Willkommen am Ende dieser Woche, die bis zum Schluss so spannend bleibt wie sie begonnen hat. Der Auftakt war ja im Wortsinne aufregend, denn so deutlich wie HC Strache hat vorher noch keiner der sogenannten Patrioten kundgetan, zu welchen Konditionen er sein Land verticken würde. Die Hoffnung, dass das Ibiza-Video den Europazerstörern ernsthaft schaden könnte, dürfte wohl naiv sein – die Solidaritätsbekundung der AfD hat’s ja gezeigt, und in die Facebook-Filterblasen der echten Fans diffundiert vermutlich wenig, was ihr Weltbild ins Wanken bringen könnte.
Allerdings wirkt sich die Videogeschichte vielleicht doch aufs Wahlergebnis aus: Indirekt, weil noch mehr Leuten klar geworden ist, dass man notfalls lieber nach dem Prinzip des kleineren Übels was Demokratisches wählen sollte, als durch trotziges Zuhausebleiben zu riskieren, dass die EU Straches Konsorten anheimfällt. Vielleicht hat der tschechische Präsident Milos Zeman dasselbe gemeint, als er Nichtwähler gestern warnte: „Wenn die Menschen nicht zur Wahl gehen, riskieren sie, dass andere zur Wahl gehen und ihnen die Hölle auf Erden bereiten.“
Vielleicht hat er auch die Briten gemeint, die womöglich kurz vor dem No Deal (oder, wie Börsianer sagen: Going May and sail away) noch darüber abstimmen durften, wie sie sich das Europa vorstellen, mit dem sie (bzw. ca. die Hälfte von ihnen) nichts mehr zu tun haben möchten. Dieser Umstand gehört zu den Dingen, die es einem gerade schwer machen, dieses eigentlich grandiose Jahrhundertprojekt EU zu lieben.