Der Schlossplatz am Humboldt-Forum hat unter Fachleuten schnell Karriere gemacht als Paradebeispiel für planerische Ignoranz gegenüber zeitgemäßen Anforderungen an Stadtplätze. Jetzt soll die ökologisch tote und klimatisch fatale Steinwüste teilweise begrünt werden: Drei Baumgruppen sind auf der Südseite des Platzes geplant, hinzu kommen zusätzliche Bäume am Spreekanal und weiteres Grün für Biodiversität. Außerdem soll die Umgebung fußgängerfreundlicher werden. Genaueres zu dem vom Landschaftsarchitekturbüro bbz (von dem auch das ursprüngliche Konzept stammt) entwickelten Plan wollen die Senatsbaudirektorin und der Technik-Vorstand des Forums heute Abend erklären. Die Weiterentwicklung ist das Ergebnis einer von Bauverwaltung, Bezirksamt Mitte und Anrainern – Humboldt-Forum, ESMT und Hanns-Eisler-Musikhochschule – begleiteten Machbarkeitsstudie. Manchmal hilft Meckern eben doch.
Eine fundierte Auswertung des von Schwarz-Rot mit Priorität begrabenen Projekts „Flaniermeile Friedrichstraße“ gibt es bis heute nicht, aber auf eine noch unveröffentlichte Grünen-Anfrage hat der Senat ein paar Anhaltspunkte geliefert. Demnach halbierte sich während der autofreien Monate die Luftbelastung mit giftigem Stickstoffdioxid. Die Zahl der Unfälle mit Verletzten sank von jeweils rund einem Dutzend in den Jahren davor auf maximal vier Leichtverletzte.
Und die Gewerbetreibenden? „Ein negativer Einfluss des Projektes ‚Flaniermeile Friedrichstraße‘ auf die wirtschaftliche Entwicklung ist nicht belegt.“ Vielmehr sei die Situation der Händler schon „seit geraumer Zeit schwierig“. Einen konkreten Plan, um der Friedrichstraße auf die Beine zu helfen, hat der Senat nicht. Er konstatiert nur generell, dass Einkaufsstraßen „innovative und zukunftsfähige Nutzungskonzepte mit einer attraktiven und abwechslungsreichen Mischung“ bräuchten, um „lebenswerte und gesellige Räume für die Bürger“ zu bleiben. Damit müssen die Gehwege gemeint sein.
Vor dem von Verdi angekündigten unbefristeten Kita-Streik stehen die Zeichen auf Krawall, zumindest bei der Gewerkschaft: Gespräche mit dem Senat über eine Notdienstvereinbarung sind am Dienstag wohl daran gescheitert, dass Verdi die Betreuung nur für zehn Prozent der Kinder zusagen wollte, während die Eigenbetriebe des Landes eine Quote von 70 bis 80 Prozent wollten. Die für viele Betroffene furchtbar spannende Frage ist, was unter diesen Vorzeichen aus einem für heute angesetzten Gesprächstermin zwischen Senat und Gewerkschaft zur Entlastung des Kita-Personals wird. Landeselternsprecher Guido Lange bezeichnete Verdis Zehn-Prozent-Angebot als „Schlag ins Gesicht der Eltern“. Tagesspiegel-Kollegin Susanne Vieth-Entus erklärt die unerfreuliche Gemengelage.
Die S-Bahn hat auf der Stadtbahnstrecke und am Südring insgesamt zehn Schranken installiert. Konkret: Lichtschranken, die vorbeifahrende Züge durchleuchten und per Sensor erkennen, wie voll die einzelnen Wagen sind. Das wird dann am nächsten Bahnhof angezeigt, damit die Fahrgäste sich darauf einstellen können und nicht erst herumrennen müssen, wenn der Zug schon da ist und an manchen Türen niemand mehr reinpasst. Gestern wurde das Pilotprojekt offiziell gestartet – mit Anzeigen für beide Richtungen an den Bahnhöfen Alexanderplatz, Hackescher Markt, Friedrichstraße und Hermannstraße sowie für westwärtige Züge in Bellevue und Hauptbahnhof. Und wer hat’s erfunden? Die Hamburger!
CDU-Generalsekretärin Ottilie Klein scheint gewissen Erwartungsdruck beim Thema Bürgerdienste zu spüren. Jedenfalls twitterte sie gestern: „2 neueröffnete Bürgerämter, in den kommenden Tagen folgt ein drittes. (…) Dieser CDU-geführte Senat liefert & wird genau so weitermachen.“ Dass eine dieser Neueröffnungen 2021 unter Rot-Grün-Rot erfolgte, passte offenbar nicht mehr in den Tweet. Und das dritte Bürgeramt folgt eher nächstes Jahr als in den nächsten Tagen.
Auf dem CDU-Fraktionsempfang gestern Abend in der Arminius-Halle kündigte der Regierende übrigens die heiß umstrittene Verwaltungsreform bis Jahresende an („Dann werden wir sehen, dass diese Stadt funktioniert.“) und dankte „Bettina“ und „Werner“ von den Grünen ausführlich für ihre Unterstützung. Finanzsenator Stefan Evers wies vorsorglich darauf hin, dass die Finanzlage der Stadt trotz (oder wegen?) des üppigen Caterings angespannt bleibe.
Abgesehen vom Benzin (Literpreis E10 gestern Abend: 1,53 Euro) ist Berlins Trinkwasser so ziemlich das einzige, was noch genauso viel kostet wie vor zehn Jahren – politisch gewollt, obwohl die Selbstkosten für die Wasserbetriebe (BWB) natürlich massiv gestiegen sind. Dürre wäre gut fürs Geschäft, aber in diesem Jahr bewirken das verregnete Frühjahr und/oder der Erfolg der Sparkampagnen das Gegenteil: Weil die Berliner Wasser sparen, müssen die Berliner Wasserbetriebe sparen – und zwar akut, wie dem Intranet (das bei den BWB ernsthaft „Aquanet“ heißt) zu entnehmen ist: „Um unser wirtschaftliches Versprechen an das Land Berlin zu halten, sind drastischeund kurzfristig wirksame Einsparungen erforderlich“, schreibt der Vorstand der Belegschaft.
Ein paar Fortbildungen und bisher übliche „Teamtage“ mit Übernachtung im Umland wurden nach Checkpoint-Informationen schon gestrichen. Nachdem die SPD-Fraktion die von BWB-Aufsichtsratschefin Franziska Giffey (ebenfalls SPD) angekündigte „moderate“ Gebührenerhöhung ab 2027 im Juni per Pressemitteilung abgeräumt hatte (Checkpoint vom 24.6.), wird bei den Wasserbetrieben wohl noch die eine oder andere Annehmlichkeit den Bach runtergehen.
Die Dramatik hinter dieser Zahl möchte man sich nicht ausmalen: 728 Kinder sind seit Jahresbeginn im Berliner Straßenverkehr verunglückt. Im gesamten Vorjahr waren es 638. Sofern sich diese Entwicklung bis zum Jahresende fortsetzt, wäre es die schlimmste Kinderunfall-Bilanz seit mehr als 20 Jahren. Auf die Idee, die Polizei nach den Zahlen zu fragen, sind wir übrigens in der Tagesspiegel-Redaktionskonferenz gekommen, weil mehreren Kollegen eine Häufung von Polizeimeldungen aufgefallen war, die von plötzlich auf die Fahrbahn gelaufenen oder geradelten Kindern handelten und von Autofahrern, die „den Zusammenstoß nicht verhindern konnten“ – abgesehen von einem, der einfach davonraste, nachdem er ein Kind auf dem Zebrastreifen gerammt hatte. Den ganzen Text zum Thema gibt’s hier.
Berliner Schnuppen
Telegramm
Das Nein der Bürger beim „Dialogprozess“ zur Bebauung des Tempelhofer Feldes war deutlich, aber ficht den Bausenator nicht an: Christian Gaebler (SPD) will trotzdem den städtebaulichen Wettbewerb für die Randbebauung forcieren. „Die Dialogwerkstätten hatten nicht das Ziel, über Pro oder Contra abzustimmen“, teilte er Tagesspiegel-Kollegin Teresa Roelcke gestern mit. Im Mai hatte es aus seiner Verwaltung noch geheißen, die Ergebnisse sollten die „Grundlagen für den Ideenwettbewerb“ bilden. Das gilt nun offenbar nicht mehr, nachdem das Bürgervotum nicht wie gewünscht ausfiel. Alles Weitere erfahren Sie hier.
Der vor den Checkpoint-Frühdiensten vor Monaten aus Berlin zum Schweizer Fernsehen geflüchtete Ex-Kollege Florian Schwabe macht auf eine Analyse des gemeinnützigen Consumer Choice Center aufmerksam, das Europas 50 meistfrequentierte Bahnhöfe unter Gesichtspunkten wie Zugfrequenz und -pünktlichkeit, Ticketverkauf, Barrierefreiheit und Gastro-Angebot bewertet hat. Gewinner ist wie im Vorjahr Zürich Hbf., bestplatzierter deutscher ist der Leipziger Hauptbahnhof auf Platz 10. Berlins bester ist der Hauptbahnhof auf Rang 14, gefolgt von Alex (15). Am unteren Ende der Liste rangieren (haha!) der Bahnhof Zoo (48) und das Ostkreuz auf Platz 50.
Berlins langsamste Straßenbahnlinie (die zugleich die meistgenutzte ist) ist noch ein bisschen langsamer geworden: Das Durchschnittstempo der M10 sank in diesem Jahr um ein weiteres Zehntel auf 14,2 km/h, teilen BVG und Verkehrsverwaltung auf Anfrage von Tino Schopf (SPD) mit. Von den 52 Ampeln entlang der Strecke zwischen Moabit und Warschauer Straße haben demnach 51 eine Vorrangschaltung für die Tram (die dann allerdings nicht im Autostau stecken darf). Die letzte, am Frankfurter Tor, soll noch in diesem Jahr nachgerüstet werden. Und an fünf Ampeln ist die Vorrangschaltung außer Betrieb – etwa wegen Bauarbeiten, Gleisschäden und eines Softwarefehlers, für dessen Reparatur die Verwaltung keine Prognose wagt.
Hier kommt ein bisschen ebenso unnützes wie beeindruckendes Berlin-Brandenburg-Wissen: Etwa 1100 Kubikmeter Wasser pro Sekunde fließen in diesen Tagen durch die Elbe in Wittenberge (= 2,5x so viel wie üblich); an der Oder in Eisenhüttenstadt sind es etwa 900 Kubikmeter pro Sekunde (= 4x so viel wie üblich). Zum Vergleich: Die Spree bringt aktuell knapp zehn Kubikmeter pro Sekunde nach Berlin (wie üblich), die Havel drei, die Dahme einen halben.
Während ausweislich jüngster Wahlergebnisse in Deutschland die Bereitschaft wächst, Putin die Ukraine zum Fraß vorzuwerfen, bleibt der Landesbetrieb Stromnetz Berlin stabil: Das Unternehmen hat der Ukraine weitere 31 hier ausgemusterte, generalüberholte Transformatoren gespendet, mit denen wenigstens ein paar der von Putins Truppen angerichteten Schäden an der Energieversorgung behoben werden können.
Noch was Erfreuliches: Der Mann mit dem größten Herzen von allen lädt auch in diesem Jahr zum großen Weihnachtsfest für Obdachlose ins Hotel Estrel. „Wir feiern Jubiläum (30 Jahre) und freuen uns drauf!“, schreibt der zeitweise schwer krank gewesene Frank Zander auf Facebook. Wer am 21. Dezember helfen will, kann sich im Oktober beim Orga-Team anmelden.
Jetzt singen wir alle gemeinsam ein Lied (die Jüngeren dürfen zuhören): „Jajaja jetzt wird wieder in die Hände gespuckt / wir steigern das Bruttosozialprodukt…“. Laut einer aktuellen Mitteilung des Statistikamts ist die Wirtschaftsleistung in Berlin im ersten Halbjahr (preisbereinigt) um 0,3 Prozent gewachsen – Platz vier im Ländervergleich und entgegen dem Bundestrend (-0,2%). Für den Vorjahresboomer Brandenburg meldet das Amt mit -0,4 Prozent sogar einen überdurchschnittlichen Rückgang.
Im Online-Fernsehen gibt’s heute um 17 Uhr eine Weltpremiere: Zum ersten Mal wird die Sitzung der Spandauer Bezirksverordneten live übertragen. In allen anderen Bezirken gibt es den Stream längst; in Spandau vergingen vom ersten entsprechenden Antrag des heutigen CDU-Stadtrates Thorsten Schatz bis zum Start 13 Jahre. Falls Sie nicht selbst reinschauen, lesen Sie die ausführliche BVV-TV-Kritik im nächsten Bezirksnewsletter des Kollegen André Görke.
Der Zaunbau zu Görli kann beginnen, die Masche des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg zog nicht: Das Bezirksamt scheiterte auch vor dem Oberverwaltungsgericht mit seinem Versuch, den vom Senat forcierten Bau des Zauns zu verhindern.
Die Beteiligung bei den jüngsten Wahlen war relativ hoch – und in Wahrheit noch höher, weil ein Teil der Briefwahlstimmen in keine Statistik eingeht. Das Tagesspiegel-Datenteam hat das Phänomen untersucht und schätzt allein für die Brandenburg-Wahl vom Sonntag rund 10.000 betroffene Stimmen. Mit dem steigenden Anteil der Briefwähler wird das Thema zunehmend relevant – auch wenn es sich nicht aufs Wahlergebnis auswirkt, weil es nur ungültige Stimmen betrifft. Die ganze Geschichte von Tagesspiegel-Kollegin Nina Breher gibt’s hier zu lesen.
Was Sie schon immer über Waschbären wissen wollten, wollte auch die SPD-Abgeordnete Sebahat Atli wissen. Wie viele Exemplare leben in Berlin? „Dem Senat liegen keine Zahlen dazu vor“, antwortet die Umweltverwaltung. Wie wird der Bestand überwacht? „Bislang nicht.“ Wie viele Beschwerden über „Verwüstungen“ gibt es? „Dazu liegen dem Senat keine Informationen vor.“ Welche Daten werden – Achtung! – „in Spandau und Berlin“ zum Waschbärenbestand erhoben? „Keine.“ Wie ist es mit Schäden beim Obst- und Gemüseanbau sowie in Gärten? „Keine Erkenntnisse.“ Und wo bekommen Waschbärverwüstungsbetroffene Schadensersatz? „Waschbären sind herrenlose Tiere (§960 BGB), zivilrechtliche Ansprüche auf Ersatz von Schäden durch Waschbären bestehen daher grundsätzlich nicht.“
Das Bezirksamt Pankow sucht per Ausschreibung einen Kontrolleur fürs Schulessen. Zu den Aufgaben gehören Betriebsbegehungen, Temperaturmessungen, der Check von Speiseplänen und die „Durchführung sensorischer Prüfungen“. Checkpoint-Servicetipp, falls Sie den Job bekommen: Nehmen Sie zu Außenterminen lieber eine Brotdose mit – wer weiß, wann’s wieder was gibt.
Zitat
„Lieber Joe, der Palast steht bei diesen Angriffen auf Dich als Mensch und Politiker wie eine Wand hinter Dir. Darauf kannst Du Dich 365/24/7 verlassen.“
Aus einer auf Facebook und Instagram veröffentlichten Solidaritätserklärung von Berndt Schmidt, Intendant des Friedrichstadtpalastes, an den von Israelhassern bedrohten Kultursenator Joe Chialo (CDU). Auf den in offiziellem Ton verfassten Teil der Erklärung folgt ein persönlicher.
Stadtleben
Verlosung – Heute haben wir was für Menschen, die lange nicht mehr in einem Berliner Hinterhaus waren: Wir verlosen 2x2 Karten für „Nachrichten aus dem Hinterhaus“ in der Berliner Kabarett Anstalt. Erzähler ist Matthias Egersdörfer und er nimmt Sie morgen (20 Uhr) mit zu sich nach Hause: Man muss durch die große Tür, dann geradeaus, durchs Tor, an den Abfalleimern vorbei, dann – vorbei an der alten Kastanie – über ein schmales Treppenhaus in den zweiten Stock hinauf. Dort haust er, hinter einer roten Eingangstür. Man hört die alte Nachbarin husten, einen Stock darunter heulen Kinder. Setzt man sich zum Egersdörfer an den Küchentisch, erzählt er bei einem Käsebrot gerne, was es im Haus gerade Neues gibt. Eintritt regulär ab 27,50 Euro (19,25 ermäßigt), Mehringdamm 34, U-Bhf Mehringdamm
Essen & Trinken – Wenn es je in Berlin ein visionär konzipiertes Restaurant gab, dann war es das „Vox“ im provozierend modernen Hyatt-Hotel. Mit seiner großzügigen Raumgestaltung, der offenen Küche und der integrierten Sushi-Theke nahm das Restaurant sämtliche metropolitanen Trends vorweg und boomte – eine Weile. Dann wechselten die Küchenchefs alljährlich, Restaurantkritiker gingen gar nicht mehr hin. Was aktuell ein Fehler wäre. Denn der neue Küchenchef Hugo Thiébaut, Ex-„Pauly Saal“, tischt puristische Gänge ohne viel Geschnörkel auf. Etwa ein perfekt gegartes Kabeljaufilet mit Bouchotmuscheln in Safran und halbgetrockneten Tomaten, einen gebeizten, gebratenen Miso-Lachs mit Gurkenterrine oder ein Perlhuhn mit Zucchinistreifen, Weintrauben, Grapefruit und Bohnenkraut-Jus – leise, leichte Küche, die Lust auf mehr macht. So-Do 18.30-22 Uhr, Fr/Sa 18.30-22.30 Uhr (Küchenschluss), Marlene-Dietrich-Platz 2, U-/S-Bhf Potsdamer Platz
Last-Minute-Lesung – Bestürzend aktuell: die Buchpremiere des Historikers Mohammad Sarhangi aus „Jahre der Angst, Momente der Hoffnung. Eine Gefühlsgeschichte der Migration“. Möglicherweise wird heute Abend – drei Tage nach der Landtagswahl im Nachbarland – das anschließende Gespräch im Heimathafen Neukölln noch wichtiger als die Lesung selbst (19.30 Uhr). Er analysiert, inwieweit die vielfältigen Erfahrungen der Migration die Gefühle von Migrant:innen prägen und formen – auch über Generationen hinweg. In dem Buch verwebt er seine eigenen Erlebnisse mit Interviews und autobiografischen sowie literarischen Publikationen; es geht um Angst, Scham, Wut, Sehnsucht und Hoffnung. Karten kosten 12 Euro, Karl-Marx-Straße 141, U-Bhf Karl-Marx-Straße
Noch hingehen – Italien – seit Jahrzehnten Sehnsuchtsort deutscher Tourist:innen und noch länger Inspirationsort zahlreicher Künstler und Künstlerinnen. Max Liebermann war zunächst skeptisch, war doch Holland seine Malheimat. So schrieb er in einem an den niederländischen Maler Jozef Israëls gerichteten Text: „Italien ist zu pittoresk.“ Dennoch bereiste er das Land, stellte regelmäßig dort aus, und die Uffizien baten ihn um ein Selbstbildnis. Die Ausstellung „Auf nach Italien! Mit Liebermann in Venedig, Florenz und Rom“ zeichnet seine, dann doch sehr starke und künstlerisch relevante, Beziehung zu Italien nach. Noch bis 7. Oktober, 10/6 Euro, Mi-Mo 10-18 Uhr (ab 1.10. bis 17 Uhr), auch am 3.10. geöffnet, Colomierstraße 3, S-Bhf Wannsee
Grübelstoff – Endlich den Flur streichen oder den Keller entrümpeln – haben Sie für Renovierungs- und Aufräumprojekte schon mal Urlaub genommen? Oder stemmen Sie so was an einem Wochenende?
Kiekste
„Friedenau, mon amour!“, schreibt uns Leserin Barbara Mardorf zu ihrer Aufnahme. Merci bien! Weitere Berlin-Bilder erreichen uns per checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
>Berlin heute
Verkehr – A10 (Nördlicher Berliner Ring): In der Nacht werden im Autobahndreieck Kreuz Oranienburg von 20 bis 5 Uhr folgende Überfahrten/Abfahren gesperrt:
• Abfahrt von der A10 auf die B96, in Fahrtrichtung Stralsund/Oranienburg (falls benötigt)
• Überfahrt von der A111 auf die A10, Fahrtrichtung Frankfurt O./Prenzlau
A113 (Schönefeld-Zubringer): Die Straße ist in Richtung Schönefeld von 21 bis 5 Uhr zwischen den Anschlussstellen Späthstraße und Schönefeld-Nord gesperrt. Alle Ein- und Ausfahrten sind in diesen Bereichen gesperrt (Arbeiten starten ab 20 Uhr).
Alt-Friedrichsfelde/Alt-Biesdorf (Friedrichsfelde): In Höhe der Märkische-Allee-Brücke ist ab dem Morgen in beiden Richtungen bis Anfang Oktober jeweils der linke Fahrstreifen gesperrt.
Adlergestell (Grünau): Heute und Donnerstag ist die Fahrbahn jeweils von 8 bis 16 Uhr stadtauswärts auf einen Fahrstreifen verengt.
Straße des 17. Juni (Tiergarten): Ab 6 Uhr ist die Straße – bis 1.10., ca. 18 Uhr – nun auch in beiden Richtung bis Großer Stern gesperrt. Auch die Yitzhak-Rabin-Straße ist von der Sperrung betroffen.
Königstraße (Zehlendorf): In Höhe der Einmündung Kronprinzessinnenweg ist bis Freitag die Fahrbahn in beiden Richtungen auf jeweils einen Fahrstreifen verengt.
Nahverkehr – U2: Bis 28.10. ist die Linie zwischen U Ruhleben und U Theodor-Heuss-Platz unterbrochen.
Tram 60: Die Linie ist von 9 bis 13 Uhr zwischen Hirschgartendreieck und Bölschestraße unterbrochen.
Regionalverkehr – RE7: Die Züge fallen in der Nacht von 20 bis 1.15 Uhr in verschiedenen Abschnitten zwischen Berlin Wannsee und Lübben (Spreewald) aus.
Demonstration – Für heute sind 23 Demos angemeldet (Stand 24.9., 13.30 Uhr), u.a. „Öffentliche Gesangsprobe des Meckerchor bezugnehmend auf die 50% Prozent Kürzung der Freien Kultur“: 20 Menschen, Meckerchor, Willy-Brandt-Straße 1 (9-10 Uhr)
„Streikversammlung im Rahmen der Tarifrunde Öffentliche Banken 2024 – Information und Protest der Mitarbeitenden nahe des KfW-Standorts Berlin“: 50 Protestierende, DBV, Bebelplatz 2 (13-14 Uhr)
„Krankenhausreform stoppen“: 20 Protestierende, Gemeingut in BürgerInnenhand e.V., Konrad-Adenauer-Straße 1 (14-15 Uhr)
„Wir wollen sicher zur Kita kommen. Für einen Zebrastreifen Teupitzer Straße/Kiehlufer“: 50 Menschen, Kiehlufer/Teupitzer Straße, Rathaus Neukölln (14.15-17.15 Uhr)
„Für Frieden, Freiheit, Souveränität. Aufarbeitung der Corona Zeit und der damit verbundenen mRna Therapie. (...)“: 5.000 Demonstrierende, Freie Geister 4G, Alexanderplatz (17.30-23 Uhr)
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Tanja Dückers (56), Journalistin und Schriftstellerin, in „Mein altes West-Berlin“ (2016) reflektiert sie ihre Kindheit und Jugend im West-Berlin der 1970er- und 1980er-Jahre / „King Jérôme, ich wünsche dir Gesundheit und keine Termine. Auf ein weiteres wundervolles Jahr <3 Christina, Lotti, Erik, Jay“ / „Happy B-Day, Jérôme! Möge dein Jahr rund laufen wie deine Waschmaschine und so entspannt sein wie eine Zugfahrt mit Jacky Cola! Lass es krachen, du Saubermeister! Dine, Ivy, King, KJ“ / „Lieber Jérôme, heut ist dein Tag, wir feiern dich, weil jeder dich mag! Mit Christina und Lotti an deiner Seit’, bringst du Lachen und Freude stets weit. Deine Ceci, Olli und Loki“ / „Christa Peter, Lehrerin i.R. – immer noch aktive Gemeindelektorin und Flüchtlingsbetreuerin – alles Liebe zum 70. Geburtstag. Danke, dass Du Dein Leben mit mir teilst. Ulli“ / „Liebe Petra, zu Deinem 70. Geburtstag alles Liebe und Gute und noch viele schöne Jahre für uns. Dein Konni“ / Theresa Simon (26), Basketballprofi, spielt für Alba Berlin / Judith Steinert (29), Fußballprofi, Abwehrspielerin bei Union Berlin
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Prof. Dr. Wolfgang Arlt, * 1. November 1934, verstorben am 4. September 2024 / Dagmar Bertram (geb. Kühling), * 8. Juli 1941, verstorben am 4. September 2024 /Helga Kosnick-Stan, * 26. Dezember 1936, verstorben am 31. August 2024 / Dr. Arssam Montacer-Kuhssari, * 28. August 1930, verstorben am 12. September 2024 / Dieter Sommerlatte, * 14. Februar 1939, verstorben am 15. September 2024
Stolperstein – Albert Brust (* 1899) war Maschinenschlosser. Er war verheiratet mit Agnes Jänicke, die Ehe blieb kinderlos. Er war Mitglied in der Gewerkschaft, der RGO (Revolutionäre Gewerkschaftsopposition) und der KPD. Ab 1936 wurde er von Rheinmetall-Borsig eingestellt und schloss sich dort einer Gruppe von Arbeitern an, die u.a. Flugblätter gegen die NS-Diktatur verteilten. Brust wurde im August 1941 erstmals von der Gestapo verhaftet, aber wieder freigelassen. Am 8. November 1943 wurden alle Mitglieder der Gruppe verhaftet, fast alle wurden wegen Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode verurteilt, auch Albert Brust. Das Urteil wurde am 25. September 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden vollstreckt. An Albert Brust erinnert ein Stolperstein in der Berliner Straße 26 in Tegel.
Wer in Berlin über die Gedenktafeln stolpert und mehr wissen will: Mit einem Klick gelangt man über die App „Stolpersteine – Die Schicksale“ zu den Biografien der Verfolgten.
Encore
Aal back in Berlin! Bei fischfreundlichem Wetter wurden gestern 285.000 winzige Aale (à 7 Gramm) in den Uferzonen von Havel, Spree und Dahme ausgesetzt. Die Fischlein wurden laut Umweltverwaltung Ende 2023 an französischen Flussmündungen gefangen und seitdem in Aquakultur gepäppelt. Der insgesamt fast 100.000 Euro teure Shuttleservice ist nötig, weil der natürliche Weg der in der Karibik (und nur da!) schlüpfenden Aale via Atlantik bis in die Oberhavel und nach Schmöckwitzwerder-Süd durch Schleusen versperrt ist.
Für diesen Checkpoint die Angel ausgeworfen haben Isabella Klose (Recherche) und Antje Scherer (Stadtleben). Lea-Marie Henn hat als Frühproduzentin den Fang zubereitet. Morgen taucht hier Ann-Kathrin Hipp auf. Machen Sie’s gut!
Ihr Stefan Jacobs