Aus Anlass des „Anti-Prokrastinationstags“ schauen wir uns zu Beginn gleich mal an, was in der Berliner Verwaltung (Motto: Was du heute kannst besorgen, das verschieb‘ auf übermorgen) im Sommer so alles liegen geblieben ist… ah ja, hier zum Beispiel, die „Anträge auf gebührenfreie Genehmigungen für die Sondernutzung öffentlicher Straßenflächen”, die Kneipen und Restaurants besser durch die Pandemie bringen sollten (wegen der Ansteckungsgefahr in den Innenräumen). In Pankow wurden von 217 Anträgen bisher gerade mal 89 bearbeitet (bei 52 Genehmigungen). Und in Mitte liegt der älteste, nicht bearbeitete Antrag bereits seit dem 29. Juni vor – da ist inzwischen das Bier schal und die Suppe kalt. Die Anträge zur Corona-bedingten Sondernutzung haben übrigens ein Verfallsdatum: Sollten sie genehmigt werden, gelten sie bis maximal zum 31.10. (Q: Anfrage Pankow Roland Schröder, Mitte Taylan Kurt).
Bloß gut, dass Heiligabend auch in diesem Jahr auf den 24. Dezember fällt – denn der Senat hat den Beginn der Weihnachtsferien kurzfristig umgeplant und auf genau diesen Tag verschoben (nur die bayerischen Feiertagskönige und NRW machen es ebenso). Damit komprimiert der Senat den kompletten Weihnachtsreiseverkehr zwischen Schulende und Bescherung auf gerade mal 24 Stunden.
Warum das so ist, erklärt hier per Mail eine Mitarbeiterin der Bildungsverwaltung:
„Die Weihnachtsferien beginnen im Schuljahr 2021/2022 erst am 24.12.2021. Dies ist für alle Personen, die zu Heiligabend ihre Familie außerhalb Berlins besuchen möchten, zugegebenermaßen nicht optimal. In der Regel werden Gesichtspunkte wie Reisezeiten für Familienbesuche bei der Planung der Ferien auch berücksichtigt. So war ursprünglich der Beginn der Weihnachtsferien auch für den 23.12.2021 festgelegt, jedoch musste dieser nachträglich noch einmal verschoben werden. Dies liegt darin begründet, dass erst nach Abschluss der Ferienplanung für 2021/2022 mit der Einführung des Feiertages am 8. März der 7. März 2022 als Brückentag zum Ferientag erklärt wurde. Um die Gesamtzahl von 75 Ferientagen entsprechend den Vorgaben des Hamburger Abkommens einzuhalten, wurde der Beginn der Weihnachtsferien deshalb nachträglich vom 23.12.2021 auf den 24.12.2021 verschoben.“
Da haben wir also Glück gehabt, dass die Frauentagsbrücke nicht noch länger geworden ist. Ein Weihnachtsferienbeginn am 25., 26. oder gar 27. Dezember hätte allerdings auch einen gewissen Stadtmarketingwert („Berlin bleibt anders“), so dass in dieser Hinsicht nichts auszuschließen ist – unsere Vorschläge für zusätzliche schul- und arbeitsfreie Feiertage in Berlin (auf Grundlage der Liste internationaler Aktionstage): Tag der indigenen Völker (09.08.), Tag des Fahrrads (03.06.) und der Tag der Jogginghose (21.01.). Apropos Jogginghose: Heute beginnt die Fashion Week.
Übrigens: Der 1. und der 2. Weihnachtsfeiertag fallen in diesem Jahr auf Sonnabend und Sonntag. Dafür enden die Ferien aber auch schon offiziell am 31.12. Da können wir es zum 1. Feiertag des Jahres, praktischerweise auch das ein Sonnabend, mal wieder so richtig krachen lassen (und am lautesten feiert die Feiertags-allergische IHK).
Der Einkauf beim Discounter kann in Berlin ganz schön teuer werden – diese Erfahrung machte gerade eine Checkpoint-Leserin. Sie hatte ihr Auto um 10 Uhr auf dem Netto-Parkplatz in der Heilbronner Straße abgestellt, das Mineralwasser eingeladen – aber war dann nicht gleich wegfahren. Das ist nicht erlaubt, der Parkplatz ist privat. Als sie am Nachmittag zurückkam, war der Wagen weg. Naheliegende Vermutung: abgeschleppt. Was dann geschah, klingt allerdings nicht einfach nur wie das ärgerliche Ende eines Einkaufs, sondern eher wie die Lösegeldübergabe inklusive Schnitzeljagd nach einer Entführung.
Bei Netto gab man ihr die Nummer eines anonymen Abschleppdienstes, von dort schickte ihr ein ebenso anonymer Mitarbeiter einen Barcode aufs Handy, mit dem sie an der Kasse ausgewählter Supermärkte (u.a. Rewe, dm, Penny, nicht aber bei Netto in der Heilbronner Straße) eine Summe von 238 Euro zahlen sollte. Erst, wenn das Geld eingegangen sei, würde ihr der Standort des Autos verraten. Die Kundin verzichtete darauf, die Polizei einzuschalten (davon raten Entführer ja immer ab), lief innerhalb von 12 Minuten zu Rewe am Kurfürstendamm (wo ihr gesagt wurde, dass sie da heute nicht die erste sei), zahlte dort das Lösegeld, rief wieder beim anonymen Abschleppunternehmen an und bekam daraufhin eine SMS mit einer Adresse zugeschickt (Johannaplatz in Grunewald, 22 Min. Fußweg).
Wir haben bei Netto nachgefragt, dort wurde das Vorgehen „nach 5 bis 6 Stunden“ als „branchenüblich“ bezeichnet, und: „Die Abwicklung über viacash dient der Beschleunigung des Zahlungsverkehrs und bietet den Vorteil, dass Personen, die ihr Auto widerrechtlich abgestellt haben, ohne großen zeitlichen Aufwand an ihr Fahrzeug gelangen.“ Die Rechtsprechung dazu ist übrigens klar: Das Vorgehen ist legal (BGH V ZR 102/15).
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Der isländische Pianist Víkingur Ólafsson spielt an drei Abenden Werke von Mozart am Konzerthaus Berlin. Für zwei Konzerte gibt es noch Karten: Am 9. September für das glanzvolle Klavierkonzert KV 488 mit dem Konzerthaus Kammerorchester und am 11. September für sein Rezital zur neuen CD, die er Mozart und Zeitgenossen widmet.
Nach dem Motto „Wenn wir hier schon nicht gewinnen, treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt“ (Rolf Rüssmann) ziehen Grüne und Linke in den Bildungswahlkampf – sie wollen die beliebten 5. und 6. Gymnasialklassen schließen. Arnd Niedermöller, Vorsitzender des Verbands der Oberstudiendirektoren (VOB) und Leiter des Immanuel-Kant-Gymnasiums in Rummelsburg, hält das für fatal: „Werden die Gymnasien gestutzt, ist dies ein Förderprogramm für Privatschulen, bei denen der Geldbeutel der Eltern über den Zugang entscheidet.“ Und das bleibt auch so: Die überfällige Reform der Privatschulfinanzierung, die auch weniger wohlhabenden Familien den Zugang erleichtern sollte, scheiterte am Koalitions-Hickhack. Immerhin bleibt für Rot-Rot-Grün so das alte Feindbild erhalten – und am Berliner Bildungsdesaster sind damit immer die anderen schuld.
Trotz des Wahl-O-Mats wissen viele immer noch nicht, wen oder was sie wählen sollen – aber vielleicht hilft ja der Chatbot des Bundestags weiter („Ich beantworte gerne Ihre Fragen“). Hier das Ergebnis unseres Versuchs, etwas mehr Klarheit zu schaffen (Antworten alle original):
Wer ist Armin Laschet? „Armin ist, soweit ich weiß, ein Vorname.“
Hm, so kommen wir ja nicht weiter – dann also gleich mal ins Volle:
Welcher Kandidat ist am sympathischsten? „Ach ja, die Kandidaten – ein faszinierendes Gesprächsthema.“
Oje… ok – na dann: Wäre Söder der bessere Mann für die Union gewesen? „Wie kommen Sie jetzt auf das Thema ‚Männer‘?“
Pfff… Und was ist mit Habeck, wäre der besser für die Grünen gewesen? „Als neutraler Berater möchte ich mich nicht zu politischen Fragen äußern.“
Na gut, aber wem soll ich denn jetzt meine Stimme geben? „Keine Ahnung, ehrlich gesagt.“
Na dann, letzter Versuch: Wie lautet die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest? „Hihi.... Der Informatikertest, aber darauf falle ich nicht rein... Die Antwort auf die allumfassende Frage ist ... 42.“
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Die besten Ideen für eine moderne Verwaltung - die Pläne der Kanzlerkandidaten für eine Staatsreform - 400 Sprecher & 150 Sessions: Lassen Sie sich inspirieren und seien Sie dabei beim Creative Bureaucracy Festival 2021. Digital vom 13.-17. September. Täglich 13- 14 Uhr Highlight Hour mit Astrid Frohloff & Charles Landry.
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Seit Jahren nervt es, dass sich bestimmte Websites der Bezirke nicht richtig verlinken lassen – das Klickergebnis ist rot, der Text immer derselbe: „Die Seite wurde nicht gefunden.“ Wenn es nur um Anfragen und Drucksachen geht, ist das allenfalls lästig. Wenn das Bezirksamt allerdings wegen positiver Corona-Tests per Mail Quarantäne anordnet, und der Link zum Merkblatt, das als „Bestandteil der Anordnung“ klassifiziert wird, bekanntlich so nicht funktioniert („Die gewünschte Seite wurde möglicherweise entfernt oder umbenannt, oder sie ist vorübergehend nicht erreichbar“), dann ist das schon grob gefährliche Fahrlässigkeit. Sollte sich irgendwer verantwortlich fühlen in der Hauptstadt der organisierten Unzuständigkeit: Das wäre jetzt ein guter Zeitpunkt zum Handeln.
Berliner Schnuppen

Telegramm
Das Comeback des Jahres: Von Dezember an sollen wieder Fernzüge am Bahnhof Zoo abfahren – u.a. morgens ein ICE-Sprinter nach Köln (unter 4h Fahrzeit), der abends sogar zurückkommt (wenn er nicht ein Fall fürs Betriebsstörungsbingo wird). Es kommentiert Annette Humpe: „Bahnhof Zoo, mein Zug fährt ein, ich steig aus, gut, wieder da zu sein.“
Bodo Pfalzgraf, früher Mitglied rechtsextremer Organisationen (Republikaner, Hoffmann-von-Fallersleben-Bildungswerk), heute Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, hat vom Polizeipräsidium zu Unrecht die persönlichen Daten eines Beschwerdeführers übermittelt bekommen – die Datenschutzbeauftragte stellte jetzt einen Verstoß fest und will das Vorgehen der Polizei in solchen Fällen „grundsätzlich“ prüfen
Ach, und falls Sie mal sehen wollen, wie Bodo Pfalzgraf aussieht: Hier posiert er mit Franziska Giffey (die entweder seine Geschichte nicht kennt oder der sie egal ist).
CDU-Fraktionschef Burkard Dregger kann sich übrigens eine Zusammenarbeit mit der SPD-Spitzenkandidatin „sehr gut vorstellen“ – im Interview mit dem Tagesspiegel sagt er: „Viele wissen, dass das, was Frau Giffey derzeit vertritt, CDU pur ist.“ Ja stimmt denn das? Der Senats-Chatbot Bobby (ja, auch den gibt’s noch) kann uns da jedenfalls nicht weiterhelfen: „Zu Ihrer Anfrage liegen mir leider keine näheren Informationen vor.“
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Mit 1,1 Milliarden Euro will die Bundesregierung die Batteriefabrik von Tesla in Grünheide fördern. Aber sind E-Autos wirklich so viel effizienter? Adrian Grasse und Kathrin Witsch haben nachgerechnet – ihren Bericht finden Sie hier (Abo).
Im Quarantänestreit um die Schulen ziehen die Amtsärzte gegenüber Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci jetzt die Laienkarte: „Fachlich können Ärzte nicht der Weisung von Nichtärzten unterliegen“, sagt Gudrun Widders aus Spandau. Kalayci ist Wirtschaftsmathematikerin – und hatte sich bereits vor einiger Zeit ausgerechnet, dass ihre Amtszeit in diesem Jahr zu Ende geht.
Die folgende Polizeimeldung klingt so, als hätte sie meine Oma in den 50ern verfasst: „Im Mauerpark ereignete sich gegen 21.15 Uhr ein Überfall auf einen 16-Jährigen. Mehrere Halbstarke umringten den Jugendlichen, schlugen ihm ins Gesicht und raubten Geld. Ihre Flucht war nur von kurzer Dauer, da fünf von ihnen im Alter von 14 bis 18 Jahren noch im Park von Zivilkräften festgenommen werden konnten.“ Nach CP-Informationen ist noch unklar, welche Rolle die dabeistehenden Backfische hatten. Horst Buchholz und Karin Baal sollen jedoch ein Alibi haben.
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Jüdisches Leben ist ein konstitutiver Teil unserer Geschichte und Gegenwart – diese Fülle an kulturellem und religiösem Erbe gilt es im Jubiläumsjahr 2021 auf einer Spurensuche mit Begegnungen, Lesungen und Expertengesprächen in Köln und Osnabrück zu entdecken. Jetzt auf Tagesspiegel-Reisen.
Die Wasserbetriebe sehen „in der Nachprüfung der für 2020 beantragten und erhaltenen Kurzarbeitergelder“ ein finanzielles Risiko – das geht jedenfalls aus dem Geschäftsbericht hervor.
Hier der Inhalt des Rucksacks, den ein Mann bei der Flucht vor der Polizei auf einem Kinderspielplatz verstecken wollte: 415 Tabletten Ecstasy, 175 Gramm Kokain, 1500 Euro.
Gestern Abend kurz erschrocken, dass ich die Startelf der Nationalmannschaft nicht komplett auswendig aufsagen konnte (6:0 gegen Armenien). Dann beruhigt festgestellt, dass Friedrich Merz im „Bericht aus Berlin“ nicht alle acht Mitglieder von Armin Laschets Kompetenzteam einfielen („Also, wir beide werden jetzt mal hier nicht albern“) – dass er selbst dazu gehört, hatte er immerhin noch parat. Ich habe dann gleich noch den Chatbot des Bundestags (siehe oben) gefragt, ob er Merz helfen könne – seine Antwort: „Worauf wollen Sie hinaus?“
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Investitionen in die klimaneutrale Zukunft
Diskutieren Sie u.a. mit Dr. Felix Matthes (Öko-Institut), Dr. Frank Possmeier (Uniper) und Dr. Henrik Pontzen (Union Investment) beim ersten Tagesspiegel Debate.Energy Talk am 21. September 2021, 12.00 -13.15 Uhr.
Zur Anmeldung.
Ha! Die Bahn will unser beliebtes „Betriebsstörungsbingo“ offenbar in einer Version für Minderjährige herausbringen – oder was sonst sollen wir davon halten, dass jetzt eine Agentur für die „Kinder- und Jugendkommunikation/-marketing“ gesucht wird (Ausschreibungs-Nummer 21FEA54312)?
Eine schöne neue Rubrik haben wir weiter unten in der Abteilung „Berliner Gesellschaft“ für Sie: Unter „Geboren“ begrüßen wir kleine Neuberlinerinnen und -berliner. Also, falls Sie gratulieren, begrüßen oder die Geburt Ihres eigenen Kindes im Checkpoint bekannt machen möchten, schreiben Sie uns an checkpoint@tagesspiegel.de – wir freuen uns darauf!
Nachtrag zur Meldung „Pilotbezirk im Blindflug“ (CP vom 03.09.) – IT-Staatssekretärin Sabine Smentek schreibt uns dazu:
„Was ist besser, wenn der Weltmarkt zu wenig Laptops liefert – einer kann Homeoffice machen und die Kinder betreuen und alle anderen gucken in die Röhre? Oder 5 teilen sich eines? Wir fanden die 2. Lösung besser. Mehrere hundert Laptops gibt es auch nicht bei Saturn im Lager. Und eine Preisfrage: Gehen kleinere Einzelbestellung von über 20 Verwaltungen schneller oder eine Großbestellung des Landes Berlin? Wir sind sicher, dass die zentrale Großbestellung Priorität hat.“
Zitat
„Ich mache dann jedenfalls keine Weltreise, ich kaufe mir auch kein Klavier.“
Michael Müller über sein künftiges Leben als Bundestagsabgeordneter (Q: „Morgenpost“)
Tweet des Tages
Das Gefühl, wenn du beim Wegwerfen 13 Jahre alter Steuerunterlagen den Kontoauszug mit den 500 Euro Warmmiete für 2 Zimmer in Berlin-Mitte Bestlage findest.
Stadtleben
Neu in Charlottenburg – Zwei Meter vom brummend-kultigen Lon Men’s Noodle House zu eröffnen, scheint gewagt. Doch: Quillt das winzige taiwanische Lokal von Reisnudelsuchenden nur über, so sind auch die Nachbartische geschwind randgefüllt. Dabei muss sich das schicke Vegang nicht vor der berlinbekannten Konkurrenz verbergen – veganen Lachstartar, pflanzliche „Ente“ und jede Menge Tofu kredenzt das Lokal unter tiefroten Sonnenschirmen, Vogelkäfigen und Wandgarten. Wer die Freiluft vorzieht, kostet Reis- und Nudelbowls („Rice Rice Baby“, „Send Noodes“) inmitten des Kantstraßengehwegs und betrachtet den immerwährenden Zug extravaganter Studierender, Urberliner Paare und freudig aufgeregter Touristen. Dazu Moscow Mule und Aloe Vera-Saft – zu probieren täglich von 12-23 Uhr in der Kantstraße 33, S-Bhf Savignyplatz.
Geschenk – Heute aus der fabelhaften Kategorie „Hast du den Bon noch?“: Stress und Alltagshast zu bändigen, will geübt sein. Doch wer bei der Meditation stets wegnickt und auch beim dritten Sonnengruß-Versuch noch ungelenk von der Yogamatte rutscht, muss kreativ werden – und Rasenmähen! In einem Selbstversuch hat unser Kollege Lars Spannagel eine Runde im „Lawn Mowing Simulator“ gedreht, der Entspannung und Eskapismus verspricht: Das Videospiel lädt gehetzte Städter auf schnieke virtuelle Rasenmäher, die es möglichst elegant durch noble englische Gärten zu steuern gilt („An authentic mowing experience“). Ist auch der letzte Halm getrimmt, winkt der nächst-gigantischere Mäher als Belohnung – und ein neuer Auftrag nach dem anderen. Gemäht werden darf für 30 Euro, für Einblicke bitte hier entlang. Frohes Nichtstun!
Plätze sichern – Schon ab kommendem Jahr sollen die verwucherten Wege des verlassenen Spreeparks langsam ihre Einsamkeit verlieren. Bis 2026 soll das Gelände als Kunstraum vollständig wiedereröffnen – Teile des Parks werden lange vorher ihre Tore aufstoßen. Vom 18.-19. September ruft der Park daher sein künftiges Publikum auf seine verwilderten Wiesen: Im Trubel der Spreepark-„Labortage“ bringt das Gelände sein neues Konzept an kritische Berliner. In Führungen, Talks und Ausstellung informiert die Trägerin Grün Berlin über Pläne, Ideen und Spinnereien – anschließend dürfen Live-Hörspiel, Poetry Slam und Kopfhörer-Konzert besucht werden. Ohne Anmeldung geht nix: Kostenlose Plätze sind unter diesem Link zu haben.
Noch Hingehen – Last Call! Noch zwei Wochen, um durch endlose Kunsthallen zu wandeln: Bis zum 19. September lädt der Flughafen Tempelhof zur Großausstellung „Diversity United“, in der selbst Kiefer und Eliasson nicht fehlen. Stattliche 85 Kunstschaffende lassen Besucher entlang aberdutzender Gemälde, Monitore und Installationen flanieren, die Europas Identitäten und Fragen sezieren – ob in verwischter Landkarte oder apokalyptischer Eisbär-Collage. Sind sämtliche Objekte erwandert, geht es weiter in die Sonderausstellung „Be Aware“, die sich der Sichtbarkeit von Frauen in der Kunstgeschichte widmet. Nichts wie hin? Tickets für den Europaschau-Endspurt erstehen Sie für zehn Euro hier, geöffnet ist montags und mittwochs von 12-18 Uhr sowie donnerstags bis sonntags von 12-20 Uhr.
Grübelstoff – Hinaus aus der Hektik – nicht nur im trägen Simulator: Wo ist Berlin so seren-verschlafen, dass Stress und Weltschmerz einen flinken Augenblick verfliegen?
Berlins Spitzenkandidat:innen-Check
5 x 1: Zehn Wochen lang haben wir den Spitzenkandidat:innen von CDU, FDP, Grüne, Linke und SPD eine Frage gestellt, die sie mit nur einem Foto beantworten durften. Unsere letzte Frage zum Abschluss: Wo sehen Sie sich im Jahr 2026? Es beginnt Klaus Lederer (Linke).

Foto: DIE LINKE. Berlin
Berlin heute
Verkehr – Ganz Berlin: Aufgrund des Lokführerstreiks ist der S-Bahn-Verkehr noch bis Dienstagmorgen (2 Uhr) stark beeinträchtigt – bitte planen Sie mehr Zeit ein.
Hasenheide (Kreuzberg): Zwischen Fichtestraße und Körtestraße ist in Richtung Südstern nur eine Spur befahrbar (bis August 2022).
Seydlitzstraße (Moabit): Zwischen Rathenower Straße und Claire-Waldoff-Straße ist für beide Richtungen nur ein gemeinsamer Fahrstreifen verfügbar (bis Mitte November).
Dudenstraße (Tempelhof): Im Kreuzungsbereich auf Höhe Platz der Luftbrücke sind in Richtung Columbiadamm nur zwei Spuren befahrbar (für ca. zwei Wochen).
Altensteinstraße (Dahlem): Auf Höhe Wildenowstraße kommt eine Baustellenampel zum Einsatz (bis Ende September).
Mitte – Tiergarten: Aufgrund einer Demonstration zwischen Brandenburger Tor und John-Foster-Dulles-Allee kommt es zu Verkehrseinschränkungen (18-20 Uhr).
Blankenfelde – Mitte: Zwischen 12.30 und 18 Uhr rollt ein Fahrradkorso über die Schildower Straße durch den Norden Berlins bis zum Pariser Platz.
Kreuzberg – Mitte: Zwischen 17 und 18 Uhr fährt auch hier ein Fahrradkorso von der Kottbusser Straße bis zum Brandenburger Tor.
Demonstration – Die Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GDL) ruft auf den Washingtonplatz: Unter dem Motto „Aktuelle Auseinandersetzung mit dem DB Konzern“ versammeln sich 400 Personen am Hauptbahnhof (14-16 Uhr). „Wir sitzen alle im selben Zug“, meinen 100 Protestierende der Ortsgruppe S-Bahn Berlin und ziehen in einer Zubringerdemo von der Langen Straße bis zur Kundgebung (12-14 Uhr). „Für eine konsequente Klimaschutzpolitik“ demonstrieren 200 Teilnehmende zwischen Platz des 18. März und Bettina-von-Arnim-Uffer (18-20 Uhr, angemeldet durch „Berlin4Future“), 100 kommen per Fahrraddemo vom Kottbusser Tor angeradelt (17-18 Uhr). 150 Personen fahren bereits ab 12.30 Uhr mit dem Fahrradprotest „Ohne Kerosin nach Berlin“ von der Landesgrenze B96a bis zum Brandenburger Tor (bis 18 Uhr). Auf dem Pariser Platz diskutieren Berliner Spitzenkandidierende anlässlich des „Berliner Sozialgipfels“, es werden 200 Zuhörende erwartet (17-19 Uhr, angemeldet durch den DGB Berlin Brandenburg). „Rechte für Migrant_innen in Deutschland“ fordern 100 Demonstrierende in der Badenschen Straße 10 (13-15.30 Uhr). Unter dem Motto „god loves me und wie ich daraus Hoffnung erfahre“ kommen 20 Personen am Kottbusser Tor zusammen (11.30-18 Uhr, angemeldet durch „Operation Mobilisation“).
Gericht – Der Prozess gegen einen Mann aus dem Remmo-Clan, der mit Komplizen vor einer Bankfiliale auf dem Kurfürstendamm einen Geldtransporter einer Sicherheitsfirma überfallen hatte, geht weiter. Maskiert, bewaffnet und als Müllmänner getarnt sollen die Räuber rund 650 000 Euro erbeutet haben. Der 31-jährige Angeklagte hat seine Beteiligung gestanden (9.30 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 739).
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Ute Baunemann, „Sehr liebe Ehefrau, Mutter und Doppeloma“ / Klaus Eschen (82), u.a. Mitbegründer des Sozialistischen Anwaltskollektivs und Landesverfassungsrichter a.D. / „Liebe K., es ist dein Geburtstag, aber mein Glück, dich zu haben. Bald zu dritt. Dein A. & klein A.“ / Herwig Mitteregger (68), Rockmusiker, -sänger, Songschreiber und Produzent / Benny Morr (34), „Mein lieber Pandi, ich wünsche dir von Herzen alles Gute und ein tolles neues Lebensjahr. Deine Marmota“ / Carsten Podlesch (52), ehem. Radrennfahrer / Bernd Römer (69), Rockmusiker / „Mit Herrn Claus Seydler gratuliere ich einem charmanten und sachkundigen Berater und Verkäufer für Sportausrüstungen im Tennis. Claus, herzlichen Glückwunsch und ganz viel Erfolg in allen Lebenslagen! Achim Melchior“
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Geboren – „Hiermit gratulieren wir unserem neuen Enkelkind Joon Fiete herzlich zur Geburt und wünschen ihm, seinem Bruder Thies Hinnerk und den stolzen Eltern eine glückliche gemeinsame Zukunft! Die zufriedenen Großeltern Jutta und Michael aus Lübeck“ / „Wir begrüßen die neue ‚Neu-Westenderin‘ Mia, die uns hoffentlich bald von ihren Eltern Catarina und Francesco im ‚Il Cardinale‘ – unserem Lieblingsitaliener – vorgestellt wird. Heike und Rüdiger“ / „Unserer Tochter Emy Viktoria Livi Augustine Freiin Roeder von Diersburg erblickte am 21.06.21 das Licht der Welt“ / „Wir gratulieren Leia Rompf, die am 30. August zur Welt kam. Gratulation an die stolzen Eltern. Bärbel und Hans“
Gestorben – Pedro Gereon Donig, * 28. Januar 1949 / Beate Iwanowski, * 17. Juli 1935 / Siegfried Matthus, * 13. April 1934, Komponist, Dramaturg und Gründer der Kammeroper Schloss Rheinsberg / Roswitha Paeslack, * 14. August 1940
Stolperstein – Kurt Albert Herzstein (Jg. 1907) wohnte in Hewaldstraße 8 in Schöneberg. Ab Juni 1941 wurde er im niederländischen Schoorl interniert, aus dem ihn die Nationalsozialisten zu einem nicht bekannten Zeitpunkt ins KZ Mauthausen (bei Linz) deportierten. Dort wurde er am 6. September 1941 im Alter von 34 Jahren ermordet.
Encore
Zum Schluss eine gute Frage: „Was zieht Ösis nach Berlin?“. Der „Standard“ hat sechs von ihnen befragt. Der Unternehmer Christian Ankowitsch (Kaffeezubehör „Moka Consorten“ in Schöneberg) z.B. sagt, er schätze den „trockenen, aggressiven Humor“ (im Checkpoint unter der Rubrik „Berlin, aber Schnauze“ zu finden) – als er neu in Berlin war, fragte er einen Passanten, wo das Postamt sei. Die Antwort: „Mir doch egal!“
Ganz und gar nicht egal war es heute Matthieu Praun (Recherche), Lotte Buschenhagen (Stadtleben) und Kathrin Maurer (Produktion). Wir sehen uns hier morgen früh wieder – bis dahin,
