das war gestern ein ganz schlechter Tag –als entspringe Corona einem Märchen der Gebrüder Grimm, hatte sich SARS-CoV-2 als herrlichstes Frühlingswetter verkleidet. Die unsichtbare Gefahr lockte viele Leute verführerisch strahlend nach draußen: aufs Tempelhofer Feld, auf den Hermannplatz, in den Park am Gleisdreieck – überall waren Menschengruppen zu sehen, eng beieinander auf den Wiesen, dicht an dicht in den noch offenen Cafés. Als hätte es keine Warnungen und Appelle gegeben.
Doch die erschreckende Prognose des Robert-Koch-Instituts ist nicht Teil einer Fantasy-Serie, die sich je nach Gemütslage abschalten lässt, sondern simple Mathematik: Zehn Millionen Infizierte könnte es in zwei bis drei Monaten deutschlandweit geben – das wären zu schnell zu viele, um die ernsthaft Erkrankten versorgen zu können. „Versammeln Sie sich nicht, bleiben Sie zuhause“, bat deshalb noch einmal flehentlich RKI-Präsident Lothar Wieler – in den Berliner Bluetooth-Boxen kam das nicht mal als Störgeräusch an.
Auch der NDR-Podcast mit dem Virologen Christian Drosten schaffte es offenbar nicht in die Playlists der Parks – der Charité-Professor sagte gestern: „Es wird wirklich schlimm kommen“, und mit Blick auf eine Studie aus England: „Die Aussichten sind wirklich verzweifelnd.“
Angela Merkel mahnte am Abend in einer dramatischen TV-Ansprache: „Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst. Seit der Deutschen Einheit, nein, seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Herausforderung an unser Land mehr, bei der es so sehr auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt.“ Und weiter:
„Ich appelliere an Sie: Halten Sie sich an die Regeln, die nun für die nächste Zeit gelten.