dieser Blindgänger hat die Stadt am Dienstag kalt erwischt: Stralauer, Spandauer und Grunerstraße gesperrt, Bahnhof Alexanderplatz dicht, Fernsehturm geschlossen, gut 1000 Wohnungen vom Nikolaiviertel bis zur Jannowitzbrücke evakuiert, Rotes Rathaus geräumt. Dort fiel wegen der Entschärfung der 250-Kilo-Weltkriegsbombe ausgerechnet die Präsentation der DVD-Doku „Don’t call it Heimweh“ über das Leben der Berliner Ehrenbürgerin Margot Friedländer aus. Die 98-Jährige, die den Holocaust überlebt hat, wollte an der Präsentation teilnehmen. So dramatisch kann Geschichte plötzlich werden. Glücklicherweise endete der lange Abend gut: Um 0:13 Uhr meldete die Polizei die erfolgreiche Entschärfung – und dankte ebenso wie die Feuerwehr allen Beteiligten für ihre gute (Zusammen-)Arbeit. Wenn’s drauf ankommt, funktioniert Berlin dann doch.
Wie kann es sein, dass eine 35-Jährige sich an einem schönen Januarsonntag aufs Rennrad schwingt und nie wiederkommt, weil ein Bus sie überfährt? Die verbindliche Antwort auf diese Frage wird irgendwann ein Gericht geben. Aber die Brutalität des Unglücks vom Sonntag und die scheinbar unproblematischen Rahmenbedingungen – BVG-Bus biegt bei guten Sichtverhältnissen an überschaubarer Kreuzung rechts ab – machen es schwer, darauf zu warten. Nach CP-Informationen wurde an der Kreuzung in Johannisthal in den vergangenen drei Jahren ein Autofahrer schwer verletzt, vier Mal gab es Sachschaden. Das reicht fürs Prädikat „unauffällig“. Womöglich resultierte der tödliche Crash einfach aus dem tragischen Zusammentreffen einer schnellen Radfahrerin und eines unaufmerksamen Busfahrers mit dem trügerisch wohligen Gefühl, die Straßen am Sonntagmittag fast für sich allein zu haben.
„Dieser Unfall hat ein Beben im Unternehmen ausgelöst“, sagt BVG-Sprecherin Petra Nelken.