussichtlich Ende November steht nur ein Fahrstreifen Richtung Frankfurter Tor in Höhe Marchlewskistraße zur Verfügung.
Glienicker Straße (Köpenick): Auf der Mahlower Straße/Rudower Straße ist für ca. zwei Wochen in beide Richtungen abwechselnd nur ein Fahrstreifen verfügbar. Die Zufahrten sind gesperrt.
Kottbusser Tor (Kreuzberg): Ein Fahrradkorso beginnt um 17 Uhr und führt über Friedrichshain zum Alexanderplatz (Ankunft ca. 18 Uhr).
Chausseestraße/Invalidenstraße (Mitte): Ab dem Morgen ist die Müllerstraße zwischen Habersaathstraße und Liesenstraße (bis Mitte Juli 2021) und am Zionskirchplatz die Fahrbahn zwischen Acker- und Brunnenstraße gesperrt.
General-Pape-Straße (Tempelhof): Ab ca. 8 Uhr ist bis voraussichtlich Ende November in beiden Richtungen zwischen Loewenhardtdamm und Werner-Voß-Damm die Straße blockiert.
Osloer Straße (Wedding): Ab dem Vormittag bis Mitte November ist Richtung Bornholmer Straße das Linksabbiegen in die Koloniestraße nicht möglich.
Demonstrationen – „Für geschlechterlose Selbstbestimmung“ versammeln sich von 12 bis 14 Uhr ca. 100 Demonstrierende am Platz der Republik. Am S-Bhf Treptower Park findet mit ca. 50 Teilnehmenden eine „Meinungskundgebung zum medizinischen Hintergrund von Corona“ statt (15-17 Uhr). Ziel ist die Aufklärung der Bevölkerung, um Ängste zu nehmen. Eine Fahrraddemonstration mit dem Motto „Unzureichende Klimapolitik...“ beginnt um 17 Uhr mit ca. 100 Teilnehmenden am Kottbusser Tor, führt durch Friedrichshain und endet um 18 Uhr am Alexanderplatz. Ca. 300 Demonstrierende fordern von Regierung und Parlament eine konsequente Klimaschutzpolitik. Der „Protest gegen völlig unzureichende Klimapolitik“ findet von 18 bis 20 Uhr am Alexanderplatz 3 statt, angemeldet durch Berlin for future.
Gericht – Fast fünf Jahre nach dem Tod einer 22-Jährigen, die an einer „Salzwasserkur zur Teufelsaustreibung“ gestorben sein soll, kommen ihr Ehemann (35), seine Eltern und ein „islamischer Wunderheiler“ (49) auf die Anklagebank. Die junge Frau soll über eine Woche hinweg gezwungen worden sein, hochkonzentriertes Salzwasser zu trinken. Die Anklage lautet „gemeinschaftliche Körperverletzung mit Todesfolge“ (9.30 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 700).
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Andreas Bourani (37), Popsänger / Frank Diez (70), Gitarrist, Komponist, Texter und Produzent / „Harald, bleib wie Du bist, Helmut aus Meckesheim“ / Jörg 'Joschi' Bahrke (86), „spielte Handball bis zum 60ten“ und nachträglich Claudia Seiring, „die tüchtige Journalistin, die die Wahrheit liebt, auch wenn sie wehtut“.
Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.
Gestorben – Mahmud Ghassemi, * 7. Oktober 1930 / Hagen Thelow, * 23. Oktober 1941 / Dr. Carsten Wilpert, * 6. Mai 1966
Stolperstein – Dr. Moritz Steiner kam am 29. August 1857 in Sohrau (dem heutigen Zory) in Oberschlesien zur Welt. Im Alter von 85 Jahren wurde er mit dem dritten großen Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Vier Wochen später, am 31. Oktober 1942, kam er dort um. In der Hektorstraße 2 in Wilmersdorf liegt zu seinem Gedenken ein Stolperstein.
Encore
Behördliche Verordnungen sind normalerweise nur etwas für Juristen und Sprach-Fetischisten. Die belgischen Corona-Regeln stoßen dagegen sogar in Deutschland auf großes Interesse. Dort darf nach dem Willen der Regierung wegen der Pandemie jede Bürgerin und jeder Bürger bis Mitte Dezember nur einen „Knuffelcontact“ (Aussprache: Knüffelkontakt) haben. Klingt knuffig und bedeutet „kuscheln“ oder „schmusen“. Das Ganze ist jedoch eher traurig, schließlich herrscht im Königreich ja strenge Knuffel-Monogamie.
Das knufflige Stadtleben hat Ihnen heute Sophie Rosenfeld zusammengestellt. Früh aufgestanden, statt ins Bett gekuschelt, ist Kathrin Maurer. Morgen knuffelt Sie hier wieder Lorenz Maroldt!
Bleiben Sie in der Nähe von Ihrem Knuffelkontakt und vor allem gesund,
