Sonne, Wolken, vereinzelt schwache Schauer bei um 19°C

Busse bedauert frühere Äußerungen zu migrantischen CommunitiesKann die S-Bahn ihre Flotte aufstocken?Tankrabatt an Berliner Zapfsäulen noch nicht ganz angekommen

wie jeden Tag seit dem russischen Überfall beginnen wir mit dem Aktuellsten zum Krieg in der Ukraine.

+++ Die angekündigte Lieferung schwerer Waffen soll beginnen, sobald die Industrie bereit ist, präzisierte der Bundeskanzler am Abend seine Ankündigung vom Vormittag.

+++ Der Bundeswirtschaftsminister hat die Befüllung von Deutschlands größtem, zurzeit fast leeren Gasspeicher angeordnet. Der Speicher gehört Gazprom Germania.

+++ Die ukrainische Bahn könnte nach Angaben ihrer Manager täglich zusätzlich 420.000 Tonnen Getreide exportieren, aber scheitert an fehlender Logistik in Europa. 37.000 Güterwagen stünden zurzeit an den Grenzen zur EU, hieß es. (Q: Tagesschau).

+++ In fast 100 Tagen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sind nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj mindestens 689 Kinder zu Schaden gekommen.

In unserem Newsblog halten wir Sie rund um die Uhr auf dem Laufenden.

Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) bedauert ihre Äußerungen von 2009 über migrantische Communities, die Bestsellerautor Thilo Sarrazin dankbar aufgriff. „Meine Absicht war niemals Menschen abzuwerten, gering zu schätzen, über einen Kamm zu scheren oder pauschal in Gruppen einzuteilen“, schreibt die ehemalige Neuköllner Schulleiterin in einer dreiseitigen Stellungnahme an den Landesschulbeirat, wie meine Kollegin Susanne Vieth-Entus gestern Abend erfuhr. Es ging um folgende Passage: „Sie bleiben einfach untereinander. Man muss sich hier ja auch gar nicht mehr integrieren. Man nimmt das Viertel in Besitz, und man lässt sich pampern.“ Das Zitat war zwar nicht neu und fiel schon damals aus der Perspektive einer über Jahrzehnte im Brennpunkt engagierten, angesehenen Schulleiterin. Aber in einem rot-grün-roten Senat ist Spitzenpersonal mit solchen unsanierten Altlasten ein Problem.

„Bahn verzeichnet sanften Start des 9-Euro-Tickets“, meldet der Tagesspiegel. Auch andere berichten von Chaos, das ausgeblieben sei. Auf der Fähre zwischen Grünau und Wendenschloss war es nach meinem Eindruck ebenfalls kaum voller als sonst. Die RBB-Abendschau wimmelte von begeisterten Passagieren, die das Ticket rege nutzen wollen, und präsentierte einen Fahrgastlobbyisten, der weniger die billige Sylt-Invasion propagierte als das offenkundig enorme Interesse an einer günstigen Öffi-Flatrate. Lohnen sich jetzt überhaupt noch Ticketkontrollen? Die BVG teilt auf CP-Anfrage mit, sie kontrolliere weiter, aber dabei werde „auch die Tarifinformation im Vordergrund stehen“. Auch die Bahn meldet, sie kontrolliere regulär. CP-Tipp, falls es im Regio doch arg voll wird: Irgendwo gibt’s fast immer ein 1.-Klasse-Abteil, in das man als Abonnent mit 4,20 Euro Zuschlag wechseln kann.

Kann die S-Bahn eigentlich ihre Flotte aufstocken, zumal sie mittlerweile 48 fabrikneue Waggons von Siemens/Stadler erhalten hat? 716 Doppelwagen sind laut einer Sprecherin aktuell einsatzbereit. Das sind fast 200 mehr als in den vielen Krisenjahren (2009 ff.). Noch in der 9-Euro-Ära soll die S46 nach Königs Wusterhausen aufs neue Modell umgestellt werden. Aber größer wird der Fuhrpark dadurch nicht, weil die rollenden Rumpelkammern, durch die der Geist der Leipziger Frühjahrsmesse von 1980 weht (und oft noch anderes), dann ausrangiert werden. Das wiederum verleiht einem Antrag für den SPD-Landesparteitag am 19.6. besondere Dringlichkeit: „Berlin bleibt La-Lü-La – kein Tinnitus-Piepen in der S-Bahn!“ Steht bereits auf der Konsensliste, und wer das Thema kennt, könnte glatt SPD-Fan werden.

Umfrage Änderung Dreiklang S-Bahn

Ein eher unproblematischer Ort zur Ökostromerzeugung wäre das Dach der Gartenlaube von CP-Leser Hans-Peter B., der eine kleine Solaranlage (für die „Balkonkraftwerke“ <800 Watt gelten vereinfachte Regeln) installieren will. Für die braucht er eine Anmeldung samt neuem Zähler, worauf er seit 23. Februar warte. Nach mehrfachen Nachfragen habe die Stromnetz GmbH jetzt den Lageplan angefordert, den er schon im Februar mitgeschickt habe. Muss das so? Eine Stromnetz-Sprecherin äußert sich auf CP-Anfrage nicht zu Warte- und Bearbeitungszeiten, aber berichtet von „sehr großem Aufkommen an neu installierten PV-Anlagen“ und daraus resultierenden Verzögerungen. Die Zahl der Anschlussanträge habe sich 2021 auf rund 2900 mehr als verdoppelt und steige seit Jahresbeginn weiter „um bis zu 170 Prozent“ im Vergleich zu den Vorjahresmonaten.

Telegramm

Nach Pfingsten endet die Corona-Testpflicht auch in den Berliner Schulen. Allerdings können die Schulen an zwei Tagen pro Woche freiwillig testen lassen – und einen dritten Test für zu Hause mitgeben. Nun müssen die Schulen klären, wer sich weiter testen lassen will und wem das zu poplig ist.

Michael Müllers ehemaliger Chefstratege verlässt das Rote Rathaus: Robert Drewnicki, der im Wahlkampf – im Unterschied zu seiner späteren Chefin – offensiv für Rot-Rot-Grün geworben hatte, verkündete gestern via Twitter seinen Wechsel von der Senatskanzlei zum Berufsfortbildungswerk der IG Metall. Wir klopfen auf Blech.

Tankrabatz wegen des Tankrabatts gab es am ersten Tag – entgegen den Warnungen vor Engpässen – in Berlin nirgends, aber so ganz ist die SUVention auch noch nicht angekommen: Ein CP-Vergleich der Spritpreise vom Dienstag und Mittwoch (jeweils um 9.30 Uhr) ergab an der berlinweit gerade billigsten Tankstelle für Diesel eine Preissenkung um neun Cent und für Super E10 um 28 Cent. Da fehlten also noch jeweils sieben Cent zum rechnerisch fälligen Rabatt.

Einen Fall von „Große Klappe, Amt dahinterschildert meine Kollegin Sigrid Kneist im neuen Tempelhof-Schöneberg-Newsletter: Das Amt für Bürgerdienste verdächtigte einen Friedenauer, heimlich umgezogen zu sein (man muss sich ja binnen 14 Tagen ummelden, was in Berlin bekanntlich überhaupt gar kein Problem ist) und drohte ihm die „Abmeldung von Amts wegen“ an. Ihm hätten nämlich die Unterlagen zur Seniorenwahl nicht zugestellt werden können. Der keineswegs umgezogene Adressat empfiehlt als Ansprechpartner seinen Postzusteller. Und falls auf Krawall gebürstete Behörden mit allen, in deren Zensus-Vorlagen Unfug steht, ähnlich verfahren würden, dürften wir in Berlin bald enormen Wohnungsleerstand haben. Jedenfalls von Amts wegen.

Kommen wir zu den schönen Amtswegen – wie dem von CP-Leser Thomas W., der für quasi sofort einen Termin im Bürgeramt Kreuzberg ergatterte und binnen einer Viertelstunde seinen neuen Pass beantragen konnte – „bei einer sehr netten und kompetenten Auszubildenden“. Und Leserin Vera S. freut sich über die Parkvignette, die sie Freitagmittag im Bürgeramt Wilmersdorf beantragt hat und Montagfrüh abholen konnte. Hex, hex!

Sie wollten schon immer mal was mit Pferden machen? Das Land Berlin, Abteilung Sondervermögen Immobilien, schreibt restauratorische Inspektions- und Wartungsarbeiten fürs Brandenburger Tor sowie der Quadriga aus. Ansichtsflächen sollen fotografisch dokumentiert, Veränderungen und Schäden kartiert werden.

Was macht eigentlich Ex-Bundesbenzinkanister Andy Scheuer? Via Twitter meldet er den erfolgreichen Verzehr einer Currywurst mit Pommes im Zug und macht sich darüber lustig, dass die Bahn für vegetarisches Essen wirbt. Aufgefallen sei ihm das „kurz vor Endstation“. Vor wessen Endstation, schreibt er nicht. Hoffen wir das Beste!

Apropos Essen: Zum Tag des offenen Rathauses am 17. Juni sucht das Bezirksamt Reinickendorf noch Caterer für folgende Kategorien: Eis, Kaffee, Getränke, Pizza, Flammkuchen. Denkbar seien auch „frische hochqualitative Mittagsgerichte“. Und als Alternative Bratwurst und Pommes.

Zitat

Es ist der Aktienkurs, der dafür sorgt, dass Vonovia mehr Miete nehmen will.

Reiner Wild, Vorsitzender des Berliner Mietervereins, nimmt in der RBB-Abendschau die Begründung des Wohnungskonzerns für angekündigte Mieterhöhungen auseinander. Auch in der Branche wird die Argumentation von Vonovia bezweifelt.

 

Tweet des Tages

Ob du schon im Wedding bist oder noch in Prenzlauer Berg, erkennst du daran, ob die Eltern ihre Kinder anschreien oder andersrum.

@ladyaltona

Stadtleben

Essen & Trinken – Ein Oldie but Goldie am Südstern: Das Gasthaus Valentin punktet mit Brotzeiten, Deftigem wie Leberkäs und Backhendl, einer zünftigen Atmosphäre und bei schönem Wetter mit einem Biergarten, in dem man lauschig sitzen und sich wie in Bayern fühlen kann. Dafür sorgt auch das Augustiner vom Fass. Di-Fr 17-23 Uhr, Sa/So 15-23 Uhr, Hasenheide 49, U-Bhf Südstern

Das ganze Stadtleben gibt’s mit dem Tagesspiegel-Plus-Abo.

Berliner Gesellschaft

GeburtstagBjörn Böhning (44), Hauptgeschäftsführer der „Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen“ / Bazon Brock (86), Künstler und Kunsttheoretiker, emeritierter Professor für Ästhetik und Kulturvermittlung / „Olav Kleibömer, Segler & Quasselstrippe (60)“ / „Wilfried Kuhlen (unglaubliche 80!!!), seit einem Jahr Neu-Berliner, was für ein Glück!!!“ / Bettina Lamprecht (45), Schauspielerin / Cornelia Meinhardt (71), Schauspielerin und Synchronsprecherin / Angelina Probst (36), Künstlerin und Designerin / Alexander Schwolow (30), Torwart bei Hertha BSC /„Liebste Grüße aus Kalifornien für unsere liebe Josephin Tischner von deinem Oton und deinem Horschti“

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben  Ulrich Britze, * 30. April 1949 / Gisela Geisler-Althaus, * 19. Juli 1922 / Nina Freifrau von Maltzahn, * 30. Januar 1941, Gründungsmitglied des Kuratoriums der American Academy in Berlin / Ruth Schröer, * 3. September 1932 / Bernhard Zeh, * 7. Mai 1940

StolpersteinErika Aronsbach wurde heute vor 98 Jahren, am 2. Juni 1924, in Berlin geboren, als Tochter des Kaufmanns Paul Aronsbach und seiner Frau Selma. Die Eltern betrieben eine Großhandlung für Altpapier und Pappe in der Dircksenstraße 51 in Mitte. Mit der seit 1933 eintretenden Entrechtung und Verfolgung von Juden, also vor allem aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten, begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Erika Aronsbach und ihre Familie. Mit dem „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ und weiteren Verordnungen, die auf eine sogenannte „möglichst vollständige Rassentrennung“ in Schulen abzielten, wurde jüdischen Kindern einen höheren Bildungsabschluss zunehmend erschwert, auch Erika war davon betroffen, ihre Eltern mussten Zwangsarbeit leisten, ihr Vater bei „Warnecke & Böhm“ in der Goethestraße 15/16 in Weißensee, ihre Mutter bei der „Firma Martin Michalski – Uniformbetrieb“. Erika Aronsbach selbst musste in der „Deutschen Waffen- und Munitionsfabrik Borsigwalde“ am Eichborndamm 103–122 in Wittenau Zwangsarbeit leisten. Am 19. Oktober 1942 wurden Paul, Selma, Erika und Manfred Aronsbach mit dem „21. Osttransport“ aus Berlin in das Ghetto Riga deportiert. Die Transportliste dieser Deportation verzeichnet die 16-jährige Erika und ihre Eltern als „arbeitsfähig“. Sie sind möglicherweise in Riga noch zu Zwangsarbeit selektiert worden, bevor sie im Ghetto, in einem Arbeitskommando oder einem der NS-Vernichtungslager ermordet wurden. An der Großen Präsidentenstraße 8 in Mitte erinnert ein Stolperstein an Erika Aronsbach.
 

Encore

Gar keine Tiere in diesem CP gewesen bisher. Jetzt aber (sofern Sie nicht gerade frühstücken)! Tsp-Leser Detlev Z. hat einer befreundeten Nebelkrähe an den warmen Frühlingstagen außer Erdnüssen auch eine Schale Wasser hingestellt. Die Krähe aber trank nicht, sondern weichte ihr Futter ein: Erst nur die Nüsse, dann ein Vogelküken und Teile eines Fisches. Herr Z. mochte irgendwann kaum noch hinschauen – bis eines morgens die Leichenbrühe weitgehend weg war. „Das war wohl für die Krähe so etwas wie eine Maibowle.“ Herr Z. verschloss nun die Schale mit einem Deckel mit Mini-Trinkloch. Woraufhin die Krähe die Beilagen auf den Deckel würgte; „es sah aus wie Sau“. Senats-Wildtierguru Derk Ehlert sagt zu der Geschichte: „Das machen die Krähen für ihren Nachwuchs.“ Kinder, wie der Appetit vergeht …

Köstlichkeiten für diesen CP hat Matthieu Praun herausgepickt. Sarah Borufka hat das Stadtleben dekoriert, Cristina Marina das Gesamtwerk zum Frühstück serviert. Morgen begrüßt Sie hier Christian Latz, und übermorgen ist langes Wochenende. Machen Sie’s gut!

Ihr Stefan Jacobs

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