Regenerisch bei bis zu 23°C

Singen mit Max RaabePaddeln mit Kai WegnerKiffen mit BehördenEinbürgern mit Computer

Anzeige

wir starten in die erste Ferienwoche und damit in unseren leicht angepassten Sommer-Checkpoint, der in den kommenden Wochen täglich mit Ihren Urlaubsgrüßen beginnt. Die Eröffnung macht Checkpoint-Leser Andreas Ohlwein, unterwegs „mit dem Kanu auf einem der wunderbaren Seen in der ‚Kaschubischen Schweiz‘ (Polen) – da kann die Seele baumeln …“.

Andreas Ohlwein, Kaschubische Schweiz, Polen

Beach, Berge oder Balkonien – nehmen Sie uns mit! An dieser Stelle zeigen wir während der Sommerferien, wo Sie gerade den Checkpoint lesen. Schicken Sie uns ein Foto mit einem Satz zum Urlaubsort an checkpoint-aktion@tagesspiegel.de.

Weil Sommer ist und das Leben gerade ein bisschen weniger schwer (immerhin darf man seit gestern Abend hoffen, dass der Welt ein Comeback von Trump erspart bleibt), bestreiten wir die Ferien-Checkpoints mit einem thematisch passenden Lied auf den Lippen. Was passt heute? „Always look on the bright side of life“ natürlich, aber das passt ja immer. Angesichts mehrerer verkehrspolitischer Meldungen und einer Wetterprognose, die nach der gestrigen Hitzewallung für die nächsten Tage wieder Wohlfühltemperaturen verspricht, soll Max Raabe den Anfang machen mit seinem wunderbar fröhlichen „Fahrrad fahr’n“ (zu dem es auch ein herzallerliebstes Video gibt): „Manchmal ist das Leben ganz schön leicht. Zwei Räder, ein Lenker und das reicht…“

Nachdem sich die Betreuung der Cannabis-Vereine in Berlin als peinliches Joint Venture zwischen Senat und Bezirken („Ihr seid am Zug – Wir? Nee, pffff!“) erwies, haben wir mal unsere Nase in andere Bundesländer gesteckt. Also: In Brandenburg ist laut Gesundheitsministerium das Landesamt für Gesundheit mit drei neuen Stellen zuständig. In Sachsen sind vier neue Stellen bei der Landesdirektion vorgesehen, in Bayern hat das Landesgesundheitsamt sieben von zehn Stellen besetzt und will 2025 weitere zehn besetzen. Hamburg plant mit 14,5 Stellen und erklärt das Bezirksamt Altona für zuständig (weil das federführend im Bereich Verbraucherschutz ist). In Niedersachsen übernimmt die Landwirtschaftskammer, in NRW kontrollieren das Landesumweltamt den Anbau und die Bezirksregierungen (mit 20 neuen Stellen) die Vereine. Schleswig-Holstein baut den Bereich mit gleich 24,5 Stellen (davon 20 im Landeslabor) ganz neu auf – und will ebenso wie NRW die Kosten über Gebühren für die Vereine refinanzieren.

Der Regierende hat T-Online ein Interview zur Lage der Dinge gegeben – ohne Überraschungen, aber erhellend. Einige Punkte: Mit den Behördengängen läuft es auch deshalb schlecht, weil in Berlin nicht mal die Landesregierungen wissen, wie viel schon digital geht. Der (u.a. von CDU-Bundeschef Merz bestrittene) Bedarf, die Schuldenbremse zu reformieren, wachse mit dem zunehmenden Verfall der Infrastruktur und mit jeder neuen Aufgabe, die der Bund den Ländern überhelfe: „In allen Ländern und Kommunen geht langsam das Licht aus.“ Und: Der Druck in seinem Job sei enorm; „ich empfinde eine unglaublich große Verantwortung für 3,9 Millionen Menschen in Berlin.“ Dass es laut aktuellem Zensus nur knapp 3,6 Mio. waren, könnte den Druck theoretisch lindern, aber sollte ihn praktisch – Stichwort: ca. 500 Mio. Euro weniger Steuereinnahmen pro Jahr – noch erhöhen.

Der Radwegestopp vom vergangenen Jahr wirkt weiter nach: 68 der 75 vom Senat im ersten Halbjahr 2024 erteilten Finanzierungsbescheide für bezirkliche Radverkehrsprojekte bezogen sich auf Maßnahmen, deren Finanzierung schon im vergangenen Jahr zugesagt worden war. Das zeigt die noch unveröffentlichte Antwort der Verkehrsverwaltung auf eine Anfrage von Oda Hassepaß (Grüne). Bezogen aufs Budget ist die Schieflage noch heftiger: Von den insgesamt gut 33 Mio. Euro Finanzierungszusagen des ersten Halbjahres 2024 betrifft nur eine Million neue Vorhaben. Mit anderen Worten: 97 Prozent der Summe flossen per „Erneuerungsbescheid“ in Projekte aus dem Vorjahr.

Außerdem zeigen die Senatszahlen, dass rund 30 Prozent des Budgets nicht von Land und Bezirken, sondern von Dritten (z.B. Bund oder EU) stammt, also verfallen, wenn Projekte nicht umgesetzt werden. „In Zeiten knapper Landeskassen umso schmerzvoller“, resümiert Hassepaß. Bemerkenswert auch: sechs von zwölf Bezirken haben im ersten Halbjahr gar keine Finanzierungen für neue Maßnahmen beantragt – und das waren eher nicht die Bezirke mit besonders guter Rad-Infrastruktur.

Mit einem Abo der Checkpoint-Vollversion erfahren Sie heute außerdem:

+ Was nach Meinung von Kai Wegner jeder Berliner einmal im Sommer ausprobiert haben sollte.

+ Von welchem Gewässer Franziska Giffey ihre Fans mit einem Urlaubsfoto grüßt.

+ Warum vielen Fußgängern und Radfahrern im Berliner Osten ein kilometerlanger Umweg droht.

+ Wie sich die CDU von anonymen Passanten und Beamten loben lässt.

Dazu gibt’s die unvergleichlichen Berliner Schnuppen von Naomi Fearn und unsere täglichen Verlosungen im Stadtleben. Heute gibt’s Tickets für „Tristan und Isolde“ zu gewinnen, die am Donnerstag live aus Bayreuth in den Delphi Filmpalast gestreamt werden. Das alles sowie das komplette T+-Programm mit reichlich aktuellem Stoff zum neu gestarteten Rennen um die US-Präsidentschaft gibt’s für 99 Euro im Jahr.

Berliner Schnuppen

von Naomi Fearn

Die <strong>Berliner Schnuppen</strong> in voller Länge gibt's täglich mit dem <strong>Tagesspiegel-Plus-Abo</strong> – <a href="https://nl.tagesspiegel.de/r.html?uid=F.hqJfY80Da6JfbAGiX23OAA7BWaJfcs4AB5bdol9zzmSZHT6iX3XOAjdpbQ.pGUmlTEg4wQ_kxR6cqT-zlREuT5BhWLV0QsfCi0gGmoh5p2fFWqq44W7lg-FZStMeJJXxo9TPbIpxxi0CCDN0g" target="_blank" rel="noreferrer noopener"><strong>hier</strong></a> geht's zur Anmeldung.

Telegramm

Das heiße Wochenende lockte halb Berlin ans und ins Wasser – und endete mit zwei Unglücksfällen: Zwei untergegangene Kinder konnten nur knapp gerettet werden und wurden ins Krankenhaus gebracht. Am späten Sonntagabend suchte die Feuerwehr mit Tauchern und Hubschrauber nach drei Passagieren eines Tretbootes, das auf dem Müggelsee verschwunden war. Aber kurz vor Mitternacht gab’s Entwarnung: Die drei hätten das geliehene Boot nicht zurückgebracht, sondern irgendwo anders angelegt, berichtete ein Feuerwehrsprecher auf CP-Anfrage.

Als seine „rechte und linke Hand“ sowie „the brain“ hat SPD-Fraktionschef Raed Saleh seinen Parlamentarischen Geschäftsführer und Haushaltsexperten Torsten Schneider kürzlich beschrieben. 2026 will Schneider nach 20 Jahren nicht wieder fürs Abgeordnetenhaus kandidieren, wie CP-Kollege Daniel Böldt erfuhr. Saleh wird sich also umorientieren müssen, was Hirn und Hände betrifft.

1,6 Mio. Euro kostet das auf dem Görli-Sicherheitsgipfel zwischen Senat und BA Xhain vereinbarte Pilotprojekt zur Betreuung 13 öffentlicher Toiletten (also 123.000 Euro pro Lokus), das bis Ende 2025 läuft. 1,1 Mio. davon sind für Personalkosten eingeplant, 180.000 für verstärkte „aufsuchende Sozialarbeit“, 160.000 für Verbrauchsmaterial (Lage, Lage, Lage, Lage!), 70.000 für „begleitende Evaluation und Monitoring“. Welche „konkreten Handlungen der Senat als Fehlnutzung“ der leider nicht so stillen Örtchen definiert und warum, ist der Antwort auf Frage 6d („bitte auflisten und einzeln begründen“) von Katalin Gennburg (Linke) zu entnehmen. Eine im Sinne des eigenen Wohlbefindens verzichtbare Lektüre. Und die Antworten dürfte die Abgeordnete selbst schon vorher gewusst haben.

Es lohnt sich also doch, Behörden mit Computern auszustatten! Anträge auf Einbürgerung werden vom Landesamt für Einwanderung dank Digitalisierung neuerdings drei Mal so schnell bearbeitet wie zuvor. Zur Erinnerung: Bevor das Landesamt zu Jahresbeginn übernahm, hatten die zuvor zuständigen Bezirke einen Stau von 40.000 unbearbeiteten Anträgen aufgehäuft.

Wer regelmäßig S-Bahn fährt, dürfte den Wurm im Ohr haben: „Passengers travelling to Ay-ßie-ßie, please change here for the circle line!“ Ab dem Fahrplanwechsel wird es stattdessen „Sie-Oh-Bie“ heißen, denn die Station soll umbenannt werden von „Messe Nord / ICC“ in „Messe Nord / ZOB“. Ein Bahnsprecher berichtet auf Anfrage, dass der Wunsch nach Umbenennung im Austausch zwischen DB, Senat und Verkehrsverbund aufgekommen sei, „da der größere Teil der Fahrgäste den Zentralen Omnibusbahnhof zum Ziel hat und weniger das Internationale Congress Centrum.“

In Berlin wurden im ersten Halbjahr 2024 laut Statistikamt 18.113 Autos mit Elektro- oder Hybridantrieb zugelassen. Das sind zwar 15 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, aber die Gesamtzahl der neu zugelassenen Pkw sank sogar um fast 22 Prozent auf 32.213. E-Autos und Hybride machten demnach mehr als die Hälfte der Berliner Neuwagen aus, während sie bundesweit mit 44 Prozent noch immer in der Minderheit waren.

Nach dem Spiel ist vor dem Schrottplatz: Das riesige Fußballtor von der Fanmeile am Brandenburger Tor wird laut RBB verschrottet. Die von der Stahlbaufirma via Kleinanzeigen.de aufgerufenen 180.000 Euro plus Selbstabholung fanden demnach keinen Fan.

Just am bisher heißesten Wochenende dieses Jahres verkündet das Amtsblatt, dass Eislaufen in der nächsten Saison teurer wird: Laut „Entgeltordnung für städtische Kunsteisbahnen“ kostet das Einzelticket dann 4,- statt 3,30 Euro, ermäßigt 2,- statt 1,60. Die Preise der Saisonkarten steigen von 80 auf 100 bzw. für Kinder bis 14 Jahre von 25 auf 30 und bei sonstiger Ermäßigung von 45 auf 55 Euro.

Zitat

„Ich sehe Ihre Arbeit als Beitrag, um mehr Verständnis im Umgang miteinander zu erlangen. Aber Ihre Herangehensweise finde ich sehr herrisch. Deshalb verbleibe ich mit exotischen Grüßen.“

Sascha Disselkamp, in seiner Antwort auf einen Brief der „Jury gegen diskriminierende und sexistische Werbung“. Die Jury hatte ein Problem damit, dass beim „Asian Streetfood Festival in Disselkamps Sage Club asiatisches Essen als „exotisch“ bezeichnet wurde. Tsp-Kollege Kevin P. Hoffmann hat die skurrile Geschichte aufgeschrieben und auch kommentiert.

 

Kiekste

Unerschütterliche Zeichen des Optimismus dankbar aufgeschnappt von Kirsten Ackermann-Piëch in der Ratiborstraße. Mehr gern an checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem KIEKSTE-Wettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.

>

Berliner Gesellschaft

Geburtstag – Heik Afheldt (87), Publizist, Tagesspiegel-Herausgeber von 1998 bis 2002 / Klaus Bresser (88), Journalist, ehemaliger ZDF-Chefredakteur / Willem Dafoe (69), US-amerikanischer Schauspieler, wurde auf der Berlinale 2018 mit dem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk ausgezeichnet / Heiko Herberg (37), Politiker (ehemals Piraten, jetzt SPD), von 2011 bis 2016 im Abgeordnetenhaus von Berlin / Paul Jaeckel (26), Fußballprofi, Abwehrspieler bei Union Berlin / Thomas Kraft (36), ehemaliger Torwart bei Hertha BSC / Franka Potente (50), Schauspielerin und Schriftstellerin / „Liebe Silke, ich wünsche Dir von ganzem Herzen alles Liebe und Gute zu Deinem 60. Geburtstag. Genieße die vor kurzem begonnene neue Lebensphase mit viel Zeit, die wir hoffentlich gemeinsam mit viel Freude, Glück und Harmonie erleben dürfen. Ich liebe Dich, für immer, Dein Jörg“ / Tim Oliver Schultz (36), Schauspieler, Filmproduzent / Jannik Schümann (32), Schauspieler und Synchronsprecher / Otto Waalkes (76), Komiker, Comiczeichner, Musiker, Schauspieler, Regisseur und Synchronsprecher

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben – Gisela Beth, * 22. Februar 1946, verstorben am 3. Juli 2024 / Dr. Jens Odewald, Träger des Bundesverdienstkreuzes des Verdienstordens, * 21. September 1940, verstorben am 12. Juli 2024

Stolperstein – Eduard Zachert kam am 8. März 1881 in Berlin zur Welt. Er war als Postbeamter tätig und gehörte zu einer Widerstandsgruppe früherer SPD-Mitglieder, die verbotene Schriften verteilten, aufgrund der dieser Mitgliedschaft verlor er seine Anstellung bei der Reichspost. Mit einem Brief warnte er im Oktober 1942 einen Gastwirt davor, seinen Sohn Offizier werden zu lassen. Der Gastwirt übergab den Brief der Gestapo. Im April 1943 verurteilte der Volksgerichtshof ihn wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ zum Tode. Am 22. Juli 1943 wurde er in Berlin-Plötzensee hingerichtet. An Eduard Zachert erinnert ein Stolperstein in der Mendelssohnstraße 10 in Prenzlauer Berg

Wer in Berlin über die Gedenktafeln stolpert und mehr wissen will: Mit einem Klick gelangt man über die App „Stolpersteine – Die Schicksale“ zu den Biografien der Verfolgten.

Encore

Willkommen im Sommerloch, in der Ferienzeit stellen wir Ihnen jeden Tag ein anderes Berliner Loch vor (im wahrsten Sinn des Wortes). Heute: Im urbanen Ballungsraum Berlin sollte der Handyempfang kein Problem sein – oder?

Insgesamt hat man gutes Netz hier, auch immer mehr 5G, zeigt die Breitbandmessungskarte. Dass Sie im Funk-LOCH stecken, kann dennoch passieren: In der Dolgenseestraße oder auf der Halbinsel Stralau (beides nahe Rummelsburg), auch in Spandau sind ganze Straßenzüge (Askanienring) unterversorgt. Zentraler nervt das Netz nahe Kurt-Schumacher-Platz und im Kollwitzkiez: hier wurde 2G gemessen.

Besseres Netz (4G) gibt es seit April auch überall in den U-Bahnen (als letzte deutsche Großstadt) – reicht schon wieder nicht aus? 5G soll nächstes Jahr kommen.

Aber sofern man nicht gerade den Checkpoint liest, ist analoge Kommunikation doch immer noch die beste. Wie bei Max Raabe: „Die Polizei grüßt freundlich: Guten Tach! Weil ich immer alles richtig mach‘…“

Die Lastenradbesatzung für diesen Checkpoint bestand aus Katharina Kalinke (Recherche und Sommerloch), Tobias Langley-Hunt (Stadtleben), Jasmine Dellé (Frühproduktion). Morgen strampelt sich hier Margarethe Gallersdörfer ab. Gute Fahrt in die Woche!

Ihr Stefan Jacobs

Berlin braucht guten Journalismus!

Finden Sie auch? Unterstützen Sie uns!
JETZT GRATISMONAT STARTEN

Seit 2014 berichten wir exklusiv aus Berlins Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Wir stellten Berlins marode Schulen vor, bis die Politik reagierte. Wir standen vor dem Bürgeramt, bis es wieder Termine gab. Wir recherchieren hartnäckig und gründlich.

Das finden Sie gut? Dann unterstützen Sie uns mit dem neuen Tagesspiegel Plus-Abo! Für 14,99 € im Monat erhalten Sie den ungekürzten Checkpoint-Newsletter, den Checkpoint am Wochenende und das Beste vom Tagesspiegel im Web und in der App. Und Sie ermöglichen uns, auch weiterhin vor Ort zu sein, genau hinzuschauen und unabhängig zu bleiben. Die Anmeldung dauert nur eine Minute. Wir würden uns freuen!