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Kommunikationschaos an den SchulenFeuerwehr und Medizin an KapazitätsgrenzeCorona-Inzidenz: Mitte bleibt deutschlandweit spitze

Die Regierende Bürgermeisterin erklärte dabei das Aussetzen der Präsenzpflicht damit, dass es „eine Reihe von Eltern“ gebe, die in Sorge seien und selbst entscheiden wollen. Die geänderten Quarantäneregeln begründete Giffey damit, dass mit der hohen Inzidenz bei Omikron eine Kontaktnachverfolgung „nicht mehr zielführend“ sei: „Sonst müsste man die Entscheidung treffen, die ganze Klasse geht in Quarantäne. Weil ja in einem Raum gar nicht mehr gesichert werden kann, dass nur die Ansteckung bei dem unmittelbaren Sitznachbarn passiert ist.“

Ansonsten bleibe alles beim Alten, „das ganz normale Verfahren“ eben, wenn es ein positives Testergebnis gibt: „Da wird angerufen bei den Eltern, das Kind wird abgeholt, und selbstverständlich gelten die Quarantäneregeln. Da hat schon die Schule ein Interesse dran, und die Lehrerin sieht doch, ob Paulchen positiv war, und weiß dann, ok, der kann sich nach fünf Tagen freitesten, vorher hat der in der Schule nicht aufzutauchen.“

Alles klar? Mit Bienchen, Paulchen und Briefchen von der Freundin ist das ja auch alles nicht so schwer zu verstehen. Oder?

Wir haben aber noch eine Zugabe, und dazu schauen wir kurz auf die Website der Bildungsverwaltung. Am Abend des Tages, an dem die Regierende Bürgermeisterin, die Gesundheitssenatorin und die Bildungssenatorin erklärten, dass Kontaktpersonen von positiv getesteten Schulkindern nicht mehr in Quarantäne müssen, stand dort unter „Informationen“ zu lesen: „Für Schülerinnen und Schüler sowie Kinder in den Angeboten der Kindertagesbetreuung kann die Quarantäne als Kontaktperson bereits nach fünf Tagen durch einen Antigenschnelltest oder PCR-Test beendet werden.“ Es kommentiert Peter Hein von der „Fehlfarben“: „Und wenn die Wirklichkeit dich überholt, hast du keine Freunde, nicht mal Alkohol“ – obwohl der ja, in Rotwein-Maßen genossen, immerhin gegen eine Corona-Infektion helfen soll (CP vom 24.01.). 

Anmerkung der Checkpoint-Redaktion: Jeder hat mal einen schlechten Tag – die Schulsenatorin hatte ihren gestern (auch wenn sie, zumal noch neu im Amt und der Politik, das Info-Durcheinander nicht allein zu verantworten hat). Es wäre dennoch interessant zu erfahren, was wohl die Schulleiterin Astrid-Sabine Busse zu alledem gesagt hätte.

Was Franziska Giffey zu alledem sagt, können Sie heute Abend live bei uns erfahren – und auch Sie selbst haben die Gelegenheit, der Regierenden Bürgermeisterin Ihre Fragen zu stellen. Eingeladen zu unserem virtuellen Neujahrsempfang sind alle Abonnentinnen und Abonnenten. Um 18:30 Uhr geht’s los, alle weiteren Infos und den Link zur Teilnahme finden Sie später hier.

So, und jetzt möchten wir Sie bitten,sich kurz an der Erstellung unseres Stimmungsbilds zu beteiligen. Laut Senat haben gestern trotz der Aufhebung der Präsenzpflicht etwa 97% aller Schülerinnen und Schüler live am Unterricht teilgenommen – wir sind gespannt, wie das bei Ihnen ist.

Übrigens: Exklusiv für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unserer Schulpräsenz-Umfrage haben wir ein besonderes Angebot: Sie können unser T-Plus-Abo für den freien Zugang zu allen Tagesspiegel-Digitalartikeln zwei Monate lang für insgesamt nur 5 Euro unverbindlich testen – und bekommen nach der Anmeldung dazu gratis einen unserer kultigen „Checkpoint“-Jutebeutel geschenkt (auch als perfektes Präsent im Präsens zum Weiterverschenken an Checkpoint-Fans bestens geeignet).

Chaotische Krisenkommunikation können aber auch andere – Gesundheitsminister Karl Lauterbach zum Beispiel, und auch das RKI. Die auf drei Monate verkürzte Dauer des Genesenen-Status, von der er später erfahren haben will als der Bundestag, gilt ausgerechnet… nicht im Bundestag – dort gilt noch die alte „Allgemeinverfügung“. Und auch in Teilen Berlins sind noch immer sechs Monate das Maß der Genesenen-Dinge, und zwar überall dort, wo es nicht nach dem Infektionsschutzgesetz des Bundes, sondern nach der Vierten Berliner SARS-CoV-2-Verordnung geht – also bei Kultur, Einzelhandel und Gastronomie. Am Arbeitsplatz und im Personenverkehr ist der G-Status nach drei Monaten futsch. Wer soll da noch durchblicken?

Reporter-Kollege Tim Röhn von der „Welt“wollte dazu von RKI-Chef Lothar Wiehler wissen, wann dieser mit Lauterbach über den Genesenenstatus gesprochen hat, hier die Antwort des RKI:

Zu einem etwaigen behördeninternen Austausch im Rahmen etwaiger Entscheidungsfindungen, der Gegenstand Ihrer Frage ist, wird nicht öffentlich Stellung genommen.“

Hm, nächste Frage: Wird denn die Beantwortung von Presseanfragen mit dem Gesundheitsministerium abgestimmt? Die Antwort:

Zu einem etwaigen behördeninternen Austausch…“ (usw).

Telegramm

Die weiteren Corona-Meldungen beginnen mit einer Warnung: Franziska Giffey hat eine neue Berliner Impfkampagne angekündigt – der Spruch soll „auch ein bisschen ganz witzig“ sein.

Die „kritische Infrastruktur“ (Energie, Wasser, Müll, ÖPNV u.a.) ist in Berlin durchschnittlich zu 17% von Personalausfällen betroffen – Feuerwehr und medizinische Versorgung stehen kurz vor der Warnstufe Orange.

Zur Bundestagsdebatte über die Impfpflicht erwartet die Polizei eine angemeldete Demo am Reichstag (ca. 10.000 Teilnehmer) und etliche unangemeldete Protestmärsche – gegen Holocaustverharmlosungen wollen die Beamten diesmal rigoros vorgehen.

Zum heutigen „Tag der Zöllner“ (am 26.01.1953 wurde in Brüssel die Weltzollorganisation gegründet) hier die Bilanz meiner letzten Online-Klamottenbestellung aus GB: 94,50 Euro Zoll und Gebühren bei einem Warenwert von 225,62 Pfund (270 Euro). Hiermit erkläre ich meinen persönlichen Brexit – ab jetzt wird wieder geschmuggelt.

Eine interaktive Karte hat in der vergangenen Nacht die Checkpoint-Produktion gefährdet – es blinken darauf alle Seeleuchttürme weltweit in der Originaltaktung (besonders faszinierend: die norwegische Küste – versuchen Sie da mal wegzuschauen).

Katholische Kirche (I): Nach den Enthüllungen über die jahrelange Massenvergewaltigung von Kindern durch hunderte Priester, Diakone und andere Mitarbeiter der katholischen Kirche werden in Berlin die Kirchenaustrittstickets knapp: Kreuzberg meldet, von telefonischen Anfragen „überschwemmt“ zu werden – den nächsten freien Termin gibt’s erst wieder am 21.02.

Katholische Kirche (II): Nach dem Coming-out von 100 nichtbinären Mitarbeiter:innen (Motto: „Wie Gott uns schuf“) ging die Angst um den Job um – am späten Abend teilte das Erzbistum Berlin mit, wie viele ihren Arbeitsplatz verlieren: „keine:r“.

Das sanierte „Eierhäuschen“ am Plänterwald wird möbliert – per Ausschreibung sucht die „Grün Berlin“ Tische, Stühle, Bänke, Tresen, Sonnensegel und Lampen für die Gastronomie, Bürostühle, Schreibtische und weitere Büromöbel für die Verwaltung sowie Schlafzimmer, Ateliers und eine Gemeinschaftsküche für die „Artists in Residency“. Tja, Künstler müsste man sein.

Falls Sie wegen der Zustände auf den Straßen und Grünflächen von Mitte so richtig Puls haben: Warten Sie bitte mit Ihrer Beschwerde noch bis zum 01.03. – bis dahin will der Bezirk Verstärkung für das Beschwerde- und Impulsmanagement organisiert haben (Sie können sich auch noch bewerben).

Die Verurteilung des „Ku‘damm-Rasers“ wegen versuchten Mordes (13 Jahre Haft) ist rechtskräftig – der Bundesgerichtshof verwarf die Revision des Mannes, der bei einem illegalen Straßenrennen mit seinem Wagen einen anderen Autofahrer getötet hatte.

Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt ist unzufrieden mit der Macht der Bezirksverordneten – im Tagesspiegel-Interview sagt sie: „Ich finde es gut, dass die Bezirke eine Souveränität haben. Es gibt genügend Beispiele dafür, dass bezirkliche Planungsämter um fachliche Unterstützung bitten und unsere Planungsabteilungen helfen. Und dann findet das die Bezirksverordnetenversammlung nicht gut. Das ist misslich!“ Was Kahlfeldt unter einer guten Prozessplanungskultur versteht und wie sie mit „Gegnerkampagnen“ umgehen will, können Sie hier lesen.

Julia von Blumenthal, Präsidentin der Viadrina in Frankfurt (Oder),und Joybrato Mukherjee, Präsident der Uni Gießen, bewerben sich um die Leitung der Humboldt-Uni – das Kuratorium hat dem Konzil beide zur Wahl vorgeschlagen.

Erste Amtshandlung des neuen CDU-Generalsekretärs Mario Czaja: Er will den Rechtsausleger Max Otte aus der Partei ausschließen lassen – am Abend wurden dem Chef der „Werte-Union“ schon mal die Mitgliedsrechte entzogen, weil er sich von der AfD für die Wahl zum Bundespräsidenten nominieren ließ.

Apropos AfD: Die Vogelschiss-Partei will in Brandenburg in einem neuen Untersuchungsausschuss den „Urschleim“ vom BER beleuchten – aber das ist wohl doch eher nichts für einen Frühstücksnewsletter.

Zitat

Leben ist das mit der Freude und den Farben. Nicht das mit dem Ärger und dem Grau.“

Postkarte an der Wand einer Bürgeramtsmitarbeiterin in Lichtenrade.

 

Tweet des Tages

Zürich. Meldeamt und Steueramt. Jeweils ohne Termin, keine Wartezeit, alles in 10 Minuten erledigt. Fehlende Unterlagen während dem Termin per Email eingereicht. Grüsse nach Berlin. A different world is possible.

@tabouchadi

Stadtleben

Geschenk – Auf der Räuschstraße 17a in Reinickendorf leuchtet die Straße das ganze Jahr über im „Lichterglanz: In der kleinen namensgleichen Kerzenmanufaktur werden nicht nur individuelle Kerzen zu jeglichen Anlässen gefertigt, Sie können das Wachslicht nach Terminvereinbarung auch selbst gießen. Das vierwändige Lichtlexikon verkauft neben jeder Menge Beleuchtung auch andere Innendeko wie Holzornamente und Vasen für mehr Gemütlichkeit. Di-Fr 14-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr. U-Bhf Borsigwerke

„Wir sind die Neuen“

60 der insgesamt 147 Parlamentarier sind in dieser Legislaturperiode neu im Berliner Abgeordnetenhaus. Im Checkpoint stellen wir sie vor.

Name: Dunja Wolff (SPD)
Beruf: Tanzpädagogin/Darstellerin für Tanz/Schauspiel und Gesang
Alter: 59 Jahre
Wahlkreis: Treptow-Köpenick (WK 6)
Berliner Lieblingsort: Märchenviertel bis zur Bölschestraße/Altstadt Köpenick bis zum Fischerdorf Rahnsdorf
Eine Sache, auf die ich mich 2022 in Berlin freue: „1) Wenn wir uns hoffentlich bald wieder ohne Maske begegnen dürfen 2) junge Menschen endlich wieder tanzen dürfen 3) Künstler*innen uneingeschränkt wieder auftreten und Veranstaltungen stattfinden können und 4) wir uns solidarisch mit denen zeigen, die es nicht so gut schaffen, diese Zeit zu meistern!“

Berliner Gesellschaft

Geburtstag – „Diesmal nicht verpennt: Herzlichen Cousinen-Gruß zu Babs' Geburtstag!" / Fumanschu, bürgerlich Johannes Schroth (45), Rapper / Catherine von Fürstenberg-Dussmann (71), Unternehmerin, Vorsitzende des Stiftungsrates der Peter-Dussmann-Stiftung / Frank Hördler (37), Verteidiger bei den Eisbären / Heinz Horrmann (79), Gastrokritiker / „Alles Liebe, Gesundheit und Frohsinn zum 50. Geburtstag für Katja von Philipp!“ / Gernot Klemm (57), Politiker (Linke) / Marvin Plattenhardt (30), Verteidiger bei Hertha / Ulrike Poppe (69), Bürgerrechtlerin und DDR-Oppositionelle / Tobias Schulze (46), für die Linke im AGH

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben – Christel Bröerken, * 14. Juni 1942 / Dr. Sieglinde Raguss-Klimitz, * 28. Mai 1963 / Prof. Dr. rer. nat. Volker Schindler, * 20. Juli 1949, ehem. Dekan der Fakultät Verkehrs- und Maschinensysteme der TU / Prof. Dr.-Ing. Jörg Schlingheider, Professor mit den Schwerpunkten Maschinenbau und CAD, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin

Stolperstein – Der Charlottenburger Textilkaufmann Gustav Philipp Friedenstein wurde heute vor 79 Jahren mit dem „82. Alterstransport“ vom Anhalter Bahnhof nach Theresienstadt deportiert und am 18. März 1943 ermordet. In der Wilmersdorfer Straße 28 in Charlottenburg liegt ein Stolperstein, um an ihn zu erinnern.

Encore

Hätten Sie’s gewusst? Der Durchschnittsberliner ist 42 Jahre alt. Eine neue Datenauswertung zeigt zudem, welche Gegend bei jungen Hauptstädtern besonders beliebt ist. Von Lorenz Maroldt

An diesem Checkpoint mitgewirkt haben Anke Myrrhe, Ann-Kathrin Hipp, Matthieu Praun, Sophie Rosenfeld und Kathrin Maurer. Morgen früh begrüßt Sie hier unser Berlinalist Robert Ide. Bis dahin,

Ihr Lorenz Maroldt

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Seit 2014 berichten wir exklusiv aus Berlins Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Wir stellten Berlins marode Schulen vor, bis die Politik reagierte. Wir standen vor dem Bürgeramt, bis es wieder Termine gab. Wir recherchieren hartnäckig und gründlich.

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