mit 37 Minuten Verspätung landete gestern am frühen Abend Flug TK 1723 aus Istanbul, an Bord: unser Korrespondent Thomas Seibert. 22 Jahre lebte er mit seiner Familie als offiziell anerkannter Journalist in der Türkei, doch jetzt verweigerte ihm das Präsidialamt erstmals die Akkreditierung – und entzog ihm damit zugleich die Aufenthaltserlaubnis. Bis heute gibt es keine Begründung für diesen Schritt.
Über die türkische Botschaft in Berlin wurde uns angeboten, einen anderen Korrespondenten zur Akkreditierung vorzuschlagen – das machen wir selbstverständlich nicht. In einer Demokratie suchen sich die Mächtigen nicht aus, wer sie kontrolliert, sonst ist es keine Demokratie. Und echter Journalismus ist so frei, auch dann zu berichten, wenn es den Mächtigen nicht passt. In einem emotionalen Stück („Mein Rauswurf“) nimmt Seibert heute Abschied von dem Land, das ihm eine zweite Heimat geworden ist. Darin beschreibt er auch, wie er Erdogan vor vielen Jahren zum ersten Mal traf - und mit ihm über Fußballspiele plauderte.
Lang ist‘s her, die Türkei ist heute ein anderes Land. Das Auswärtige Amt verschärfte inzwischen wegen Drohungen des türkischen Innenministers gegenüber Touristen (und als solche gelten auch ausländische Journalisten ohne Akkreditierung) die Reise- und Sicherheitshinweise. Erdogans Präsidialamt entzog zwei weiteren deutschen Korrespondenten die Akkreditierung, andere warten seit Wochen auf eine Entscheidung – darunter Susanne Güsten, Seiberts Lebenspartnerin und ebenfalls Tagesspiegel-Korrespondentin.