und herzlich willkommen im Checkpoint-Jahr 2020! Im Programm haben wir heute u.a. die Berliner Silvester-Bilanz, eine wiederentdeckte historische Ausnahmegenehmigung, Nazi-Fleischer bei Edeka, die längste Ampelphase Berlins, neue Pläne für die Bürgerämter, einen weihnachtsmilden S-Bahn-Kontrolleur, 50-prozentige Mieterhöhungen bei der Sparkasse, ein neues Karriereziel der Bildungssenatorin – und die Auflösung unseres großen Berlin-Rätsels.
Zunächst zur Silvester-Bilanz: 3065 Notrufe gingen bei der Polizei ein (Vorjahr: 2979), daraus resultierten 2039 Einsätze (300 mehr als im Vorjahr) – für den Lagedienst „der normale Wahnsinn“. Die Feuerwehr rückte zu 1523 Einsätzen aus, an 617 Orten brannte es. Im Unfallkrankenhaus Berlin wurden 15 Schwerverletzte behandelt, darunter 4 Kinder unter 10 Jahren. Die zwei neuen Böllerverbotszonen (Alexanderplatz, Pallasstraße) konnten von der Polizei mit Hilfe von 2000 zusätzlichen Kräften und einem Wasserwerfer erfolgreich verteidigt werden. Die „gute Nachricht“ laut Polizei: Trotz vieler Angriffe mit Knallkörpern, Raketen und Schreckschusspistolen gab es „keine schwerverletzten Polizisten oder Feuerwehrleute“.
Wie sich der „normale Wahnsinn“ dieser Nacht entwickelte, zeichnete das Social-Media-Team der Polizei in 435 Tweets nach – wir haben hier mal ein paar davon herausgesucht:
Los ging’s um 17.11 Uhr mit der Meldung „Mann bewirft Kinder mit Böllern in Kreuzberg“. Und weiter:
„Im Wedding schlägt sich ein Alkoholisierter im Supermarkt mit dem dortigen Personal.“
„Jugendliche in Steglitz werfen vor einer Schule Böller auf Fahrzeuge.“
„In einem Späti in Friedrichshain sollen die Leute durchdrehen.“
„Im Wedding schießt eine Person mit Vogelschreck auf seine Nachbarn.“
„In Bohnsdorf brennt eine Kleidertonne.“
„Vor einem Elektronikmarkt in Mitte tragen mehrere Personen physisch ihre Konflikte aus.
„Brennender Busch in Rudow.“
„Nach einer Explosion auf einem Hof im Märkischen Viertel herrscht dort nun Kraterstimmung.“
„In Pankow sitzt eine hilflose Person ohne Hose am Straßenrand.“
„In Neukölln brennt das begrünte Dach eines Supermarktes.“
„Auf der A100 läuft eine männliche Person in Richtung Süden.“
„In Neu-Hohenschönhausen brennt auf einem Spielplatz ein Turm mit Rutsche dran.“
„In Schöneberg hat ein Mitbewohner eines Wohnheimes fremdes Koks in seinen Sachen gefunden.“
„Böller durchschlägt die geschlossene Fensterscheibe einer Wohnung in Neukölln und explodiert im Zimmer.“
„In Zehlendorf zerlegt jemand seine Wohnung.“
„In Neukölln wird im Treppenhaus gegrillt.“
„Verzweifelter Mann im Wedding ruft schon zum 2. Mal den Notruf. Seine Schwiegermutter soll bitte gehen.“
„In Haselhorst beschießen sich vier Kinder mit Vogelschreck.“
„Silvester zu Zeiten des Klimawandels. Man wirft sich in Lichterfelde unangezündete (!) Böller zu. Wir prüfen, ob wenigstens ‚Peng‘ gerufen wurde.“
„In Neukölln legt sich eine Frau auf die Fahrbahn.“
„Sogar in Dahlem werden Passanten von Jugendlichen mit Raketen beschossen.“
„Der Nachbar einer Frau in Spandau ist angeblich Sprengstoffexperte.“
„In einem Fachgeschäft für Systemgastronomie in Wilmersdorf zerschlägt eine Person das Mobiliar.“
„In Kreuzberg wurde ein BVG-Bus beschossen und hat ein Loch in der Frontscheibe.“
„In Friedenau schießen über 50 Jugendliche Raketen auf umliegende Fenster.“
„Personen werfen mit Fahrrädern in Gesundbrunnen.“
„In Friedrichshain werden aus dem 6. Obergeschoss Flaschen geworfen.“
„In Hellersdorf sollen Briefkästen und eine Telefonzelle durch Böller in die Luft gegangen sein.“
„In Wilmersdorf brennt eine Straßenlaterne.“
„Jugendliche in Kreuzberg haben sich mit Straßenschildern bewaffnet und schlagen auf Autos und Fensterscheiben ein.“
„Ein Mann läuft mit einer Eisenkette durch Prenzlauer Berg und droht Passanten zu schlagen.“
„In Gesundbrunnen wird eine Bushaltestelle von 20-30 Jugendlichen mit Böllern in die Luft gesprengt.“
„Mehrere Jugendliche mit Schreckschusswaffen schießen auf alles in Charlottenburg.“
Soweit also der ganz normale Wahnsinn, zu dem auch gut die Knallköpfe passen, die hier noch von „Tradition und Brauchtumspflege“ sprechen.