Berlin beweist gerade mal wieder eindrucksvoll, dass es zurecht die Entertainment-Hauptstadt ist. Nicht nur auf der politischen Bühne wird dem Zuschauer einiges geboten, sondern auch auf der klassischen. Nehmen wir die Wiedereröffnung der Staatsoper Unter den Linden: Nach sieben Jahren Sanierung läuft auf Berlins Mini-BER - die Kosten hoben rasant ab wie ein Ferienflieger in Schönefeld - der Spielbetrieb probeweise wieder an. Der Steuerzahler, der statt geplanter 239 Millionen am Ende 400 Millionen Euro ausgegeben haben wird, darf sich am Sonnabend schon mal auf ein Gratis-Konzert zum Start freuen. Dafür schließt die Oper nach zehn Tagen wieder: Zwei Monate wird die Technik justiert.
Für ein Dramolett, bei dem Berlin nicht wusste, ob es weinen oder lachen sollte, ist am Donnerstag erst einmal der Vorhang gefallen: Nach gut einer Woche machten die Besetzer der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz den Abgang. War es Mitleid mit dem Senat, in dem sich der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Kultursenator Klaus Lederer (Linke) wegen der Besetzung angemotzt haben sollen? Der Respekt vor der Polizei, die in Mannschaftsstärke und Kampfmontur anrückte, weil Intendant Chris Dercon Strafanzeige erstattet hatte? Der Schlagabtausch mit den Mitarbeitern der Volksbühne, denen die Aktion zu viel Theater war?
Viele Fragen blieben offen bei der Aktion der Besetzer, die mit Veranstaltungen von Kinderschminken bis Tanzperformance gegen „die aktuelle Kultur- und Stadtentwicklungspolitik“ protestieren wollten.