Alles einsteigen bitte, der Tag beginnt mit einer Berg- und Digitalfahrt der Gefühle: Die Bahn, die es bislang nicht mal schafft, ihre Züge pünktlich in den Bahnhof zu bringen, will die Digitalisierung Deutschlands voranbringen (indem sie Glasfaserkabel neben ihren Gleisen verlegt). Dafür knallt Berlin der Digitalisierung erst mal eines vor den Zug, äh, Bug.
Getroffen hat’s in der Hauptstadt der Internet-Hipster aber nicht die ambitionierte Bahn, sondern Google. Der Konzern lässt von seinem Plan für einen Campus vorerst ab - weil Kreuzberg dagegen ist. Eigentlich sollten dort Start-ups in ein ausgedientes Umspannwerk ziehen. Doch das schürte Ängste, dass deswegen die Mieten steigen und die Verdrängung zunimmt; der Widerstand unter Anwohnern und google-fernen Aktivisten wuchs. Höhepunkt der Proteste war – nein, keine demonstrative Massensuche auf Yahoo –, eine Kurzzeitbesetzung des Umspannwerks vor ein paar Wochen. Spätestens da dürfte bei Google das Umdenken eingesetzt haben – aber vielleicht hat auch nur einer mal „Kreuzberg“ gegoogelt und nachgelesen, was in den 13,7 Millionen Treffern so über Stadtteil steht.
Jedenfalls wird aus dem 3000 Quadratmeter großen Campus nun ein Standort für soziale Unternehmen (deren Mitarbeiter hoffentlich nicht die Anwohnerschaft rausgentrifizieren). Die Online-Spendenplattform betterplace.org zieht dort ein, und der Verein Karuna, der sich für Kinder und Jugendliche in Not einsetzt. Google lässt sich das „Haus für soziales Engagement“ die kommenden fünf Jahre 14 Millionen Euro kosten: „Wir haben eingesehen, dass dieser Weg der beste für Kreuzberg ist“, sagt Rowan Barnett, der Boss von Googles Start-up-Förderung.