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Hertha BSC schafft den Klassenerhalt Die neue Polizeiwache am Kotti soll in einen Wohnblock Harmonie war einmal: Grüne werfen SPD „Foulspiel“ wegen Enteignungen vor

wir beginnen mit Nachrichten vom Krieg gegen die Ukraine:

+++ Die Ukraine hat nach Angaben der US-Regierung von etwa 20 Staaten Zusagen für weitere militärische Unterstützung bekommen. Italien, Griechenland und Polen wollen Artillerie liefern, Dänemark Raketen.

+++ Präsident Wolodymyr Selenskyi will die gefangenen ukrainischen Soldaten aus Mariupol gegen russische Gefangene austauschen. Er bittet dafür um die Hilfe der UN.

+++ In seiner nächtlichen Ansprache hat Selenskyi erneut moderne Raketenabwerfen und Flugzeuge vom Westen erbeten. Sein Land sei seit Kriegsbeginn am 24. Februar Ziel von 3000 russischen Luftangriffen und fast 1500 Raketenangriffen geworden.

Alle Neuigkeiten aus der Nacht lesen Sie in unserem Newsblog zum russischen Angriffskrieg.
 

Nur nach unten gehen sie nicht. 22.24 Uhr, 90+6, Hertha ist gerettet, Hertha bleibt erstklassig. Mit 2:0 hat die alte Dame gestern Abend den Hamburger SV geschlagen, hatte plötzlich Esprit, lies den Hamburgern nur wenige Chancen (Spielbericht hier). Die wohlverdienten Glückwünsche zum Klassenerhalt überlasse ich jetzt Checkpoint-Herthinho Robert Ide, der das viel treffender kann:

„Hertha hatte es nach drei desaströsen Jahren eigentlich verdient, aus der Bundesliga abzusteigen. Aber: Hertha hat es sich selbst nach zwei hart umkämpften Spielen in der Relegation verdient, doch nicht abzusteigen. Berlin ist unperfekt. Aber Berlin kämpft immer. Und so ist auch Hertha – unkaputtbar.“

Wetten, dass...? Auch für Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) verlief der Abend erfolgreich. Sie hatte schon vor dem Hinspiel 2:0 für Hertha getippt– und gestern Abend (leicht verspätet) doch noch recht bekommen. Spranger und Hertha, das könnte was werden: Schließlich ist die Sportsenatorin der wohl mit Abstand größte Fan eines neuen Hertha-Stadions, der nicht selbst Clubmitglied ist.

Von Hertha zu Härter: Am Kottbusser Tor will Innensenatorin Spranger (die gleiche wie eben, aber in anderer Funktion) mit einer Polizeiwache gegen harte Jungs (m/w/d) vorgehen. Mehr als 3,7 Millionen Euro soll die Station inzwischen kosten. 24 Stunden täglich sollen dort drei Polizisten die Lage der Dinge im Blick behalten, gut geschützt hinter Panzerglas – aber mitten im Wohnblock, direkt neben dem Café Kotti. Der Mieterrat des Wohnblocks NKZ kritisiert: „Wir wollen keine Polizei in unserem Haus, wir wollen keine Wache über den Köpfen der Menschen.“ Spranger betont dagegen: „Wir haben schon sieben Jahre verloren“ – alle anderen Standorte rund um den Kotti seien ungeeignet. Was halten Sie von der Polizeiwache im Herzen von Kreuzberg? Stimmen Sie ab:

Umfrage zur neuen Polizeiwache am Kotti

Achtung, nicht alles auf einmal ausgeben… Zumindest aber können SPD, Grüne und Linke in den kommenden zwei Jahren 550 Millionen Euro mehr ausgeben als der Senat ursprünglich vorhatte – das liegt auch an der positiven Steuerschätzung, die Finanzsenator Daniel Wesener (Grüne) Mitte Mai vorgelegt hat. Von 7000 Euro für den „Internationalen Tag der älteren Menschen“ bis 110 Millionen Euro Mehrausgaben für die Berliner Bezirke reicht die Spanne. Rund 300 Projekte dürfen sich über mehr Geld freuen. Hier sind einige wichtige, die sich ganz praktisch im Straßenbild bemerkbar machen dürften:

+++ Jetzt spricht der Stadtrand: 20 Millionen Euro mehr fließen in den Ausbau eines Rufbussystems in den Außenbezirken.

+++ Grün statt Braun: Mit 4 Millionen Euro sollen die Berliner Straßenbäume gerettet werden.

+++ Grün statt Gummireifen: Weitere Berliner Parks sollen künftig von der BSR gereinigt werden. Dafür gibt es zwei Millionen Euro zusätzlich.

+++ Achtung, Autofahrer: Für 1,3 Millionen Euro zusätzlich darf die Bußgeldstelle drei neue Blitzer anschaffen, mehr Personal wird eingestellt.

+++ Bequem bis zum BER: Mit 15 Millionen Euro mehr wird der U-Bahnausbau gefördert – damit soll auch der Ausbau der U7 an den BER abgedeckt sein.

+++ Schneller deutsch: Fast 14 Millionen Euro werden in Zentrales Einwanderungszentrum investiert – dort sollen Menschen künftig deutlich schneller einen deutschen Pass erhalten.

+++ Hauptsache elektrisch: Mit mehr als 7 Millionen Euro soll der Fuhrpark von Polizei und Feuerwehr um E-Fahrzeuge ergänzt werden.

+++ Gegen den Müll: Für 4 Millionen Euro soll die BSR ab 2023 für eine zentrale Sperrmüllabholung in Berlin verantwortlich sein.

Was SPD, Grüne und Linke – Stichwort: Herzzentrum und Energierücklage – sonst noch vorhaben, hat mein Kollege Robert Kiesel hier zusammengefasst.

Aus der Kategorie: Checkpoint wirkt. Arbeitssenatorin Katja Kipping (Linke) hat sich dafür eingesetzt, dass künftig nicht nur Bikram Yoga auf Bali, sondern auch die Berliner Digital-Messe Re:publica als Bildungsurlaub anerkannt werden. Der Antrag der Veranstalter wurde noch einmal geprüft – und am 17. Mai angenommen, schreibt Sprecher Stefan Strauss. Zuvor hatte Kippings Verwaltung den Antrag mit unvergesslicher Erklärung (CP 05.05.) abgelehnt:

„Es muss eine durchgehende Interaktion sowohl zwischen Lehrenden und Lernenden als auch zwischen den Lernenden gewährleistet sein. Der Veranstalter hat in seinem Antrag eine Teilnahmerzahl von 7000 Personen angegeben, die in unterschiedlichen Foren individuell interagieren können. Eine durchgehende Interaktion im Sinne des Berliner Bildungszeitgesetzes ist damit nicht gewährleistet.“

Inzwischen wurde offenbar erkannt, dass man 7000 Menschen auch in kleinere Gruppen aufteilen kann, die jeweils wiederum mit Lehrenden und anderen Lernenden interagieren. Prinzip Schulklasse. In der Begründung für die Anerkennung als Bildungsurlaub steht jetzt:

„Die Vorträge und Workshops innerhalb der thematischen Schwerpunkte stellen ein geeignetes methodisches und didaktisches Konzept dar, das eine ausreichende durchgehende Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden sowie zwischen den Lernenden ermöglicht. Insoweit genügt es, dass innerhalb eines Clusters eine durchgehende Interaktion zum jeweiligen Schwerpunktthema stattfindet. Eine durchgehende Interaktion mit genau denselben Personen ist nicht erforderlich.

Der Meinungswandel kommt gerade noch rechtzeitig: Die Re:publica findet vom 8. bis 10. Juni statt. Aber Sie dürfen natürlich trotzdem weiter zum Bikram Yoga. Eine durchgehende Interaktion mit genau denselben Personen ist nicht erforderlich. Zwinkizwonk.

Verstimmung statt Harmonie: Kaum beginnen Wohnungsbaubündnis und Enteignungskommission wirklich zu arbeiten, ist das ganze schöne Bild einer irgendwie einigen Koalition dahin. Während das Wohnungsbaubündnis mit Dauerdurchstechereien und öffentlichen Forderungskatalogen unter Druck gesetzt wird, bahnt sich um die Enteignungskommission ein Streit um dessen Leitung an:

Die Kommissionsvorsitzende, Ex-Justizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD), will von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen, wie uns aus dem Senat bestätigt wurde. Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) sagte dazu: „Dass wir Frau Däubler-Gmelin als Verfassungsrechtlerin und hochkarätige Juristin gewinnen und ihr dann sagen, sie darf nicht mitmachen, das ist absurd.“

Grüne, Linke und Enteignungsinitiative sehen dadurch die Neutralität gefährdet. Schließlich wurde die Kommission strikt nach Viertelparität aufgeteilt, argumentieren sie: Je drei Vertreter haben die drei Koalitionsparteien und die Initiative bekommen. Die Sprecherin für Wohnen und Mieten der Grünen-Fraktion, Katrin Schmidberger, sagte dem Checkpoint dazu:

„Der Senat hat sich auf 12 Expert*innen insgesamt geeinigt. Wenn die Vorsitzende nun selbst als 13. meinungsgebendes und abstimmendes Mitglied agiert, wäre das ein Foulspiel der SPD.“ Die Berliner Linke argumentiert ähnlich – auch in der Frage, ob die Kommission dauerhaft öffentlich tagt oder nicht wird gestritten. Alle Details lesen Sie hier.

Telegramm

Bahn I: Für neun Euro kriegt man in Berlin mittlerweile nur noch eineinhalb Döner – alternativ kann man einen Monat kostenlos Bus und Bahn fahren. Unschlagbar, oder? Allein bei der BVG haben sich deshalb bis Sonntag 130.000 Kunden auf das Ticket beworben. Zwischendurch ächzte sogar die BVG-App – und bereitete so auf den Sommer vor: Mehr Busse und Bahnen stehen nämlich kaum zur Verfügung. Engtanz gefällig?

Bahn II: Die sogenannte Stammbahn zwischen Berlin und Potsdam soll künftig wieder mit Regionalzügen befahren werden. Neue Regionalbahnhöfe sind in Dreilinden, Zehlendorf, Steglitz und Schöneberg geplant. Fertigstellung? Ende der 2030er Jahre… plus bahnüblicher Verspätung.

Personalie: Ex-Wirtschaftssenatorin Ramona Pop hat einen neuen Job als oberste deutsche Verbraucherschützerin. Auch wenn der Verband als grüne Erbmonarchie gilt (die Vorgänger Klaus Müller und Gerd Billen waren beide Grüne), hat sich Pop ganz normal auf den Job beworben, wie es heißt. Ausschlafen und viel Lesen wolle sie jetzt, hatte Pop in ihrem letzten Interview im Tagesspiegel gesagt – fünf Monate reichten dann aber offensichtlich.

Personalie II: Hertha-Retter Felix Magath verlässt – nicht ganz überraschend – die Hertha. Schon eine halbe Stunde nach Abpfiff verkündete er: „Jetzt war es das. Mein Job ist jetzt beendet. Ich bin froh und glücklich, dass wir in der Liga geblieben sind.“ Medizinbälle bitte mitnehmen.

Personalie III: Die Karaoke-Veranstaltung im Mauerpark ist wieder da. Nach zwei Jahren Corona-Pause kehrt Joe Hatchiban am Sonntag zurück, berichtet die „Morgenpost“. Sing Hallelujah!

Alte Schäferei, neue Hütten: Auf einem Acker am Rand der Arkenberge will der Bezirk Pankow 3900 frische Wohnungen bauen. Wie das gehen und wer dort wohnen soll? Lesen Abonnenten hier.

Damit zum perfekten Berliner Dilemma und der Frage, die Politiker noch Jahre quälen: Wollen wir eine Stadt, in der möglichst viele möglichst bezahlbar leben, oder eine möglichst gute Lebensqualität für alle, die schon da sind? Das sind die Extreme einer Debatte, deren Fallhöhe gar nicht hoch genug einzuschätzen ist. Am Wochenende habe ich mir dazu im Tagesspiegel einige Gedanken gemacht (Tplus) – und bin gespannt auf ihre Lösungsansätze.

Berlin im Bundestag: Dort haben die Haushälter Geld für drei weitere Module des „Labor 5000“ freigegeben. Berliner kennen das Katastrophenschutzmodul aus Tegel, wo es als Teil der Zeltstadt für Ukraine-Flüchtlinge im Einsatz ist. Das klappt so gut, dass mehr Module angeschafft werden sollen. Der Neuköllner Bundestagsabgeordnete Hakan Demir (SPD) hatte sich dafür miteingesetzt: „Wir brauchen mehr Zivilschutz in Deutschland, um Krisen besser zu bewältigen“, sagt Demir. 21 Millionen Euro kostet das. Umgerechnet 5,6 Kotti-Wachen.

Berlin ganz oben: Laut einer Analyse des Jobportals „Indeed“ ist Berlin die attraktivste Stadt in Deutschland für ausländische Bewerber. Neun Prozent der Bewerber auf eine Stelle kommen inzwischen aus dem Ausland. Nachdenklich machen die „Boombranchen seit Corona“: Besonders Finanzbranche (+ 110%) und Reinigungsdienste (+ 90%) suchen seither nach Fachkräften. Abkassieren, aber sauber.

Der Buchstabe „Z“ hat zurzeit ja einen schlimmen Ruf. Beim Restaurant Z in Kreuzberg steht der Name aber für das griechische Wort „Zoi“ für „Leben“. Nach einem rechtsextremen Attentat 1963 auf den griechischen Linken-Politiker Grigoris Lambrakis schrieben Unterstützer den Buchstaben auf Häuserwände, später erschien ein oscarprämierter Film darüber. Tagesspiegel-Cartoonist Stuttmann macht im gleichnamigen Berliner Restaurant seine Jahresausstellung, gerade hängen Bilder des Japaners Gentaro Masuda. Wladimir Putin werden sie dort jedenfalls nicht begegnen.

Zum Schluss: Vielen Dank für die tollen Einsendungen zum Checkpoint-Ratespiel Behördle am Freitag. Das richtige Wort war natürlich: Bundeswehrbeschaffungsbeschleunigungsgesetz. Weil so viele mitgemacht haben und der Checkpoint glücklicherweise erheblich flexibler als die Bundeswehrbeschaffung oder ein schwäbisches Behördle… nein, Behörde…funktioniert, machen wir das bald häufiger. V_rspr_ch_n.

Zitat

„Er war eher Wissenschaftsmanager, kein Wissenschaftler im klassischen Sinne.“

Das sagt ein alter Weggefährte über Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Thomas Trappe hat recherchiert, was eigentlich hinter dem Image des „Professors“ steckt.

 

Tweet des Tages

Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa

@ichgruessesie

Antwort d. Red.: Kollege Robert Ide freut sich – und er hat ja auch allen Grund dazu.
 

Stadtleben

Eis essen – Für Rixdorfer:innen wird das Eisderix“ sicherlich kein Geheimnis mehr sein, doch für den Rest der Berliner Bevölkerung lohnt sich ein Besuch im kleinen Neuköllner Viertel. Die Eisdiele auf der Böhmischen Straße 48 fertigt ihre Sorten ganz ohne künstliche Aromen und Schnickschnack. Die Eisdieler Philippe Schröder und Paul Kolek bringen durch Kris Ramoudt Erfahrung von der „Vanille & Marille“-Eismanufaktur in ihre Gelateria. Einfach nur lecker! Täglich von 13 bis 22 Uhr, S-Bhf Sonnenallee

Tee trinken – Die chinesische Teehandlung Teesign 77 bietet mehr als ein paar wilde Blätter. Durch langjährige Geschäftsbeziehungen mit vielen chinesischen Tee-Plantagen wird der handgepflückte Durstlöscher per Air Express nach Berlin geflogen. Aus dem unverwechselbaren Trinkgeschirr lassen sich literweise Sencha, Oolong, Pu Ehr oder Jasmintee im heißen – und auch eisigen – Zustand besonders gut trinken. Wer in die traditionelle Kunst der chinesischen Tuschemalerei und Kalligrafie eintauchen möchte, findet bei Malkursen seinen Platz. Mo-Fr 10.30-18.30, Sa 10.30-19.30 Uhr, Hauptstraße 77, Friedenau, S/U-Bhf Innsbrucker Platz

Berliner Gesellschaft

Geburtstag – „Wir gratulieren Karsten Bich zu seinem runden Geburtstag am 24. Mai und freuen uns auf weitere Treffen – das wünschen alle Weberbank Alumni!“ / Sebastian Blomberg (50), Schauspieler / Achim Bodendorf (61), „Geliebter auch ‚in der 56‘, Deine Sabine.“ / Julia Bremermann (55), Schauspielerin / Manuel Cortez (43), Schauspieler, Fotograf und Stylist / Nils Diederich (88), Politiker (SPD), Politikwissenschaftler und ehem. Mitglied im BT / Milena Dreißig (47), Schauspielerin / Cordelia Koch (50), Stadträtin für Soziales und Gesundheit in Pankow (Grüne) / „Nach Quickborn meine herzlichen lieben Geburtstagsgrüße an Elke Koch – Hans-Joachim Melchior“ / Axel Metzger (51), Rechtswissenschaftler / „Mein Lebensmensch Wolfgang Strauss, Architekt und Medienkünstler (71), schicke verspätete Luftküsse vom See, deine M.“ / Fréderic Verrycken (45), Politiker (SPD), Beverly (2), Checkpoint-Pomeranian

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben Prof. Dr. med. Dr. h.c. Folker Hanefeld, Kinderneurologe und Träger des Bundesverdienstkreuzes / Gabriele Maria Holter, * 27. März 1950 / Ursula Speer, * 23. Oktober 1926 / Ingeborg Wurzel, * 8. Mai 1932

Stolperstein – Der Musiker Julius Adler wurde am 13. März 1867 im damaligen preußischen Dreidorf (heute das polnische Dorf Dźwierszno Wielkie) in eine weitverzweigte Familie deutscher Sinti geboren. Nach seiner Schulausbildung war Julius Adler hauptberuflich als Harfenspieler tätig. Mit seiner Frau Klara Auguste bekam er fünf Kinder. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts flüchteten sie nach Berlin. Ab 1933 machten sich Zwangsmaßnahmen gegen Roma und Sinti bemerkbar. Zu den antiziganistische Maßnahmen, die auch Julius und seine Familie zu spüren bekommen haben, zählten unter anderem jegliche Diskriminierung, soziale Ausgrenzung, der Entzug staatsbürgerlicher Rechte, sowie die Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Ab 1936 erfasste die „Rassenhygienische Forschungsstelle“ (RHF) die Familie und führte medizinische Versuchsreihen an ihnen durch. Am 23. März 1943 wurden Julius und Klara Auguste Adler verhaftet und Ende März 1943 in das sogenannte „Zigeunerlager“ in Auschwitz deportiert. Laut den Auschwitzer Lagerbüchern wurde Julius Adler am 24. Mai 1943, mit 76 Jahren ermordet. Nur wenige seiner Familienangehörigen überlebten die NS-Verfolgung. In der Großen Hamburger Straße 40 in Mitte erinnert ein Stolperstein an ihn.

Encore

Heute feiern wir den Tag der Weinbergschnecke. Das absolut Wunderbare an diesem Feiertag ist, dass sich die Gelehrten bis heute nicht einigen können, ob der Tag besser als Tierschutz-Aktionstag oder Food-Event taugt. Himmel und Hölle liegen eben oft nah beieinander. In welche Richtung ich tendiere, können sie daran ablesen, dass ich erst kürzlich abends beim Franzosen war. Ob der Abend für mich oder die Weinbergschnecken besser ausgegangen ist, erspare ich Ihnen an diesem Feiertag. Einfach aus Pietätsgründen.

Das Stadtleben hat heute Sophie Rosenfeld geschrieben. Lionel Kreglinger hat die Frühschicht übernommen. Morgen begrüßt Sie hier Lorenz Maroldt. Bis bald,

Ihr Julius Betschka

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