VW hat eine neue Kühlerfigur (hier zu besichtigen): Kein Verantwortlicher will etwas gesehen oder gehört haben davon (und schon gar nicht darüber geredet haben), dass eine von den großen deutschen Autokonzernen als wissenschaftliche Vereinigung getarnte PR-Tuningbude zu Testzwecken nicht nur Affen mit Dieselabgasen einnebeln ließ, sondern auch 25 Menschen. Die Bundesregierung kommentierte das gestern mit den Worten „entsetzlich“, „abscheulich“, „ungeheuerlich“ und „widerwärtig“.
Die Nachricht ist vor dem Hintergrund der millionenfachen Manipulation der Abgaswerte gewissermaßen ein Selbstzünder für spontane Empörung - allerdings lohnt auch hier wiedermal der Blick aufs Kleingedruckte: Tierversuche, ja selbst Menschenversuche sind nicht nur bei Luftqualitätsuntersuchungen übliche Praxis – und zwar ohne, dass der Regierungssprecher immer gleich hyperventiliert (auch in diesem Fall gab übrigens eine Ethikkommission ihr Okay). Ohnehin findet das skandalösere Experiment jeden Tag auf den Straßen der Städte statt: 28.500 vorzeitige Todesfälle als Folge von Stickoxiden aus Dieselabgasen zählt die EU pro Jahr – 11.400 davon infolge nicht eingehaltener Abgasgrenzwerte.
Die Symbolkraft der Affen, die aus Marketinggründen verdieselt wurden, um im Leidensvergleich die vermeintliche Überlegenheit neuerer, angeblich „gesünderer“ Modelle Made in Germany zu promoten, ist allerdings gewaltig – und erklärt auch die Panik in Politik und Produktion: Auch Industriedinosaurier können aussterben, wenn sie nicht anpassungsfähig sind an eine sich wandelnde Welt.