die Tage bis Weihnachten rennen. Was jetzt nicht schnellstens auf den Weg kommt, wird vor dem Jahreswechsel nichts mehr. Das weiß auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU), der sich selbst das beste Weihnachtsgeschenk machen und noch dieses Jahr die Verwaltungsreform auf den Weg bringen will. Nun aber droht auf den letzten Metern nochmal Ärger. In den aktuellen Gesetzesentwürfen hat die Koalition einige Änderungen vorgenommen, die aus Sicht der Linke das ganze Verfahren zum Scheitern bringen könnten. „Es hat sich einiges zum Schlechteren verändert. Was in der letzten Spitzenrunde besprochen wurde, passt nicht mehr zu dem, was jetzt im Entwurf steht“, kritisiert Hendrikje Klein, Sprecherin für Personal und Verwaltung der Linke-Fraktion.
Knackpunkt: Der Senat soll sein Eingriffsrecht nicht mehr bei Themen, die „dringende Gesamtinteressen“ Berlins betreffen, nutzen können, sondern bei allem, was „erhebliche Interessen Berlins“ betrifft, heißt es im Entwurf der Verfassungsänderung, die auch dem Checkpoint vorliegt. Ist doch einerlei, mögen Sie einwenden. Aus Sicht der linken Verwaltungsexpertin aber sorgen die Formulierungen dafür, dass der Senat sich künftig nach Gutdünken Themen annehmen könnte – oder eben auch nicht.
„Das ganze Gesetz sollte zu weniger Ping-Pong führen. Aktuell sieht es so aus, als würde man damit nur noch mehr Durcheinander und Willkür schaffen.“ Dafür, sagt Klein, habe man die Reform nicht machen wollen. „Wir standen bis zum jetzigen Zeitpunkt dahinter. Nun sieht es so aus, als ob das auseinanderbricht.“ So wie die Linke sehen das nicht alle Beteiligten. Einigen Redebedarf gibt es jedoch fraktionsübergreifend. Nächster Termin: Die Spitzenrunde am Freitag im Roten Rathaus.
Volldampf voraus heißt es heute in unserem Advents-Gewinnspiel. Hinter Türchen Nr. 3 verbergen sich Fahrkarten für den restlos ausverkauften Weihnachtszug der „Historischen S-Bahn e. V.“, die es exklusiv für Checkpoint-Abonnentinnen und -Abonnenten gibt.
Nicht der einzige Grund, warum sich ein Abo lohnt. Nur so erfahren Sie heute, wie es um die miese Bilanz beim Berliner Radwege-Ausbau in diesem Jahr steht. So viel sei verraten: Kai Wegner hat sich im Voraus viel zu weit über den Lenker gelehnt.
Und als würde das nicht reichen, verlosen wir nur unter Abonnenten heute fünf Exemplare des druckfrischen Krimis „Felix Blom. Der Schatten von Berlin“. Also schließen Sie am besten sofort ein Tagesspiegel-Abo ab und erhalten Sie die Checkpoint-Vollversion, alle T+-Artikel auf tagesspiegel.de und die Bezirksnewsletter 2 Monate lang für nur 2 Euro. Zum Angebot geht es hier.
Eher frostig kühl ists dieser Tage in Berlin. Die Kleingärtner der Stadt machen daher spätestens jetzt ihre Lauben winterfest. Zugleich beginnt damit die Hauptsaison für Laubeneinbrecher. Die machen sich zunehmend über die Hütten der Berliner Gärtner her. 2023 registrierte die Polizei mit 2013 Einbrüchen im Laubenidyll eine deutlich höhere Zahl als in den beiden Vorjahren. Auch in diesem Jahr waren es bis Ende Oktober bereits 1290. Wie schützt man die Hütte am besten? Optimal wären „hochwertige Sicherungen wie vergitterte Fenster oder einbruchshemmende Türen“, heißt es. Da die Häuschen aber oft aus Holz seien biete die Bausubstanz „wenig Sicherheit gegen Einbrüche und lässt ein wirksames Nachrüsten von Sicherheitstechnik meist nicht zu“. Was laut Polizei trotzdem hilft:
+ Alle Fenster der Gartenlaube von außen vollflächig mit Voll-/Mulitplexplatten abdecken und mit Gewindeschrauben von innen befestigen
+ Wertvolle Gegenstände nicht sichtbar aufbewahren und aus der Laube entfernen
+ Außensteckdosen-Strom abschalten
+ Überwachungskameras installieren
Auf einem anderen Blatt steht, was die Gärten vor der Bebauung schützt. Schwarz-Rot ackert schon eine ganze Weile an einem Kleingartensicherungsgesetz. Die für diesen Herbst versprochene Ernte blieb aber bislang aus. Jetzt soll das Gesetz nach dem Jahreswechsel stehen. Berlins Kleingärten sollen dann geschützt werden – zumindest die meisten. Dabei ließen sich auf den Flächen viele Wohnungen bauen. Sehr viele. Die gut 70.000 Parzellen böten theoretisch Platz für rund 143.000 Wohnungen, hat das Tagesspiegel-Innolab errechnet. Wie sich die Gärten über die Stadt verteilen und welchen Kolonien tatsächlich das Ende droht, sehen sie auf der Projektseite. Und jetzt sind Sie gefragt:
Ist der Fußball politisch? Beim 1. FC Union gerade ziemlich – zumindest in der Chefetage. Der Ex-Manager und aktuelle Chefscout Oliver Ruhnert will als Berliner BSW-Spitzenkandidat in den Bundestag einziehen. Am Samstag stand er aber erstmal in Union-Jacke wieder im Stadion und brachte die BSW-Bundestagsabgeordnete Sevim Dağdelen mit in die Alte Försterei. Passend dazu stimmte Vereinspräsident Dirk Zingler einen Fangesang auf ihn an: Ruhnert wisse heute, „wie wir in Ostberlin ticken, deshalb finde ich es gut, dass er in Berlin für den Bundestag kandidiert“, lautet die recht unverhohlene Wahlwerbung im Interview mit der „Berliner Zeitung“.
Breit konnte er dort über Viktor Orbáns Stadionbesuch, die DDR, seine Sicht auf West- und Ostdeutsche („Wir sind ehrlicher, effektiver, schneller“) und die gesellschaftliche Lage sinnieren. Deutschland attestiert Zingler einen „großen Realitätsverlust. Wir benehmen uns wie in den letzten Jahren der DDR … Die Elite und das Volk leben aneinander vorbei.“ Nicht jedem Union-Fan schmeckt das. Unioner und Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk bereiten Zinglers Aussagen Pein wie ein Gegentreffer in der Nachspielzeit: Das ganze Interview falle unter „Ostdeutschtümelei und Kremlpropaganda“, resümierte er auf X. „Irre, wie ein kapitalistischer Unternehmer ein Lied auf den Sozialismus singt und dabei auch noch einen Ost-West-Graben schaufelt und dabei behauptet: Der Westen arbeitet am Graben.“
Telegramm
16 Lkw von zwei Betonherstellern haben in der Nacht zu Montag in Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf gebrannt. Angezündet wurden sie möglicherweise von Gegnern des A100-Ausbaus.
Ein 35-jähriger Berliner hat am Freitag den Eurojackpot mit mehr als drei Millionen Euro gewonnen. Ob nicht ein Teil davon für den Klassenfahrtfonds oder eine der vielen Haushaltskürzungen spendiert werden könnte? Herr Evers, hören Sie doch mal nach! Ansonsten muss wohl auch der Finanzsenator mal sein Glück beim Lotto versuchen.
Kultursenator Joe Chialo (CDU) will, dass sich die Bühnen mehr Gedanken machen, wie sie angesichts der Haushaltskürzungen selbst mehr Einnahmen generieren können. Beim Berliner Ensemble hat man da sofort eine Idee. Um den Erhalt zu sichern, verkauft die Referentin des Geschäftsführenden Direktors Birte Carstensen das Kunstwerk „Theater. Gerettet.“, eine auf die Geschäftsführer-Tür geklebte Banane (zu sehen hier). Preis: 5 Millionen Euro Verhandlungsbasis, inklusive der Tür. Liebe Bühnen und Kultureinrichtungen der Stadt, da geht doch bestimmt noch mehr, oder? Ideen gerne an checkpoint@tagesspiegel.de.
Das west-berliner Großbordell Artemis darf weiter ausbauen, entscheidet das Landgericht. Seit 2019 streiten der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf und die Betreiber darüber, ob eine nahe Lagerhalle zur Prostitution genutzt werden darf. Jetzt gaben die Richter das Go. Bedingung unter anderem: Schallisolierende Fenster – gegen den Autobahnlärm.
Berlins Fahrraddiebe machen keine Pause. Auch vergangene Woche wurden 221 Räder gestohlen. Die meisten davon in der Köpenicker Bahnhofsstraße, dem Charitéviertel in Mitte und im Kreuzberger Wrangelkiez. Auf unserer Fahrraddiebstahl-Karte sehen Sie, wie die Lage in Ihrem Kiez ist.
Wenn darunter auch Ihres war, lesen Sie hier bitte weiter. Die Polizei hat am Treptower Park immerhin drei gestohlene Räder gefunden, weiß aber nicht, wem sie gehören. Vermissen Sie Ihr Mountainbike der Marke „McKenzie“ (Rahmennummern MK040321 oder HA9037-1) oder Ihr „Bikestar“-Rad (Rahmennummer BI700SS01565)? Dann melden Sie sich bis zum 13. Dezember beim Polizeiabschnitt 35. Vielleicht geschieht ja ein Vorweihnachtswunder.
Unser Hinweis im gestrigen Checkpoint auf den „Amtventskalender“ des Statistikamts hat Leser Timo L. sogleich ausprobiert und erstaunliches beobachtet: Von 2019 auf 2020 ist die Menge an importiertem Gänsefleisch in Berlin rapide von über 7000 auf nur noch 911 Tonnen gesunken. Seitdem bleibt der Wert auf einem ähnlich niedrigen Niveau. Ist den Berlinern der Appetit auf Gans vergangen oder kommt der Gänsebraten nun aus Deutschland? Gans genau wissen wir es noch nicht, haben aber beim Statistikamt nachgefragt. Die Antwort steht noch aus.
Scrabble-Fans aufgepasst, wir haben ein schönes Wortmonster aus der Berliner Verwaltung für Sie: Einen – einmal tief Luft holen – „Lebensmittelkontrollobersekretäranwärter” sucht gerade das Bezirksamt Neukölln. Und was macht nun so ein Lebensmittelkontrollober..., na Sie wissen schon, eigentlich? „Im Rahmen Ihrer Tätigkeit überwachen Sie den Verkehr mit Lebensmitteln, kosmetischen Mitteln, Bedarfsgegenständen sowie Tabakerzeugnissen u.v.m.”, beschreibt das Bezirksamt. Falls das was für Sie ist, hier geht’s zur Ausschreibung.
Seit dieser Woche gibt es für Handwerkerinnen und Handwerker, die ihre Meisterprüfung nach dem 1. Januar 2024 abgelegt haben, eine Bonuszahlung in Höhe von 5000 Euro. Frauen erhalten 6000 Euro, sofern sie in „frauenatypischen Handwerksberufen“ arbeiten. Dazu zählen unter anderem Dachdeckerinnen, Fleischerinnen, Kanalbauerinnen oder Maurerinnen. Eine genaue Übersicht über Handwerksberufe, die selten von Frauen ausgeübt werden, finden Sie hier.
Zitat
„Wir wurden nicht gewählt, weil wir die coolste Truppe waren.“
CDU-Fraktionschef Dirk Stettner macht sich bei einem Ortstermin am Reinickendorfer Schäfersee über die Außenwirkung seiner Partei keine Illusionen. Wenn Berlin unter CDU-Führung aber wieder anfangen würde zu funktionieren, fänden das viele wohl trotzdem ziemlich lässig.
Kiekste
Berlin bleibt frech! Diesen Bild-Beweis hat Checkpoint-Leser Helmut Nawrot am Bahnhof Lichterfelde-Ost entdeckt, vielen Dank! Wir freuen uns auf Ihre Berlin-Bilder: checkpoint@tagesspiegel.de. Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
>Berliner Gesellschaft
Geburtstag – „Meine liebe Freundin Angelika Dienert wird 78! Eine tolle Frau! Ich wünsche noch viele entspannte Jahre in Gelassenheit und Freude“ / „Barbara Fellgiebel zu diesem stinknormalen Geburtstag (man soll die Feste feiern, wie sie fallen) alles, alles Gute, vor allem Gesundheit und die notwendige Energie zur Umsetzung vieler Pläne, europa- und weltweit“ / Cody Kessel (33), Volleyballprofi, spielte bis vor Kurzem für die Recycling Volleys, jetzt beim belgischen Verein VC Greenyard Maaseik / Simone Peter (59), bis 2018 Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, jetzt Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (Berlin) / Alice Schwarzer (82), Journalistin und Publizistin, Gründerin und Herausgeberin der „Emma“ / Jennifer Weist (38), Frontfrau von Jennifer Rostock, ihr erstes Live-Album „Live in Berlin“ wurde im Stadtbad Wedding aufgenommen (2012) / Katarina Witt (59), ehemalige Eiskunstläuferin, Unternehmerin, Schauspielerin und Moderatorin; gewann zahlreiche Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften und Europameisterschaften; 1988 moderierte sie auf der Berliner Radrennbahn Weißensee ein Konzert mit 120.000 Besuchern, bei dem u.a. City, Heinz Rudolf Kunze und Bryan Adams auftraten
Nachträglich: „Unsrer lieben Christel, nicht der von der Post, wünschen wir alles Liebe und Gute mit ‚Hauptstadtbrausen in der Heide‘ zum Geburtstag in Wathlingen“
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Kurt Koginna, *4. November 1948, verstorben am 23. November 2024 / Ingrid Ollenburg (geb. Hackel), * 3. Februar 1934, verstorben am 24. November 2024 / Christoph Radenberg, * 4. Juli 1947, verstorben am 29. Oktober 2024 / Editha Tamms-Li., * 27. Mai 1943, verstorben am 19. November 2024
Stolperstein – Heinrich Benjamin Kristeller wurde am 30. April 1871 in Berlin geboren. Er war als Kaufmann ins Berliner Adressbuch eingetragen, zuvor als Fabrikant. Verheiratet war er mit Alice Gräfenberg. Beide wurden am 14. September 1942 von den Nazis ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Heinrich starb am 3. Dezember 1942, offiziell an „Blutzersetzung“, wahrscheinlicher aber an den unerträglichen Lebensbedingungen im Lager. An Heinrich Benjamin Kristeller erinnert ein Stolperstein in der Augsburger Straße 27 in Charlottenburg.
Encore
Solche Mails bekommen wir gerne: „Bei Manja stehen Plätzchen für Euch alle.“ Doch schon bevor wir uns Richtung Weihnachtsgebäck aufmachen können, folgt die Ernüchterung. Die Nachricht stammt von Mitarbeitern des Bundesgesundheitsministeriums – und ist wohl leider nur zufällig in unserer Redaktion gegangen. Oder handelt es um einen öffentlich lancierten Mitarbeiteraufstand gegen die strengen Ess-Regeln ihres Chefs, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)? Wie auch immer. Wir verabschieden uns dann für heute mal selbst in die Weihnachtsbäckerei.
Frisch gebackene Meldungen und Recherchen kamen heute von Isabella Klose, Jessica Gummersbach und Valentin Petri sowie das Stadtleben Antje Scherer. Im Frühdienst holte Jasmine Dellé die Plätzchen aus dem Ofen. Morgen serviert Ihnen hier Ann-Kathrin Hipp das Stadtgeschehen. Machen Sie es gut!
Ihr Christian LatzBerlin braucht guten Journalismus!
Finden Sie auch? Unterstützen Sie uns!
JETZT GRATISMONAT STARTENSeit 2014 berichten wir exklusiv aus Berlins Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Wir stellten Berlins marode Schulen vor, bis die Politik reagierte. Wir standen vor dem Bürgeramt, bis es wieder Termine gab. Wir recherchieren hartnäckig und gründlich.
Das finden Sie gut? Dann unterstützen Sie uns mit dem neuen Tagesspiegel Plus-Abo! Für 14,99 € im Monat erhalten Sie den ungekürzten Checkpoint-Newsletter, den Checkpoint am Wochenende und das Beste vom Tagesspiegel im Web und in der App. Und Sie ermöglichen uns, auch weiterhin vor Ort zu sein, genau hinzuschauen und unabhängig zu bleiben. Die Anmeldung dauert nur eine Minute. Wir würden uns freuen!