Die CDU-Fraktion ist gerade irgendwie auf einem schlechten Trip: Dafür zwei aktuelle Beispiele:
1) Vor dem Hintergrundbild eines verschwommen-zerfließenden Rathauses dichtet die Opposition: „Koalition der Kiffer. Macht Regieren nicht besser. Sondern breiter.“ Und in die erwartbare Social-Media-Aufregung hinein legte die Fraktion nach mit dem Spruch: „Grüße nach NRW, wo die Politik weniger nachlässig ist bei Drogen.“ Nun, das schauen wir uns doch mal genauer an, und zwar in den Justizverwaltungsvorschriften des größten Bundeslandes… – und was sehen unsere geröteten Augen? NRW hat eine viel liberalere Drogenpolitik als Berlin: Um die Strafverfolgungsbehörden zu entlasten, wird dort nicht nur (wie auch in Berlin) der Besitz einer bestimmten Menge Cannabis zum Eigenbedarf toleriert (10 Gramm in NRW, 15 Gramm in Berlin), sondern auch (anders als in Berlin) von Heroin (0,5 Gramm), Kokain (0,5 Gramm) und Amphetamin (0.5 Gramm). Kann man gut finden oder auch nicht, aber als „weniger nachlässig“ lässt sich das selbst mit 0,8 Promille Alkohol im Blut nicht bezeichnen. Ach, übrigens: Die Fraktion sucht gerade eine/n „Social Media Manager (m/w/d) mit „Gespür für digitale Trends“ (via Julius Betschka). Und damit kommen wir zu…
2)… einer Einladung des Fraktionsvorsitzenden Burkard Dregger, die am Montag alle CDU-Abgeordneten erhielten: „Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde, wie in meiner E-Mail vom 19. Juni 2019 angekündigt, lade ich Euch herzlich zu einer Arbeitsklausur ein und bitte um vollständige Präsenz: Arbeitsklausur des Fraktionsvorstandes am Montag, den 05. August 2019, 16:00 - 22:00 Uhr, im ‚Löwenpalais‘, Königsallee 30-32, 14193 Berlin. In angenehmer Atmosphäre wollen wir die Schwerpunkte der Fraktion in der zweiten Jahreshälfte, insbesondere in den Haushaltsberatungen, und strategische Fragen u.a. zum Umgang mit den Koalitionsplänen zum ‚Mietendeckel‘ beraten. Zum Klausurausklang genießen wir den Abend bei einem leckeren und abwechslungsreichen Grillbuffet des Caterers ‚Gaumenfreund‘.
Nun gehört zwar inzwischen gefühlt fast die halbe Fraktion zum Vorstand, aber die Gaumenvorfreude der anderen währte nicht lange – gestern folgte die Ausladung: „Liebe Freunde, leider habe ich versehentlich die Einladung zur Arbeitsklausur des Fraktionsvorstandes an die gesamte Fraktion gesendet. Dies bitte ich zu entschuldigen. Der Termin am 5.8.2019 ab 16 Uhr gilt nur für die Mitglieder des Gesamtvorstandes.“
Tja, und nun? Was sollen die einfachen Abgeordneten machen, die den Termin doch sicher schon geblockt haben, und deren politischer Hunger und Durst nach einer gaumenfreudigen Arbeitssitzung ungestillt bleibt? Na, da hilft Team Checkpoint doch gerne weiter: Wir organisieren ein ordentliches Buffet und ein paar geistige Getränke und laden alle Ausgeladenen zu uns ein! Politischer Aschermontag, 5. August, 19 Uhr, Askanischer Platz 3 – um Anmeldung unter checkpoint@tagesspiegel.de wird gebeten (und ja: wir meinen das natürlich ernst!)
In Berlin um die Welt – Japan: Mangas sind aus Japans Popkultur gar nicht mehr wegzudenken. Fans haben in Berlin mit dem Comicladen „Grober Unfug“ eine gute Anlaufstelle, um original Manga-Comics, seltene Einzeleditionen und Manga-Kalender zu finden, manches auch auf Japanisch. Die HU bietet übrigens zum Sprachen Lernen eine Tandemvermittlung an, da ist der Manga-Comic auf Japanisch schon bald kein Problem mehr! Japanische Einwohner in Berlin: 4.286
Sommerspaß – Urlaubsfeeling in Ruhlsdorf: Bei erträglichen Temperaturen lohnt sich in den letzten Ferientagen ein Ausflug an den Bernsteinsee bei Ruhlsdorf - weiße Sandstrände, Schatten spendende Waldstücke, dazu klares Wasser – mehr geht nicht. Das Strandbad kostet 3 Euro (ermäßigt 2), der Strand am südwestlichen Ende ist aber genauso schön: Einfach vom Parkplatz an der Sophienstädter Straße aus im Uhrzeigersinn um den See herumlaufen. Mit dem Auto via A11 dauert die Fahrt eine Stunde, mit dem RE3 nach Bernau und dann weiter mit dem Fahrrad doppelt so lange – ist aber auch doppelt so schön!
Jottwede – Sternenhimmel: Nicht nur Neuköllns Straßen sind vermüllt: Die großstädtische „Lichtverschmutzung“ verhindert, dass wir den Blick in den Sternenhimmel genießen können. Glücklicherweise liegt der dunkelste Ort Deutschlands nur knapp 100 km westlich von Berlin entfernt – in Gülpe sieht man die Milchstraße bei klarer Nacht mit bloßen Auge, 2014 wurde der Naturpark Westhavelland zum Sternenpark ernannt. Einen Überblick über das gesamte Gebiet samt bester Beobachtungsstellen gibt’s hier, Übernachtungsmöglichkeiten finden sich hier. Mit dem Auto dauert die Anfahrt etwa 1,5 Stunden, schneller geht's mit dem RE4 nach Rathenow (50 Minuten). Übrigens: Momentan treffen die periodischen Ströme der Perseiden, Delta-Aquariden, Piscis-Austriniden und Alpha-Capricorniden aufeinander. Übersetzt: Gute Chancen auf richtig viele Sternschnuppen, vor allem um den 12./13. August herum.
Sommerloch - „Filmpark Babelsberg sucht Grusel-Talente“ (Q: Mopo) – und wo? Na in Berlin natürlich (Casting am 6.8. ab 19 Uhr im Quatsch Comedy Club). Dazu passt auch das gute, alte TV-Satireplakat „Wir filmen heute die Schönheiten Ihres Dorfes. Bitte bleiben Sie in Ihren Häusern!“
Berliner Schnuppen

Telegramm
Wenn man sich die Verkehrspolitik Berlins als Auto vorstellt, wäre sie wohl ein Citroën 2CV, genannt: „Ente“: Kommt nicht richtig voran, ist von gestern, rostet schnell, wackelt dünnblechig vor sich hin und jeder schraubt ein bisschen dran rum. Ach ja, die Fahrer halten sich natürlich trotzdem (oder auch deswegen) für ziemlich coole Typen. Die zweifelhafte Zwischenbilanz nach zweieinhalb Jahren Rot-Rot-Grün und einem Jahr Mobilitätsgesetz (gestern exklusiv im Checkpoint, heute ausführlich im Tagespiegel, abgefagt von SPD-MdA Sven Kohlmeier) ist vor allem für Radfahrer eine Enttäuschung – statt langer Radwege gibt’s lange Verwaltungswege, und statt „Vision Zero“ näher zu kommen, steigt die Zahl der Verletzten. Der Grünen-MdA Hans Moritz stellt selbstkritisch fest: „Wir wollten mehr Radfahrer, nicht mehr Unfälle.“
Auch heute dazu ein paar Fragen:
1) Wie viele Schwerpunktkontrollen fanden in den letzten Jahren statt, um den seitlichen Abstand beim Überholen von Radfahrer*innen zu kontrollieren? Antwort: keine.
2) Welche Bezirksämter haben noch keine für die Koordinierung der Radverkehrsangelegenheiten zuständige Person benannt? Antwort: Pankow, Neukölln, Charlottenburg-Wilmersdorf, Spandau – u.a., weil „weder im Mobilitätsgesetz bzw. durch die zuständige Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz eine Aufgabenbeschreibung dieser Leistung vorliegt.“
3) Wie lange braucht die Verwaltung für 700 Meter Radweg an der Heerstraße? Antwort: 400 Werktage. So steht’s jedenfalls in der 37-seitigen Baubeschreibung. Kommentar eines Verwaltungssprechers: „Das ist doch keinem Menschen zu vermitteln!“ (Aus dem „Leute“-Newsletter Spandau von André Görke)
Außerdem zum Radverkehr:
Eine gute Nachricht: Die Wasserbetriebe haben 88 Laster mit Abbiegeassistenten ausgestattet.
Ein gutes Vorbild: Adel Tawil, Präsident der ZNS-Stiftung, verschenkte gestern u.a. vor der Gedächtniskirche Helme an Oben-Ohne-Fahrerinnen (Foto hier). Der ADFC nennt das übrigens „Victim blaming“ – ungefähr so hat damals auch der ADAC gegen die Gurtpflicht agitiert und stattdessen das Abholzen von Straßenbäumen gefordert.
Ein gutes Beispiel (jedenfalls was der Umgang mit Fehlverhalten von Autofahrern betrifft): In Köln hat die Oberbürgermeisterin Plakate mit dem Slogan „Parken auf Radstreifen gefährdet Leben!“ aufgestellt. (Foto hier)
Zu weiteren Themen des Tages:
„Testberichte.de“ hat 414 deutsche Schwimmbäder begutachtet. Das Portal hat dafür imsgesamt 138.000 Online-Bewertungen ausgewertet.
Die Ergebnisse sind für Berlin wenig schmeichelhaft. Das beste Berliner Bad landete auf Platz 208, und das ist auch noch das private „Badeschiff“. Der neue BBB-Schwimmmeister Johannes Kleinsorg kann also eigentlich gar nicht untergehen – er steht bereits mit beiden Flossen am Beckenboden.
Wo ist eigentlich Michael Müller – immer noch im Urlaub, zurück im Rathaus, auf Weltdienstreise? Offizielle Auskunft der Senatskanzlei: „Mit dem Regierenden Bürgermeister ist immer zu rechnen.“ Und außerdem ist er auf dem Sprung nach Warschau.
Kein Parkplatz am Glienicker See? Och, macht doch nichts – stellen wir unsere Autos doch einfach im Getreidefeld ab! Und so sieht das dann aus.
Unsere Tagesspiegel-Fachredaktion „Background Digitalisierung & KI“ hat alle Bundesländer einem Digital-Check unterzogen – heute geht es um Berlin, hier ein paar exklusive Auszüge:
„Berlin gibt sich gerne als digitaler Vorreiter. Die Realität ist allerdings komplexer: Während die Start-up-Szene prächtig gedeiht, fehlt es bisher an der politischen Strategie.“ Die größten Mängel:
1) Digitalisierung muss Chefsache sein. Doch in Berlin fehlt, im Gegensatz zu anderen Metropolen, ein Chief Information Officer.
2) Berlin hat einen Flickenteppich an zuständigen Stellen und Personen.
3) In einem Vertragspapier der beauftragten Berater von Ernst & Young fehlen zivilgesellschaftliche Akteure.
4) Berlins Smart-City-Strategie war beim millionenschweren Förderprogramm des BMI chancenlos.
5) Die Digitalisierungsprojekte sind sämtlich unterfinanziert.
Es kommentiert folgerichtig die Wirtschaftsverwaltung: „Das Land Berlin versteht sich als Gestalter der Digitalwende – lernend, ausgleichend und begleitend.“
Als positiv zählt der „Background“-Bericht auf:
1) Eine exzellente Wissenschaftslandschaft.
2) Die Einrichtung von 50 IT-Professoren am neuen Einstein Center Digital Future.
3) Die Dynamik im privaten Sektor.
4) Die Ansiedlung von Entwicklungs- und Innovationsabteilungen großer Unternehmen.
Außerdem kam es im Juli nach der heftigen Kritik des „Deutschen Startup-Verbands“ an der Berliner Politik („ignorant und desinteressiert“) zu einem Gespräch des Regierenden Bürgermeister mit Vertretern der Branche, im Anschluss sagte Verbands-GF Christoph Stresing: „Das war ein guter Anfang, aber am Ende zählen die Ergebnisse.“
Die komplette Analyse finden Sie heute in unserem Fachdienst „Tagesspiegel Background Digitalisierung & KI“. Sie können das werktäglich erscheinenden Entscheider-Briefing kostenlos testen, zur Anmeldung geht es hier. Dort können Sie sich auch zur Probe für die ebenfalls werktäglich erscheinenden Fachdienste „Tagesspiegel Background Energie & Klima“ sowie „Tagesspiegel Background Mobilität & Transport“ anmelden. Sie bekommen die Dienste dann morgens per Mail und haben Online-Zugriff auf alle Artikel und Dokumente.
Pünktlich zum Zuspätkommtag gestern die Meldung: Senat verschiebt Obdachlosenzählung – jetzt soll es im Januar 2020 soweit sein (was am Zuspätkommtag dann doch mal was pünktlich war, steht weiter unten).
Falls Sie am Wochenende noch nichts vorhaben: Sie könnten demonstrieren, dass Berlin eine große Sportstadt ist (und dabei auch noch viel Spaß haben) - mit einem Besuch bei den „Finals“ im Olympiastadion. (Alle Infos hier)
Die Polizei vergrößert ihren Zoll – der Personalrat teilt der Belegschaft mit: Bis 2021 sollen alle 19‘‘-Geräte gegen 24‘‘-Geräte ausgetauscht werden, und ab 2023 bekommen alle Arbeitsplätze einen Zweitbildschirm in gleicher Größe. Kleine Einschränkung: „Wenn das Geld kommt“.
Die Gruppenschau „Milchstraßenverkehrsordnung – Space is The Place“ im Künstlerhaus Bethanien hat schon vor der Eröffnung morgen Abend (19 Uhr) internationale Bekanntheit erlangt: Der „Guardian“ und „artnet News“ berichten über den Protest von Aktivistinnen („Soap du Jour“)gegen die überwiegend weiße, männliche Besetzung. Mehr Promo geht nicht.
Morgen ist übrigens Tag des Mittelfingers – nehmen Sie’s bitte nicht persönlich.
Im Februar hatten Bauarbeiter in Köpenick ein Kabel zerhackt – die Folge: „einer der längsten Stromausfälle seit dem Zweiten Weltkrieg“ (Bürgermeister Igel). Jetzt kommt das kaputte Teil ins Bezirksmuseum – als Teil der Dauerausstellung.
Schafft es Team Checkpoint nach Norderney? In wenigen Tagen fällt die Entscheidung, wer Inselblogger wird – die Bewerbungsvideos der zehn Finalisten finden Sie hier.
Seit einem halben Jahr erkundet die Checkpoint-Laufgruppe Kiez für Kiez Berlin. Am Donnerstag steht nun eine weitere Premiere auf dem Programm: Wir laufen sechs beziehungsweise zwölf Kilometer am Teltowkanal entlang. Los geht es um 19 Uhr am Stadtpark Steglitz (Eingang Albrechtstraße). Die nächstgelegene Bushaltestelle heißt Steglitzer Damm/Bismarckstraße (oder mit der S-Bahn zum Rathaus Steglitz plus einen Kilometer einlaufen). Am Ziel gibt’s erfrischende Getränke, ein Auto für Wechselklamotten steht auch bereit. Gerne weitersagen, Freunde mitbringen und Teil von Team Checkpoint werden!
Berlin war im Juli das wärmste Bundesland (Durchschnittstemperatur 20 Grad) – eine Nachricht, über die man sich früher mal gefreut hätte.
Und hier noch die Sensation am Zuspätkommtag – Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup verkündet: Der Terminalbau ist im Zeitplan! Allerdings handelt es sich hier um den Erweiterungsbau T2 (kein Edelholz, kein Edelstahl, keine Edelentrauchungsanlage). Immerhin steht jetzt schon mal der Rohbau, und Bauunternehmer Kurt Zech verspricht: „Ich biete jedem eine Wette an, dass der Flughafen pünktlich eröffnet wird.“ Kleine Einschränkung: „Sofern das in unserem Ermessen liegt.“ Übrigens: Lütke Daldrups Vor-Vorgänger Hartmut Mehdorn wettete einstmals auf eine Eröffnung im Herbst 2017, und zwar „eine Kiste Dom Pérignon, Jahrgang 1978. Sehr gut. Sehr teuer.“ (Q: Welt)
BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:
Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.
Zitat
„Bei bislang durchschnittlich 7,4 entschärften Bomben pro Jahr kann Oranienburg in 35 Jahren bombenfrei sein. Sicher ist, Oranienburg wird schneller bombenfrei sein, als der BER fertig sein wird.“
Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (Q: dpa, via Axel Liehr @Reporter_Flash)
Tweet des Tages
Gestern Nachmittag Mail an die KfZ-Zulassungsstelle in Berlin gesendet, heute um 1/2 11 Uhr vormittags sehr zufriedenstellende Antwort bekommen. Die Berliner Verwaltung macht sich (seit ich da raus bin?)! Danke.
Stadtleben
Essen – Jottwede/jwd, KaDeWe, RAW, ZOB. Berliner haben viel zu tun, Abkürzungen sparen Zeit. Und wer weniger Zeit mit reden verbringt, kann mehr davon mit essen verbringen. Vielleicht war das die Inspiration für Pi.Pa.Sa. – Kurzform für Pizza, Pasta, Salate. Der Name ist Speisekarte. Konzept: Einfach und lecker. MfG. Mo-Sa 11.30-22.30, So 14-22.30. Föhrer Straße 10, U-Bhf Amrumer Straße
Trinken – Wann haben Sie zuletzt Musik von einer Kassette gehört? A- und B-Seite, zurückspulen, Bändersalat. In der Analog Bar gehört die Kassette zum Inventar. In einem Regal am Tresen stapeln sie sich, auf der Straße leuchtet eine von ihnen über der Eingangstür und weist Besuchern den Weg zur von außen unscheinbaren Kneipe. Die Musik im zweiten Wohnzimmer vieler Anwohner kommt stets vom Band oder von der Platte. Martin-Opitz-Straße 21, Mo-Sa 21-2 Uhr (eher Orientierungshilfe als festes Gesetz)
Berlinbesuch – Der Schlächter vom Schlesischen Bahnhof, die häufigsten Straftaten vor 1930, die Sünden früherer Kanzler. Über diese Themen erfährt man bei der „Kriminalführung durch Berlin“ – und nö, es ist nicht einfach ein Spaziergang über die Sonnenallee oder die Müllerstraße. Dauert etwa 2,5 Stunden, kostet 19,50 Euro und findet 2x pro Monat ab 15 Uhr statt. Infos und Anmeldung hier.
Geschenk – Auf den ersten Blick sehen alle Flaschen und Behälter gleich aus. Braun mit beige-weißem Label. Der Laden rund herum sieht immer anders aus. Boden und Wände leuchten grün, wenn man bei Aesop in Mitte ist. In Kreuzberg ist die Einrichtung blau, in Charlottenburg ist überall Holz. Die australische Marke hat sich auf pflanzliche Haut- und Haarpflege spezialisiert, in den Läden wird man ausführlich beraten und kann auch Sets zusammenstellen und einpacken lassen. Tipp: Classic Shampoo (200 ml, 20 Euro) und alles, was „Parsley Seed“ beinhaltet. Alte Schönhauser Straße 48, U-Bhf Rosa-Luxemburg-Platz
Last-Minute-Ticket – Jazz, aber Avantgarde. Musik und Lärm. Hip-Hop, Fluxus, Echtzeitmusik. Heute startet das „A L’arme Festival“ im Radialsystem und dem Sälchen am Holzmarkt. Los geht’s um 20 Uhr. Gleich am ersten Tag gibt es eine Berlin-Premiere: Die Gruppe Anguish tritt ab 22.30 Uhr auf. Davor spielen Greg Fox und das Trio Gurls. Der Festivalpass für den ersten Tag des viertägigen Events kostet 30 Euro vorab und 35 an der Abendkasse, für alle vier Tage sind es 100 Euro. Holzmarktstraße 25, S-Bhf Ostbahnhof
Noch Hingehen – Oben kommt immer der Kopf raus: So kann Mode zusammenfassen, wer sich an Wolfgang Joop hält. Im Kunstgewerbemuseum wird der Prozess von der Idee bis zum Kleidungsstück detaillierter präsentiert. Die Ausstellung „Tracking Talents“, die noch bis Sonntag zu sehen ist, gibt Einblick in den Designprozess: Farben, Textilauswahl, Schnitte, Präsentation auf dem Laufsteg. Die jungen Modedesigner, die die Ausstellung erarbeitet haben, wollen durch ihre Arbeit aber auch gesellschaftliche Entwicklungen mitgestalten – à la Bauhaus. Matthäikirchplatz, U/ S-Bhf Potsdamer Platz, Di-So 10-18 Uhr, Eintritt 8/ 4 Euro
Verlosung – Sie will Urlaub machen, er ein neues Leben anfangen. Marion (Anne Ratte-Polle) und Baran (Oğulcan Arman Uslu) treffen sich am Strand von Marmaris. Die reservierte Pilotin aus Deutschland nimmt den jungen Kurden mit zurück. Denn sie hat einen Deal mit ihm geschlossen. Welchen? Das können Sie in „Es gilt das gesprochene Wort“ herausfinden. Auf der Kinotour macht der Film inklusive einiger Darsteller und Regisseur İlker Çatak auch in Berlin Station – im Filmtheater am Friedrichshain am heutigen 31. Juli um 20.30 Uhr. Dafür verlosen wir 2x2 Tickets. Bötzowstraße 1-5, Tramstation Am Friedrichshain
Mit diesem Stadtleben wünscht Ihnen Melanie Berger einen wunderbaren Mittwoch!
Prominent verraten
In Soltau geboren, ist die Berlinerin der Woche ursprünglich ein echtes Nordlicht und stand schon im Alter von 13 Jahren für die NDR-Serie „Die Kinder vom Alstertal“ vor der Kamera.

Bekannte Berliner fotografieren für uns eine Woche lang täglich Ausschnitte aus ihrem Leben. Die Auflösung kommt immer freitags – mit einem Selfie.
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Berlin heute
Verkehr – Die Verkehrsinformationszentrale Berlin meldet: „Aktuell liegen uns keine neuen Meldungen vor“. Kommen Sie gut durch den Mittwoch!
Demonstration – Auf dem Breitscheidplatz vor der Gedächtniskirche wollen etwa 15 Menschen zusammenkommen für die Kundgebung „Videoaktion zur Aufklärung über die Tierindustrie“, 17.15-20 Uhr, angemeldet von der Tierrechtsorganisation Anonymous for the Voiceless. Am Pariser Platz findet von 18-22 Uhr mit 30 gemeldeten Teilnehmern die Kundgebung „Kerzen für Assange“ statt.
Gericht – 13 Jahre nach dem Verschwinden der damals 14-jährigen Georgine Krüger kommt der mutmaßliche Mörder auf die Anklagebank. Ali K. (44) soll die Schülerin aus der Nachbarschaft in einen Keller gelockt, bewusstlos geschlagen und vergewaltigt haben. Aus Angst vor Entdeckung der Tat soll er das Mädchen erwürgt, aus dem Keller geschafft und versteckt haben. Die Leiche wurde bis heute nicht gefunden (9.30 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 700).
Universität – Auf alten zoologischen Wandtafeln verschmelzen Anatomie und Kunst: Einerseits werden die Tiere, wie etwa ein Kopffüßer, korrekt dargestellt, andererseits ist bei manchen mehr Detail zu erkennen als bei anderen. Im Tieranatomischen Theater ist eine Ausstellung darüber zu sehen, wie Anatomie in den Zeiten vor Power-Point-Präsentationen gelehrt und dargestellt wurde – und wie sich die Wandtafeln über die Jahrhunderte hinweg verändert haben. Di-Sa 14-18 Uhr, Philippstraße 13, U-Bhf Oranienburger Tor, freier Eintritt
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Herbert Baumann (94), Komponist und Dirigent / Heinz Buschkowsky (71), ehem. SPD-Bezirksbürgermeister von Neukölln / Joachim Deutschland (39), Sänger und Musiker / Beatrice Manowski (51), Schauspielerin / Hartmut Mehdorn (77), ehem. BER-Flughafenchef / Harald Moritz (62), für die Grünen im AGH / Cees Nooteboom (86), Schriftsteller und Journalist / Caspar Schwietering, Checkpointer und Frühaufsteher, Alles Liebe zum Geburtstag! / Gustav Peter Wöhler (63), Schauspieler
Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.
Gestorben – Werner Heiduczek, * 24. November 1926, Schriftsteller / Waltraud Holk, * 15. September 1929 / Hans-Frieder Hübner, * 23. Januar 1940 / Hans Bender, * 19. August 1936
Stolperstein – Netti Isak (Jhg 1893 oder 1883), ihr Mann und ihre zwei Kinder Rith und Sigi lebten in der Schwedter Straße 22 in Mitte. Die Familie betrieb einen Lebensmittelladen, der in der Pogromnacht zerstört wurde. 1941, nachdem ihr Mann im KZ Sachsenhausen ermordet worden war, verließ sie Berlin und ging in die polnische Stadt Bochnia, nahe Krakau und unweit von Tarnów, wo sie geboren worden war. Im Juli wurde sie gemeinsam mit 800.000 anderen Juden deportiert. Danach gibt es kein Lebenzeichen mehr von ihr. Ihr Todeszeitpunkt wurde für den 31. Juli, heute vor 77 Jahren, festgelegt.
Im Tagesspiegel
Vor der Fußball-WM karrte man sie letztes Jahr in Bussen aus der Stadt. Bis heute versucht Moskaus Politik, Obdachlose unsichtbar zu machen. Doch Armut ist in Russland längst kein Randphänomen mehr. Lesen Sie Reportage von Simone Brunner heute auf Seite 3 im Tagesspiegel und im E-Paper.
Encore
„Wo in Berlin gibt’s noch knackige Ostschrippen“, wollte CP-Leserin Maria Cornelius wissen – wir haben die Frage gestern an Sie weitergeleitet, und hier kommt eine Auswahl der durchaus knusprigen Ausbeute (vielen Dank dafür!):
„Beim Bäcker Hacker in der Stargarder Straße 69 nahe Kreuzung zur Pappelallee gibt es ganz wunderbare Ost-Semmeln. Allerdings nicht für 10 Pfennig wie früher... ;-)“
„Die gibt es in der Bäckerei Zessin in der Zionskirchstrasse 52. So lecker!!“
„Sensationelle Ostschrippen gibt es in der Bäckerei Matthes in der Kiefholzstraße 254. Probiert das mal aus!!!“
„Ich kenne den Geschmack der Ostschrippen nicht (bin aus Hamburg und erst seit 2011 hier) ... aber meine Nachbarn sagen, dass der Bäcker Jachalke in der Buschallee 110 diese Ostschrippen noch bäckt.“
„Seit 20 Jahren mag ich die Schrippen der Bäckerei Zessin in der Bötzowstrasse 19 (zwischen Käthe Niederkirchner und Hufelandstraße).“
„Ich kann zwar nicht für Berlin sprechen - aber in Werder beim Bäcker Kirstein gibt es Schrippen alter und neuer Art, und die alten sind wie die Ostschrippen.“
„Ostschrippen so wie früher gibt‘s in der Bäckerei Müller auf der Alfred-Kowalke-Straße direkt am U-Bahnhof Friedrichsfelde.“
„In Kleinmachnow auf dem Markt, mittwochs, freitags und samstags.“
„Bäckerei Kroll in der Kuglerstraße 65 in Prenzlauer Berg und Bäckerei Grabarse in der Chausseestr. 53 in Königs-Wusterhausen.“
„Der Vorzug der Ostschrippe war nicht unbedingt das knackige, sondern das Würzig-Kompakte. Sie hatten Geschmack und Gewicht. Man wurde satt. West-Schrippen sind trockene Luftnummern! Es soll auch mit den Öfen zu tun haben. Kohleofen - mehr Feuchtigkeit als ein elektrischer. So hatte mir mein Bäcker 1997 die Veränderung erklärt und geschworen, die Rezeptur beibehalten zu haben.“
„Knackige Ostschrippen gibt es nicht mehr, weil nach Aussage der Bäckerinnung das dafür notwendige minderwertige Ostmehl nicht mehr zur Verfügung steht. Aus dem nunmehr hochwertigen Westmehl kann man aber leider nur minderwertige Schrippen machen. So läuft Dialektik.“
„Ostschrippen sind nicht knackig - Gott sei Dank.“
Hätten wir das also auch geklärt. Und wir haben auch gleich eine neue Frage – Christiane Pratt schreibt: „Hallo Checkpoint, meine Schwester besucht im August Berlin und möchte das urberlinische Aal Grün essen, was es früher in den meisten Ausflugsrestaurants gab. Wo gibt’s das noch? Hinweise bitte wie immer an checkpoint@tagesspiegel.de – mal sehen, ob wir aus den Antworten was passendes rausangeln können.
Morgen früh fischen wir hier erstmal wieder nach frischen Nachrichten – kommen sie glatt durch den Tag!
Ihr