nach dem Raketenangriff aus dem Iran auf Israel geht die Angst um vor einer Eskalation – im Nahen Osten, aber auch in Berlin. Hier hatte die Polizei noch vor den nächtlichen Attacken einen „Palästina-Kongress“ abgebrochen – die Veranstalter wollten per Video einen Redner zuschalten, für den wegen antisemitischer und gewaltverherrlichender Reden in Deutschland ein Betätigungsverbot gilt. Seitdem gibt es neue Demonstrationen – und in der Stadt tauchen rote Dreiecke auf, an Häuserwänden, Statuen und auf Plakaten, vor allem (aber nicht nur) in Neukölln: So markiert die Terrororganisation Hamas ihre Feinde. Getroffen hat es u.a. den Techno-Club „//:about blank“ am Ostkreuz (hier zu sehen).
Der Club zeigt allerdings auch, wie aus Hass Liebe werden kann, jedenfalls symbolisch (hier zu sehen).
Eine Anekdote, eigentlich sogar nur eine giftblumige Nebenbemerkung auf Seite 508 der gerade erschienenen, sehr lesenswerten Erinnerungen von Wolfang Schäuble führt uns zurück ins Berlin des Jahres 2001…
Nach dem Ende der schwarz-roten Koalition unter Eberhard Diepgen suchte die CDU einen neuen Spitzenkandidaten. Der damalige Fraktionsvorsitzende Frank Steffel wollte, aber die Bundespartei traute ihm den Wahlsieg nicht zu und schob Schäuble vor. Der erklärte sich zur Kandidatur bereit, wenn auch wenig begeistert („im Interesse der Hauptstadt“). Unterstützt wurde Schäuble u.a. vom früheren Finanzsenator Peter Kurth, der auch gerne gewollt hätte, aber in seiner Partei chancenlos war (heute ist er wegen seiner Kontakte zu Identitären und AfD-Leuten in der CDU „Persona non grata“).
Hinter den Kulissen wurde der Machtkampf so hart und unfair ausgetragen (Motto: Kabale und Hiebe), dass selbst der rauflustige Junge-Union-Landeschef Kai Wegner (ja, der!) zur Mäßigung aufrief: „Wir müssen überlegen, ob die Kandidatendebatte, wie sie momentan läuft, so klug ist.“
Schäuble scheiterte, auch an den Intrigen von Helmut Kohl, mit dem ihn spätestens seit der Spendenaffäre eine innige Feindschaft verband. Der Ex-Kanzler, den Schäuble im Jahr zuvor aufgefordert hatte, den Parteiehrenvorsitz niederzulegen, hatte sich demonstrativ auf die Seite Steffels geschlagen: „Frank, Sie müssen es machen“, raunte er dem Jungpolitiker bei einem Treffen im Grunewald-Nobelrestaurant „Capriccio“ so vertraulich zu, dass es am nächsten Morgen in der „Bild“ stand - und sich auch Kai Wegner auf die Seite des „Berliner Jungen“ schlug.
In der Bundes-CDU herrschte blanker Zorn auf die Berliner Parteifreunde – „Kleingärtnerverein“ war noch das harmloseste Schimpfwort. Und der SPD-Grande Franz Müntefering kommentierte hämisch: „Helmut Kohl hatte mal wieder die längeren Strippen.“
Und Schäuble? Der hatte vom Niveau der Berliner Landespolitik offenbar so dermaßen den Kanal voll, dass er sich noch zwei Jahrzehnte später nur mit Grausen erinnern konnte: „Falls es tatsächlich so war, dass die Einflussnahme des Altkanzlers dafür sorgte, mir diese Bürde zu ersparen und stattdessen Frank Steffel durchzusetzen, wäre das sogar ein Grund, an seinem Grab noch einmal Blumen niederzulegen.“
Steffel, als „Kennedy von der Spree“ promotet und wegen seines Geschäfts als „Teppichhändler“ verspottet, verlor damals krachend gegen Klaus Wowereit. Nach einer Bundestagskarriere, dem Verlust seines Doktortitels und einer weiteren Partei-Intrige, der er diesmal er selbst zum Opfer fiel, zog es Steffel nach Südspanien, wo er heute Immobilienprojekte entwickelt. Bei einem Treffen neulich auf einen Kaffee und einen Keks wirkte er sehr zufrieden mit sich und der Welt – ausdrücklich auch deshalb, weil er die Politik in Berlin, vor allem die Landesparteipolitik, endgültig hinter sich gelassen hat.
Apropos Spitzenkandidat: Wer zieht eigentlich für die SPD ins nächste Rennen (ist ja schon in zweieinhalb Jahren)? Eines der drei Vorsitzenden-Kandidaten-Duos im Doppelpack? Doch nochmal Franziska Giffey? Oder eine „Außenlösung“ (gibt es einen sozialdemokratischen Schäuble)? Vielleicht ein amtierender Regionspräsident in Hannover mit Berliner Regierungserfahrung?
Jedenfalls scheinen bisher weder der Frühling noch die Kandidierenden für den Vorsitz die Sozialdemokraten hinterm Ofen hervorzulocken: Nach Checkpoint-Infos aus der SPD waren am Sonntag von den mehr als 18.000 Mitgliedern gerade mal 6000 Stimmen eingegangen. Da geht noch was! Zumal es ja doch um etwas geht – nicht nur für die SPD, sondern für die ganze Stadt. In der neuesten Folge unseres Checkpoint-Podcasts (hier zu hören) haben wir gemeinsam mit unserer landespolitischen Korrespondentin Anna Thewalt die Lage analysiert – und sind dabei auf einige interessante Aspekte gestoßen.
Viel Betrieb ist jedenfalls in den internen Chatgruppen der SPD – deutlich wird, dass die einzelnen Lager von den Fans der jeweils anderen Seite (die es auch in den vermeintlich eigenen Reihen gibt) so gut wie gar nichts halten („Flachdenker!“), ihnen aber dennoch alles zutrauen, vor allem: miese Tricks („Jetzt stellen die sich auch noch als Opfer dar!“). Dabei hat sich durchaus herumgesprochen, dass der Checkpoint gerne mitliest. Im hier bereits eingeführten Gruppenaustausch der SPD Charlottenburg-Wilmersdorf schreibt die stellvertretende Fraktionschefin Ann-Kathrin Biewener: „Grüße gehen raus an den Tagesspiegel hier in diesem Chat.“ Na, da grüßen wir doch höflich zurück!
Ein großes Thema im innerparteilichen Wahlkampf ist die Ausgabenkultur: „Wir müssen weg von der Umsonst-Stadt für alle“, fordert Ex-Staatssekretärin Nicola Böcker-Giannini, die im Team mit Neuköllns Bürgermeister Martin Hikel antritt – und damit die Ausgabepolitik des bisherigen Vorsitzende Raed Saleh angreift (auch das Duo Kian Niroomand und Jana Bertels stehen da auf Salehs Seite). Moment, wir zählen kurz durch… da fehlt doch jemand! Richtig, die Co-Kandidatin von Saleh, deren Namen sich die bisherige Co-Vorsitzende Franziska Giffey so schwer merken kann (CP v. 12.4.) und die sich bei Parteiauftritten gerne traditionell sozialistisch mit „Freundschaft“ verabschiedet – hier nochmal zum Mitschreiben (Sonderservice für die Wirtschaftssenatorin): Luise Lehmann heißt sie.
Und damit er auch weiterhin genug Geld für alle hat, will Saleh die Schuldenbremse kippen - auch gegen den Willen der Bundes-CDU, deren Stimmen für eine entsprechende Verfassungsänderung nötig wären. Deshalb fordert er jetzt vom Regierenden Bürgermeister, den Druck auf CDU-Chef Friedrich Merz zu erhöhen und eine Entscheidung zu erzwingen, notfalls über den Bundesrat: „Kai Wegner muss jetzt klarmachen, was er wirklich will“, sagte Saleh dem Tagesspiegel. Das hatte Wegner allerdings schon, und zwar ebenfalls im Gespräch mit dem Tagesspiegel: „Wenn wir jetzt dafür kein Geld in die Hand nehmen, wird es die nächste Generation noch stärker belasten“, begründete er seine Forderung nach einer Reform. Übrigens: Eingeführt worden war die Schuldenbremse 2011 – um die nächste Generation nicht mit noch mehr Staatsausgaben zu belasten.
Unter diesen Voraussetzungen gestaltete sich gestern Abend das Spitzengespräch über das Berliner Sparpaket ziemlich zäh – Finanzsenator Stefan Evers warnt seit langem davor, dass die Stadt ohne klare Schnitte auf eine Situation zusteuert, gegen die der Sarrazynismus der Nullerjahre wie eine Aufwärmübung wirkt. Doch für Saleh steht damit eben auch seine Karriere auf dem Spiel. Zur Sicherheit will er sich deshalb noch vor dem Landesparteitag, der auf Grundlage des Mitgliedervotums über die neue Parteiführung entscheidet, als Fraktionsvorsitzender bestätigen lassen.
Und auch das Lösungswort unseres Wochenrätsels liefert uns diesmal die SPD frei Haus: „Vampiralarm“ lautet es, angelehnt an den Wahlspruch des Kandidatenduos Hikel / Böcker-Giannini („Wir sind nicht Nosferatu“). Richtig lag u.a. unser Leser Johan Uhle, er schreibt außerdem: „Vielen Dank an dieser Stelle einmal für die seriöse, professionelle und authentische Berichterstattung. Ich bin zwar noch nicht lange mit meinem Abo dabei, kann mich aber insgesamt schon seit vielen Jahren auf eure Artikel und Recherchen verlassen. Ich wünsche einen guten Start in die neue Woche!“ Vielen Dank, das wünschen wir auch.
Checkpoint hilft! Fünf Angebote bekamen wir unmittelbar nach unserem Aufruf am Freitag, einer Mieterin aus dem einsturzgefährdeten Haus in der Grunewaldstraße / Ecke Goltzstraße in Schöneberg zu helfen. Und zack: eine halbe Stunde später hatte sie eine Wohnung gleich um die Ecke, in der sie bis Anfang Mai bleiben kann.
In der vergangenen Woche war bei Sanierungsarbeiten aufgefallen, dass die Schäden am Haus gefährlich groß sind. Die Mieterinnen und Mieter standen plötzlich auf der Straße. Der Hauseigentümer Heimstaden bat sie, bei Freunden oder Familie unterzukommen oder sich um ein Zimmer in einer Pension zu kümmern. Die Kosten werden übernommen - in Höhe von 120 Euro pro Nacht. Wer dafür etwas findet, hat großes Glück. Oder liest den Checkpoint. Die spontane Wohnungsvermittlerin möchte gern anonym bleiben. Wir schicken dennoch ein großes Dankeschön nach Schöneberg.
Möglicherweise sind aber noch mehr Gebäude in der Nähe einsturzgefährdet. Statische Probleme fielen nach Checkpoint-Informationen hier bereits vor mehr als 50 Jahren im Zusammenhang mit dem U-Bahn-Bau auf: Am Nordost-Haus Grunewaldstraße / Ecke Eisenacher Straße wurden Erker und Balkone entfernt und weitere Häuser auf Schäden untersucht, berichtet der Sohn eines damaligen Verwalters. Und in dem Haus gegenüber dem jetzt geräumten an der Goltzstraße erzählten Altmieter bei Wohnungsbesichtigungen bereits vor mehr als zehn Jahren, dass der Eigentümer von der BVG nach dem U-Bahnbau Geld zur Behebung der Statik-Schäden erhalten hat – aber die notwendigen Sicherungsarbeiten nie durchführen ließ.
Berliner Schnuppen
Telegramm
„Ich bin begeistert und sage nie wieder etwas Böses über die DB! Ich schwöre!“, schreibt Checkpoint-Leserin Kathrin Liebmann – nanu, was ist denn da passiert? Das hier: „Sitze gerade im falschen Zug von Berlin nach Köln (Sprinter, d.h. nächste Halt Köln) und hätte eigentlich in den nach Hamm einsteigen müssen! Nun hält der Zug extra für mich und noch einen blinden Passagier in Hamm - Dank einer supernetten Zugbegleiterin!“
Na, sowas… aber das bedeutet natürlich nicht, dass wir auf unser beliebtes Betriebsstörungsbingo verzichten müssen – denn da gibt’s diesmal eine Einsendung der besonderen Art aus dem ICE 2934 von Erlangen nach Berlin. „Ich glaub‘ ich hab‘ ein Bingo“, teilt Oliver Fraederich mit – und was für eins! Genauer gesagt ist es ein Bingo-Septett, einsetzbar als Superjoker. Angezeigt wurden für diesen einen Zug folgende Hindernisse: „Warten auf Anschlussreisende“, „Technische Störung an einem anderen Zug“, „Verfügbarkeit der Gleise derzeit eingeschränkt“, „Ärztliche Versorgung eines Fahrgastes“, „Ersatzfahrt für ICE 504“, „Zug fährt mit anderem Fahrzeug“, „Zug fährt mit verringerter Anzahl an Sitzplätzen“… puh! Immerhin: Das Bordbistro scheint offen geblieben zu sein – Prost!
Süße Kuchenwerbung vor dem „Black Fox Café“ (Wilmersdorf): „Wer nackt schwimmen geht, braucht keine Bikinifigur“ – wir wünschen guten Appetit.
Wartezeit I: Der Antrag auf einen Schwerbehindertenausweiseiner CP-Leserin liegt seit Februar 2023 beim Amt vor - eine Nachfrage im Herbst 2023 ergab: „Ist in Arbeit.“
Wartezeit II: Die durchschnittliche Bearbeitungsdauer von Steuerbescheiden in Berlin beträgt 39 Tage – wenn es um Rückzahlungen geht, sind aber auch schon mal 196 Tage drin.
Wartezeit III: Beim Bürgeramt heißt es mal wieder: „Leider sind aktuell keine Termine für ihre Auswahl verfügbar.“
Wartezeit IV: Der CDU-Verordnete Sebastian Pieper wartet seit Juni 2023 auf eine Antwort zu seiner Frage an das BA Mitte, was aus den „Stadtmöbeln“ in der Friedrichstraße geworden ist (Drs. 0270/VI) – das Bezirksveraltungsgesetz schreibt eine Frist von maximal fünf Wochen für eine Stellungnahme vor (§11, Abs. 1).
Neues aus der Rubrik „Berliner Verschwörungsrealitäten“: Der Aufbau einer Schattenverwaltung geht offenbar voran – Woche für Woche meldet das Amtsblatt, dass offizielle Stempel „in Verlust geraten“ – und jetzt ist auch noch beim Präsidenten des Sozialgerichts ein Dienstsiegel verschwunden (Kennzahl unter dem Landeswappen: 83). Es kann nur besser werden.
Die Neuköllner CDU fordert per BVV-Antrag 1272/XXI, im Bezirk „umgehend geeignete Hinweisschilder auf Zonen gemäß den Vorgaben aus dem Cannabis-Gesetz aufzustellen, in denen kein Cannabis öffentlich konsumiert werden darf“ – das wäre also in der Nähe von Personen unter 18 Jahren sowie in einem Abstand von unter 100 Metern zu Schulen, Kitas, Jugendzentren, Spielplätzen, Sportplätzen, Freibädern und auch zwischen 7 und 20 Uhr in Fußgängerzonen. Mit anderen Worten: praktisch überall. Nüchtern betrachtet ist das also eine ziemliche Schnapsidee (offenbar von Schildbürgern) – zumal in Neukölln dann zwischen den hunderten Zonen mehr Cannabisschilder herumstehen würden als Kiezblock-Poller in Mitte, Kreuzberg-Friedrichshain und Pankow zusammen. Ohnehin lässt sich es angesichts der komplizierten Gemengelage kaum ordnungswidrigkeitsfrei kiffend durch den Kiez spazieren. Deshalb unser Tipp: Machen Sie’s wie die Amis, die keinen Alkohol offen auf der Straße mit sich herumtragen dürfen: Packen Sie das Zeug einfach in die Tüte.
Aber mal angenommen, der Antrag ginge durch – wie ließen sich solche Schilder gestalten,um das ständige An und Aus wenigstens etwas heiterer zu gestalten? Wie wäre es mit verschiedenfarbigen Smileys (Zusatzangaben wie auf der Autobahn: „Nur noch 100 Meter – wir danken für Ihr Verständnis“)? Oder „Vorsicht! Sie betreten eine hazefreie Zone!“. Vielleicht „Bubatz muss leider draußen bleiben“? Und als Piktogramme lachende und weinende Kinder, pardon: Kiffer? Wir freuen uns auf Ihre Ideen, auch Zeichnungen sind herzlich willkommen (unsere Adresse: checkpoint@tagesspiegel.de). Und einen Überblick der Verbotszonen finden Sie hier (Trigger-Warnung: sieht aus, als hätte ganz Berlin Masern – vorsichtshalber nicht anfassen!).
Am Freitag hatten wir Sie hier gefragt: Wussten Sie, dass die Polizei ein Bürgertelefon hat (Nr. 4664 4664) und Sie nicht immer gleich die 110 anrufen müssen? 11% derjenigen, die bei unserer Umfrage mitgemacht haben, hatten davon immerhin schon mal gehört. Leider ist der Apparat seit Anfang des Jahres wegen Personalmangels so gut wie nie besetzt (zu viele Anrufe unter der 110!). Die Polizei rät Ihnen deshalb, sich im Zweifel direkt telefonisch beim für Sie zuständigen Polizeiabschnitt zu melden. Und wie finden Sie den? Wir haben es mal auf der offiziellen Senatswebsite berlin.de unter „Polizei – Service - So erreichen Sie uns – Abschnittssuche“ versucht, aber leider…
Sie ahnen es sicher schon: Direkt unter dem Hinweis „Hier können Sie herausfinden, welcher Polizeiabschnitt für Ihre Anschrift zuständig ist“ gibt es eine schöne Eingabemaske, sortiert nach Postleitzahl, Straße und Hausnummer. Zuerst habe ich es mit meiner Privatadresse probiert, das Resultat: „Ihre Suche ergab 0 Ergebnisse.“ Ok! Mal wieder niemand zuständig für mich in der Hauptstadt der organisierten Verantwortungslosigkeit. Also dann: die Checkpoint-Adresse (10963 / Askanischer Platz / 3) – aber auch hier: „Ihre Suche ergab 0 Ergebnisse.“ Hm, hat ja vielleicht auch Vorteile, falls uns mal wieder jemand verklagen will… Aber jetzt, die Adresse des Regierenden Bürgermeisters: Jüdenstraße 1, 10178 Berlin – da muss es doch mit dem Teufel… aber nein, auch hier: nix, nada, niente.
Inzwischen haben wir da einen Verdacht: Ist die Berliner Polizei vielleicht gar nicht zuständig für Berlin? Das wäre dann allerdings tatsächlich ein Notfall – und für den gibt’s nur eine richtige Adresse: die 110.
Zu unseren Ausschreibungen von heute:
Sie spielen Mandoline? Dann bewerben Sie sich doch beim BA Pankow – dort wird eine Musikschullehrkraft für dieses schöne Instrument gesucht (Teilzeit, 18 Stunden – aber das Ding hat ja auch nur vier Doppelseiten).
Ebenfalls in Pankow werden Gärtnerinnen und Gärtner gesucht – Voraussetzung: „Sie können nicht nur mit Pflanzen, sondern auch mit Kollegen, Vorgesetzten und Bürger/-innen reden.“ Das Motto: Reden ist Goldlack, Schweigen ist Unkraut.
Was wäre Berlin ohne seine kreativen Köpfe? Die Stadt ist ein Sehnsuchtsort für Kulturschaffende aus der ganzen Welt, Sub- und Hochkultur beflügeln einander hier auf einzigartige Weise. In unserer neuen Tagesspiegel-Serie stellen wir von heute an 100 wichtige Persönlichkeiten der Berliner Kultur vor: Visionäre, Künstler und Macherinnen. Was meinen Sie: Kennen sie alle? Und haben wir jemanden vergessen, der oder die beim nächsten Mal auf die Liste muss? Sie können es selbst überprüfen – von heute an im Tagesspiegel.
Nachtrag zur Sammlung der schönsten Beleidigungen im Straßenverkehr (CP v. 12.4.) – unsere Leserin Claudia Hartmann schreibt:
„Ich bearbeite von Berufs wegen auch Strafanzeigen. Das Beste, was mir an Beleidigungen jemals untergekommen ist, war die Äußerung eines Autofahrers zu einem Polizeibeamten, der ihn kontrollierte: ‚Du Beihilfesau‘.“ (Anmerkung der Redaktion: Nachahmung nicht zu empfehlen).
Zitat
„Der obligatorische Schwimmunterricht in der Grundschule findet auch in den Fällen einer Hitzewelle statt.“
Aus der Neuordnung der „Ausführungsvorschriften über Beurlaubung und Befreiung vom Unterricht“, §14 (Aktuelles Amtsblatt, S. 888).
Stadtleben
Verlosung – Instrumente? Überwertet. Melodien, Begleitung und Soundeffekte erzeugt die Beatboxband „The Razzzones“ einfach mit ihren Stimmen. In ihrem neuen Beatboxmusical „Urban rivers – Rhythm meets voice“ erzählen die vier Musiker die Geschichten vom Datenexperten Panos, Wasserwerker Ahmad, Hobbyastronom Alex und Start-Up-Gründer Paul – und ergründen die Flüsse, die täglich durch die Stadt fließen: Wasser, Geld, Daten, Verkehr. Ab Mittwoch ist das Stück vier Tage lang in der Tempelhofer Ufa-Fabrik zu sehen, Tickets gibt es für 22/18 Euro hier. Oder für umme bei uns: Für die Premiere am Mittwoch (20 Uhr) verlosen wir 3x2 Karten
Essen & Trinken – Viel besser wird die Lage nicht: Direkt am Spreeufer, wenige Schritte von der East Side Gallery, kredenzt das Ristorante Mina seit Februar italienische und levantinische Gerichte. Zur Vorspeise stehen nicht zuletzt Fattoush-Salat (18 Euro) und gebackene Austern (28 Euro) auf der Karte, als Hauptgang gibt es etwa Kaninchen-Tagliatelle (26 Euro) oder Trüffel-Tortelli (32 Euro). Seine Happen serviert das Team zwischen Fliesenwänden, Kugellampen und ordentlich Pflanzen – vor oder nach dem Spreespaziergang. 12-0 Uhr, Mühlenstraße 64, S-Bhf Ostbahnhof
Noch Hingehen – „Sie war der Papst und ich war Michelangelo, der von ihr beauftragt wurde, die Decke der Vogue Italia zu malen“, erzählt der britische Fotograf Miles Aldridge über seine prägende Zusammenarbeit mit der legendären Chefredakteurin Franca Sozzani. Okay, ziemlich dick aufgetragen – wie die Farbe in seinen Bildern, für die er sich quer durch die Kunstgeschichte inspirieren lässt. Aldridges Bilder sind aber genau von dem Kaliber, das ins Fotografiska passt: Populär und häufig knallig. Seine Berliner Retrospektive „Virgin Mary. Supermarkets. Popcorn. Photographs 1999-2020“ ist noch bis zum 5. Mai zu besuchen (10-23 Uhr), Tickets gibt es ab 14/8 Euro hier.
Last-Minute-Tickets – Der überraschende Tod des Dramatikers und Regisseurs René Pollesch, der zuletzt Intendant der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz war, schockierte im Februar die gesamte Theaterszene. Er hinterließ mehr als 200 Bühnenstücke, mit denen er das postdramatische Theater in Deutschland entschieden mitprägte. Eines seiner letzten Werke, das Stück „Und jetzt?“ von 2022, ist heute in hochkarätiger Besetzung mit Martin Wuttke, Franz Beil und Milan Peschel an der Volksbühne zu sehen. Darin geben sie drei Arbeiter eines Erdölverarbeitungswerks in der DDR der 1960er Jahre, die Kaffee schlürfend im Kontrollzentrum sitzen und über Kybernetik oder dialektisches Denken philosophieren. Die titelgebende Frage, die man sich ob der krisengebeutelten Gegenwart stellen kann, beantworten sie zwar nicht, präsentieren aber drei sehr unterhaltsame Charakterstudien. Gespielt ab 19.30 Uhr, Tickets erstehen Sie ab 12 Euro unter diesem Link.
Grübelstoff – Mit dem Frühjahr kommen die Pläne: Jetzt soll all das nachgeholt werden, was im Winter liegenblieben ist oder verpasst wurde. Das kann überwältigend sein. Grund, mal andersrum zu grübeln: Was kommt diesen Frühling auf Ihre Not-To-Do-Liste?
Kiekste
Na, wie viele Kippen, Kronkorken und tarngefleckte Stare entdecken Sie? Dank an Leser Fritz Engel! Weitere Berlin-Bilder gern an checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem KIEKSTE-Wettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
>Berlin heute
Straßenverkehr – Möckernstraße (Kreuzberg): Sperrung für den Kfz-Verkehr zwischen Tempelhofer Ufer und Obentrautstraße (bis Mittwochabend).
Königstraße/Chausseestraße (Wannsee): Sperrung der Anbindung Chausseestraße für den Kfz-Verkehr (bis Ende Mai).
Am Danewend/Lebschützer Straße (Karow): Sperrung der Unterführung für den Kfz-Verkehr, eine Umleitung ist ausgewiesen (bis Freitagnachmittag).
Adlergestell (Adlershof): Zwischen Grauammerpfad und Drosselsteig ist die Fahrbahn auf zwei Fahrstreifen verengt (bis Anfang Mai).
Kiefholzstraße (Baumschulenweg): Zwischen Gondeker Straße und der Brücke über Britzer Verbindungskanal steht nur ein gemeinsamer Fahrstreifen für beide Richtungen zur Verfügung. Eine Baustelleampel regelt den Verkehr (bis Mitte Juli).
Landsberger Allee (Fennpfuhl): Zwischen Oderbruchstraße und Vulkanstraße sind nur je zwei Spuren verfügbar (Gesamtbaumaßnahme bis Ende 2029).
Sandhauser Straße (Heiligensee): In beiden Richtungen steht in Höhe Rallenweg nur ein gemeinsamer Fahrstreifen wechselseitig zur Verfügung (bis Anfang Mai).
Mahlsdorfer Straße (Köpenick): Zwischen Hirtestraße und Kaulsdorfer Straße ist die Fahrbahn in beiden Richtungen verschwenkt und verengt (bis Mitte Mai).
Columbiadamm (Neukölln): In Höhe Fontanestraße ist in Richtung Flughafenstraße nur eine Spur verfügbar. Die südliche Fontanestraße (in Richtung Herrfurthplatz) ist vom Columbiadamm nicht erreichbar (bis Mitte Mai).
Hildburghauser Straße (Marienfelde): In Richtung Blanckertzweg ist hinter dem Tirschenreuther Ring die Fahrbahn auf einen Fahrsteifen verengt (bis Mitte Mai).
Hauptstraße (Rummelsburg): Zwischen Schlichtallee und Karlshorster Straße ist nur eine Spur befahrbar (bis Anfang Mai).
Roedernallee (Wittenau): In Richtung Lindauer Allee ist die Fahrbahn hinter der Thyssenstraße auf einen Fahrstreifen verengt (bis Mitte Mai).
A100 (Stadtring): Nächtliche Sperrung zwischen AS Hohenzollerndamm und Kreuz Schöneberg (21-5 Uhr).
Salvador-Allende-Straße (Köpenick): In Höhe Azaleenstraße regelt eine Baustellenampel wechselseitig den Verkehr (bis Mitte Juni).
Nahverkehr – BVG: Die U6 hält bis Freitag (3.30 Uhr) in Richtung Alt-Mariendorf nicht am U Seestraße. Bitte bis U Leopoldplatz oder U Wedding (barrierefrei) fahren und von dort zurück zum U Seestraße fahren. Bis zum 6. Mai hält die Linie in der gleichen Richtung zudem nicht am Bahnhof Unter den Linden. Um den Bahnhof Unter den Linden zu erreichen, fahren Sie bis zum Bahnhof Stadtmitte und von dort wieder zurück.
S-Bahn: Die S75 ist ab 22 Uhr bis Montag zwischen Springpfuhl und Wartenberg unterbrochen. Als Ersatz fahren Busse.
Demonstration – Bitte beachten Sie, dass es generell zu kurzfristigen Absagen oder Verboten kommen kann. Heute sind 27 Demos angemeldet (Stand: 14.4., 14 Uhr), u.a. „Flashmob Wir streichen § 218 STGB“: 100 Personen, „Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung“, Mauerstraße (11.45-12.30 Uhr)
„Krieg in den Sudan“ (sic!): 100 Teilnehmende, Oranienplatz (17-20 Uhr)
„Krieg im Sudan: Endlich handeln!“: 50 Menschen, „Gesellschaft für bedrohte Völker“, Werderscher Mark (11-13 Uhr)
„Manne bleibt – Keine Räumung eines 84-Jährigen aus seinem Geburtshaus“: 20 Personen, „Bündnis Gemeinsam gegen Obdachlosigkeit und Zwangsräumungen“, Brunnenplatz (9-11 Uhr)
„Gegen die Normalisierung der AfD“: 20 Teilnehmende, Die Linke Treptow-Köpenick, Sterndamm (17.30-20.30 Uhr)
Gericht – Im juristischen Streit im Zusammenhang mit beschlagnahmten Immobilien, die einem Clan zugerechnet werden, beginnt ein weiteres Verfahren. Betroffen sind zwei 40- und 72-jährige Männer. In einem sogenannten selbstständigen Einziehungsverfahren werden zwei Anträge der Staatsanwaltschaft auf Einziehung von fünf Immobilien verhandelt, die aus Sicht der Ermittler mit Geld aus Straftaten erworben wurden (9.30 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal B 218).
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Wolfgang Branoner (68), Manager und Berater, ehemaliger Wirtschaftssenator (1998-2001, CDU) / Dagmar Frederic (79), Sängerin, Tänzerin und Moderatorin (u.a. „Wünsch dir was“) / Inge Gärtner-Roloff, „Siebenundsiebzig Jahre voller Leben, Liebe und Erfahrungen sind ein wahrer Segen, und wir sind dankbar, dass wir einen Teil dieses Lebensweges mit dir teilen dürfen. Deine Herzlichkeit, Güte und Lebensweisheit schenken vielen Menschen Freude und Inspiration. Möge das kommende Jahr ein weiteres Kapitel voller Glück, Gesundheit und Erfolg in deinem wundervollen Leben sein!“ / Thomas K. Glaser, „Zu deinem runden Geburtstag alle guten Wünsche, vor allem Gesundheit wünscht dir Paul.“ / Henning Harnisch (56), Vizepräsident von Alba Berlin, ehemaliger Basketballnationalspieler / Bernhard Lassahn (73), Schriftsteller (u.a. „Auf dem schwarzen Schiff“) und Teil der Dienstagspropheten im Zebrano-Theater / Hans-Georg Lorenz (81), Rechtsanwalt und Politiker, ehemals für die SPD im Abgeordnetenhaus (1979-2006) / Barbara Schneider-Kempf (70), ehemalige Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin (2004-2021) /Klaus Stiller (82), Schriftsteller („H-Protokoll“, „Tagebuch eines Weihbischofs“) / „Für unser ‚Urselchen‘ die besten Wünsche für das kommende Lebensjahr. Ganz liebe Grüße von deinen ehemaligen Nachbarn Dieter und Claudia“ / Matthias Wissmann (75), Lobbyist und Politiker, ehemaliger Verkehrsminister (1993-1998, CDU) / „Bonne Anniversaire mon Amour, auf noch wunderschöne Tage in Marseille und weitere viele schöne Momente mit Dir! Dein Sonnenschein.“
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Christa Axmann, verstorben am 25. März 2024 / Ingeborg Bernotat, * 20. März 1940 / Prof. Dr. Prof. h.c. Gudrun Kammasch, * 11. Mai 1942, langjährige Professorin für Lebensmitteltechnologie sowie u.a. Dekanin an der Beuth-Hochschule, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse / Curt Mohr, * 30. März 1930, ehemals Technischer Direktor im DIN / Dietrich Plinke, * 9. Dezember 1937 / Astrid Zielke-Brandt, * 17. September 1944
Stolperstein – Georg Camnitzer (Jg. 1894) lebte bis 1941 im Blindenwohnheim in der Wrangelstraße 6-7 in Steglitz. Danach musste der Buchbinder, wie alle Bewohner, ins sogenannte „Jüdische Blinden- und Taubstummenwohnheim“ in Weißensee umziehen. Im September 1942 deportierten die Nationalsozialisten Camnitzer mit fünfzehn seiner Nachbarn und der Leiterin des Blindenheims nach Theresienstadt. Ein halbes Jahr später wurde er dort ermordet.
Encore
Der Crimecheck, heute: ein Ministeriumskrimi
Zum Schluss kommen wir noch zum wöchentlichen „Crimecheck“, unserer Berlin-Krimi-Rubrik. Heute: „Geheimnisse, Lügen und andere Währungen“ von Wolfgang Ainetter, der früher als Journalist und zuletzt als Sprecher im Bundesverkehrsministerium all das kennengelernt hat, was er hier auf 312 Seiten in seinem „Ministeriumskrimi“ seziert. Ein herrlich enthüllender Spaß - vom anfänglichen Ratschlag an alle, die sich wiedererkennen, sich von Medienanwalt Christian Scherz vertreten zu lassen („leider nur gegen Honorar“) bis hin zum „Register der Eitelkeit“ am Schluss (wer da nicht alles drinsteht…). Kernsatz: „Das Regierungsviertel ist eben ein Dorf.“ In dem aber jede Menge Champagner getrunken und wird (Haymon Taschenbuch).
Ganz nüchtern betrachtet danken wir unseren Leserinnen und Lesern für viele sachdienliche Hinweise, heute u.a. Mirko Ückert, Mario Marcus und Bernd Wirth. Weitere Ideen und Recherchen aus der Redaktion kamen von Madlen Haarbach, Margarethe Gallersdörfer und Lotte Buschenhagen, die sich auch ums Stadtleben gekümmert hat. Für die Frühproduktion ist Neele Schumacher ganz früh aufgestanden, und Robert Ide schlägt sich die nächste Nacht um die Ohren, damit Sie morgen früh wieder auf dem neusten Stand der Dinge sind. Bis dahin,
Ihr Lorenz Maroldt