Gestern plötzlich die Nachricht: Wichtige Botschaft von Martin Schulz! 18 Uhr Livestream auf der SPD-Website! Eigentlich ein Fall für „Haltet mir die Seite 1 frei!“ - aber was war das, was dann kam? Von vier „Zusagen“ sprach der SPD-Kanzlerkandidat - und zählte Altbekanntes auf: „Konkrete Politik für gerechte Löhne, gute Schulen, sichere Renten und ein demokratisches Europa für den Frieden“, na gut, das er will „tun“, und zwar „als Bundeskanzler dieses Landes“, der er ja, Wunder mal kurz beiseite gelegt, nicht wird. Warum erzählt er uns das dann, angekündigt als eine Art „Breaking News“? Noch mal reinhören: „Ich kann und will Ihnen nicht alles versprechen. Aber diese vier Kernpunkte wird die SPD in der Bundesregierung in jedem Fall nach den Wahlen anpacken - darauf gebe ich Ihnen mein Wort.“ Die SPD in der Bundesregierung - aha, also das klingt dann ja schon eher nach „Nur wenn wir das durchsetzen, machen wir als Juniorpartner von Angela Merkel mit“, was wiederum bedeutet: Die SPD würde es doch wieder tun. Unter den genannten „Zusagen“, die dann „Bedingungen“ wären. Die Koalitionsverhandlungen beginnen diesmal schon vor der Wahl.
Offenbar gilt in der SPD immer noch der Münteferingsche Imperativ „Opposition ist Mist“, als Gefühlsausbruch vertretbar, demokratietheoretisch aber Quatsch. Opposition ist wichtig, zu wichtig, um deren Führung im Bundestag einem Alexander Gauland zu überlassen. Verlässlich staatstragend wirken, nicht nur so zu scheinen, Anspruch und Tradition der SPD, lässt sich gerade in diesen Zeiten auch in der Opposition.