Madrid hat es getan und Brüssel hat es getan, London jüngst auch – und sogar das chronisch dichte Paris: Autos wurden dort in den vergangenen Wochen aus großen Teilen der Innenstadt verbannt. So rollen auf der Rue Rivoli nun E-Roller statt Blechlawinen (Beweis hier), während die Potsdamer Straße wieder gut verstopft ist. Dabei hatte Berlin 2018 Deutschlands erstes Radverkehrsgesetz beschlossen und die Mobilitätswende einleiten wollen. Die Berliner Pop-Up-Bike-Lanes wurden in der Krise zum Vorbild, viel mehr passierte nicht. Fehlt der Wille? Fehlt ein Weg?
Auf Checkpoint-Anfrage lobt die Senatsverwaltung für Verkehr die autofreien Innenstädte in London, Brüssel und Paris als „Leuchtturmprojekte mit weltweiter Strahlkraft“. Senatorin Regine Günther (Grüne): „In der Pandemie-Lage ist umso deutlicher geworden, dass Fläche in der Stadt die neue Währung ist.“ Durch die Abstandsgebote verschärfe sich auch die Debatte um die gerechte Aufteilung des öffentlichen Raumes. „Es ist unausweichlich, dass insbesondere Kfz-Parkplatzflächen reduziert werden müssen. Autos gehören in die derzeit oft leeren Parkhäuser“, sagt Günther. Vorrang hätten Radverkehr, Fahrradfahrer und Fußgänger. Warme Worte, der große Wurf bleibt bislang aus. Das liege, heißt es aus der Verkehrsverwaltung, an den umfangreichen Beteiligungspflichten, die die StVO vorschreibe, und daran, dass Berlin im Gegensatz etwa zu Brüssel oder Paris eine „polyzentrische Stadt“ sei.