Wie sehr sich Berlin verändert hat, zeigt diese Datum: Vor genau 15 Jahren beschloss der Senat auf Betreiben von Finanzsenator Sarrazin, den Bund auf Zahlung von 35 Milliarden Euro zu verklagen – wegen einer „extremen Haushaltsnotlage“, aus der sich das Land „nicht aus eigenen Kraft befreien kann“, und einer daraus resultierenden „drohenden Handlungsunfähigkeit“. Drei Jahre später lehnten die Verfassungsrichter Sonderhilfen ab – und es begann der wundersame Aufstieg Berlins. Heute weiß der Senat kaum noch, wohin mit dem Geld, aber eins hat sich nicht geändert, wie mein Kollege Ulrich Zawatka-Gerlach schreibt: „Auch mit viel Knete in der Kasse können Berliner Landesregierungen kurz vor der Handlungsunfähigkeit stehen.“
Was wir noch aus dieser Geschichte lernen: Die apokalyptischen Visionen von Thilo Sarrazin („Deutschland schafft sich ab“) werden zuweilen von der Wirklichkeit abgehängt – und Berlin wird von den Folgen der Sparpolitik in Form bröselnder Brücken eingeholt: Die rissige Spannung im Beton überträgt sich auf die Nerven der Verkehrsteilnehmer, die z.Zt. vor allem rund um die teilgesperrte Elsenbrücke auf eine harte Probe gestellt werden - die Kfz-Fahrzeit verlängert sich um bis zu einer Stunde.
Dass die Zeiten sich ändern, ist auch der „FAS“-Überschrift „Macht Berlin jetzt dicht?“ zu entnehmen – früher lautete die Standardfrage aus Frankfurt „Ist Berlin noch ganz dicht?“ Es geht um die wohnungspolitischen Vorschläge des Regierenden Bürgermeisters, wie Investoren der Berliner Boden aus dem Portfolio gezogen werden kann (kommt dort nicht so gut an).