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Berlins Regierender im Interview: Kai Wegner sieht Friedrich Merz in „Favoritenrolle“ für Kanzlerkandidatur – will aber „geordnetes Verfahren“ Berlin will sich bei Bundesratsabstimmung über Cannabis-Legalisierung enthalten „Wir sind die Wasserbetriebe, nicht die Kriminalpolizei“: Wieso Forscher das Berliner Abwasser nicht auf Drogen untersuchen durften

wollen Sie mal ein Glanzstück der politischen Kommunikation lesen? Gefragt nach der geeignetsten Person für die nächste CDU-Kanzlerkandidatur sagt der Regierende Bürgermeister:

„Aus heutiger Sicht ist klar: Wir haben einen Parteivorsitzenden und einen Fraktionsvorsitzenden, der einen guten Job macht. Wir haben gute Umfragewerte. Selbstverständlich ist Friedrich Merz in der Favoritenrolle. Wir müssen aber in einem geordneten Verfahren und in größtmöglicher Geschlossenheit unseren Kanzlerkandidaten nominieren. Die Ministerpräsidenten und Landesvorsitzenden werden sicherlich dabei ein gewichtiges Wort haben.“

Gut, wa? Weitere bedeutungsschwangere Sätze von Kai Wegner lesen Sie heute im Tagesspiegel! Die Kolleg:innen Christian Latz und Anna Thewalt haben im Interview von AfD bis Zukunft der Verwaltungsreform nichts ausgelassen. Wie Wegner außerdem die Arbeit seiner Partnerin und CDU-Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch beurteilt, lesen Sie hier – oder bei Ihrem Lieblingskiosk!

Gute Nachricht für Karl Lauterbach – und alle Kiffer:innen, die schon die Nüstern anspannen zur Legalisierung am 1. April: Berlin wird sich bei der Cannabis-Abstimmung im Bundesrat am Freitag voraussichtlich enthalten. Eine Zustimmung der Länderkammer braucht es zwar nicht, allerdings könnte sie den Vermittlungsausschuss anrufenwo das Cannabisgesetz ganz schnell verfliegen dürfte.

Opinary Cannabis-Abstimmung

Machen wir gleich weiter mit Drogen: Kokain verkrustet Europas Nasenlöcher wie noch nie zuvor. Das zeigen neue Abwasser-Daten zu Drogenkonsum in Großstädten, die das Tagesspiegel Innovation Lab vorab erhalten und für Sie visualisiert hat – hier entlang. Aber nicht zu früh freuen: Europas Partyhauptstadt Berlin ließ diesmal keine Drogenforscher in seine Klärwerke. Warum? Es sieht mal wieder nach der berlintypischen Melange (Wien ist übrigens dabei!) aus Desinteresse und Schulterzucken aus, gegen die wir explizit kein Aufputschmittel empfehlen. Aber eins nach dem anderen.

Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) haben kein Interesse, Drogen-Rückstände zu messen: „Wir sind die Wasserbetriebe, nicht die Kriminalpolizei“, hieß es. Wenn jemand anderes zahlt, würde man aber mitmachen. Macht Sinn. Die Justizverwaltung findet leider, eine Drogenuntersuchung im Abwasser stehe „nicht in Zusammenhang mit strafrechtlicher Verfolgung“. Einzig die Landes-Drogenbeauftragte hat Interesse, sogar „großes Interesse“ an den Daten, sagte die Gesundheitsverwaltung dem Tagesspiegel Innovation Lab. Bloß: Angemeldet hat sie es offenbar bisher gegenüber niemandem. Was für ein Trip!

Ein beteiligter Wissenschaftler schätzt, die BWB würden für die Analyse pro Jahr wenige Stunden Arbeit erbringen müssen – Auswertung und Co. finanziert die Europäische Drogenbehörde. Mehr als gerechtfertigt also das eloquente Behördenpingpong, das Sie hier in voller Länge nachlesen können!

Immerhin entwichen am Dienstagabend hoffnungsvolle Rauchschwaden dem Abgeordnetenhaus: „Einige Wasserproben zu untersuchen kostet nicht die Welt“, sagt der drogenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Vasili Franco – Gesundheitssenatorin und BWB möchten sich gefälligst einigen. Und auch die SPD-Fachfrau für Clubkultur, Tamara Lüdke, will den im Klo runtergespülten Daten nachgehen: Die Abwasseranalysen seien „sehr relevant“, um zu erkennen, welche Drogen in Berlin konsumiert würden. „Wir prüfen daher aktuell, wie eine konsequente Teilnahme Berlins gewährleistet werden kann.“

Damit bahnt sich schon die nächste Runde Berliner Drogen-Pingpong an: Sowohl die Gesundheitsverwaltung, die für die Prävention Interesse an den Daten haben könnte (und deren Drogenbeauftragte ein solches ja auch hat), als auch die Wirtschaftsverwaltung, deren Chefin Franziska Giffey Aufsichtsratsvorsitzende der Wasserbetriebe ist, sind SPD-geführt. Zählt beim sozialdemokratischen Turnier die Punkte: Team Checkpoint! Verlieren tut wie immer Berlin.

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Im heutigen Newsletter würden Sie dann noch dazubekommen:

+++ Wie gründet man eigentlich einen Cannabis Social Club? Müssen alle Mitglieder anbauen? Und wann gibt es voraussichtlich das erste Gras? Der Vorsitzende eines Berliner Anbauvereins gibt Antworten.

+++ Checkpoint wirkt! Nachdem wir berichtet hatten, können Schülerinnen bundesweit zum Girls‘ Day am 25. April nicht mehr die AfD besuchen.

+++ Was wäre, wenn? Wir verlosen Karten für das Impro-Theaterstück „Ein Anfang, zwei Enden“, am 22. März im Ratibor-Theater in Kreuzberg.

+++ Das Comic des Tages von Naomi Fearn wirft die Frage auf: Mit wie viel Liebe kann man eine antike Lokomotive zeichnen? (Sehr, sehr viel.)

+++ „Unsere Debatte hier empfinde ich als peinlich“: Mein Checkpoint-Lesetipp für Sie ist heute dieses Interview mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), gemeinsam geführt vom Tagesspiegel-Chefredakteur Christian Tretbar und Horst von Buttlar, Chefredakteur der Wirtschaftswoche. Der SPD-Kanzler geht darin seinen eigenen Fraktionsvorsitzenden Ralf Mützenich scharf an – der hatte zuvor von einem möglichen „Einfrieren“ des Ukraine-Konflikts gesprochen.

Telegramm

Bahn I: Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) würde gerne Abgeordnete der schwarz-roten Koalition nach Neumarkt in der Oberpfalz entführen, wie die Landespolitik-Kollegen exklusiv berichten. Und zwar zum Unternehmensbesuch bei Max Bögl, Magnetschwebebahnbauer. Das wirft Fragen auf, zum Beispiel: Warum? Einfach mal gucken, was Berlin sich alles nicht leisten kann? Und: Hat der VBB nichts Besseres zu tun?

Gehen, bitte: Heute wird die beschlagnahmte Villa der Remmo-Familie in Alt-Buckow geräumt. Eine Gerichtsvollzieherin kommt mit Polizeischutz und möchte das Haus besenrein übergeben bekommen – Issa Remmo wurde am Dienstag schon beim Laubblasen fotografiert (Q: Bild). Man kann sich weniger stressige Berufe vorstellen...

Bahn II: Auf den Strecken der S1/S8, S2, S5 und am Ostbahnhof finden Bauarbeiten während der Osterferien statt – die beginnen am kommenden Montag. Jörn Hasselmann hat die Einzelheiten für Sie aufgeschrieben.

Großer Stern wird autofrei! Jetzt sind Sie wach, oder? Leider nur vier Tage lang: Auch die Verkehrsverwaltung nutzt die Osterferien und tauscht rund um die Goldelse die Ampelanlagen aus. Dazu braucht es eine Vollsperrung der fünf Zufahrtsstraßen von 2. April bis 5. April. Busse, Fahrräder und Fußgänger dürfen weiterhin passieren. Was sich danach ändert, berichtet Hans-Hermann Kotte.

Anti-Tesla-Camp darf bleiben: Die Initiative „Tesla stoppen“ will ihre Baumhäuser nahe der Gigafactory in Grünheide bis mindestens Mai bewohnen. Das Potsdamer Verwaltungsgericht kippte am Dienstag alle Auflagen, welche die Versammlungsbehörde gegen die Waldbesetzer:innen verhängt hatte und schloss damit eine Räumung aus. „Unser Protest lässt sich nicht räumen“, triumphiert Sprecherin Leo Meyer: „Wir sind wie Unkraut, das immer wieder kommt.“

Hand in Hand, ohne Angst: Der Traum des Berliner Queerbeauftragten Alfonso Pantisano (SPD) ist eine sichere Stadt für alle. Ende 2025 will der schwarz-rote Senat eine „Landesstrategie für queere Sicherheit und gegen Queerfeindlichkeit“ beschließen. Der Runde Tisch, auf dessen Arbeit diese Strategie fußen soll, tagte am Dienstag zum ersten Mal. Tilmann Warnecke war dabei.

Zitat

„Es gibt vier Begriffe, mit denen jedes Projekt zum Erliegen gebracht werden kann: Denkmalschutz, Brandschutz, Naturschutz und Datenschutz.“

Albrecht Broemme, Berlins Ein-Mann-Feuerwehr für organisatorische Notlagen, hat mit Anna Thewalt über die Hausforderungen der Flüchtlingsunterbringung und über Knoten in der Verwaltung gesprochen.

 

Kiekste

Wostern (Weihnachten & Ostern) am Savignyplatz! Dank an Leserin Cordula Groth. Weitere festliche Berlin-Bilder gern an checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.

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Berliner Gesellschaft

Geburtstag – Mike Adler (46), Schauspieler, u.a. in der Telenovela „Anna und die Liebe“ und Rapper / Susanne Berckhemer (46), Schauspielerin, u.a. in der ZDF-Telenovela „Wege zum Glück“ / Cédric Énard (48), ehem. Volleyballtrainer bei den Recycling Volleys (2018-23) / Bahar Haghanipour (40), Vizepräsidentin im AGH (Grüne) / Ann-Kathrin Hipp, Checkpoint-Autorin, Podcast-Ass, „Team-Checkpoint wünscht dir vom Herzensgrund zum Geburtstag: Bleib immer fröhlich und gesund! Vor allem im Urlaub!“ / Bernhard Hoëcker (54), Schauspieler, Komiker und Moderator / Daniela Hunger (52), ehem. Schwimmerin / „Wolfgang Ed Koch zum 75. Geburtstag alles Gute von, seinen' gemeinnützigen Vereinen, für die er ehrenamtlich als Geschäftsführer tätig ist, Förderverein MitSpielen für Kinder, Jugendliche und Familien e.V., Tempelhofer Forum e.V. und Paper Press Verein für gemeinnützige Pressearbeit in Berlin e.V.“ / Janine Kunze (50), Schauspielerin, u.a. in der Comedy-Serie „Hausmeister Krause – Ordnung muss sein“ und Moderatorin / Michael Mackenroth (82), Regisseur, bekannt für „Ein Fall für zwei“ oder „Der Ermittler“ / „Dear Astrid Minkmar (85) belated Happy Birthday to a most special woman, designer, artist, and friend.“ / Carsten Ramelow (50), ehem. Fußball-Nationalspieler / Helmut Recknagel (87), Skispringer in der DDR / Christoph Schwennicke (58), Journalist und ehem. Cicero-Chefredakteur

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben – Dr. med. Helmut Brucker, * 14. Juli 1948 / Ulla Herzog-Balin, geb. Doerwaldt, * 6. August 1947 / Christine Kopitz, geb. Duscheleit, * 9. Januar 1953 / Dr. phil. Rüdiger May, * 16. September 1949 / Inge Staffa, geb. Stamm, * 29. Juni 1929 / Dr. Ronald Bruce Smith, * 28. Juni 1937 

Stolperstein – Die Hamburgerin Johanna Barschall (geb. Loewenheim, 1889) betrieb ihren eigenen Bridgeclub in der Wielandstraße. Sie war mit dem Kaufmann Willi Barschall verheiratet und hatte einen Sohn namens Karl-Heinz (* 1912), der rechtzeitig emigrieren konnte. 1943 wurde Johanna Barschall von Nazis mit einem „Osttransport“ nach Auschwitz deportiert und dort heute vor 81 Jahren ermordet. Ein Stolperstein auf der Westfälischen Straße 85 in Wilmersdorf erinnert an Johanna Barschall.

Encore

Sie vergessen ständig, dass in drei Monaten die Fußball-Europameisterschaft der Männer in der Stadt gastiert? Da sind Sie nicht allein, wenn man sich so manche Ausschreibung ansieht. Noch bis 24. März etwa läuft eine vom Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf: Gesucht werden kreative Köpfe, die sich für maximal 6999 Euro ein Verpackungsdesign und Branding für das Pilotprojekt „Ernährung und Nachhaltigkeit – das Berlinmüsli“ ausdenken. In Richtung von Tourist:innen und Sportlern gelauncht werden soll das Knabberzeug pünktlich Mitte Juni. Sportlich! Immerhin: Ein Teil der Einnahmen soll in den „Projektfonds #2030“ des Bezirks fließen. Der gibt Kindern und Jugendlichen mit guten Ideen für Bildungsprojekte zu den UN-Nachhaltigkeitszielen bis zu 2000 Euro, damit sie sie umsetzen können. Sportlich fair!

Infos und Hinweise haben heute Nina Breher und Lorenz Maroldt mit in die Schüssel geworfen, Sophie Rosenfeld hat die feinen Stadtleben-Stückchen untergemischt, und Florian Schwabe verpackt und serviert Ihnen das Ganze zum Frühstück. Morgen mischt Stefan Jacobs hier das Berlinmüsli!

Kernige Grüße

Ihre Margarethe Gallersdörfer

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