hier sind Sie genau richtig: Beim gestrigen Tagesspiegel-Neujahrsempfang erklärte Berlins Regierender Kai Wegner (CDU) den Checkpoint zur „Pflichtlektüre für Politikerinnen und Politiker“: „Manchmal freut man sich - vor allem, wenn man nicht erwähnt wird.“ Damit werden wir heute leider nicht dienen können, aber schauen wir mal, was wird.
Vor rund 300 Gästen (darunter der halbe Senat sowie Vertreter aus Kultur und Wirtschaft) am Askanischen Platz sprach Wegner in einem Grußwort über Herausforderungen („Wenn es keine gäbe, wäre es ja langweilig“), freute sich auf die Verwaltungsreform („Wir werden das Behördenpingpong beenden!“) und lobte seinen Senat (der „funktioniert, im Gegensatz zur Ampel“).
Im Gespräch mit Chefredakteur Christian Tretbar und der stellvertretenden Chefredakteurin Anke Myrrhe konterte Wegner im Anschluss unter anderem den jüngsten Seitenhieb der FAZ („Berlin ist eine Stadt, die aufgehört hat, nach sich zu suchen, die zufrieden ist mit dem, was sie hat“): „Wenn man in Berlin zufrieden ist, ist man fehl am Platz.“
Und sonst?
+ Über seine schlechten Umfragewerte: „Ich weiß gar nicht, wann ein Regierender Bürgermeister jemals so richtig beliebt war.“
+ Über die Zaunpläne rund um den Görlitzer Park: „Dass sich das so lange zieht, hätte ich nicht erwartet.“
+ Über FDP-Chef Christian Lindner: „Das Prinzip Lindner ist, wenn es eng wird, abzuhauen.“
+ Über Wahlversprechen: „Wenn man sich den Bundeshaushalt anschaut, wird es schwer umzusetzen, was alle Parteien fordern. Sowohl die, die in der Regierung sind als auch die, die in der Opposition sind“, so Wegner. „Deswegen würde ich jedem raten, nicht zu viel zu versprechen.“
+ Und zur Bundestagswahl: „Wir haben genau noch einen Schuss frei als demokratische Parteien, den sollten wir nutzen.“ Aber: „Wenn wir alle zusammenstehen, dann können wir alles schaffen.“ Wahlkampf- und Strategieberater Julius van de Laar, der unter anderem für Obama gearbeitet hat, kommentierte später scherzhaft, Wegner habe so etwas wie seinen Obama-Moment gehabt: „Wir zusammen“, habe er gesagt, ähnlich wie einst der ehemalige US-Präsident: „E pluribus unum - out of many, one. Aus vielen eins.“
Auch zur Besetzung der Alice-Salomon-Hochschule äußerte sich der Regierende am Abend: Es mache ihn „sprachlos“, wenn die Präsidentin einer Hochschule sagt, dass die Polizei eine größere Bedrohung sei als die Besetzer. Er unterstütze daher den Vorschlag von Felix Klein, für Berliner Universitäten einen Antisemitismusbeauftragten zu benennen: „Das scheint mehr als notwendig zu sein.“ Er hat wohl recht. Wegen antisemitischer Vorfälle wurden von der Hochschule inzwischen zwölf Anzeigen gestellt, berichtete Staatssekretär Henry Marx (SPD) im Wissenschaftsausschuss. Als Beweise wurden unter anderem mehrfach das rote Hamas-Dreieck sowie Postkartenmit dem Slogan „From the river to the sea“ gesichert.
Die Kritik an Präsidentin Bettina Völter wächst. Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) sagte, es seien „rote Linien“ überschritten worden. Deutlicher wurde Innensenatorin Iris Spranger (SPD): Das Verhalten und die Äußerungen der Präsidentin seien „nicht nachvollziehbar – und absolut deplatziert“. Völter selbst hat sich bisher noch nicht geäußert.
Wir entspannen bei einem Spaziergang auf dem Tempelhofer Feld und stellen fest: Da fehlt doch etwas. Bereits im Herbst wurde der historische Schriftzug „Berlin-Tempelhof“ abmontiert, die Buchstaben werden denkmalgerecht saniert.
Wie läuft’s? Alles im Zeitplan, erklärt die Tempelhof Projekt GmbH auf Checkpoint-Anfrage. Die Buchstaben würden von einer Stahlbaufirma in Hoppegarten restauriert. Seit 1972 standen sie auf dem Vordach des Flughafens, es gebe „umfangreiche Witterungsschäden an der Metallkonstruktion“. Auch die Leuchtstoffröhren würden erneuert, der Schriftzug dann im Sommer wieder montiert. Parallel wird auch das Dach des Flughafengebäudes saniert, aktuell der Teil des überdachten Vorfeldes – auch hier gehe alles wie geplant voran. Erfreulich!
Wen wählt Deutschland? Wie irre wird der Regierungswechsel in den USA? Und wann funktioniert Berlin endlich? Mit dem aktuellen Tagesspiegel-Rundum-sorglos-Paket sind Sie täglich perfekt informiert und gut unterhalten: Bis Ende Februar lesen Sie für nur einen Euro alle Plustexte, die Bezirksnewsletter Ihrer Wahl und selbstverständlich auch den ungekürzten Checkpoint. Das lohnt sich. In der Vollversion erfahren Sie heute unter anderem:
+ Was Berlins dienstälteste Lehrerin motiviert.
+ Warum es in vielen Bezirken mehr Vignetten als Parkplätze gibt.
+ Welchen Vorfall Berlins Polizeivizepräsident zur Chefsache machte.
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Telegramm
Der Berliner Senat will heute die Investitionsplanung für die kommenden Jahre verabschieden. Der Entwurf liegt dem Checkpoint vor, zuerst berichtete der RBB. Zahlreiche Projekte werden demnach verworfen, darunter auch der Bau einer Polizeiakademie. Weniger Geld gibt es außerdem für diverse Verkehrs- und Klimamaßnahmen. Wie der Regierende Kai Wegner dem Checkpoint am Abend bestätigte, gibt es aber offenbar eine Lösung für die Komische Oper. „Die Sanierung und Grundinstandsetzung der Komischen Oper wird 2027 und 2028 mit Raten von je 20 Mio. Euro berücksichtigt“, heißt es im Entwurf. Zudem soll die Oper „durch Aktivierung von Immobilienvermögen“ Baumaßnahmen ab 2026 ermöglichen – sprich durch den Verkauf eigener Liegenschaften finanzieren.
Berliner Nachklapp zum AfD-Parteitag in Riesa: Der AfD-Abgeordnete Thorsten Weiß, der einst über Björn Höcke sagte „Du bist unser Anführer, dem wir gerne bereit sind, zu folgen“, macht auf „X“ Alarm: Er wettert gegen Orkan Özdemir (MdA SPD), der sich beim Parteitag „Zugang zum Sicherheitsbereich“ verschafft und die Umgebung der Halle „ausgekundschaftet“ habe. Der Post wurde fast zweitausendmal geteilt, mehr als 80.000 Menschen haben ihn gesehen. Özdemir bestätigte dem Checkpoint, als Parlamentarischer Beobachter in Riesa gewesen zu sein. Dabei habe er sich auch berechtigterweise im Sicherheitsbereich aufgehalten, aber keinesfalls die Umgebung „ausgekundschaftet“. Die Aussagen von Weiß kritisierte er scharf: „Solche gezielten Verleumdungskampagnen sind brandgefährlich.“
Manchmal Drama, oft Komödie: Berlin ist filmreif. Den neuesten Beweis liefert das Ranking einer Website für Reiseversicherungen: Die Hauptstadt ist auf Platz 7 der meistzitierten Städte in Hollywood-Filmen (8300 Nennungen), zum Beispiel als Schauplatz der Bourne-Reihe, als Treffpunkt in „Bridge of Spies“ oder als Spionage-Hotspot in „Atomic Blonde“.
Sollten Sie selbst in die Welt der Nachrichtendienste abtauchen wollen: Der Berliner Verfassungsschutz sucht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Geheimschutzbereich. Zu Ihren Aufgaben gehören Sicherheitsüberprüfungen, gesucht wird jemand mit einer „ausgeprägten Ziel- und Ergebnisorientierung“.
Ergebnisorientiert lächeln jetzt auch die Spitzenkandidaten auf Wahlplakaten: Die heiße Phase des Wahlkampfs läuft. Kreativer Ansatz eines Berliner Entwicklers: Er ließ eine Künstliche Intelligenz die Wahlprogramme visualisieren. Herausgekommen sind sehr unterschiedliche Zukunftsvisionen: Bei der SPD grünen die Dächer, bei den Grünen die Gärten, bei der FDP gibt es Glashäuser und bei der AfD Grenzkontrollen. Und ein Riesenrad, aber keine Magnetschwebebahn sieht man bei der CDU. Hier geht’s zu den spannenden Bildern.
Unvergessen: Übermorgen jährt sich zum ersten Mal der Todestag des ehemaligen Hertha-Präsidenten Kay Bernstein. Zum Andenken tragen die Spieler im ersten Heimspiel des Jahres gegen den Hamburger SV am 25. Januar das Sondertrikot „Berliner Weg“, stilistisch angelehnt an Bernsteins „Präsidentenjacke“. Fans können das Trikot online oder in den Fan-Shops kaufen.
Unmöglich: Wie soll man studieren, mit Kröten im Keller, Fäkalien im Waschbecken und schimmelnden Bädern? Nach jahrelangen Beschwerden schließt das Studierendenwerk ein Wohnheim in Wilmersdorf. Bis Dezember müssen 74 Bewohnerinnen und Bewohner ausziehen, die Sanierung dauert voraussichtlich etwa eineinhalb Jahre, berichtet Kollege Cay Dobberke. Seinen Bezirksnewsletter für Charlottenburg-Wilmersdorf können Sie hier abonnieren.
Botschaft aus dem Gefängnis: Knapp ein Jahr nach ihrer Festnahme meldete sich das frühere RAF-Mitglied Daniela Klette „mit solidarischen Grüßen“ aus der Untersuchungshaft. Auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz wurde ihr Grußwort vorgelesen. Klette beschreibt darin ihren Prozess als einen „gegen eine emanzipatorische, linksradikale und antikapitalistische Opposition“ und bittet Unterstützer, an den Verhandlungen teilzunehmen: „Ich würde mich sehr über jegliche Solidarität freuen!“
Freigesprochen wurden derweil die Klima-Aktivistinnen der „Letzten Generation“, die das Brandenburger Tor im November 2023 orange bepinselten. Es war keine Sachbeschädigung, urteilte das Amtsgericht Tiergarten.
Flott, flotter, Berlin! Erneut gehören die Finanzämter der Hauptstadt zu den schnellsten bundesweit. Eine Steuererklärung wurde 2024 in durchschnittlich 47 Tagen bearbeitet – in Bremen wartet man fast 80 Tage. Berlin-intern ist das Finanzamt Steglitz am schnellsten (30,9 Tage), gefolgt von Neukölln (38,8 Tage). Schlusslichter des Rankings sind Marzahn-Hellersdorf mit 56 und Wilmersdorf mit 58,1 Tagen.
Zitat
„Die Luftverkehrssteuer bricht uns das Genick.“
Der Vorsitzende des BER-Aufsichtsrates Jörg Simon machte am Montag im Wirtschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses den Bund für die schlechten Zahlen des Flughafens verantwortlich.
Kiekste
Wozu eine „Gruppe friedlicher Glühweintrinker“ so alles fähig ist. Leser Peter Graupner kam zufällig vorbei. Weitere Shots gern an checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
>Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Torsten Amft (54), Modedesigner, zuvor Model, neben seinem Hauptsitz in Berlin-Mitte betreibt er Niederlassungen in Tokio und New York / Ina Deter (78), Musikerin und Liedermacherin („Neue Männer braucht das Land“), mit 16 Jahren gründete sie in Berlin ihre erste Band „Lucky Girls“ / Elif Eralp (44), Politikerin (Die Linke), seit 2021 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin / „Erich, für dich ein glückliches neues Lebensjahr, voller Überraschungen, guter Gesundheit und Frieden in der Welt. ML“ / Andrea Fischer (65), Politikerin (Bündnis 90/Grüne), Bundesgesundheitsministerin (1998-2001), Fischer unterstützte die im April 2009 gescheiterte Berliner Pro-Reli-Kampagne als Testimonial /Jan Fornal (30), polnischer Volleyballspieler, spielt bei den Berlin Recycling Volleys / „Ein besonderer Tag für einen besonderen Menschen. Herzlichen Glückwunsch an meine geliebte Ehefrau Christel Maria Graaf zum 75. Geburtstag von Ehemann Harald“ / Barbara Loth (68), Anwältin, Politikerin (SPD), von 2011 bis 2016 war sie Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Joachim Bernhard Max Christoph, * 15. August 1936, verstorben am 4. Januar 2025 / Renate Eilers, * 12. April 1943, verstorben am 2. Januar 2025 / Elisabeth Günther (geb. Kowalczyk), * 8. Mai 1934, verstorben am 8. Oktober 2024 / Christiane Hilda Helene Reichel, * 16. Juli 1936, verstorben am 19. Dezember 2024 / Hans Saalbach, * 22. Oktober 1942, verstorben am 28. Dezember 2024
Stolperstein – Ruth Daisy Gutmann wurde 1924 in Berlin geboren. Nach der Scheidung ihrer Eltern wuchs sie bei ihrer Mutter in der Nähe von Danzig auf. 1939 kam Daisy nach Berlin zurück und wohnte bei ihrer Tante. Im Januar 1942 wurde sie von den Nazis erst nach Riga, später in das KZ Kaunas und weiter ins KZ Stutthof deportiert. Dort starb sie am 14. Januar 1945, die angebliche Todesursache lautete Typhus. Sie wurde nur 20 Jahre alt. An Ruth Daisy Gutmann erinnert ein Stolperstein in der Altonaer Straße 3 im Hansaviertel.
Encore
Sie sind auf der Suche nach einer besonderen Immobilie? Ein Leben ohne private Bibliothek, Ankleidezimmer und Wellnessbereich ist für Sie unvorstellbar? Das ist Ihre Chance: Die Villa des verstorbenen Berliner Star-Friseurs Udo Walz steht zum Verkauf.
Der Immobilien-YouTuber „Mr. Unreal Estate“ führt seine Follower in einem kürzlich veröffentlichten Video durch das 877 Quadratmeter große Anwesen direkt am Grunewald. In sechs Zimmern auf vier Etagen sieht man unter anderem mehrere Badezimmer, eine Sauna, ein Solarium und Fitnessstudio sowie – so der Influencer – einen Pool mit „Dauerwelle-Gegenstromanlage“. Zu haben sei die Villa für „unter dreieinhalb Millionen Euro“. Schnippschnäppchen!
Unbezahlbar waren die Hinweise von Ann-Kathrin Hipp, Anke Myrrhe und Sönke Matschurek sowie die Recherche von Isabella Klose. Das Stadtleben hat Antje Scherer kuratiert, in der Frühproduktion hat Jasmine Dellé den Deal besiegelt. Morgen führt Sie Christian Latz durch rund 891 Quadratkilometer Berlin. Bis bald
Ihre Jessica GummersbachBerlin braucht guten Journalismus!
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