dieses Mal hat er verloren. Die Landesschiedskommission der Berliner SPD hat den Parteiausschluss von Thilo Sarrazin in zweiter Instanz bestätigt. Trotzdem sind die Sozialdemokraten ihn noch lange nicht los. Und aus dem „Tschüssikowski!“, mit dem die „AG Migration und Vielfalt in der SPD“ den ehemaligen Berliner Finanzsenator gestern Vormittag aus der Partei verabschiedete, könnte noch immer ein „zu früh gefreut“ werden. Denn Sarrazin wird durch alle Instanzen gehen und innerhalb der nächsten zwei Wochen Berufung beim Bundesschiedsgericht der SPD einlegen.
Dem Rassismus-Vorwurf widerspricht er weiterhin vehement mit dem Verweis, er habe lediglich Sachbücher verfasst. Dass ihn auch innerhalb der SPD immer mehr Menschen politisch eher bei der AfD vermuten, darf Sarrazin allerdings nicht wundern – spätestens seit er im Europawahlkampf in Österreich auf einer Veranstaltung der FPÖ auftrat.
Die 2.508.783,08 Euro (inklusive „Logo und Farbe“, CP von gestern) waren es der Beuth-Hochschule dann doch wert, um ihren antisemitischen Namensgeber Christian Peter Beuth (1781-1853) loszuwerden. Die Akademische Versammlung der Fachhochschule in Wedding votierte mit einer Mehrheit von 30 Ja-Stimmen am Abend für eine Umbenennung. 14 Mitglieder des Gremiums stimmten mit Nein, eines enthielt sich.
Aussagen Beuths wie die, dass Juden die Christen „ausrotten“ wollten und „Christenkindern das Blut abzapfen und trinken“ würden, lassen am gutachterlich bestätigten „rigiden, völkischen und exterminatorischen Antisemitismus“ des preußischen Ministerialbeamten und Reformer der handwerklich-technischen Ausbildung nicht zweifeln.
Kann man nur hoffen, dass die Hochschule größere Umsicht bei der neuen Namensgebung beweist als 2009 (!), als sie von der Technischen Fachhochschule Berlin zur Beuth-Hochschule wurde. Staatssekretär Steffen Krach hat schon ein paar Ideen. Er sagt: „Mir fallen viele hervorragende Frauen ein.“
Bezirke für den Klimaschutz: Nach Pankow und Charlottenburg-Wilmersdorf hat am Abend auch die Bezirksverordnetenversammlung Mitte mehrheitlich dafür gestimmt, den Klimanotstand anzuerkennen. Der Beschluss, der gegen die Stimmen von CDU, AfD und FDP getroffen wurde, sieht unter anderem einen Klimavorbehalt vor. Das bedeutet, dass das Bezirksamt bei all seinen Entscheidungen „die Klimaverträglichkeit des Vorhabens prüfen und die klimafreundlichste Alternative wählen“ muss.
Nicht beschlossen wurde gestern im Umweltausschuss die Stellungnahme der Koalitionsfraktionen zur Volksinitiative „Klimanotstand“, weil die SPD sich ihre Meinung zum Klima erst noch bilden muss – auf ihrer Klausur in Nürnberg (CP von gestern). Das fand nicht nur der FDP-Abgeordnete Henner Schmidt „schade“, sondern auch die Grünen. Quatsch, die waren sogar richtig sauer: Ein „Schlag ins Gesicht aller Fachpolitiker“ sei das, sagte Umwelt-Politiker Georg Kössler.
Denn die Fachebene hatte sich schon auf einen Kompromiss geeinigt, der dem Checkpoint vorliegt. Er beinhaltet: Klimafolgenabschätzung bei allen Senatsvorlagen, unverzügliche Novelle des Berliner Energiewendegesetzes, angepasst an die Vorgaben des Pariser Klimaschutz-Übereinkommens, Klimaneutralität noch vor 2050 und eine Solarpflicht für Neubauten.
Das Klima ist also noch immer nicht gerettet, dann kommen die Rebellen zurück. Ab dem 4. Mai wollen die Aktivisten von Extinction Rebellion Berlin lahmlegen – zum zweiten Mal, und wieder friedlich. Ungeduldigen Autofahrern geben sie mit dieser höflich über drei Monate im Voraus angekündigten Blockade immerhin die Gelegenheit, noch einen Urlaub zu planen (aber bitte mit dem Zug!).
Falls Sie sich fragen: Warum wieder Berlin? Hier die Antwort von XR: „Berlin ist der Sitz der Bundesregierung, sowie vieler Lobbygruppen und Wirtschaftsunternehmen. Sie alle verhindern nach wie vor den überlebenswichtigen Klimaschutz.“
2020 sei das „entscheidende Jahr“, um die „drohende Klimakatastrophe“ noch aufzuhalten, sagt Annemarie Botzki aus dem Presseteam. Die Bewegung ist im Vergleich zur Oktober-Blockade noch gewachsen, trotz der verstörenden Aussagen ihres Mitgründers Roger Hallam, zum Beispiel zum Holocaust, von der sich der deutsche Ableger allerdings distanziert hatte. Rund 20.000 Aktivistinnen und Aktivisten seien in Deutschland aktiv, weltweit sogar 200.000. Bunter ziviler Ungehorsam als Volkssport.
Schönefeld bleibt, Tegel schließt: Das bedeutet das gestrige Urteil des Oberverwaltungsgerichts. Die Klage des Bürgervereins Berlin-Brandenburg gegen den Weiterbetrieb der SXF-Terminals parallel zum neuen Hauptstadtairport wurde abgewiesen.
Derweil teilt der Senat mit, dass er „keine Erkenntnisse“ darüber habe, „auf welcher rechtlichen Basis der Weiterbetrieb der Flugbereitschaft in Tegel-Nord erfolgen soll“. Sie erinnern sich an die Hubschrauber der Bundeswehr, die noch bis 2029 in Tegel starten und landen sollen (CP vom 12.12.) Die Entscheidung sei nicht mit dem Senat abgestimmt worden, schreibt Staatssekretär Sebastian Scheel auf Anfrage von Harald Moritz (Grüne).
Eins ist jedoch sicher: „Die Umsetzung des Bauabschnitts TXL Nord erfolgt erst nach Nutzungsaufgabe durch die Bundeswehr und verzögert sich entsprechend. Bisher war der Umsetzungsbeginn für 2028 vorgesehen.“ Man könnte auch sagen: Verteidigungsministerium verschleppt Berliner Wohnungsbau.
Sie haben es wahrscheinlich schon mitbekommen: Sawsan Chebli, Staatssekretärin für bürgerschaftliches Engagement und Bevollmächtigte Berlins beim Bund, ist schwanger. Tatsächlich gehörte diese Nachricht am Mittwoch zu den am meisten gelesenen in Berlin. Dass sich so viele Menschen für eine Schwangerschaft interessieren, liegt natürlich zum einen an Chebli selbst, die für viele Menschen Vorbild, für einige aber auch Hassobjekt ist.
Sollten seriöse Medien über die Schwangerschaft einer Politikerin überhaupt berichten? Diese Frage haben wir in der Redaktion auch diskutiert. Ich persönlich finde: Ja, denn solange es in Deutschland noch sehr ungewöhnlich ist, dass eine Frau in politischer Führungsposition ein Kind bekommt, solange ist das eine Nachricht wert. Nicht zuletzt, weil sie inspirieren kann. Bis es irgendwann normal wird.
„Die Reaktionen auf meine Schwangerschaft zeigen, dass sich einige Frauen, die gerade mitten in der Karriereplanung sind, ermutigt sehen, diesen Weg auch zu gehen“, sagte Chebli dem Checkpoint. Sie gibt aber auch zu: „Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf müssen wir in Deutschland noch besser werden.“ Es nähmen zwar heute auch Männer Elternzeit, aber die Hauptverantwortung für Betreuung und Erziehung der Kinder liege noch immer bei der Frau. Arbeitgeber sollten allen Angestellten zeigen, dass sie auch als Eltern willkommen sind und weiterhin Karriere machen können. „Und wenn sich Väter wirklich gleichberechtigt um ihre Kinder kümmern würden, wäre es viel einfacher, Beruf und Familie zu kombinieren.“
Sie selbst ist da optimistisch: „Für mich persönlich weiß ich, dass Politik und Kind zusammen geht, auch weil ich das Privileg habe, eine große Familie in Berlin zu haben, die mir bei der Betreuung helfen kann. Und ich habe einen tollen Mann.“ Was sie ein bisschen ärgert, sind die Leute, die zu ihrem Wunsch, schnell in den Job zurückzukehren, sagen: Die Politik kann warten. „Männer bekommen diese Reaktionen nicht.“
Außer Karsten Giffey selbst, seinem Anwalt, den Richtern und den Vertretern der Senatssozialverwaltung wusste mindestens noch eine Person über den Rausschmiss des Ehemanns von Familienministerin Franziska Giffey aus dem Lageso Bescheid: Michael Müller („Die Sache hilft ihr nicht“). Der Regierende wurde von Sozialsenatorin Elke Breitenbach am 12. Dezember über das Urteil des Verwaltungsgerichts vom selben Tag informiert. Allerdings nur er persönlich, eine offizielle „Informierung der Senatskanzlei“ hatte es nicht gegeben. Ungewöhnlich bleibt auch, dass Breitenbach nur eine Herabstufung des Beamten Giffeys verlangt und darauf verzichtet hatte, die Staatsanwaltschaft einzuschalten. Die ermittelt seit einer Woche dennoch.
Berliner Schnuppen

Telegramm
Sicherheitsrisiko Fußgänger? Schon lange setzen sich Pankows Lokalpolitiker für eine längere Grünphase an der Kreuzung Wollankstraße/Florastraße ein. Gerade für ältere Menschen oder Eltern mit kleinen Kindern ist es fast unmöglich, hier die Straße zu überqueren, ohne von Autofahrern bedrängt zu werden. Doch die Verkehrslenkung lehnt ab.
Die Ampelschaltung sei „StVO- und regelwerkskonform“. Ja noch mehr: Eine verlängerte Grünphase an dieser Stelle würde „zu erheblichen Nachteilen im Fahrverkehr der Wollankstraße, inklusive der dort verkehrenden Busse“ führen und sei deshalb „aus Sicherheits- und Emissionsgründen zu vermeiden.“ Im Angesicht von 23 getöteten Fußgängern in Berlin 2019 schon ein bisschen zynisch. Mehr von meinem Kollegen Christian Hönicke aus Pankow können Sie in seinem Newsletter lesen (hier abonnieren).
Die Berliner Wohnungsnot in Zahlen: 2019 kamen auf rund 2000 Wohnungsangebote der Howoge ca. 313.000 Bewerbungen. Das bedeutet, dass die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft durchschnittlich pro Wohnungsvermietung mehr als 150 Interessenten absagen muss. Gegen diesen Mangel hilft auch der Mietendeckel nicht.
Deshalb hat die CDU eine andere Idee: Im Rahmen einer Neubauoffensive (300.000 neue Wohnungen bis 2035)könne auch das Marx-Engels-Forum bebaut werden („Wir schließen da nichts aus“). Warum nicht gleich den Tiergarten zubauen, kontert Kultursenator Klaus Lederer. Oder den Humboldthain? Park am Friedrichshain? Volkspark Prenzlauer Berg? „Und überhaupt: Wir haben Grünanlagen ohne Ende. Wer braucht denn sowas?“ Auch die Randbezirke in den Blick nimmt die Initiative Mietenvolksentscheid. Sie schlägt vor: „Randbebauung des Grunewalds.“
Elf Initiativen, darunter „Bizim Kiez“ und „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“, stellen sich in einem offenen Brief hinter Florian Schmidt. „Uns ist ein amtlicher Aktivist 1000 Mal lieber als die sonst üblichen inaktiven Amtsträger*innen“, schreiben sie. Die „neue Qualität“, mit der in Friedrichshain-Kreuzberg Mieter*innenschutz ausgeübt werde, habe ihre „ausdrückliche Unterstützung“. Na Hauptsache die „neue Qualität“ umfasst keine Aktenmanipulation.
„Menschen mit solchen Haltungen wollen wir in der CDU Mitte nicht haben“, hatte Kreisverbands-Sprecher Carsten Spallek Ende Dezember gesagt, als herauskam, dass der rechte Anwalt Markus Roscher-Meinel dem CDU-Ortsverband Bernauer Straße beigetreten war. Nun hat der Kreisvorstand einstimmig beschlossen, die Aufnahme von Roscher-Meinel, dessen Parteieintritt zuvor schon die AfD abgelehnt hatte, mit sofortiger Wirkung zu widerrufen.
Untätigkeit als politische Strategie – das schlug Andrej Holm, ehemaliger Staatssekretär (Linke) und Stadtsoziologe, am Abend in Bezug auf einen möglichen Karstadt-Neubau am Hermannplatz vor, der vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg genehmigt werden müsste: „Aus meiner Sicht ist das Nichtstun der Verwaltung in diesem Fall die beste Option.“
Der Rat der Bezirksbürgermeister hat sich am Donnerstag für eine vereinheitlichte Struktur der Bezirksämter ausgesprochen. Er schlägt dem Senat vor, dass ab 2021 alle Bezirksämter in die Geschäftsbereiche Bürgermeister/in, Öffentlicher Raum, Stadtentwicklung, Familie/Gesundheit, Bildung und Soziales/Bürgerdienste unterteilt werden. Bisher macht jeder Bezirk seins. Und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister setzen noch einen drauf: Der Senat solle doch – für eine bessere Zusammenarbeit – auch seine eigenen Ressorts dementsprechend neu aufteilen.
Berlin und die AfD kommen einfach nicht zusammen: Auch der für dieses Wochenende geplante Landesparteitag muss ausfallen, weil die Klage der Partei gegen die Absage des Ballhaus Pankow als Veranstaltungsort abgewiesen wurde. Damit summieren sich die Ablehnungen durch angefragte Vermieter auf mehr als 170.
„Wer eine Ratte sieht und sie nicht meldet, das ist wie im normalen Leben, der kommt im Zweifel damit durch – und die Ratte auch.“ Weisheiten aus der BVV Marzahn-Hellersdorf. (Mehr aus der BVV und von den Tieren und Menschen im Bezirk gibt’s im Newsletter von Ingo Salmen).
Berlins Lieferdienste haben es schwer: Nach dem Aus für Foodora und Deliveroo haben Berliner Ermittler am Donnerstag auch noch einen Kokain-Lieferservice gestoppt, der etwa 850 feste Kunden in der Stadt gehabt haben soll.
Sie sind so Zen, Sie können auch mit harten Jungs ihre innere Mitte finden? Dann bewerben Sie sich doch als Yoga-Lehrer/in in der JVA Heidering.
Was im Online-Fundbüro der BVG noch von Silvester übrig ist: eine Flasche Rotkäppchen-Sekt. Und eine Box mit Musikkassetten „Golden Hit-Memories“.
„Wer zuletzt lacht, lacht am besten“, schreibt Karen König aus der Bildungsverwaltung zu Lorenz Maroldts gestriger Lektion von „Mathe mit dem Checkpoint“. Sie präsentiert: die Grundschulverordnung, nach deren §24 GsVO „die Durchschnittsnote mit einer nicht gerundeten Stelle nach dem Komma ausgewiesen wird“. Danke für den Hinweis, der vielleicht noch zaudernde Grundschullehramts-Anwärter ermutigt!
BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:
Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.
Zitat
„Ich wünschte, sagen zu können: Wir Deutsche haben für immer aus der Geschichte gelernt. Aber das kann ich nicht sagen, wenn Hass und Hetze sich ausbreiten. Das kann ich nicht sagen, wenn jüdische Kinder auf dem Schulhof bespuckt werden. Das kann ich nicht sagen, wenn unter dem Deckmantel angeblicher Kritik an israelischer Politik kruder Antisemitismus hervorbricht. Das kann ich nicht sagen, wenn nur eine schwere Holztür verhindert, dass ein Rechtsterrorist an Jom Kippur in einer Synagoge in Halle ein Blutbad anrichtet.“
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beim Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel.
Tweet des Tages
Mein kleiner Neffe hat mehrfach versucht, eine Kerze anzuzünden, aber immer wenn sie brannte und er das Streichholz ausgepustet hat, hat er die Kerze gleichzeitig mit ausgepustet. Ungefähr so stell ich mir die Bauarbeiten im Berliner Flughafen vor.
Tweet des Tages
Berliner Senat: Keine Autos mehr in der Stadt bis 2030! Auch Berliner Senat: Wir würden uns freuen, wenn Europas größte Automobilausstellung demnächst hier stattfindet! #ditisberlin #IAA
Antwort d. Red.:
Stadtleben
Essen – Der Hummusapiens ist eine Art der Gattung Hummus-Liebhaber aus der Familie der Genießer, die – im Gegensatz zur Sandwich-Spezies – zur Ordnung der Wrap-Primaten gehört. Damit wäre auch der Speiseplan zur täglichen Fütterung, die täglich zwischen 12 und 0 Uhr in Alt-Moabit 73a stattfindet, geklärt: Hummus-Wraps natürlich, wahlweise mit Süßkartoffel-Pommes, Leber, Sucuk, Makali, oder Falafel. Vitamine in Form von Tomaten, Zwiebeln und Rettich sind zudem unentbehrlich, ob mit Tahini oder Chili-Öl angereichert, ist wiederum jedem selbst überlassen. U-Bhf Turmstraße
Trinken & Geschenk – Die Griessmühle muss raus aus der alten Mühle in der Sonnenallee 221 und geht ab Februar ins Exil. Das könnte entweder in Mitte oder in Lichtenberg liegen. Doch bis das feststeht, wird in Neukölln noch Programm gefahren: Der Mühlenmarkt steht heute ab 16 Uhr zum Stöbern, Shoppen und Schnabulieren offen, in gewohnt ranzig-cooler Atmosphäre und mit hoher Hipster-Dichte. Dicht sind bis 22 Uhr sicher auch die ein oder anderen – gehört man selbst dazu, sollte man den Geschenkekauf möglichst vorher erledigen. S-Bhf Sonnenallee
Neu in Mitte ist die Moka Efti Bar. Der Name ist natürlich kein Zufall: Analog zum Feiergefühl der 1920er soll hier ungezwungen bis in die Morgenstunden getanzt werden. „Möge die Dekadenz sich selbst beweihräuchern und der Crémant in Strömen fließen“ ist das Motto der Decadentia-Party heute Abend – mal schauen, wie das ankommt in Mitte. Fr-So ab 21 Uhr, im S-Bahnbogen 159-160 am Monbijoupark (S-Bhf Hackescher Markt)
Ob mit dem neuen Club wirklich die neuen Zwanziger Jahre eingeleitet werden und was die Macher zum Clubsterben in Berlin sagen, erfahren Sie morgen im Checkpoint-Interview (nur mit Abo).
Berlinbesuch „Natur. Nach Humboldt“ zeigen. In diesem Sinne Natur zu erleben, heißt sie durch eine 360°-Sound-Installation zu erleben. Die Künstlerinnen fragten sich nämlich, ob es heute noch möglich ist, Natur im Humboldt’schen Sinne, als Erkenntnis und Erlebnis, zu begreifen. Im Großen Tropenhaus des Botanischen Gartens (Königin-Luise-Straße 6-8, U-Bhf Podbielskiallee), können Sie sich von heute an bis zum 2. Ferbuar (9-19 Uhr) selbst davon überzeugen, ob das den Künstlerinnen Lucrecia Dalt aus Kolumbien und Maria Thereza Alves aus Brasilien gelungen ist. Der Eintritt kostet 6 Euro.
Last-Minute-Tickets – Auch der „Schwoof“, also der durch und durch berlinerische Tanzabend in Clärchens Ballhaus, ist ins Exil gegangen – zumindest während in der Auguststraße 24 renoviert wird. Und weil Berlin ohne Schwoof nicht geht (Zitat DJane Clärchen: „Das kann man sich einfach nicht vorstellen!“), steppt die Tanzmeute samt Ballhaus Band und DJane rüber ins Ballhaus Berlin in der Chausseestraße 102 (U-Bhf Naturkundemuseum). Die neue Location wird vorerst an drei Wochenenden erprobt, heute geht's los! Ab 21 Uhr, der Eintritt kostet 7 Euro.
Last-Minute-Verlosung für den amerikanischen Singer-Songwriter Chase Rice: Der geht mit seinem neuen Country-Album „Lambs & Lions“ nämlich auf Deutschland-Tour und gibt um 20 Uhr im Bi Nuu im Schlesischen Tor sein Akustik-Konzert. Das Besondere an Chase Rice: Er ist Quereinsteiger. Bekannt wurde er in den USA als Football-Spieler und Reality-TV-Star. Show kann er also, von der musikalischen Leistung können Sie sich selbst überzeugen – passenderweise verlosen wir 2x2 Tickets (bis 12 Uhr). Wer möchte?
Plätze sichern für die Release-Party der jährlich erscheinenden Zeitschrift „PS: Anmerkungen zum Literaturbetrieb / Politisch schreiben“ am kommenden Dienstag im Literaturhaus (Fasanenstraße 23, U-Bhf Uhlandstraße). Das Credo der Zeitschrift: „Es gibt keine Frauen- und Minderheitenliteratur“. In diesem Sinne lesen und diskutieren die Redaktionsmitglieder Kaśka Bryla, Eva Schörkhuber und Yael Inokai ab 19.30 Uhr mit der Lyrikerin Ariane Hassan Pour-Ravazi. Karten kosten 7 Euro.
Noch hingehen zu René Polleschs „Cry Baby“ im Deutschen Theater: Am 8. und 23. Februar können BesucherInnen in der Schumannstraße 13a (S/U-Bhf Friedrichstraße) zwei letzte Male das Einstands-Stück des Regisseurs am DT bestaunen, das Tagesspiegel-Autor Rüdiger Scharper zur Premiere als so leicht bezeichnete, „dass sich das Gespinst in der schon herbstlich kühlen Abendluft sogleich auflöst.“ Funktioniert im Winter sicher auch noch! Es gibt noch – wenige – Karten ab 5 Euro.
Maria Kotsev wünscht Ihnen einen spannenden Freitag!
Berlin heute
Verkehr – Invalidenpark (Mitte): Weil Fridays For Future ab 12 Uhr demonstrieren und über die Luisenstraße, Marschallbrücke, Wilhelmstraße und Scheidemannstraße zum Kanzleramt laufen wird, kommt es auf der Route zu Einschränkungen.
Landsberger Allee (Prenzlauer Berg): Wegen des 109. Berliner Sechstagerennens im Velodrom kommt es bis zum nächsten Dienstag täglich zu Staus und Verkehrseinschränkungen im Bereich Landsberger Allee, Storkower Straße und Conrad-Blenkle-Straße.
S-Bahn: Die S5 ist ab heute (22 Uhr) bis Montag (1.30 Uhr) zwischen Mahlsdorf und Friedrichsfelde Ost unterbrochen, es fährt Schienenersatzverkehr. Zwischen Wuhletal, Lichtenberg, Frankfurter Allee und Alexanderplatz können Fahrgäste alternativ auf die U5 umsteigen. In der Nacht von Sonntag auf Montag besteht zwischen 22 und 1 Uhr zwischen Lichtenberg und Frankfurter Allee allerdings U-Bahn-Pendelverkehr im 10-Minutentakt. Außerdem fällt die S5 im oben genannten Zeitraum zwischen Friedrichsfelde Ost und Ostkreuz komplett aus, weshalb die Züge der Linien S7 und S75 genutzt werden sollten.
Regionalverkehr: Die Linie RE1 fährt ab 22 Uhr (bis zum 1. Februar) nicht zwischen Ostkreuz und Erkner, der RE7 fällt in der Zeit zwischen Ostbahnhof und Ostkreuz aus und der RB14 ist zwischen Ostkreuz und Berlin-Schönefeld unterbrochen. Die Alternative hier: S-Bahn fahren.
Demonstration – „Fridays For Future“ ziehen mit 300 Teilnehmenden von 12-14 Uhr vom Invalidenpark zum Kanzleramt. „Fridays gegen Altersarmut“ steht von 15-18 Uhr mit 50 Personen vor dem Rathaus Spandau, sowie am Alexanderplatz (20 Personen). „Mahnwachen gegen Altersarmut“ werden vor der SPD Parteizentrale in der Wilhelmstraße (12-18 Uhr mit 10 Teilnehmenden) und am Pariser Platz (17-19 Uhr, 50 Personen) abgehalten. Am Samstag wollen 200 Menschen von 8-13 Uhr im Wiesenburger Weg in Marzahn-Hellersdorf „Der Opfer des Faschismus gedenken“ und ebenso „den Rechtsruck bekämpfen“. Am Hermannplatz halten 200 Beteiligte eine „Kundgebung gegen Korruption im Libanon und für Solidarität mit dem libanesischen Volk“ ab (18-20 Uhr). Und am Sonntag steht von 13.45-16 Uhr Amnesty International mit 30 Personen vor der US-Botschaft am Pariser Platz und fordert: „Schließt Guantanamo – 18 Jahre Guantanamo“.
Gericht – Weil er als sozialpädagogischer Betreuer auf einem Schulschiff sowie in Zeltlagern ein 12-jähriges Mädchen missbraucht haben soll, muss sich ein 39-Jähriger verantworten. Das Kind war vom Jugendamt in Obhut genommen worden und sollte auf dem Schiff beschult werden (9.30 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 739). Außerdem kommt es gegen eine junge Frau, die mit einem Motorboot einen Kahn gerammt haben soll, zum Prozess wegen fahrlässiger Tötung. Ein Mann war über Bord gegangen und wenig später seinen Verletzungen erlegen (9.15 Uhr, Saal B 237). Außerdem wird der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder der vor mehr als 13 Jahren spurlos verschwundenen Schülerin Georgine Krüger fortgesetzt (14.00 Uhr, Saal 537).
Universität – An der TU halten Prof. Dr. Deboleena Roy, Dr. Hannah Fitsch und Prof. Dr. Anelis Kaiser von 10 bis 17 Uhr einen Workshop zu „Molecular Feminisms. Doing Science from a Feminist Perspective“ ab. Der Eintritt ist frei, Anmeldung hier. Marchstraße 23, Raum MAR 2.071
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Uwe Bohm (58), Schauspieler / Joachim Gauck (80), Bundespräsident a.D. / Susanna Kahlefeld (56), für die Grünen im AGH / Nastassja Kinski (59), Schauspielerin / Rita König, „Es gratuliert ganz herzlich Horst.“ / Monika Lüke (51), Juristin, ehem. Beauftragte des Senats von Berlin für Integration und Migration (2012-15) / Torsten Schneider (51), für die SPD im AGH / Frederik Simak (22), Handballer bei den Füchsen / Karl-Heinz Smuda (59), Ghostwriter, Lektor und Verleger
Sonnabend – Dagmar Berghoff (77), Fernsehmoderatorin, ehem. Chefsprecherin der “Tagesschau“ / Inga Busch (52), Schauspielerin / Alexander Fest (60), ehem. Geschäftsführer des Rowohlt Verlags (2002-14) / Jutta Kaddatz (67), CDU-Stadträtin in Tempelhof-Schöneberg / Elke Schmitter (59), Journalistin und Schriftstellerin / Eva Zeller (97), Schriftstellerin / „Meinem Sigurd von Herzen alles liebe zum 60. von deiner Marion“
Sonntag – Catherine von Fürstenberg-Dussmann (69), Unternehmerin, Vorsitzende des Stiftungsrates der Peter-Dussmann-Stiftung / Frank Hördler (35), Eishockeyspieler bei den Eisbären / Heinz Horrmann (77), Gastrokritiker / Gernot Klemm (55), Linken-Stadtrat und stellv. Bürgermeister in Treptow-Köpenick / Bettina Kroh, Vermarkterin beim Tagesspiegel – „Die gesamte Vermarktungsabteilung wünscht 'charming Betty' alles Liebe zum Geburststag!“ / Felicitas Kubala (64), ehem. für die Grünen im AGH (2001-12) / „Ingrid Müller feiert mit mir ihren 70. Geburtstag am 26. Januar 2020 am Strand von Havanna. Si, herzlichen Glückwunsch sagt Felix Müller.“ / Marvin Plattenhardt (28), Verteidiger bei Hertha / Ulrike Poppe (67), bis 2017 Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur / DJ Sebert (30) – „Alles Liebe von deiner Kumpeline Elke / Tobias Schulze (44), für die Linke im AGH / „Dem besten Kai aller Kais (Fan von Rebecca S. und Hertha und vieles mehr) zum 70. Herzliche Geburtstagswünsche aus dem Wendland von C und L.“
Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.
Gestorben – Claus Gennrich, * 2. Dezember 1938 / Annke Höfer-Rieck, * 8. August 1944 / Jürgen Kaul, * 28. November 1936 / Dr. Heidrun Schnell, * 3. März 1969
Stolperstein – Willy Kolbe (Jhg. 1901) lebte in der Sonnenallee 137 in Neukölln und gehörte dem Arbeiterwiderstand sowie der Saefkow-Jacob-Bästlein-Gruppe an. Der Schlosser und Maschinenbauer war zudem Mitglied des Deutschen Metallarbeiter Verbandes und schloss sich in der Firma Ludwig Loewe & Co. in Moabit, wo er 1934 angestellt wurde und zuletzt als Revisor arbeitete, einer illegalen Gruppe an. Diese organisierte Widerstand in dem Rüstungsbetrieb. Am 28. September 1944 wurde er verhaftet und kam im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee in Untersuchungshaft. Daraufhin wurde er wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt und vom NS-Volksgerichtshof zu drei Jahren Haft verurteilt. Am 22. Februar 1945 wurde er aus Plötzensee in das Zuchthaus Halberstadt und dessen Außenlager Hausneindorf bei Quedlinburg verlegt, wo er am 21. April 1945 auf dem Evakuierungsmarsch starb. (Foto: OTFW)

Gedenken – Nur wenige Hausnummern weiter nördlich erinnert in der Sonnenallee eine dauerhafte Lichtprojektion an das Zwangsarbeiterinnenlager und die spätere Außenstelle des KZ Sachsenhausen. Es umfasste die gesamte Fläche von der heutigen Sportanlage des BSV Hürtürkel und der angrenzenden Kleingartenkolonie in Neukölln. Das Arbeitslager wurde 1942 von den Nazis eingerichtet und zwei Jahre später zum Konzentrationslager umgewandelt. Etwa 500 Jüdinnen und Juden wurden 1944 aus Auschwitz dorthin transportiert, um Zwangsarbeit für die SS und die Rüstungsfirma Krupp zu leisten.
Am kommenden Montag, den 27. Januar, finden anlässlich des Holocaust Gedenktages berlinweit Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Nationalsozialismus statt. Im BVV-Saal des Neuköllner Rathauses (Karl-Marx-Straße 83, U-Bhf Rathaus Neukölln) werden um 17 Uhr u.a. Bezirksbürgermeister Martin Hikel und Bildungsstadträtin Karin Korte sprechen, begleitend dazu wird die Ausstellung „Ausgestoßen und verfolgt – Die jüdische Bevölkerung während des Nationalsozialismus in Neukölln“ des Museums Neukölln im Rathaus zu sehen sein. Außerdem lesen SchülerInnen der Fritz-Karsen-Schule Texte von Zeitzeugen, musikalisch begleitet von der Neuköllner Musikschule. Über weitere Gedenkveranstaltungen informieren wir diese Woche an dieser Stelle im Checkpoint und in den Tagesspiegel Bezirksnewslettern.
Encore
Was haben Jülide, Eländ, Dumitriza, Norwin-Viljo, Ruxsandra, Giotto, Efrosini, Peppino-Dario, Coco-Milou, Swetosar, Iokaste und Panagiotis gemeinsam? Sie alle sind 2019 in Berlin geboren. Und sie tragen einen Namen, der in ihrem Bezirk nur ein einziges Mal vergeben wurde. Ausgegraben haben sie die Kollegen von „qiez.de“, die sich auf die Suche nach den ungewöhnlichsten Berliner Vornamen gemacht haben. Hier eine Auswahl der kuriosesten Namen, aufgeschlüsselt nach dem Bezirk, zu dem sie gehören:
Mitte: Bio, Misela, Monet, Peppina, Bowie, Flavour, Son-Goku, Ziggi
Friedrichshain-Kreuzberg: Amazonas, Cassiopeia, Paschalina, Perle, Fips, Mate und Feta
Pankow: Persephone, Queen, Zelda, Rocket, Skip, Tommy-Herbert
Charlottenburg-Wilmersdorf: Hortense, Margherita, Tokyo, Bochen, Polykarp, Sweedy, Woodie
Spandau: Afrodita, Princess, Hotte, Oke, Paul-Wolfgang-Stefan, Pellegrin, Reign-Bear, Schady
Steglitz-Zehlendorf: Lindi, Millie, Pierette, Rufta, Temitope, Grgo, Sherif
Tempelhof-Schöneberg: Blessing, Porsche-Cheyenne, Dino, Fox, Kaiser, Christ, Apostolos
Neukölln: Zahara-Zara, Ai, Beste, Giotto, Lord, Hippolyte, Tröster
Treptow-Köpenick: Funmilola, Lumikki, Yolandi, Elmo, Habibi, Rafaelo
Marzahn-Hellersdorf: Rihanna, Dörte-Danielle, Björk, Borka, Nemo
Lichtenberg: Hoor, Precious, Sissi, Dean-Dennis, Mojo, Mu
Reinickendorf: Lamar, Don, Ege, Hud, Kika, Weichen.
Morgen macht sich hier Lorenz Maroldt wieder einen Reim auf Berlin. Kommen Sie gut ins Wochenende und bis bald,
Ihre