Hoffentlich reicht der Gesprächsstoff heute Nachmittag im Kulturausschuss des Berliner Landesparlaments. „Sachstand und weiteres Vorgehen an der Volksbühne Berlin“, steht auf Antrag der FDP-Opposition auf der Tagesordnung. Im Augenblick sieht der Sachstand allerdings weiter so aus, dass Volksbühnen-Intendant Chris Dercon von Kultursenator Klaus Lederer (Linke) zum 30. September gekündigt und von der Arbeit freigestellt ist. Und zum weiteren Vorgehen sagte Lederer am Wochenende: „Wir werden uns die nötige Zeit nehmen. Denn nichts wäre verheerender, als jetzt aus Druck eine Entscheidung zu treffen.“ Wer jetzt stutzt: Das Wort „verheerend“ lässt sich laut Duden tatsächlich steigern. Mal sehen, was in der Angelegenheit noch am verheerendsten sein wird.
In den gedruckten Ausgaben haben die Zeitungen in Berlin ihre Abgesänge auf das Dercon-Gastspiel jedenfalls so gemeldet: „Bühne frei“ (Berliner Zeitung),„Letzter Akt“ (Morgenpost), „Volksruine“ (Kurier). „Das plötzliche Ende einer unglücklichen Personalie“ (B.Z.) und „Berlin trennt sich von Dercon“(Tagesspiegel). „Einer flog aus dem Kuckucksnest“ hätte vielleicht auch ganz gut gepasst.
Nach dem Drama um die Volksbühne, welches die Stadt drei Jahren lang genervt, pardon, um eine wichtige Diskussion bereichert hat, muss Berlin jedenfalls aufpassen, nicht als Chef-Hölle zu gelten - womit der Bogen zum BER geschlagen wäre. Flughafenboss Engelbert Lütke Daldrup will j.w.ö., also janz weit östlich, für Interkontinentalverbindungen von und nach Berlin werben, wie er im Gespräch mit den Tagesspiegel-Kollegen Thorsten Metzner und Klaus Kurpjuweit ankündigt.